Sutäer

Die Suti waren ein Nomadenvolk im nördlichen und östlichen Babylonien. Vermutlich handelt es sich um eine Sammelbezeichnung, die vielleicht später zu einem echten Ethnonym wurde.

Quellen

Ein altbabylonischer Text erwähnt das Land der Suti (Su-ti-umki).[1] Die Assyrer berichten seit der Regierungszeit von Arik-den-ilu über Zusammenstöße mit den Suti.[2] Sie werden zusammen mit den Ahlamu und den Iauri erwähnt.

Suti werden auch in einem Amarna-Brief des assyrischen Königs Aššur-uballiṭ I. genannt, demzufolge sie ägyptische Botschafter gefangen nahmen und den sicheren Verkehr zwischen Assyrien und Syrien gefährdeten (EA 16) (vgl. Chronik P, I. 6). Auch EA 297 (16) aus Gezer und EA 318 (13) aus TI-en-ni[3] erwähnen sie.[4] Sie werden als Wüstennomaden bezeichnet, also vermutlich Bewohner der Steppe in der nördlichen Dschesireh. Die Amarna-Briefe EA 122:34 und EA 195:29 berichten über Sutäer in ägyptischen Diensten. Auch die Ta'anak-Briefe (Nr. 3, Revers 4) erwähnen sutäische Söldner.

Identifikation

Auch die aus Ur-III-zeitlichen Texten bekannten lù SUki wurden als Sutäer interpretiert.[5] Dem wurde früh widersprochen. Thorkild Jacobsen sah sie als Bergbewohner des Zagros und Ignace Gelb als Subaräer,[6] François Vallat als Bewohner der Susania. Piotr Steinkeller will die Zeichen als Šimaški lesen.[7]

Geschichte

Der Kassitenkönig Kadašman-Ḫarbe (ca. 1355–1344 v. Chr.) besiegte plündernde Suti. In der Regierungszeit von Adad-apla-iddina (1068–1047 v. Chr.) zerstörten sie nach der Königschronik Tempel in Der, Nippur und Dur-Kurigalzu. In Sippar zerstörten sie den Ebabbar des Sonnengottes Šamaš, das Kultbild des Gottes ging verloren, womit sein Kult nicht mehr nach den angestammten Regeln durchgeführt werden konnte. Auf diese Vorgänge bezieht sich vielleicht auch ein Abschnitt auf dem zerbrochenen Obelisken (III, 4)[8]. Erst Nabû-apla-iddina (ca. 887–855 v. Chr.) konnte die Suti aus Babylonien vertreiben. Danach stellte Nabû-apla-iddina die Tempel der Götter und deren angemessenen Kult wieder her.

Diese Vorgänge werden in der Šamaš-Tafel beschrieben, einem Steinrelief aus Sippar aus der Regierungszeit des Nabû-apla-iddina, das eine Schenkung des Königs an einen ērib bīti-Priester des Ebabbar festhält. Er erhält vom Tempel regelmäßige Zuwendungen von Nahrungsmitteln und Kleidung.

Die Zerstörung des Ebabbar durch die Suti wird auf den Zorn des Gottes Šamaš zurückgeführt.

Simbar-šīpak (1025–1008 v. Chr.), der erste König der Meerland-Dynastie, versuchte, den Kult Šamaš wiederherzustellen, konnte aber die verlorene Statue nicht auffinden. Deshalb ließ er eine Sonnenscheibe herstellen, der regelmäßige Opfer dargebracht wurden. Er setzte einen gewissen Ekur-šuma-ušabši als sangû-Priester ein. Unter dem Herrscher Kaššu-nadin-aḫḫe herrschte Hunger und Not, und die Opfer wurden vernachlässigt. Einer seiner Nachfolger, Eulmaš-šākin-šumi (1003–987), wies dem Ebabbar des Šamaš auf Ansuchen des sangû-Priesters Ekur-šuma-ušabši einen Teil des Einkommens des Esagila in Babylon zu, womit der Kult wieder aufgenommen werden konnte. Erst unter Nabu-apla-iddina (ca. 887–855 v. Chr.) wurde durch Nabu-nadin-šumī, einem Nachkommen des Ekur-šuma-ušabši, ein Bild des Samas am Ufer des Euphrat entdeckt, das als Vorbild für eine neue Statue dienen konnte und so der rechte Kult wiederhergestellt, Jahrhunderte des Chaos beendet.

