Swist

Die Swist ist ein Fluss von 43,6 Kilometern Länge im Rheinland. Sie entspringt am Nordrand der Eifel bei Kalenborn (bei Altenahr) und mündet zwischen Weilerswist und Bliesheim von rechts und Südosten in den Rhein-Zufluss Erft. Vereinzelt wird die Swist auch Swistbach genannt.

Swist
Swist in Meckenheim

Swist in Meckenheim

Daten
Gewässerkennzahl DE: 2742
Lage Deutschland
Flusssystem Rhein
Abfluss über Erft Rhein Nordsee
Quelle bei Kalenborn (bei Altenahr)
50° 33′ 16″ N,  59′ 9″ O
Quellhöhe ca. 330 m ü. NHN[1]
Mündung bei Bliesheim in die Erft
50° 46′ 32″ N,  49′ 56″ O
Mündungshöhe ca. 106 m ü. NHN[1]
Höhenunterschied ca. 224 m
Sohlgefälle ca. 5,1 
Länge 43,7 km[2]
Einzugsgebiet 289,408 km²[2]
Abfluss[3]
AEo: 289,408 km²
an der Mündung
MNQ
MQ
Mq
241,89 l/s
956,27 l/s
3,3 l/(s km²)
Mittelstädte Meckenheim
Gemeinden Grafschaft, Swisttal, Weilerswist

Geographie

Verlauf

„Swistbachquelle“ in Kalenborn

Die Quelle liegt auf 330 m ü. NHN im nördlichen Teil der Eifel im Ahrgebirge, nördlich des Dorfes Kalenborn in der Verbandsgemeinde Altenahr im Landkreis Ahrweiler.

Die Swist fließt bei einem mittleren Gefälle von 5 ‰ zunächst bis Vettelhoven (Grafschaft) in Richtung Nordosten und verläuft dann mit lediglich 1,3 ‰ Gefälle durch die Voreifel. Sie fließt weiter entlang des Westhangs der Ville in der Bördelandschaft der Rheinbacher Lößplatte durch Meckenheim, Flerzheim, Morenhoven, Heimerzheim und Metternich. Der Gemeinde Swisttal und dem Ort Weilerswist gab das Flüsschen seinen Namen.

Auf 106 m ü. NN mündet die Swist zwischen Weilerswist und Bliesheim von rechts in die Erft.

Der 43,7 km lange Lauf der Swist endet ungefähr 224 Höhenmeter unterhalb ihrer Quelle, sie hat somit ein mittleres Sohlgefälle von etwa 5,1 ‰.

Einzugsgebiet

Das Einzugsgebiet liegt zwischen dem des Rheins bei Bonn bzw. dessen kleineren Zuläufen wie Hardtbach oder Alfterer Bornheimer Bach im Nordosten und dem der aufnehmenden Erft um Euskirchen dicht im Westen und keilt schon recht bald nordnordwestlich aus. Es ist ländlich geprägt und umfasst in der offenen Flur überwiegend Ackerflächen. Um die Oberläufe des Flüsschens und seiner vor allem linken bedeutsamen Zuläufe gibt es neben Wiesen und Weiden vor allem einen großen geschlossenen Anteil an Wald. Zum größeren Teil gehört das Einzugsgebiet zu Nordrhein-Westfalen, im Quellgebiet auch zu Rheinland-Pfalz.

Zuflüsse

Wichtigster Zufluss der Swist ist der Jungbach, der bei Stationierungskilometer 15,7 von links in die Swist mündet. Er entsteht in Schweinheim aus dem Zusammenfluss von linkem Steinbach und rechtem Sürstbach und heißt bis zum letzten Dorf Miel am Lauf zunächst Orbach oder auch Ohrbach. Mit einem 48,227 km² großen Einzugsgebiet trägt der 20,5< km lange Bach etwa ein Sechstel zu dem der Swist bei.

