TASD-Studie

Die TASD-Studie („Türkische Akademiker und Studierende in Deutschland“) ist die bisher umfangreichste[1] Sozialstudie, die erstmals die Lebenseinstellungen, Gewohnheiten und Einstellungen der türkischen Bildungseliten in Deutschland erhebt und analysiert. Bis Januar 2010 erschien die Studie in zwei Teilen.

Initiator und Unterstützer

Initiator der TASD-Studie ist das futureorg-Institut für angewandte Zukunfts- und Organisationsforschung aus Krefeld, einem privatwirtschaftlichen Forschungsinstitut, welches mit wissenschaftlichen Methoden auf dem Gebiet der Zukunfts- und der Trendforschung aktiv ist.

Die TASD-Studie wird von verschiedenen Migrantenverbänden wie der „Türkischen Gemeinde in Deutschland“, der „Föderation Türkischer Elternvereine in NRW“, der „Türkisch-Deutsche Akademiker- und Studentenplattform“, der „European Assembly of Turkish Academics“, der „Türkisches Wissenschafts- und Technologiezentrum“ und vom „Türkischen Studentenverein in Münster“ unterstützt.

Anlass

Zentrale Annahme der TASD-Studie, welche der Anlass der Sozialstudie ist, lautet: „Akademiker und Studierende gehören im Allgemeinen zur Bildungselite einer Gesellschaft. Aufgrund ihrer Ausbildung werden sie befähigt, wichtige Positionen in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik sowie Verwaltung einzunehmen, durch welche sie die Zukunft einer Gesellschaft prägen. Damit stellen sie eine wichtige Ressource in einer Gesellschaft dar.“ (Zwischenauswertung, S. 5). Die Relevanz dieser Annahme werde durch verschiedene sozioökonomische Veränderungsprozesse wie demografischer Wandel, Fachkräftemangel und Multikulturalisierung der deutschen Gesellschaft verstärkt. In Korrespondenz dazu steht das Problem, dass über die türkischen Bildungseliten bzw. über Bildungseliten mit Migrationshintergrund kaum zuverlässige und fundierte Erkenntnisse vorliegen.

Erhebungsmethode

Weil Ämter und Behörden in Deutschland, beispielsweise Universitäten oder das Statistische Bundesamt, ausschließlich die Staatsbürgerschaft und nicht das Herkunftsland in Deutschland ansässiger Personen erfassen,[2] sah sich futureorg bei der Erhebung erheblichen Schwierigkeiten ausgesetzt.

Futureorg erfasste seine Daten vor allem im Internet durch einen Fragebogen, den 254 Personen beantworteten und von denen ungefähr drei Viertel in Deutschland geboren wurden.[3][4] Der Online-Fragebogen umfasste 370 Fragen bzw. 800 Items, so genannte Erhebungseinheiten, die auf zwölf Themenbereiche entfielen:

  • Demografische Daten
  • Beruf / Studium
  • Finanzen / Sparverhalten
  • Familie / Ehe / Partnerschaft
  • Einkaufsverhalten
  • Freizeitverhalten
  • Internetnutzungsverhalten
  • Medienkonsum
  • Wohnsituation
  • Politik
  • Ehrenamtliches Engagement und
  • Religion

Ausgewählte Zwischenergebnisse

Eine überwiegende Mehrheit von 73 % der Befragten wurde in Deutschland geboren. Ebenso ist eine übergroße Mehrheit mit ihrem Leben in der Bundesrepublik zufrieden. Im Fragenbereich zur Familie ergab die Auswertung, dass nur eine verschwindend geringe Minderheit ein überwiegend schlechtes Verhältnis zu ihren Eltern haben. In ihren Elternhäusern ist bei knapp 77 % der Befragten der Bildung als Aufstiegsmöglichkeit eine große Bedeutung beigemessen worden, wobei sich die Unterstützung oft mangels kulturellen Kapitals auf Sachleistungen wie Bücher oder Computer beschränkte. Bezüglich politischer Zusammenhänge bezeichneten sich 83 % der Befragten als interessiert. Die überwältigende Mehrheit von 80 % bescheinigte der deutschen Integrationspolitik eine geringe bis fehlende Glaubwürdigkeit. Auch sind 38 % in die Türkei abwanderungswillig.[5] Von diesen geben 42 % an, keine Verbundenheit mit Deutschland zu empfinden.

Rezeption

Repräsentativität

Bei der TASD-Studie handelt es sich um keine repräsentative Studie, da über die Grundgesamtheit der türkischen Akademiker und Studierenden in Deutschland keine Daten vorliegen. Es ist unbekannt, wie viele türkische bzw. türkischstämmiger Akademiker und Studierende in Deutschland leben, wie die Geschlechter- oder Altersverteilung aussieht. Folglich zeigt die TASD-Studie Tendenzen der Befragten zu den abgefragten Themengebieten.[6]

Politik und Medien

Die TASD-Studie erfuhr politische und mediale Aufmerksamkeit. So griff beispielsweise die grüne Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag als Teil ihres migrationspolitischen Deliberationsprozesses auf.[7]

Literatur

Einzelnachweise

  1. @1@2Vorlage:Toter Link/www.ad-hoc-news.deVom Hauptschueler zum Professor (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) 16. Februar 2008. ddp-Mitteilung für ad-hoc-news.de „[...] Auch Kamuran Sezer freut sich über diese außergewöhnliche Biografie. Sezer arbeitet mit der Organisation «Futureorg» zurzeit an der umfangreichsten Studie über türkische Akademiker in Deutschland.[...]“
  2. Flocke, Janine: Der vergessene Brain Drain, in: ZEIT Online, 31. März 2008. Zugriff am 30. Januar 2010.
  3. Sontheimer, Michael: Jung, gut und unerwünscht, in: Der Spiegel 21/2008, 19. Mai 2008. Zugriff am 30. Januar 2010. „Das Krefelder Institut futureorg hat gerade 250 türkische und türkischstämmige Akademiker befragt, von denen knapp drei Viertel in der Bundesrepublik geboren wurden.“
  4. Seker, Nimet: Verschenktes Potenzial, in: qantara.de, 2008. Zugriff am 30. Januar 2010.
  5. Exodus von Mustermigranten - Abschied aus Almanya. In: UniSpiegel. 10. September 2009. Zugriff am 30. Januar 2010. „In einer aktuellen Studie zu den Einstellungen deutschtürkischer Akademiker und Studenten kommt das Krefelder sozialwissenschaftliche Institut Futureorg zu dem Ergebnis, dass fast 40 Prozent von ihnen planen, in das Land ihrer Eltern auszuwandern.“ In: Lenz Jacobsen:
  6. Leben in zwei Kulturen in: Focus Online „‚Natürlich erheben wir nicht den Anspruch, eine repräsentative Studie zu erstellen‘, so Sezer. Das sei schon deshalb nicht möglich, weil es keine gesicherte Zahl über die deutsch-türkische Bildungselite in Deutschland gebe. Die aber sei Voraussetzung für eine repräsentative Stichprobe. Doch seien „auch amtliche Statistiken über Studierende kritisch zu hinterfragen.“ Türken mit deutscher Staatsangehörigkeit werden dort nämlich nicht immer erfasst“.
  7. „Auswandern statt Einwandern? Warum wir den Kampf um Köpfe verlieren“. Podiumsdiskussion der Grünen im Landtag NRW, 31. Oktober 2008. Zugriff am 22. März 2013.
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