Chipgehäuse

Die Ummantelung eines Halbleiterchips (eines Die) inklusive der Anschlussstellen (Leads, Pins oder Balls) bezeichnet man als Gehäuse oder Package. Es existieren zahlreiche Variationen solcher Gehäuse, die sich in ihrer Form, den verwendeten Materialien, der Anzahl und Anordnung der Pins und anderen Eigenschaften unterscheiden.

ICs in DIP-Gehäusen

Dieser Artikel erfasst die Gehäusevarianten für Integrierte Schaltungen, die für diskrete Bauelemente finden sich in der Liste von Halbleitergehäusen.

Standards

Standardisiert sind die Chipgehäuse durch die JEDEC (früher Joint Electron Device Engineering Council, heute JEDEC Solid State Technology Association), das Halbleiter-Standardisierungsgremium der EIA (Electronic Industries Alliance). Grundsätzlich unterscheidet man bei elektronischen Bauteilen zwischen bedrahteten, „durchsteckmontierbaren“ (Through Hole Technology – THT) und „oberflächenmontierbaren“ (Surface Mounted Technologys – SMT) Bauformen. „Surface Mounted Devices – SMD“ bezieht sich auf ein Bauteil der vorgenannten Gruppe.

Funktion

Ein Gehäuse dient dazu, den Halbleiterchip auf einer Leiterplatte zu befestigen und die integrierte Schaltung auf dem Halbleiterchip mit den Bauteilen auf der Leiterplatte zu verbinden. Hauptgründe sind zum einen der Schutz des Dies gegen Beschädigung. Zum anderen sind die unterschiedlichen geometrischen Abstände der elektrischen Anschlüsse auf einem Die und einer Leiterplatte zu überbrücken. Die Pads (Anschlüsse des IC-Die) werden mittels Gold-, Kupfer- oder Aluminiumdraht an ein Zwischenmaterial gebondet (angeschlossen). Dieses Zwischenmaterial ist ein gestanztes Kupferblech (Leadframe) oder eine kleine Leiterplatte, die in dieser Verwendung Substrat genannt wird. Neue Technologien verzichten auf Drähte und nutzen die Flip-Chip-Technologie. Der Anschluss an die Leiterplatte erfolgt schließlich über „Beinchen“ (Pins), die Teil des Leadframes sind, oder über kleine Lotkugeln (Balls).

Nach der Befestigung und Verdrahtung des ICs auf dem Zwischenmaterial wird es durch unterschiedliche Materialien (Kunststoff, Keramik, Metall) gegenüber Umwelteinflüssen geschützt. Keramiken und Metalle können den Chip hermetisch versiegeln, durch Kunststoffe können Wassermoleküle diffundieren. Aus Kostengründen wird heute fast ausschließlich Kunststoff mittels Spritzguss benutzt (fachspr. molding[1], engl.). Dabei können je nach Typ des Halbleiters auch Öffnungen für Licht (im Falle von EPROMs zum Löschen, im Fall von LEDs oder Laserdioden für den Lichtaustritt) den Blick auf den Halbleiter freigeben. Diese Öffnungen sind in der Regel mittels durchsichtigem Kunststoff oder Quarzglas geschlossen, so dass der Halbleiter nicht direkt der Umwelt ausgesetzt ist. Ausnahme sind Sensoren, die definierte Öffnungen haben, um Umwelteinflüsse (z. B. Druck, Licht etc.) zu messen.

Zur besseren Wärmeableitung des Chips haben einige Gehäuse Kühlkörper (Heatsinks oder Heatspreader) eingebaut (insbesondere bei Leistungstransistoren).

Um eine höhere Packungsdichte zu erreichen, können auch Bare Dies („nackte Chips“) direkt auf die Leiterplatte montiert und dort umhüllt werden. Werden verschiedene Dies in einem Gehäuse verpackt, spricht man von einem Multi-Chip-Modul.