In Neu-Babylonischer Zeit treten die Suti auch als Verbündete der Elamiter auf, wie Nergal-naṣir, der Häuptling der Suti, „furchtlos in der Schlacht“, den Šutruk-Naḫḫunte III. zusammen mit General Tannanu, dem taslisu-Beamten, zehn rab-kisri Befehlshabern, 80.000 Bogenschützen und Reitern 703 v. Chr. Marduk-Baladan zur Hilfe gegen Sanherib schickte, wenn auch ohne Erfolg.[9]

Sutäer sind als Sklaven belegt.[10]

Literatur

  • M. C. Astour: The Rabbaeans: A tribal society on the Euphrates from Yahdun-Lim to Julius Caesar. Syro-Mesopotamian Studies 2/2. Malibu, Undena Publications 1978.
  • J. A. Brinkman: A political history of Post-Kassite Babylonia. AnOr 43 (Rom. Pontifical Biblical Institute 1968), 285 ff.
  • Michael Heltzer: The Suteans. Neapel: Istituto Universitario Orientale 1981.
  • L. W. King: Babylonian boundary stones and memorial tablets in the British Museum. London, Trustees of the British Museum, 1912.
  • J.- R. Kupper: Les nomades en Mesopotamie au temps des rois de Mari. Bibliotheque de la Faculté de Philosophie et Lettres de l’Université de Liege 142. Paris: Les Belles Lettres, 1957
  • M. B . Rowton: Dimorphic structure and the problem of the 'apiru-'Ibrim. Journal of Near Eastern Studies 35, 1976.
  • Kathryn E. Slanski: Classification, historiography and monumental authority: The Babylonian entitlement Narûs (kudurrus). Journal of Cuneiform Studies 52, 2000, 95–114.
  • Piotr Steinkeller: On the Identity of the Toponym LÚ.Su(.A). Journal of the American Oriental Society 108/2, 1988, 197–202.
  • F. X. Steinmetzer: Die babylonischen Kudurru (Grenzsteine) als Urkundenform. Leipzig 1922.

Einzelnachweise

  1. Piotr Steinkeller: On the Identity of the Toponym LÚ. Su.(A), in: Journal of the American Oriental Society 108/2, 1988, 198.
  2. A. T. Olmstead: Kashshites, Assyrians, and the Balance of Power, in: The American Journal of Semitic Languages and Literatures 36/2, 1920, 132.
  3. Zur Lage siehe C. Epstein: JEA 49, 1963, 53.
  4. Pinḥas Artzi: Some unrecognized Syrian Amarna Letters (EA 260, 317, 318), in: Journal of Near Eastern Studies 27/3, 1968, 163.
  5. S. N. Kramer 1940
  6. Vgl. Ignace J. Gelb: Hurrians and Subarians. Chicago 1944, 24-27.
  7. Piotr Steinkeller: On the Identity of the Toponym LÚ. Su. (A), in: Journal of the American Oriental Society 108/2, 1988.
  8. Kurt Jaritz: The problem of the “Broken Obelisk”. In: Journal of Semitic Studies. Oxford 4/3.1959, 214. ISSN 0022-4480
  9. J. A. Brinkman: Elamite military Aid to Merodach-Baladan. In: Journal of Near Eastern Studies. Erich F. Schmidt Memorial Issue. Chicago 24. 1965, 3, 165. ISSN 0022-2968
  10. UET V 108 3, 19; Bulletin of the American Schools of Oriental Research. Atlanta 78.1940, 23. ISSN 0003-097X
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