Striegistal

Striegistal ist eine Gemeinde im Landkreis Mittelsachsen in Sachsen. Die Mehrzahl der Ortsteile liegen an der Kleinen Striegis, der Großen Striegis und der (vereinigten) Striegis.

Wappen Deutschlandkarte
Striegistal
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Striegistal hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 0′ N, 13° 11′ O
Bundesland:Sachsen
Landkreis: Mittelsachsen
Höhe: 270 m ü. NHN
Fläche: 77,23 km2
Einwohner: 4546 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 59 Einwohner je km2
Postleitzahl: 09661
Vorwahlen: 037207, 034322
Kfz-Kennzeichen: FG, BED, DL, FLÖ, HC, MW, RL
Gemeindeschlüssel: 14 5 22 540
Gemeindegliederung: 14 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Etzdorf, Waldheimer Straße 13
09661 Striegistal
Website: www.striegistal.de
Bürgermeister: Bernd Wagner (AFWS)
Lage der Gemeinde Striegistal im Landkreis Mittelsachsen
Karte
Karte
Wappen von Striegistal bis 2008
Wappen von Tiefenbach bis 2008

Geographie

Geographische Lage

Aussichtsturm Striegistal bei Böhrigen

Die Gemeinde Striegistal liegt im Erzgebirgsvorland genau in der Mitte des Freistaates Sachsen zwischen den drei Großstädten Dresden, Chemnitz und Leipzig. Nah an Striegistal liegt etwa 15 km westlich die Stadt Mittweida, 16 km nördlich die Stadt Döbeln und 17 km südöstlich die Kreisstadt Freiberg. In Berbersdorf vereinigen sich die Kleine und die Große Striegis zur Striegis, deren Wasser in Niederstriegis in die Freiberger Mulde fließt.

Nachbargemeinden

Kriebstein Roßwein Nossen
Rossau Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Großschirma
Hainichen Hainichen Oberschöna

Gemeindegliederung, Einwohnerzahlen

OrtsteilGröße in km²Einwohner
1. Juli 2020
Arnsdorf4,1319
Berbersdorf8,1440
Böhrigen5,3555
Dittersdorf2,280
Etzdorf9,5662
Gersdorf3,5107
Goßberg3,193
Kaltofen3,270
Marbach, mit Kummersheim16,4975
Mobendorf8,6570
Naundorf2,8200
Pappendorf7,4517
Schmalbach2,8139

Geschichte

Gemeindeverwaltung von Striegistal in Etzdorf

Von der Besiedlung bis zur Reformation

Die Mehrzahl der Dörfer wurde im Zuge der deutschen Ostsiedlung unter Markgraf Otto zwischen 1156 und 1162 gegründet. 1162 bestätigte Kaiser Friedrich I., Barbarossa auf Bitten des Markgrafen, dass dieser 800 Hufen Landes, die er „auf seine Kosten roden und urbar machen“ ließ, einem Kloster, dem späteren Kloster Altzella stiften kann. In einer Urkunde aus dem Jahr 1185 werden die Grenzen des Klosters Altzella beschrieben. Danach gehörten von Arnsdorf, Dittersdorf, Kaltofen und Naundorf abgesehen, die Territorien aller anderen Dorfschaften der Gemeinde Striegistal zum Stiftungsgebiet. Obwohl in der Grenzbeschreibung kein einziger Name einer Ortschaft der Gemeinde Striegistal genannt wird, lässt sich vermuten, dass 1162 die Mehrzahl der Dörfer existierte.

Ob die Besiedlung der 800 Hufen damals schon vollständig abgeschlossen war, lässt sich nicht belegen. Neuere Forschungsergebnisse lassen den Schluss zu, dass die Ortschaft Kaltofen, evtl. auch Goßberg, später entstanden ist. Böhrigen wird bereits in einer Urkunde vom 9. Juni 1183 erwähnt. Aus dieser Urkunde und aus archäologischen Befunden ist bekannt, dass es bereits vor 1156 Versuche zur Besiedlung der Region gab.

Erste urkundliche Erwähnung der Ortsteile

Gemeindeerste urkundliche Erwähnungdamalige Schreibung
Arnsdorf1348Arnoldisdorf
Berbersdorf1428Berbirsdorff
Böhrigen1183Bor
Dittersdorf1325Dytrichdorph
Etzdorf1314Erzwinstorf
Gersdorf1502Gerßdorf
Goßberg1428Gogisperg
Kaltofen1297zum Kaldovene
Kummersheim1428Komersheim
Marbach1264Marchbach
Mobendorf1428Obirndorf
Naundorf1337Nuendorf
Pappendorf1230Poppendorf
Schmalbach1428Smalbach