Pins

Das Raster der Pins wird als Pitch (Rastermaß) bezeichnet. Da die ersten ICs aus dem anglo-amerikanischen Sprachbereich kamen, waren die Maße auf Zoll-Basis. Das „Grundmaß“ war demzufolge das Zoll und für kleine Maße wurde meist das „mil“ verwendet (11000 Zoll = 25,4 µm). Im Zuge der Internationalisierung setzen sich immer mehr die metrischen Maße durch, so dass typische Pitches heute bei z. B. 0,5 mm liegen.

Die Pins sind in der Regel an den seitlichen Kanten (z. B. DIL) oder der Unterseite (z. B. PGA) des Gehäuses platziert und haben die unterschiedlichsten Formen. Sie werden durch Löten mit der Leiterplatte verbunden, wobei die unterschiedlichen Formen die verschiedenen Lötarten unterstützen. Bauelemente im THT-Gehäuse werden üblicherweise nur auf der Bestückungsseite einer Leiterplatte platziert. Die bestückte Baugruppe wird dann durch Wellenlöten gelötet (die Unterseite der Leiterplatte wird über ein Lotbad gezogen, an dessen Ende das Bad durch Stauung eine Welle erzeugt, daher der Name). Durch zusätzliches Selektivlöten können THT-Bauelemente auch auf der zweiten Seite der Leiterplatte bestückt und gelötet werden. Das ist jedoch mit einem zusätzlichen Fertigungsschritt verbunden.

SMD-Bauteile können sowohl auf der Bestückseite als auch auf der Lötseite der Leiterplatte platziert werden. Anschließend werden sie auf beiden Seiten der Leiterplatte durch Reflow-Löten oder Dampfphasenlöten kontaktiert. Alternativ können auch SMD-Bauelemente durch Wellenlöten aufgebracht werden. Dafür müssen sie sich auf der Lötseite befinden. Die Bauelemente müssen wellenlötfest sein, d. h., das Gehäuse und das Bauelement an sich müssen die Lötbadtemperatur aushalten. Auch dürfen die Pins durch das Lot nicht kurzgeschlossen werden. Hier sind die Pinformen und -abstände von entscheidender Bedeutung, so dass sich nur wenige SMD-Bauformen, bei denen die Abstände möglichst groß sind, für diese Art des Lötens eignen. ICs mit Pins auf allen vier Seiten des Gehäuses müssen beim Wellenlöten vorzugsweise diagonal zur Lötrichtung ausgerichtet sein, damit sich möglichst wenige Lotbrücken bilden.

Manche Formen der Pins eignen sich auch dazu, das IC in eine Fassung zu stecken, so dass es nicht mehr eingelötet werden muss. (Die Fassung muss aber immer noch verlötet werden.)

Bei manchen Bauteilen (insbesondere leistungsfähige Mikroprozessoren) ist die Anzahl der Pins derart hoch, dass die Seiten nicht mehr ausreichen, um die Beinchen aufzunehmen. Deshalb haben moderne ICs häufig keine Pins mehr an den Seiten, sondern sie werden mittels Pins oder Lotkugeln an der Unterseite des Gehäuses (Ball Grid Array, BGA) auf der Leiterplatte befestigt. Bei den Lotkugeln funktioniert das nur noch per Reflow-Löten. Bei den Pins an der Unterseite wird üblicherweise Wellenlöten eingesetzt.

Typen

Da die JEDEC-Bezeichnungen nicht sehr eingängig sind, haben sich in der Industrie einfachere Abkürzungen durchgesetzt, die man als Quasi-Standard bezeichnen kann. Dabei werden weitestgehend Akronyme benutzt, die die eigentliche Bauform beschreiben.