Zuflüsse der Swist
Stat.
in km
Name GKZ[Z 1] Lage Länge[Z 2]
in km
EZG[Z 2]
in km²
MQ
in l/s
Mün­dung
Koordinaten
Mündungs­höhe[Z 3]
in m ü. NHN
Bemerkungen
042,90 Kalenborner Bach 2742-112 rechts 000,5540 0001,0180  Kalenborn30600000auch Swistbach[Z 4]
042,40 Buchenwaldbach 2742-114 links0 001,0380 0001,0540  Kalenborn29600000[Z 4]
039,20 Nonnenbach 2742-12 rechts 002,2290 0001,9440  Esch25400000[Z 4]
038,10 Bach von Alteheck 2742-132 rechts 001,4530 0001,2620  Esch24300000auch Hahnenbach[Z 4]
035,30 N. N. 2742-134 links0 001,0820   Vettelhoven22500000
032,70 Bachelsgraben 2742-136 links0 001,6620   Eckendorf21900000
031,90 N. N. 2742-138 rechts 001,4410   Eckendorf21200000
029,70 Essigbach 2742-14 links0 005,9310 0007,6290  Adendorf18200000auch Essigsbach
029,30 Mühlengraben 2742-16 rechts 001,4450 0004,4050  Adendorf17800000auch Spießgraben
028,60 Altendorfer Bach 2742-2 links0 010,0420 0011,53400055,5900 Meckenheim17600000
027,20 Ersdorfer Bach 2742-32 links0 007,4750 0005,26700023,2900 Meckenheim17000000
024,70 Morsbach 2742-34 links0 006,7240 0012,34200050,3400 Meckenheim16100000auch Wormersdorfer Bach
022,70 Mühlenbach 2742-392 rechts 003,1340 0006,47900011,6800 Flerzheim15500000
019,10 Mühlengraben 2742-394 rechts 002,1490 0001,79000003,8600 Morenhoven14600000
019,10 Eulenbach 2742-4 links0 012,2970 0023,05900043,6600 Morenhoven14600000
017,60 Wallbach 2742-52 links0 008,9220 0022,60000057,9400 Morenhoven14300000
015,70 Steinbach 2742-6 links0 020,5360 0048,22700145,2400 Lützermiel14000000auch Ohrbach oder Jungbach
013,50 Buschbach 2742-74 rechts 008,2140 0021,96500024,5600 Dünstekoven13400000
012,70 Schießbach 2742-8 links0 013,7020 0016,62700027,8200 Heimerzheim13200000
012,20 Uhlshover Graben 2742-9?? rechts 001,8000   Heimerzheim13100000[Z 5]
012,10 N. N. 2742-912 rechts 001,6300 0001,02200002,3000 Heimerzheim13100000
011,50 Kottengrover Graben 2742-92 rechts 000,7330 0000,73600001,6400 Heimerzheim13000000
009,70 Kriegshover Bach 2742-94 rechts 004,2160 0008,04200019,6700 Burg Kriegshoven12700000
004,00 Müggenhausener Fließ 2742-96 links0 005,1570 0011,84600011,7600 Weilerswist11300000
000,70 Weilerswister Mühlgraben 2742-992 links0 002,8950   Gut Kühlseggen10700000
000,00 Swist[Z 6] 2742 043,7000 0289,40800956,2700 bei Bliesheim10600000mündet in die Erft

Anmerkungen zur Tabelle

  1. Gewässerkennzahl, in Deutschland die amtliche Fließgewässerkennziffer mit zur besseren Lesbarkeit eingefügtem Trenner hinter dem Präfix, das einheitlich für den allen gemeinsamen Vorfluter Swist steht.
  2. Gewässerverzeichnis des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW 2010 (XLS; 4,67 MB)(Hinweise)
  3. Messung anhand Deutscher Grundkarte 1:5000
  4. GeoExplorer der Wasserwirtschaftsverwaltung Rheinland-Pfalz (Hinweise)
  5. Verlauf bei OSM, da keine GKZ und weder bei TIM noch bei ELWAS auffindbar.
  6. Die Daten der Swist zum Vergleich

Flussgeschichte

Ursprünglich verlief die Ahr im heutigen Laufbett der Swist. Nachdem durch die Hebung des Ahrgebirges der Lauf nach Norden versperrt war, suchte sich die Ahr aber ihr Bett in direkter Verbindung zum Rhein.

Stellenweise findet sich der Hinweis auf die Swist als längstem Bachlauf Europas.[4] Dies ist vermutlich auf den ursprünglich sehr stark mäandrierenden Verlauf im Bereich des geringen Gefälles zwischen Vettelhoven und der Mündung zurückzuführen.[5] Seit den Begradigungen der Swist zu Anfang des 20. Jahrhunderts und spätestens seit der Kanalisierung der 1960er Jahre dürfte diese Information überholt sein.

Wasserführung und Hochwasser

Der Wasserstand der Swist schwankt sehr stark. Der Abfluss kann zwischen unter 0,1 und über 50 m³/s an der Mündung betragen.[6] So ereignete sich 1961 ein großes Hochwasser der Swist[7]. Dabei wurden zahlreiche Orte überflutet, manche Häuser waren nur mit Booten erreichbar. Besonders schwer betroffen waren Flerzheim und vor allem Heimerzheim. Aufgrund des Hochwassers wurde in den folgenden Jahren der natürliche Lauf der Swist durch den Erftverband wesentlich verändert. Über weite Strecken wurde ein sog. Trapezprofil angelegt und der Bach eingefasst. Dadurch stieg die Fließgeschwindigkeit deutlich an; mehrere Überflutungsflächen wie der ehemalige „Swistknick“ bei Dünstekoven fielen weg. Im Zuge der Arbeiten wurden entlang der Swist zahlreiche Wirtschaftswege angelegt, die von Spaziergängern und Radfahrern genutzt werden können.

1984 kam es trotz – oder gerade wegen – der Kanalisierung erneut zu einem ähnlich schweren Hochwasser wie 1961. Auch 2009 führte die Swist erneut starkes Hochwasser, es kam jedoch nur vereinzelt zu Überschwemmungen.[8] In der Nacht zum 15. Juli 2021 kam es nach starken Regenfällen zu schwerem Hochwasser. Dabei wurden dutzende Häuser vorerst unbewohnbar oder teils zerstört.

