Tōkaidō-Shinkansen

Die Tōkaidō-Shinkansen (jap. 東海道新幹線), benannt nach der historischen Fernstraße Tōkaidō, ist eine 515,4 Kilometer lange, normalspurige japanische Eisenbahn-Schnellfahrstrecke der Bahngesellschaft JR Central zwischen den Bahnhöfen Tokio in Tokio und Shin-Osaka in Osaka.

Tōkaidō-Shinkansen
Strecke der Tōkaidō-Shinkansen
Streckenlänge:515,4 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:25 kV, 60 Hz ~
Höchstgeschwindigkeit:285 km/h
JR East: Tōhoku-Hauptlinie/ Tōhoku-Shinkansen
            
0,0 Tokio (東京駅)
               
JR East: Keiyō-Linie
            
            
Shinkansen-Betriebswerk
            
6,8 Shinagawa (品川駅)
               
JR East: Yamanote-Linie
                  
JR East: Hinkaku-Linie
               
Kawasaki (川崎駅)
               
JR East: Nambu-Linie
               
JR East: Hinkaku-Linie
            
Tsurumi (鶴見駅)
            
JR East: Tsurumi-Linie
            
25,5 Shin-Yokohama (新横浜駅) JR East: Yokohama-Linie
            
Higashi-Kanagawa (東神奈川駅)
            
Yokohama (横浜駅)
            
JR East: Negishi-Linie
            
JR East: Negishi-Linie
            
Ōfuna (大船駅)
            
JR East: Yokosuka-Linie
            
JR East: Sagami-Linie
            
Chigasaki (茅ヶ崎駅)
            
Kōzu (国府津駅)
            
JR Central: Gotemba-Linie
               
Odakyū Odawara-Linie
            
76,7 Odawara (小田原駅)
               
            
               
95,4 Atami (熱海駅)
JR East: Itō-Linie
JR East/ JR Central
Shin-Tanna-Tunnel (7959 m)
111,3 Mishima (三島駅)
Shinkansen-Betriebswerk
JR Central: Gotemba-Linie
Numazu (沼津駅)
135,0 Shin-Fuji (新富士駅)
Fuji (富士駅)
JR Central: Minobu-Linie
167,4 Shizuoka (静岡駅)
211,3 Kakegawa (掛川駅)
238,9 Hamamatsu (浜松駅)
            
Shinkansen-Betriebswerk
            
274,2 Toyohashi (豊橋駅)
JR Central: Iida-Linie
312,8 Mikawa-Anjō (三河安城駅)
JR Central: Taketoyo-Linie
Ōbu (大府駅)
JR Central: Chūō-Hauptlinie
JR Central: Kansai-Hauptlinie
342,0 Nagoya (名古屋駅)
367,1 Gifu-Hashima (岐阜羽島駅)
JR Central: Takayama-Hauptlinie
Gifu (岐阜駅)
JR Central/JR West
JR West: Hokuriku-Hauptlinie
408,2 Maibara (米原駅)
Shinkansen-Betriebswerk
JR West: Kusatsu-Linie
Kusatsu (草津駅)
JR West: Kosei-Linie
Yamashina (山科駅)
JR West: Nara-Linie
476,3 Kyōto (京都駅)
JR West: San’in-Hauptlinie
Shinkansen-Betriebswerk
515,4 Shin-Osaka (新大阪駅)
JR West: San’yō-Shinkansen

Mit mehr als 400.000 Reisenden pro Werktag gilt sie als die am stärksten belastete Hochgeschwindigkeitsstrecke der Welt.[1]

Geschichte

Die Betriebsaufnahme der Strecke erfolgte am 1. Oktober 1964, vor den Olympischen Sommerspielen von Tokio. Sie war die erste Strecke des Shinkansen-Systems und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h (ab Oktober 1965: 210 km/h) die erste Strecke für den Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsverkehr (planmäßige Höchstgeschwindigkeit über 200 km/h) weltweit.

Mit Tokio, Yokohama, Osaka und Nagoya verbindet die Strecke die vier größten Städte in Japan. Im Raum Tokio werden dabei drei Bahnhöfe durch die Tokaido-Shinkansen bedient: Tokio, Shinagawa und Shin-Yokohama.[2] Entlang der Strecke liegen insgesamt 16 Bahnhöfe,[3] die bedarfsabhängig bedient werden.

Das Hochgeschwindigkeitsnetz wurde durch die San’yō-Shinkansen im März 1972 bis Okayama (171 km) und 1975 bis Hakata (393 km) verlängert.