Anschlusskammbasierte Gehäuse (engl. lead frame based packages)
Montage­formÜber­gruppeKurz­bezeich­nungengl. Bezeich­nungdt. Bezeich­nungBeschreibung / Definition
THTTO Transistor Single OutlineVerschiedene Gehäuse mit meist zwei bzw. drei Anschlüssen für Kleinleistungs- und Leistungshalbleiter (z. B. TO-220), es existieren auch SMD-Versionen
THTPFM Plastic Flange Mount PackageAnschlüsse in einer Reihe unterhalb einer Befestigungslasche, Raster 5,08 bis 1,27 mm
THTSIP Single In-Line PackageGehäuse mit einer Anschlussreihe, meist im Raster 2,54 mm
THTZIP Zigzag Inline PackageAnschlüsse auf einer Seite im Zickzack, Gehäuse steht hochkant
THTZIPCZIP Ceramic Zigzag Inline PackageZIP in Keramikgehäuse
THTDIL Dual In-LineGehäuse mit Anschlüssen an zwei Seiten, meist im Raster 2,54 mm (=100 mil), die „Urform“ der Chipgehäuse
THTDIP Dual In-Line Packagewie DIL
THTDIPPDIP Plastic Dual In-Line Packagewie DIP im Plastikgehäuse
THTDIPSDIP Shrink Dual In-Line Packagewie DIP mit kleineren Abmessungen, Raster 2,54 bis 1,27 mm
THTDIPCDIP Glass Sealed Ceramic Dual In-Line Packagewie DIP im Keramikgehäuse
THTDIPCDIP-SB Side-Braze Ceramic Dual In-Line Packagewie DIP im Keramikgehäuse
SMDTO bzw. DPAK Transistor Single Outlineexistiert auch als THT-Version und wird für Leistungstransistoren benutzt (z. B. DPAK/TO252, D2PAK/TO263)
SMDSOD Small Outline DiodeFür Dioden
SMDSODSOD80 3,7 mm × 1,6 mm
SMDSODSOD123 2,675 mm × 1,6 mm × 1,15 mm
SMDSODSOD223 6,5 mm × 3,5 mm × 1,65 mm
SMDSODSOD323 1,7 mm × 1,25 mm × 0,95 mm
SMDSODSOD523 1,2 mm × 0,8 mm × 0,6 mm
SMDSOT Small Outline TransistorFür Transistoren
SMDSOTSOT23 3 mm × 1,75 mm × 1,3 mm
SMDSOTSOT223 6,7 mm × 3,7 mm × 1,8 mm mit 4 Anschlüssen, von denen einer als Heatsink verbreitert ist
SMDSOTSOT323 2,2 mm × 1,35 mm × 1,1 mm
SMDSOTSOT143 3 mm × 1,4 mm × 1,1 mm
SMDDFP Dual Flat PackPins an beiden Längsseiten, Raster 0,65 mm
SMDDFNUDFN Ultra-Dual Flat No LeadPins an beiden Längsseiten, z. B. 6-UDFN mit 6 Pins
SMDTFP Triple Flat PackPins an drei Seiten, Raster 0,8 mm
SMDQFP Quad Flat PackagePins an vier Seiten, Raster 1,27 bis 0,4 mm, von diesem Grundtyp wurden verschiedene Derivate abgeleitet, die jeweils einen anderen Buchstaben als Präfix voranstellen:
SMDQFPLQFP Low Profile Quad Flat Packwie QFP, dünnes Gehäuse
SMDQFPTQFP Thin Quad Flat Packwie QFP, dünnes Gehäuse
SMDQFPVQFP Very Thin Quad Flat Packwie QFP, sehr dünnes Gehäuse, Raster 0,8 bis 0,4 mm
SMDQFPHQFP Thermally Enhanced Quad Flat Packwie QFP, thermisch verstärkt
SMDQFPMQFP Metric Quad Flat Packwie QFP, Pins haben metrische Abstände
SMDQFN Quad Flat No Leads Packageauch als MLF Micro Lead Frame, oder als MFP für Micro lead Frame Package bezeichnet: Die Bezeichnungen umfassen eine ganze Familie von IC-Gehäusen. Es ragen die Pins nicht seitlich über die Abmessungen der Plastikummantelung hinaus, sondern sind nur von der Unterseite zugänglich, damit haben sie einen kleineren Platzbedarf;
SMDQFNQVQFN Very Thin Quad Flat pack No-leadswie QFN, sehr dünnes Gehäuse
SMDSOP SOICSmall-Outline Packagemeist im Raster 1,27 mm
SMDSOPSSOP Shrink Small Outline Packagekleineres Raster als SOP, meist 0,65 mm, außerdem flacher
SMDSOPTSSOP Thin Shrink Small Outline Packageflacher als SSOP
SMDSOPTSOP Thin Small Outline Packagewie SOP, jedoch meist im Raster 0,635 bzw. 0,65 mm
SMDSOPHTSSOP Heat-Sink Thin Small-Outline Packagewie TSOP, mit Pad zur Wärmeabfuhr oder Metallrücken
SMDSOPTVSOP Thin Very Small-Outline Packagewie TSOP, dünneres Gehäuse
SMDSOPQSOP Quarter-Size Small-Outline packageebenfalls kleiner als SOP, i. d. R. im Raster 0,635 mm
SMDSOPVSOP Very Small-Outline Packagewie SOP, kleineres Raster
SMDSOPHSOP Thermally Enhanced Small-Outline Packagewie SOP, thermisch verstärkt
SMDSOJ J-Leaded Small-Outline Packagedie Pins sind unter das Gehäuse gebogen, so dass sie für Sockel geeignet sind
SMDSOJJLCC J-Leaded Ceramic or Metal Chip Carrierwie SOJ
SMDSOJPLCC Plastic Leaded Chip Carrierwie SOJ
SMDSOJLPCC Leadless Plastic Chip Carrierwie PLCC
SMDSOJLCCC Leadless Ceramic Chip Carrierwie PLCC im Keramikgehäuse

