Sudeten

Die Sudeten (polnisch und tschech. Sudety) sind ein Gebirgszug in Deutschland, Tschechien und Polen. Sie bilden die nordöstliche Umrahmung des Böhmischen Beckens zwischen dem Elbsandsteingebirge und der Mährischen Pforte.

Sudeten
Schneekoppe (pol. Śnieżka) – der höchste Gipfel in den Sudeten
Schneekoppe (pol. Śnieżka) – der höchste Gipfel in den Sudeten

Schneekoppe (pol. Śnieżka) – der höchste Gipfel in den Sudeten

Höchster Gipfel Schneekoppe (1603 m n.p.m.)
Lage Polen, Tschechien (Karte unten), Deutschland (kleiner Teil)
Sudeten (Sudeten)
Sudeten (Sudeten)
Koordinaten 50° 44′ N, 15° 44′ O
p1
Geologische Karte der Sudeten aus dem Jahr 1909
Gliederung der Sudeten

Die Sudeten gliedern sich in mehrere eigenständige Gebirgsgruppen, von denen das Riesen- und das Altvatergebirge die bedeutendsten sind. Der gesamte Gebirgszug ist 310 km lang und 30 bis 50 km breit. Die höchste Erhebung ist die Schneekoppe im Riesengebirge mit 1603 m n.p.m.[1]

Gliederung

Die Sudeten werden in drei Hauptabschnitte (West-, Mittel- und Ostsudeten) gegliedert, die wiederum in weitere Untereinheiten unterteilt sind (siehe Skizze und Tabelle).

Typisch für die Sudeten sind verschiedene Kessellandschaften, wie zum Beispiel das Hirschberger Tal und der Glatzer Kessel.

Hochsudeten (tschechisch Vysoké Sudety, polnisch Wysokie Sudety) ist der Sammelname für Riesengebirge, Glatzer Schneegebirge und Hohes Gesenke (Altvatergebirge).

Nr.Deutsch TschechischPolnisch
Westsudeten Krkonošská oblast/
Zapadní Sudety
Sudety Zachodnie
1Westlausitzer Hügel- und BerglandZápadolužické podhůříPogórze Zachodniołużyckie
2Oberlausitzer GefildeLužická nivaPłaskowyż Budziszyński
3Lausitzer Bergland
(Schluckenauer Hügelland)
Šluknovská pahorkatina
(Lužická hornatina)
Pogórze Łużyckie
4Östliche OberlausitzŽitavská pánev/
Liberecká pánev
Obniżenie Żytawsko-Zgorzeleckie
5Lausitzer Gebirge/
Zittauer Gebirge
Lužické horyGóry Łużyckie
6Isergebirgs-VorlandFrýdlantská pahorkatinaPogórze Izerskie
7IsergebirgeJizerské horyGóry Izerskie
8Jeschken-Kosakow-KammJeštědsko-kozákovský hřbetGrzbiet Jesztiedzki
9Bober-Katzbach-VorgebirgeKačavské podhůříPogórze Kaczawskie
10Bober-Katzbach-GebirgeKačavské horyGóry Kaczawskie
11Hirschberger TalJelenohorská kotlinaKotlina Jeleniogórska
12Landeshuter KammJanovické Rudavy/
Janovické rudohoří
Rudawy Janowickie
13Riesengebirge
(einschließl. Rehorngebirge)
KrkonošeKarkonosze
14Riesengebirgs-VorlandKrkonošské podhůříPodgórze Karkonoskie
15Waldenburger BerglandPogórze Wałbrzyskie
Mittelsudeten Orlická oblast/
Střední Sudety
Sudety Środkowe
16Striegauer BergeWzgórza Strzegomskie
17Obniżenie Podsudeckie
18Równina Świdnicka
19ZobtengebirgeŚlężaMasyw Ślęży
20Waldenburger GebirgeValbřišské horyGóry Wałbrzyskie
21Góry Kamienne
(einschl. Rabengebirge)
Javoří hory/Vraní horyGóry Kamienne
22Liebauer TorBroumovská vrchovinaBrama Lubawska
23EulengebirgeSoví horyGóry Sowie
24Neuroder SenkeObniżenie Nowej Rudy
25SteinetalBroumovská vrchovinaObniżenie Ścinawki
26Heuscheuergebirge/
Politzer Bergland
Broumovská vrchovinaGóry Stołowe
27Wzgórza Niemczańsko-Strzelińskie
28Weidenauer TieflandVidnavská nížinaObniżenie Otmuchowskie
29Weidenauer HügellandVidnavská nížinaPrzedgórze Paczkowskie
30Friedeberger BerglandŽulovská pahorkatinaPrzedgórze Paczkowskie
31WarthagebirgeBardské horyGóry Bardzkie
32Glatzer KesselKladská kotlinaKotlina Kłodzka
33Adlergebirge
(Habelschwerdter Gebirge)
Orlické hory
(Bystřické hory)
Góry Orlickie
(Góry Bystrzyckie)
34AdlervorgebirgePodorlická pahorkatinaPogórze Orlickie
Ostsudeten Jesenická oblast/
Východní Sudety
Sudety Wschodnie
35Reichensteiner GebirgeRychlebské horyGóry Złote
36Glatzer Schneegebirge
(einschl. Bielengebirge)
Králický SněžníkMasyw Śnieżnika
37Zuckmanteler Bergland / OppagebirgeZlatohorská vrchovinaGóry Opawskie
38Altvatergebirge (Hohes Gesenke)Hrubý JesenikWysoki Jesionik
39Hannsdorfer BerglandHanušovická vrchovina
40Müglitzer FurcheMohelnická brazda
41Hohenstädter BerglandZábřežská vrchovinaZábřežská vrchovina
42Niederes GesenkeNízký JeseníkNiski Jesionik

Charakteristik

Blick entlang des Riesengebirgshauptkammes von der Schneekoppe Richtung Grenzbauden

In Tallagen herrscht Mischwald vor. Ab 600 m findet sich Fichtenwald. Ab 1200 Metern (Waldgrenze) wird Almwirtschaft betrieben, gelegentlich finden sich Hochmoore.