1971 verkehrten rund 100 Züge pro Tag und Richtung auf der Strecke.[4] Im März 1972 wurde eine computergestützte Zugüberwachung in Betrieb genommen.[3] Am 14. März 1992 startete JR Central mit dem Nozomi ein drittes Zugangebot auf der Strecke. Mit täglich zunächst zwei Zugpaaren verkehrten die neuen Züge der Shinkansen-Baureihe 300 mit einer Höchstgeschwindigkeit von 270 km/h. Die Fahrzeit auf der 515-km-Strecke konnte damit auf zweieinhalb Stunden reduziert werden. Weitere Einheiten der 300er Serie ergänzten in den folgenden Monaten den Nozomi und die acht Hikari- und drei Kodama-Züge.[5]

Zur Betriebsaufnahme verkehrten 60 Züge pro Tag über die Strecke. Im Juli 1967 wurde die Marke von 100 Millionen Reisenden erreicht. Ende der 1980er Jahre verkehrten 250 Züge pro Tag über die Strecke, bei mehr als 100 Millionen Reisenden pro Jahr. Der Anteil der Shinkansen am Modal Split auf der Verbindung zwischen Tokio und Ōsaka lag in dieser Zeit bei 85 Prozent.[3] Eine Studie in den frühen 1990er Jahren ergab, dass 55 Prozent des Verkehrs von anderen Eisenbahnlinien auf die Tōkaidō-Shinkansen übergingen. Aus der Luftfahrt waren 23 Prozent sowie aus Bussen und Pkw insgesamt 16 Prozent auf die neue Linie übergegangen. Sechs Prozent des Verkehrs sind neu entstanden. Der Luftverkehr zwischen Nagoya und Tokio wurde nach Eröffnung der Strecke eingestellt.[2] 132 Millionen Fahrgäste nutzten im Jahr 2002 die Tokaido-Shinkansen.[2]

Seit dem Fahrplanwechsel im Oktober 2003 liegt die Höchstgeschwindigkeit aller drei Zugarten (Nozomi, Hikari, Kodama) bei einheitlich 270 km/h. Seit März 2008 verkehren die Nozomi-Züge zwischen 6:50 und 10:10 Uhr bzw. 16:30 und 19:30 (jeweils Abfahrt Tokio) im Zehn-Minuten-Takt zwischen Tokio und Osaka. Die regelmäßige Reisezeit zwischen Tokio und Osaka liegt bei rund 155 Minuten. Die schnellsten, in Tagesrandlage verkehrenden, Züge zwischen Tokio und Osaka erreichen dabei eine Fahrzeit von 145 Minuten (213,2 km/h Reisegeschwindigkeit). Der schnellste Zug (N 1, ab 6:00 Uhr Tokio) legt die 1069 km lange Gesamtstrecke zwischen Tokio und Hakata in 290 Minuten zurück (221,2 km/h Reisegeschwindigkeit).[6]

Als betrieblich hinderlich gelten die Abzweiggeschwindigkeiten von nur 70 km/h auf den Unterwegsbahnhöfen, die von langsameren Zügen zur Überholung durch schnelle Züge genutzt werden.[6]

Zwischen Tokio und Osaka werden täglich 240 Abfahrten angeboten. Das Flugangebot liegt bei 114 Flügen. Der Marktanteil der Schiene (im Vergleich zum Flugverkehr) lag 2005 bei 81 Prozent, 2008 noch bei 80 Prozent. Zwischen Tokio und Okayama (676,3 km) lag der Marktanteil der Schiene 2008 bei 61 % (2005: 57 %), zwischen Tokio und Hiroshima (821,2 km) bei 54 % (2005: 47 %) sowie zwischen Tokio und Fukuoka bei 8 % (2005: 9 %).[6]

Im Fiskaljahr 2003 betrug die Verspätung lediglich 0,1 Minuten/Zug, Naturkatastrophen mit eingerechnet.[7] Eine Untersuchung der Verspätungsursachen für Verspätungen von mehr als zehn Minuten in den ersten fünf Betriebsjahren ergab, dass 52 Prozent auf Störungen der Signalanlagen, 36 Prozent auf Fahrleitungs-Störungen und 12 Prozent auf Unterwerk-Probleme zurückzuführen war.[4]