Substratbasierte Gehäuse
Montage­formÜber­gruppeKurz­bezeich­nungengl. Bezeich­nungdt. Bezeich­nungBeschreibung / Definition
SMDLGA Land Grid ArrayPackage mit Kontaktflächen an der Unterseite
SMDLGATVFLGA Thin Very-Fine Land Grid Arraywie LGA, mit kleinerem Raster
SMDPGA Pin Grid ArrayPackage mit Pins an der Unterseite, sind die Pins versetzt angeordnet spricht man von einem Staggered Pin Grid Array (SPGA)
SMDPGAPPGA Plastic Pin Grid Arraywie PGA im Plastikgehäuse
SMDPGACPGA Ceramic Pin Grid Arraywie PGA im Keramikgehäuse
SMDPGAOPGA Organic Pin Grid Arraywie PGA im „organischen“ Kunststoffgehäuse
SMDPGAFCPGA Flip-Chip Pin Grid Array
SMDBGA Ball Grid ArrayPackage mit kleinen Lotkügelchen an der Unterseite
SMDBGAFBGA Fine Pitch BGABGA-Package mit verringertem Lötpunktabstand
SMDBGAFCBGA Flip Chip Ball Grid Array
SMDBGACBGA Ceramic Ball Grid Arraywie BGA im Keramikgehäuse
SMDBGAMAPBGA Mold Array Process BGA
SMDBGACSP Chip Scale Packagebesonders kleine Form des BGA
SMDBGAHSBGA Heat Slug Ball Grid Array
SMDBGACCGA Ceramic Column Grid Arrayhöhere Zuverlässigkeit durch Zylinderförmige Anschlüsse statt Kugeln
SpezialTCP Tape Carrier PackageDie mittels Bumps auf kupferkaschierter Folie

Galerie


Commons: IC packages – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Karl-Friedrich Becker: Molding. In: Fraunhofer IZM. Fraunhofer IZM, abgerufen am 20. Februar 2019 (deutsch, englisch).
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