Tüfels Chilen

Die Tüfels Chilen ist eine landschaftliche Besonderheit auf dem Gemeindegebiet von Zell / Kollbrunn im zürcherischen Tösstal. Es ist das Quellgebiet des Bäntalbaches, der durch das Bäntal fliesst.

Der Giessen des Bäntal-Bachs unweit der Tüüfels Chile
Tüfels Chilen

IUCN-Kategorie IV – Habitat/Species Management Area

Anzeigetafel Tüfels Chilen

Anzeigetafel Tüfels Chilen

Lage Schweiz Schweiz, Kanton Zürich, Kollbrunn, Gemeinde Zell ZH
Geographische Lage 47° 28′ N,  48′ O
Tüfels Chilen (Kanton Zürich)
Tüfels Chilen (Kanton Zürich)
Meereshöhe 565 m
Besonderheiten Tuffgestein
Tüfels Chilen

Entstehungsgeschichte

Die Formung dieser Landschaft, die heute als Naturdenkmal gilt,[1] entstand durch Tuffsteinbrüche. Der Tuffsteinabbau lässt sich schon zur Römerzeit vermuten. Darauf brachte ein Münzfund bei der Tüfels Chilen die Archäologen: ein römischer Dupondius oder ein As des Antoninus Pius für Faustina II (147–161 n. Chr.) schaffte die Verbindung zum römischen Vicus Vitudurum (Oberwinterthur). Hier entstanden zu jener Zeit unter der heutigen Kirche St. Arbogast Steinbauten mit Anteilen von Tuffsteinquadern.[2]

Bis ins 19. Jh. wurde hier Quelltuff abgebaut und für den Bau von Häusern und Strassen genutzt. «Der Nordturm der Stadtkirche Winterthur beweist den einstigen Gebrauch des Bäntaler Tuffs.»[3] Nach ihrem Verkauf im Jahre 1873 wurden die Gruben stillgelegt und mit dem Ende des Abbaus eroberte sich die Natur den Ort zurück. «Das Wasser welches aus 2 grossen und 2 kleinen Quellen fliesst und der Schatten, den der Wald spendet, schafften die Voraussetzungen für das Naturgebilde, wie es sich heute präsentiert.»[4] (Siehe auch Einzelnachweis Bolliger.)

Der schweizerdeutsche Name bedeutet auf Hochdeutsch «Kirche des Teufels». «Der Name geht zurück auf eine früher hier befindliche Grotte. Aus Quellen im oberen Teil des Moränenschutt-Hügels fliesst sehr kalkhaltiges Wasser über das Moos ins Bäntal hinunter. An der Luft scheidet sich der Kalk aus, verbindet sich mit dem Moos und lagert sich als poröses, aber sehr hartes Gestein ab. Die Grotte mit Quelle war vermutlich einst ein heidnisches Quellheiligtum und wurde im Mittelalter, wie so vieles, verteufelt.»[5] Das aus diesem biochemischen Prozess resultierende Gestein wird Quelltuff[6] oder Kalktuff genannt. Da es zwar hart, aber sehr porös ist, finden hin und wieder Felsstürze statt, die das Erscheinungsbild verändern können. Der letzte grössere Felssturz ereignete sich im Januar 2017.[7]

Tourismus

Im Jahre 1996 wurde das Gebiet um die Tüfels Chilen unter kantonalen Schutz gestellt. Es wurde zu einem beliebten Ausflugsziel für die Region und darüber hinaus. Viele Schulreisen besuchen den «mysteriösen» Ort, der auch mittels einer Wanderung erreichbar ist.[5]

Weiteres Wanderziel:

Bäntal-Giessen, Wasserfall des Bäntalbachs, Fallhöhe 5 m, Koord.703193/257957[8]

Literatur

  • Niklaus Müller, Norbert Schnyder: Tüfels Chilen – ein beeindruckendes Naturbauwerk. In: Meylania, 41, 2008, S. 39–42.
  • Kurt von der Dunk, Klaus von der Dunk: Moose unter der Lupe. IDH, Bad Münstereifel 1988.
  • R. Delarze, Y. Gonseth: Lebensräume der Schweiz. 2. Aufl., Bern 2008.
Commons: Tüfels Chilen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Martin Arnold, Ronald Decker et al.: Naturdenkmäler in der Schweiz. AT Verlag, Aarau 2013, ISBN 978-3-03800-669-5, S. 76 (online [PDF]).
  2. Bettina Hedinger: Zur römischen Epoche im Kanton Zürich: 1.5.3. Lokales Gewerbe und Handel. In: Baudirektion des Kantons Zürich, Kantonsarchäologie (Hrsg.): Berichte der Kantonsarchäologie Zürich. Nr. 15. Fotorotar AG, Zürich und Egg ZH 2000, ISBN 3-905647-28-1, S. 304305.
  3. Niklaus Müller, Norbert Schnyder: Tüfels Chilen - ein beeindruckendes Naturbauwerk. In: Meylania. Band 41, 2008, S. 40.
  4. Tüfels Chilen. Gemeinde Kollbrunn, abgerufen am 9. März 2020.
  5. Die Tüf÷els Chilen auf www.wanderseite.ch, abgerufen am 10. Februar 2020.
  6. Quelltuff auf www.mineralienatlas.de, abgerufen am 10. Februar 2020.
  7. Tüfels Chilen auf www.landbote.ch, abgerufen am 10. Februar 2020.
  8. Rudolf Bolliger: Giessen im Tösstal. 1. Auflage. Rudolf Bolliger, Weisslingen ZH 2020, ISBN 978-3-03307989-2, S. 53, 98, 126.
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