Bahnhöfe

Bahnhöfe
Japanisch Entfernung
von Tokio
(km)
Umsteigemöglichkeiten Ort
Tokio 東京 0 Tōhoku-Shinkansen, Jōetsu-Shinkansen, Tōkaidō-Hauptlinie, Keihin-Tōhoku-Linie, Yamanote-Linie, Chūō-Hauptlinie, Yokosuka-Linie, Sōbu-Hauptlinie, Keiyō-Linie, Marunouchi-Linie Chiyoda Präfektur Tokio
Shinagawa 品川 6,8 Tōkaidō-Hauptlinie, Keihin-Tōhoku-Linie, Yamanote-Linie, Yokosuka-Linie Minato
Shin-Yokohama 新横浜 25,5 Yokohama-Linie, U-Bahn Yokohama Yokohama Präfektur Kanagawa
Odawara 小田原 76,7 Tōkaidō-Hauptlinie, Odakyū Odawara-Linie Odawara
Atami 熱海 95,4 Tōkaidō-Hauptlinie, Itō-Linie Atami Präfektur Shizuoka
Mishima 三島 111,3 Tōkaidō-Hauptlinie Mishima
Shin-Fuji 新富士 135,0 Fuji
Shizuoka 静岡 167,4 Tōkaidō-Hauptlinie Shizuoka
Kakegawa 掛川 211,3 Tōkaidō-Hauptlinie Kakegawa
Hamamatsu 浜松 238,9 Tōkaidō-Hauptlinie Hamamatsu
Toyohashi 豊橋 274,2 Tōkaidō-Hauptlinie, Iida-Linie Toyohashi Präfektur Aichi
Mikawa-Anjō 三河安城 312,8 Tōkaidō-Hauptlinie Anjō
Nagoya 名古屋 342,0 Tōkaidō-Hauptlinie, Chūō-Hauptlinie, Kansai-Hauptlinie Nagoya
Gifu-Hashima 岐阜羽島 367,1 Hashima Präfektur Gifu
Maibara 米原 408,2 Tōkaidō-Hauptlinie, Hokuriku-Hauptlinie Maibara Präfektur Shiga
Kyōto 京都 476,3 Tōkaidō-Hauptlinie, Sanin-Hauptlinie, Kosei-Linie, Nara-Linie Kyōto Präfektur Kyōto
Shin-Osaka 新大阪 515,4 Tōkaidō-Hauptlinie, Takarazuka-Linie Osaka Präfektur Osaka

Streckenverlauf

Tokio – Nagoya

Am Bahnhof Tokio nimmt die Strecke ihren Ausgang: Tokio liegt in der Kantō-Ebene, der Hauptbahnhof in der Nähe des Kaiserpalasts. In der Ebene, noch parallel, aber hinter der Küstenlinie der Bucht von Tokio, wird Shinagawa mit seinem Eisenbahnknoten passiert. Quer durch den dichtbesiedelten Großraum Tokio weicht nun die Trassierung weiter landeinwärts ab, überbrückt den Tama (Fluss) und erschließt Kawasaki wie Yokohama. Westlich von Yokohama, nach dem Mündungsgebiet des Sagami, wird dann in denn Oiso-Hügeln Ninomiya (Kanagawa) und damit wieder Küstennähe erreicht.

Nach Durchmessen des Sakawa-Tals kürzt die Streckenführung zwischen Atami und Mishima im Shin-Tanna-Tunnel durch ihren gebirgigen Hals den Küstenverlauf der Izu-Halbinsel ab. Am Fuße des Ashitaka gelangt die Strecke in Hanglage nach der Stadt Fuji, von wo aus der höchste Berg Japans, der Fuji, herübergrüßt. Neuerlich das Küstengebirge mit zahlreichen Kunstbauten nützend, gelangt der Tokaido-Shinkansen über Shizuoka und Hamamatsu in die Nobi-Ebene und nach Nagoya.

Nagoya – Osaka

Nagoya wird westwärts verlassen, um in einer Senke zwischen den Ibuki-Bergen und den Suzuka-Bergen über Sekigahara aus der Nobi-Ebene in das Becken des Biwa-Sees überzusetzen. Im flachen Südteil erreicht die Strecke den Südzipfel des Gewässers und durchtunnelt dann die Hira-Berge bei Ōtsu hinein in das Stadtgebiet von Kyoto, das sich im Yamashiro - Becken ausdehnt. Rechtsseitig des Katsura-Flusses, dann des Yodo, wird in der Ebene Osaka mit seinem Bahnhof Bahnhof Shin-Osaka erreicht.

Commons: Tōkaidō-Shinkansen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. John Glover: Global insights into high speed rail. In: Modern Railways. Bd. 66, Nr. 734, 2009, ISSN 0026-8356, S. 64–69.
  2. Moshe Givoni: Development and Impact of the Modern High-speed Train: A Review. In: Transport Reviews. 26, Nr. 5, Jahr, ISSN 0144-1647, S. 593–611
  3. Meldung 25 Jahre Shinkansen. In: Eisenbahntechnische Rundschau, 38 (1989), Heft 12, S. 790 f.
  4. Unterhaltung einer Hochgeschwindigkeits-Eisenbahn. In: Die Bundesbahn, Jahrgang 45 (1971), Heft 15, ISSN 0007-5876, S. 755
  5. Meldung Neues Zugangebot zwischen Tokio und Ōsaka. In: Eisenbahntechnische Rundschau. 41, Nr. 6, 1992, S. 355 f.
  6. Sven Andersen: Dichterer Takt und schnellere Verbindungen in Japan. In: Eisenbahn-Revue International, Ausgabe Mai 2009, ISSN 1421-2811, S. 258–260
  7. Tokaido Shinkansen Sets an Outstanding Record – An Average Delay of 0.1 Minutes per Train for FY2003. JR Central, 8. April 2004, archiviert vom Original am 25. August 2009; abgerufen am 23. Oktober 2009 (japanisch).
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