Als besonders problematisch erwiesen sich die hohe Fließgeschwindigkeit und die fehlenden Überflutungsflächen. Positiv hinsichtlich des Hochwasserschutzes kann sich jedoch die Steinbachtalsperre auswirken. Die Talsperre wurde zwar nicht zum Zweck des Hochwasserschutzes genehmigt und gebaut, jedoch entsteht aufgrund der Speicherfähigkeit des Gewässers eine zeitliche Verzögerung des Ablaufs des Steinbaches. Dieser positive Effekt hält an, bis die maximale Einstauhöhe erreicht ist und jeder weitere Zufluss in die Talsperre über die Hochwasserentlastung (Überfall) wieder abfließt.

In niederschlagsarmen Zeiten hingegen fallen viele Zuflüsse der Swist trocken.[9] Dies ist unter anderem auf die Grundwasserabsenkung infolge der Sümpfungsmaßnahmen für die Braunkohletagebaue zurückzuführen.

Renaturierung

Swist in Metternich
Swist in Flerzheim (2021)

Bereits seit den 1990er Jahren wird angestrebt, die Swist wieder natürlicher zu gestalten und die Gewässerqualität zu erhöhen. Nach einigen Vorarbeiten seit 2003 soll der Hauptteil der Maßnahmen zwischen 2013 und 2027 verwirklicht werden.[10][4] So werden beispielsweise bei Miel wieder Hochwasserausgleichsflächen, sog. Retentionsräume, angelegt und es soll die steinerne Einfassung des Flüsschens auf weiten Strecken rückgebaut werden.[11]

Historische Brücken

Die Römische Wasserleitung nach Köln überquerte das Tal der Swist zwischen Meckenheim und Rheinbach mit einer Bogenbrücke von 1400 Metern Länge und bis zu 10 Metern Höhe. Die Archäologen gehen davon aus, dass die Brücke einmal 295 Bögen mit einer lichten Weite von 3,56 m gehabt haben muss. Von dem Bauwerk ist, abgesehen von einem niedrigen Streifen aus Schutt, nichts mehr erhalten.[12]

In Lützermiel sind die Fundamente einer historischen Brücke erhalten, auf der die Bezirksstraße Bonn-Schleiden von 1823 die Swist überquerte; wie eine archäologische Untersuchung von 1998 ergab, kreuzte hier schon in römischer Zeit eine römische Straße die Swist.[13]

Einzelnachweise

  1. Deutsche Grundkarte 1:5000
  2. Gewässerverzeichnis des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW 2010 (XLS; 4,67 MB)(Hinweise)
  3. Fachinformationssystem ELWAS des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW (Hinweise)
  4. Die Swist. (PDF; 4,44 MB) Die Bäche und das Grundwasser im Swistgebiet – Zustand, Ursachen von Belastungen und Maßnahmen. Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, September 2008, abgerufen am 26. September 2017.
  5. Jean Joseph Tranchot: Topographische Aufnahme der Rheinlande. (1801–1814).
  6. Wasserstand und Abfluss. (ungeprüfte Rohdaten der fernübertragenen Stationen). In: HOWIS Erft. Erftverband, abgerufen am 26. September 2017.
  7. Hans-Peter Fuß: Eine solche Flutwelle habe ich noch nie gesehen. In: General-Anzeiger Bonn. 1. Juni 2001, abgerufen am 18. Januar 2014.
  8. Gerda Saxler-Schmidt: Oberkante Unterlippe: Swist-Hochwasser geht glimpflich aus. In: General-Anzeiger Bonn. 9. März 2009, abgerufen am 18. Januar 2014.
  9. Karl-Heinz Beier: Swist – Hydromorphologische Maßnahmen. (PDF; 1,3 MB) Erftverband, 25. April 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. Februar 2014; abgerufen am 18. Januar 2014.
  10. Naturnahe Umgestaltung der Swist im Retentionsraum Miel. In: EV-Telegramm 2/17. Erftverband, abgerufen am 26. September 2017.
  11. Bernd Bucher, Karl-Heinz Beier: Renaturierungsprojekte im Erfteinzugsgebiet in Kooperation mit dem Landesbetrieb Straßen.NRW. (PDF; 5,4 MB) Erftverband, 12. Februar 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Februar 2014; abgerufen am 18. Januar 2014.
  12. Klaus Grewe: Atlas der römischen Wasserleitungen nach Köln (= Rheinische Ausgrabungen. Band 26). Mit Beiträgen von Werner Brinker, Günther Garbrecht, Hansgerd Hellenkemper, Heinz-Otto Lamprecht, Horst D. Schulz, Edgar Thofern. Rheinland-Verlag, Köln 1986, ISBN 3-7927-0868-X, S. 134.
  13. Klaus Grewe: Der historische Swistübergang bei Lützermiel (= Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz [Hrsg.]: Rheinische Kunststätten. Heft 451). 1. Auflage. Neusser Druckerei und Verlag GmbH, Neuss 2000, ISBN 3-88094-860-7.
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