Von der Reformation bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts

Einige Jahre nach der Reformation wurde Ulrich von Mordeisen Grundherr der ehemals dem Kloster Altzella gehörenden Dörfer Berbersdorf, Bräunsdorf, Goßberg, Großschirma, Großvoigtsberg, Kaltofen, Kleinschirma, Kleinvoigtsberg, Kleinwaltersdorf, Langhennersdorf, Loßnitz, Mobendorf, Seifersdorf, Pappendorf und Reichenbach. Nach dem Ableben des Ulrich von Mordeisen erbten seine Söhne die Dörfer. Alle drei hatten kein Interesse an dem Besitz von jeweils fünf Dörfern. Sie verkauften sie an das sächsische Herrscherhaus. Am längsten ließ sich Rudolf Mordeisen Zeit. Er hatte die Dörfer Pappendorf, Mobendorf, Berbersdorf, Goßberg und Kaltofen geerbt. Der Kaufvertrag mit Kurfürst Christian trägt das Datum 5. Juli 1587. Diese Dörfer wurden dem im Zuge der Reformation gegründeten Amt Nossen zugeschlagen und von dort aus jahrhundertelang verwaltet.

Im Ortsteil Berbersdorf gerieten 1701 zwei Männer im Rahmen der Hexenverfolgung in einen Hexenprozess,[2] im Ortsteil Marbach 1700 ein alter Mann.[3]

Eingemeindungen

Im Jahr 1994 schlossen sich vier Gemeinden im Rahmen der Gemeindegebietsreform zur Gemeinde Striegistal, sechs weitere zur Gemeinde Tiefenbach zusammen. Namensgebend waren die die Ortsteile durchfließenden oder tangierenden Gewässer Kleine und Große Striegis und die (vereinigte) Striegis wie auch das kleine Fließgewässer Tiefenbach.

Ehemalige Gemeinde Datum Anmerkung
Arnsdorf[4]1. Januar 1994Zusammenschluss mit 5 weiteren Gemeinden zu Tiefenbach
Berbersdorf[4]1. Januar 1994Zusammenschluss mit 3 weiteren Gemeinden zu Striegistal
Böhrigen[4]1. Januar 1994Zusammenschluss mit 5 weiteren Gemeinden zu Tiefenbach
Dittersdorf[4]1. Januar 1994Zusammenschluss mit 5 weiteren Gemeinden zu Tiefenbach
Etzdorf[4]1. Januar 1994Zusammenschluss mit 5 weiteren Gemeinden zu Tiefenbach
Gersdorf[5]vor 1875Eingemeindung nach Etzdorf
Goßberg[4]1. Januar 1994Zusammenschluss mit 3 weiteren Gemeinden zu Striegistal
Kaltofen[6]1. Januar 1974Eingemeindung nach Pappendorf
Kummersheim[6][7]1. Juli 1950Umgliederung von Zella nach Marbach
Marbach[4]1. Januar 1994Zusammenschluss mit 5 weiteren Gemeinden zu Tiefenbach
Mobendorf[4]1. Januar 1994Zusammenschluss mit 3 weiteren Gemeinden zu Striegistal
Naundorf[4]1. Januar 1994Zusammenschluss mit 5 weiteren Gemeinden zu Tiefenbach
Pappendorf[4]1. Januar 1994Zusammenschluss mit 3 weiteren Gemeinden zu Striegistal
Schmalbach[6][7]1. Juli 1950Eingemeindung nach Berbersdorf
Tiefenbach[4]1. Juli 2008Zusammenschluss mit Striegistal zu Striegistal

Einwohnerentwicklung

  • 2016: 4.701
  • 2020: 4.727

Politik

Gemeinderat

Gemeinderatswahl 2019[8]
Wahlbeteiligung: 66,7 %
 %
80
70
60
50
40
30
20
10
0
74,6 %
21,8 %
3,6 %
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/TITEL zu lang

Seit der Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 verteilen sich die 18 Sitze des Gemeinderates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:

  • Allgemeiner und Freier Wählerverein Striegistal (AFWS): 14 Sitze
  • CDU: 4 Sitze

Bürgermeister

Seit 1. Februar 1993 ist Bernd Wagner (parteilos) der Bürgermeister. Bei der letzten Wahl am 25. September 2022 wurde er mit 66,1 % der Stimmen im Amt bestätigt.[9]

letzte Bürgermeisterwahlen
Wahl Bürgermeister Vorschlag Wahlergebnis (in %)
2022 Bernd Wagner AFWS 66,1
2015 87,4
2008 87,7
2001 97,3

