Sweetnighter

Sweetnighter ist das dritte Studioalbum von Weather Report. Das Album erreichte 1973 Platz 2 der Billboard Jazz Charts; nach seiner Veröffentlichung wurde die Formation im Leserpoll des Down Beat als „Jazzgruppe des Jahres“ gewählt.[2]

Entstehungsgeschichte

Anfang 1973 hatte die Band Weather Report zwar künstlerischen Erfolg, doch der kommerzielle Durchbruch blieb aus. Konzerte der Band waren – je nach Tagesform – entweder überragend oder verpufften trotz interessanter Sounds, da die Stücke der Band bisher eher als Vehikel für kollektive Improvisationen dienten. Daher wurde entschieden, die Band stärker in eine kommerzielle Richtung zu drehen. Joe Zawinul schlug vor, für das nächste Album Stücke als Grundlage zu nehmen, die Funk und Groove betont waren.[3]

Wayne Shorter und Miroslav Vitouš waren offenbar bereit, eine solche Änderung zuzulassen. Zawinul hatte daher auf Sweetnighter einen großen Einfluss. Er schrieb die Hälfte der Stücke und arrangierte auch Stücke von Shorter.[4] Zawinul holte für die Plattenaufnahme weitere Musiker wie den Schlagzeuger Herschel Dwellingham und den Multiinstrumentalisten Andrew White, der sowohl bei Fifth Dimension als auch bei Stevie Wonder durch einen funkorientierten Bass aufgefallen war.[5] Das Album, das nach einer Wayne-Shorter-Komposition benannt wurde, wurde mit wechselnden Besetzungen (vom Quintett bis zum Oktett) zwischen dem 3. und 7. Februar 1973 von Phil Giambalvo im Connecticut Recording Studio in New Haven aufgenommen.

Mit seinen Beiträgen begann Zawinul, Weather Reports Musik von Kollektivimprovisationen hin zu strukturierten Kompositionen mit Betonung auf Rhythmus, Groove und Funk zu lenken.[2][A 1][A 2][6] In Interviews sagte Zawinul später, er habe mit den Stücken „125th Street Congress“ und „Boogie Woogie Waltz“ den Hip-Hop-Beat erfunden.[2][7] Neben diesen beiden Stücken enthält Sweetnighter durchaus auch Stücke, die eher an die vorhergehenden Alben erinnern.[A 1]

Rezeption

Im Down Beat wurde Sweetnighter als so zentral angesehen, dass es in der gleichen Ausgabe mehrfach besprochen wurde. Joe Klee, der dem Album die Höchstnote (fünf Sterne) gab, stellte heraus, dass Weather Report zwar nicht die erste Band mit mehreren Perkussionisten war, aber die erfolgreichste. Das Team Grávátt, Dwellingham, Romão, Muruga produziere mehr als Polyrhythmen: Es spiele Perkussion mit der gleichen Intensität und Frische, wie sie Shorter auf seinen Hörnern, Zawinul auf seinen Keyboards und Vitouš auf dem Bass erzeuge. Dagegen gab Will Smith Sweetnighter nur drei Sterne und meinte, dass das Album ähnlich wie seine beiden Vorgänger zwar nett sei, aber nicht wirklich überzeugen könne. Trotz des Grooves bringe die Band zu wenig mit.[2]

Richard S. Ginell bewertet auf Allmusic das Album mit 4,5 von 5 Sternen und schreibt „Das Verschwinden des lockeren Ensemble-Zusammenspiels wird durch die Zunahme des rhythmischen Drucks mehr als aufgewogen“.[8][A 3] Hernan M. Campbell bewertet auf sputnikmusic.com Sweetnighter mit 4,5 von 5 Punkten als „superb“ und fasst seine Rezension zusammen mit „Sweetnighter lässt all die Avantgarde-Tendenzen seiner Vorgänger hinter sich und legt den Schwerpunkt auf mehr jubilierende Musik“.[9][A 4]

Die Kritiker Richard Cook und Brian Morton, die in The Penguin Guide to Jazz das Album mit der zweithöchsten Note von 3½ Sternen bewerteten, bezeichneten Sweetnighter als ein Werk der „Konsolidierung“ und hoben in diesem Zusammenhang den Boogie Woogie Waltz hervor, der (vor Erscheinen von Birdland 1977) die zugänglichste Komposition der Band war, außerdem den stärker zutage kommenden Aspekt der Postproduktion, was vor allem „den saftigen Nachhall der Keyboards und der Perkussion“ betreffe. Dies brachte den Gruppensound auf eine solidere Basis und war dafür verantwortlich, dass fortan die besten Produktionen der Band im Studio gelangen. Boogie Woogie Waltz und 125th Street Congress gingen anscheinend aus Jamsessions hervor, was ein hypnotisches Gefühl bewirkte; Miroslav Vitouš’ Will sei eine besonders schöne Komposition, die um Zawinuls Piano-Licks kreise.[10]

Titelliste

  1. Boogie Woogie Waltz (J. Zawinul) – 13:06
  2. Manolete (W. Shorter) – 5:58
  3. Adios (J. Zawinul) – 3:02
  4. 125th Street Congress (J. Zawinul) – 12:16
  5. Will (M. Vitouš) – 6:22
  6. Non-Stop Home (W. Shorter) – 3:53

Einzelnachweise

  1. http://www.discogs.com/Weather-Report-Boogie-Woogie-Waltz-Edited-Version/master/394425
  2. Sweetnighter | The Weather Report Annotated Discography (englisch)
  3. Michele Mercer Footprints: The Life and Work of Wayne Shorter Penguin 2007
  4. Stuart Nicholson Jazz Rock. A History Schirmer, New York 1998, S. 169
  5. Michele Mercer Footprints: The Life and Work of Wayne Shorter Penguin 2007
  6. Rezensionen zu Sweetnighter auf den Babyblauen Seiten
  7. Joe Zawinul: "Ich habe den Hip Hop-Beat erfunden!"laut.de – Interview
  8. Sweetnighter bei AllMusic (englisch)
  9. Rezension auf sputnikmusic.com (englisch)
  10. Richard Cook, Brian Morton: The Penguin Guide to Jazz on CD. 6. Auflage. Penguin, London 2002, ISBN 0-14-051521-6, S. 1528.

Anmerkungen

  1. Zawinul began to assert greater control of band, steering it away from the collective improvisation that marked its live performances toward more structured compositions emphasizing funk and groove. This was exemplified by the album’s two dominant tracks, “Boogie Woogie Waltz” and “125th Street Congress,” as well as the closer, “Non-Stop Home.” Other tracks were reminiscent of Weather Report’s previous albums, making Sweetnighter a transition from the band’s first phase to what one might call its mature phase. (Sweetnighter | The Weather Report Annotated Discography)
  2. Miroslav Vitous summed it up this way: “Improvisation was the mark of the band, but Joe Zawinul wanted to get more commercial, in a sense. It’s a questions of money in the U.S., and what the music business is doing to music. The band had to change–it was in a bad financial situation. It moved into a steady rhythm section, black funk type of thing.” (Glasser, Brian, In A Silent Way, Sanctuary Publishing Limited, 2001., zitiert auf Sweetnighter | The Weather Report Annotated Discography)
  3. The wane of freewheeling ensemble interplay is more than offset by the big increase in rhythmic push
  4. Sweetnighter leaves behind all of the avant-garde tendencies of its predecessors, and focuses on a more jubilant musical environment.
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