Sydney Freeland

Sydney Freeland (geboren 10. Oktober 1980 in Gallup, New Mexico) ist eine US-amerikanische Filmregisseurin und Drehbuchautorin. Sie wurde vor allem durch ihren ersten Spielfilm Drunktown’s Finest bekannt, der beim Sundance Film Festival 2014 uraufgeführt und auf mehreren anderen renommierten Filmfestivals, unter anderem dem Outfest und dem Heartland Filmfestival, Nominierungen beziehungsweise Auszeichnungen erhielt. Ihr zweiter Film Deidra und Laney – Diebstahl auf Schienen feierte seine Premiere ebenfalls auf dem Sundance Film Festival und ist seit März 2017 auf Netflix abrufbar.

Leben

Freeland wurde in Gallup im US-Bundesstaat New Mexico als Kind eines Navajo-Vaters und einer schottischen Mutter geboren.[1] Sie wuchs in einem Navajo-Reservat der Stadt auf[2] und studierte an der Academy of Art University in San Francisco,[3] die sie mit einem Master in Filmwissenschaften und einem Bachelor in Computeranimation abschloss.[1] 2004 erhielt sie zudem ein Stipendium des Fulbright-Programm, ihre Stipendien-Arbeit war eine Feldstudie zur Lage von Ureinwohnern in Ecuador. Zur ungefähr selben Zeit begann Freeland auch mit ihrer geschlechtsangleichenden Maßnahme.[2] 2007 erhielt sie erneut ein Stipendium, die Disney Scholarship für Studenten, die ein Praktikum in einem Walt Disney World Resort ermöglicht, und war im Folgejahr eine Halbfinalistin für eine Disney Fellowship für junge Drehbuchautoren. 2009 wurde ihr schließlich auch ein Stipendium des Sundance Institute überreicht, in dessen Native Lab junge Filmemacher mit indigenen Wurzeln gefördert werden.[1]

Karriere

Am Anfang ihrer Laufbahn war Freeland als Produktions- und Kamera-Assistentin sowie Drehbuchautorin tätig. Sie arbeitete in diesen Bereichen unter anderem für die Fernsehsender Food Network, Disney Channel, Comedy Central und National Geographic.[4] 2012 finanzierte sie per Kickstarter-Kampagne ihren sechs Minuten langen, von ihr verfassten Kurzfilm Hoverboard, der von Zurück in die Zukunft II inspiriert ist.[5] Zwei Jahre später führte sie Regie bei ihrem ersten Spielfilm Drunktown’s Finest, dessen Drehbuch sie auch schrieb. Der Coming-of-Age-Film handelt von drei jungen Personen, die davon träumen, dem harten Alltag eines Indianer-Reservats zu entfliehen und sich mit ihrer persönlichen Identität auseinandersetzen.[6] Der Titel leitet sich von einem kontrovers aufgenommenen Segment der ABC-Nachrichtensendung 20/20 ab, in dem Freelands Heimatstadt Gallup als Drunktown, USA bezeichnet wurde, da an der Grenze des Navajo-Reservats vermehrt Fälle von Alkoholismus auftraten.[7] Laut Freeland wollte sie mit ihrem Film negative Stereotype ihrer Heimat-Gemeinschaft bekämpfen.[8] Drunktown’s Finest wurde nach seiner Premiere auf dem Sundance Film Festival am 18. Januar 2014 von Kritikern positiv aufgenommen[9][10][11] und erhielt unter anderem Nominierungen beziehungsweise Auszeichnungen auf dem Outfest[12] und dem Heartland Filmfestival.[13]

2016 setzte Freeland, die selber trans ist,[14] die sechs Folgen der Webserie Her Story in Szene, in der es um den persönlichen und beruflichen Alltag zweier von Jen Richards und Angelica Ross verkörperten trans Frauen geht, die in Los Angeles wohnen.[15] Die Serie wurde für einen Emmy in der Kategorie Beste Kurzserie – Komödie oder Drama nominiert.[16] Im Folgejahr führte Freeland Regie bei der Krimi-Dramedy Deidra und Laney – Diebstahl auf Schienen mit Ashleigh Murray in der Hauptrolle. Sie handelt von zwei Schwestern, die durch das Ausrauben von Zügen die Kaution ihrer Mutter bezahlen wollen, um so nicht in Pflegefamilien zu kommen. Die Produktion feierte ihre Uraufführung am 23. Januar 2017 auf dem Sundance Film Festival, wo Freeland für den Publikumspreis Best of Next! nominiert war,[17] und wurde am 17. März weltweit auf Netflix veröffentlicht.[18]

Filmografie

  • 2008: The Migration (Kurzfilm)
  • 2012: Hoverboard (Kurzfilm, auch Drehbuch und Produktion)
  • 2014: Drunktown’s Finest (auch Drehbuch)
  • 2016: Her Story (Webserie, 6 Episoden)
  • 2017: Deidra und Laney – Diebstahl auf Schienen (Deidra & Laney Rob a Train)
  • 2018: Heathers (Fernsehserie, Episode 1x04)
  • 2018–2019: Grey’s Anatomy (Fernsehserie, 2 Episoden)
  • 2019: Station 19 (Fernsehserie, Episode 2x09)
  • 2019: Chambers (Fernsehserie, Episode 1x06)
  • 2019: Stadtgeschichten (Tales of the City, Fernsehserie, Episode 1x09)
  • 2019: Fear the Walking Dead (Fernsehserie, Episode 5x14)
  • 2019: Impulse (Fernsehserie, Episode 2x05)
  • 2019: Emergence (Fernsehserie, Episode 1x06)
  • 2020: Nancy Drew (Fernsehserie, Episode 1x10)
  • 2020: P-Valley (Fernsehserie, Episode 1x07)
  • 2020: The Walking Dead: World Beyond (Fernsehserie, Episode 1x09)
  • 2020: The Wilds (Fernsehserie, Episode 1x09)
  • 2021: Rutherford Falls (Fernsehserie, vier Episoden)
  • seit 2021: Reservation Dogs (Fernsehserie, Drehbuch, auch Regie zwei Episoden)