Die niederschlagsreichen Sudeten sind eine bedeutende Wasserscheide. Wichtige Quellflüsse sind die Elbe (Labe) und die Oder (Odra). Der Norden wird über die Oder zur Ostsee, der Süden über die Elbe zur Nordsee und der Südosten über die March (Morava) zur Donau (Dunaj) ins Schwarze Meer entwässert.

Schneesichere Winter sind die Grundlage für ein bedeutendes Wintersportgebiet (besonders das Riesengebirge). Auch Wander- und Erholungstourismus sind wichtige Bereiche. Traditionelle Erwerbszweige sind Weberei, Glasherstellung, Papierindustrie und Textilindustrie.

Geschichte des Begriffes

Der Name Sudeten wurde von der Bezeichnung Soudeta ore (deutsch möglicherweise Wildschweinberge) abgeleitet, die der griechische Geograph Claudius Ptolemäus im Jahre 150 für die heutigen nördlichen tschechischen Gebirge verwendete.[2]

Nach den Sudeten wurde nach 1918 die deutschsprachige Bevölkerung in der Tschechoslowakei gemeinhin als Sudetendeutsche bezeichnet. Ihr Siedlungsgebiet in ganz Böhmen und Mähren wurde danach fälschlich als Sudetenland benannt, obwohl der größte Teil des Siedlungsgebietes nicht in den Sudeten lag.

Nach dem Zweiten Weltkrieg vermied man in der Tschechoslowakei den Begriff Sudety, um eine klangliche Nähe des Begriffs zur sudetendeutschen Minderheit zu umgehen. Seit 1979 sprach man eher von der Krkonošsko-jesenická subprovincie (etwa „Bereich Riesengebirge-Altvatergebirge“).

Im Bereich der Geowissenschaften ist der Begriff „Sudeten“, meist in Wortverbindungen, ein gängiger Terminus. Als bekannte Beispiele gelten die nördliche Struktureinheit des Böhmischen Massivs, die man als západosudetská oblast (Westsudetische Zone) bezeichnet, oder die Westsudetische Insel (západosudetský ostrov). Die západosudetská oblast, ein regionalgeologischer Abschnitt, umfasst das Riesen- und Isergebirge sowie Teile der Lausitz. Für lithofazielle Einheiten permischen Alters im Vorland dieser Gebirge ist der Begriff sudetské mladší paleozoikum (Sudetisches Jungpaläozoikum) gängig. Eine andere geologische Struktureinheit von herausgehobener Bedeutung ist das Innersudetische Becken (tschechisch vnitrosudetská pánev; polnisch Niecka śródsudecka). Weitere Verwendungen für spezielle Zwecke sind üblich (sudetské fáze / Sudetische Phase des Variszikums). Die Nutzung des Begriffes „Sudeten“ ist in der Fachsprache tschechischer Geowissenschaftler in Kontinuität und diesbezüglich über die Landesgrenzen hinaus anerkannter Stand der Wissenschaft.[3][4][5][6]

Literatur

  • Wilhelm Scharenberg und Friedrich Wimmer: Handbuch für Sudeten-Reisende mit besonderer Berücksichtigung für Freunde der Naturwissenschaften und die Besucher schlesischer Heilquellen. 3. Auflage, Berlin 1862 (Digitalisat).
  • Walther Dressler: Die Schlesischen Gebirge. Band 1: Riesen- und Isergebirge, Bober-Katzbach-Gebirge, Landeshuter Bergland. Storm Reiseführer, Berlin 1931.
  • Bernhard Pollmann: Riesengebirge mit Isergebirge. Rother Wanderführer, München 1996, ISBN 3-7633-4222-2.
  • Judith Leister: Der Geschmack der Heimat – Siebzig Jahre nach Kriegsende entsteht das Sudetendeutsche Museum. In: Neue Zürcher Zeitung, Internationale Ausgabe, Feuilleton, 1. Dezember 2016, S. 20 (online)
Commons: Sudeten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Sudeten – Reiseführer
Wiktionary: Sudeten – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Schneekoppe im Riesengebirge höher als gedacht. In: RP Online, 12. Februar 2014
  2. Ptolemäus, Geographie 2.11.7; 2.11.23: Σούδητα ὄρη (Soúdēta orē)
  3. Ivo Chlupáč et al.: Geologická minulost České Republiky. Praha (Academia) 2002. S. 14, 173, 187, 209, 265, ISBN 80-200-0914-0.
  4. Vnitrosudetské pánev, Beschreibung auf der Webpräsenz der Masaryk-Universität in Brno
  5. Permokarbonské vnitřní molasové pánve. Beschreibung auf der Webpräsenz der TU Ostrava, Ingenieurgeologisches Institut.
  6. Geopark Vnitrosudetská pánev Vižňov. Website der Grundschule Meziměstí, 2010 (Memento vom 19. Oktober 2011 im Internet Archive).
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