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Kirche in Etzdorf
Kursächsischer Viertelmeilenstein Berbersdorf
  • Schlossanlage im Ortsteil Gersdorf
  • Kirchen in den Ortsteilen Etzdorf, Marbach und Pappendorf
  • Steinbogenbrücke aus dem 17. Jahrhundert über die Große Striegis im Ortsteil Pappendorf
  • Paddags Haus in Pappendorf
  • Nachbildungen der 1722 bzw. 1727 errichteten kursächsischen Postmeilensäulen Nr. 16 (Ganzmeilensäule Marbach - Rosental vom Postkurs Dresden-Leipzig) bzw. Leipzig-Freiberg und Nr. 19 (Viertelmeilenstein Berbersdorf, Abfahrt A4), Nr. 20 (Ganzmeilensäule Pappendorf, Kirche) sowie Nr. 21 (Viertelmeilenstein Kaltofen, Richtung Hainichen) vom Postkurs NossenChemnitz
  • Rekonstruierte königlich-sächsische Meilensteine aus der Zeit von 1859 bis 1865 als Ganz- und Halbmeilensteine sowie Straßenwärterstein von den Postkursen Hainichen- bzw. Waldheim-Nossen in Etzdorf und Marbach bzw. als Wegweiserstein von der Poststraße Freiberg–Hainichen in Mobendorf-Ziegerhäuser

Naturdenkmäler

Gedenkstätten

Im Tal des Perzbaches an der Straße von Goßberg nach Langhennersdorf befindet sich ein Gedenkort mit Steintafel zur Erinnerung an die weiblichen KZ-Häftlinge eines Todesmarsches aus den Außenlagern Leipzig-Schönefeld und Taucha des KZ Buchenwald, die im Frühjahr 1945 ihren Misshandlungen erlagen oder von SS-Männern ermordet wurden.

Bemerkenswertes

Das Bergbaugebiet Segen Gottes Erbstolln in Gersdorf ist Bestandteil des UNESCO-Welterbe Montanregion Erzgebirge.

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Gemeinde vermarktet mit 121 Hektar Nettobaufläche eines der größten Industrie- und Gewerbegebiete im Freistaat Sachsen. Große Firmenansiedlungen unterhalten hier die Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen sowie die Frischemanufaktur Striegistal der Firma Frankengut. Ein weiteres mittelständiges Unternehmen befindet sich mit der Großwäscherei der Firma Elis in Böhrigen.

Verkehr

Durch das Gemeindegebiet führt die A 4, welche über die in der Mitte der Gemeinde befindliche Autobahnanschlussstelle Berbersdorf zu erreichen ist. In nur 20 Fahrminuten erreicht man von hier aus die Landeshauptstadt Dresden sowie Chemnitz. Die B 169 führt im Westen des Gemeindegebietes durch Arnsdorf. Die ehemaligen Bahnhöfe Böhrigen und Berbersdorf liegen an der 2004 (im Personenverkehr schon 1998) stillgelegten Bahnstrecke Roßwein–Niederwiesa, auf der der Striegistal-Radweg von Hainichen nach Roßwein in Planung ist. Die Buslinien 672, 690, 691 und 695 verbinden die Gemeinde heute im öffentlichen Personennahverkehr mit den umgebenden Orten sowie Dresden.

Medien

Als Amts- und Mitteilungsblatt der Gemeinde Striegistal wird der Striegistalbote[10] herausgegeben.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

Persönlichkeiten, die in der Gemeinde gewirkt haben

  • Richard Witzsch (* 24. August 1877 in Glauchau; † 5. November 1939 in Dresden), Heimatforscher und Volksschullehrer in Mobendorf[13]
  • Friedrich Gottlob Lehmann (* 12. August 1805 in Hainichen; † 3. Juli 1869), Textilfabrikant in Böhrigen und Landtagsabgeordneter.
  • Carl Gustav Leonhardt (* 20. Februar 1845 in Hainichen; † 8. September 1903), Textilfabrikant
  • Diethmar villicus de Poppendorf[14]
Commons: Striegistal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Arnsdorf im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  • Dittersdorf im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  • Kummersheim im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  • Naundorf im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2023. (Hilfe dazu).
  2. Manfred Wilde: Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen, Köln, Weimar, Wien 2003, S. 551–554.
  3. Manfred Wilde: Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen, Köln, Weimar, Wien 2003, S. 484.
  4. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Gebietsänderungen
  5. Gemeinde- und Ortsverzeichnis für das Königreich Sachsen, 1904, Herausgeber: Statistische Bureau des königlichen Ministeriums des Inneren
  6. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  7. Verzeichnisse der seit Mai 1945 eingemeindeten Gemeinden und Nachweis über die Aufgliederung der selbständigen Gutsbezirke und Staatsforstreviere, 1952, Herausgeber: Ministerium des Innern des Landes Sachsen
  8. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen
  9. Wahlergebnis vom 25. September 2022 beim Statistischen Landesamt Sachsen
  10. Amtsblatt, Striegistal-Bote, Striegistalbote. Abgerufen am 19. Juni 2023.
  11. http://saebi.isgv.de/biografie/David_Schirmer_(1623-1687)
  12. Ralf Höppner: Die Striegistäler.de. In: heimatverein-striegistal.de.
  13. http://www.heimatverein-striegistal.com/Witzsch.pdf
  14. Ralf Höppner: Die Striegistäler.de. In: heimatverein-striegistal.de.
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