Auszeichnungen und Nominierungen (Auswahl)

Outfest 2014[19]

  • Auszeichnung: Großer Preis der Jury in der Kategorie US-amerikanischer Spielfilm (zusammen mit Chad Burris und Mateo Frazier), für Drunktown's Finest
  • Auszeichnung: Publikumspreis in der Kategorie US-amerikanischer Debütfilm (zusammen mit Chad Burris und Mateo Frazier), für Drunktown's Finest

Sundance Film Festival 2014[20]

  • Nominierung: Publikumspreis in der Kategorie Best of Next!, für Drunktown's Finest

Sundance Film Festival 2017[21]

  • Nominierung: Publikumspreis in der Kategorie Best of Next!, für Deidra & Laney Rob a Train

Einzelnachweise

  1. Sundance Institute Names 2009 Native Filmmaking Fellows Four Native Filmmakers To Receive Ford Foundation Film Fellowships: Attend Sundance Lab On Homelands Of Mescalero Apache Tribe, Receive Year-Round Support And Mentoring. In: Sundance Institute. 12. Mai 2009, abgerufen am 8. März 2020 (englisch).
  2. David Graver: 'Drunktown's Finest' Director Sydney Freeland On Growing Up Navajo and Trans. In: Vice. 22. Februar 2015, abgerufen am 8. März 2020 (englisch).
  3. Alison Pierce: 'Drunktown’s Finest' Director Paints a Dynamic Picture From Navajo Roots. In: Academy Art News. Dezember 2014, abgerufen am 8. März 2020 (englisch).
  4. Alex Ferrari: IFH 133: Sydney Freeland: Working with Netflix & Maintaining Creative Freedom. In: Indie Film Hustle. 27. Januar 2017, abgerufen am 8. März 2020 (englisch).
  5. Sydney Freeland: Hoverboard. In: Kickstarter.com. 8. Oktober 2013, abgerufen am 8. März 2020 (englisch).
  6. Lauren Wissot: Director Sydney Freeland Discusses Drunktown’s Finest. In: Filmmaker Magazine. 23. Januar 2014, abgerufen am 8. März 2020 (englisch).
  7. Jay Meehan: "Drunktown" a personal matter. In: Park Record. 18. Januar 2014, abgerufen am 8. März 2020 (englisch).
  8. Karley Sciortino: Why You Should See Drunktown’s Finest This Weekend. In: Vogue. 19. Februar 2015, abgerufen am 8. März 2020 (englisch).
  9. John DeFore: Drunktown's Finest: Sundance Review. In: The Hollywood Reporter. 22. Januar 2014, abgerufen am 8. März 2020 (englisch).
  10. Geoff Berkshire: Sundance Film Review: ‘Drunktown’s Finest’. In: Variety. 29. Januar 2014, abgerufen am 8. März 2020 (englisch).
  11. Martin Tsai: Review: ‘Drunktown’s Finest’ a didactic look at Navajo life. In: Los Angeles Times. 26. Februar 2015, abgerufen am 8. März 2020 (englisch).
  12. Steve Pond: ‘Drunktown’s Finest,’ ‘The Circle’ Win Top Outfest Awards. In: The Wrap. 20. Juli 2014, abgerufen am 8. März 2020 (englisch).
  13. 2014 Heartland Film Festival Announces Grand Prize Winners, Awards Over $115,000 to Independent Filmmakers. In: Heartland Film. 18. Oktober 2014, abgerufen am 8. März 2020 (englisch).
  14. Jude Dry: 8 Exciting Trans and Gender Nonconforming Filmmakers Shaking Up Hollywood. In: IndieWire. 14. Juli 2017, abgerufen am 8. März 2020 (englisch).
  15. Teresa Jusino: Interview: Her Story Director Sydney Freeland on Trans People Telling Trans Stories. In: The Mary Sue. 9. September 2015, abgerufen am 8. März 2020 (englisch).
  16. Mari Brighe: The Emmy-Nominated Trans Web Series Her Story Could Change Everything. In: The Advocate. 31. Juli 2016, abgerufen am 8. März 2020 (englisch).
  17. Guy Lodge: Film Review: ‘Deidra & Laney Rob a Train’. In: Variety. 16. März 2017, abgerufen am 8. März 2020 (englisch).
  18. Sheri Linden: ‘Deidra & Laney Rob a Train’: Film Review | Sundance 2017. In: The Hollywood Reporter. 1. Februar 2017, abgerufen am 8. März 2020 (englisch).
  19. Alex Stedman: Outfest L.A. Announces 2014 Film Festival Winners. In: Variety. 20. Juli 2014, abgerufen am 4. Oktober 2021 (englisch).
  20. Adrian Gomez: NM-made film premieres at Sundance. In: Albuquerque Journal. 19. Januar 2014, abgerufen am 8. März 2020 (englisch).
  21. Jude Dry: ‘Deidra & Laney Rob a Train’ Review: A High School Caper Comedy That Loses Steam — Sundance 2017. In: IndieWire. 26. Januar 2017, abgerufen am 4. Oktober 2021 (englisch).
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