Streitweiler
Streitweiler, auch hist. Streitweiller oder Streitweyler, ist eine Wüstung zu der nur bruchstückhaftes Wissen überliefert ist. Sie befindet sich auf der Markung der Stadt Murrhardt im baden-württembergischen Rems-Murr-Kreis.
Lage
Die ehemalige Siedlung lag zwischen Waltersberg und dem zu Oberbrüden gehörenden Trailhof. Heute erinnern noch die Waldgewanne Vorderer und Hinterer Streitweiler sowie die Streitweileräcker an die Siedlung. Der Flurname Streitweiler findet sich zu einem Areal, welches östlich von Trailhof, westlich des Hörschbach und südlich des Saubächle liegt. An der südöstlichen Flurgrenze findet sich der Brunnen an Wasserfallstraße zur Hörschbachschlucht.
Geschichte
In den 1930er und 40er Jahren entdeckte der Archäologe Emil Kost zahlreiche steinzeitliche Werkzeuge aus Feuerstein auf der Flur Streitweiler.[1]
Streitweiler war ein sehr alter Ort. Erstmals erwähnt wurde der Weiler in einer Urkunde aus dem Jahre 1364 als Stritwiler.[2] Die Bedeutung des Ortsnamens ist unklar. Vielleicht weist der Namensbestandteil Streit darauf hin, dass der Ort auf umstrittenen Gebiet erbaut wurde.[2]
Am 4. Juli 1371 kaufte Graf Albrecht von Löwenstein die Weiler Vorderwestermurr und Streitweiler von Heinz und Wolflin Kun.[3] Während Vorderwestermurr 1483 von Graf Heinrich von Löwenstein an das Kloster Murrhardt veräußert wurde, befand sich Streitweiler 1483 bereits im Besitz des Klosters Murrhardt.[4] Es muss also schon zuvor von den Löwensteinern an das Kloster veräußert worden sein. Der kleine Ort bestand offenbar aus zwei Teilen, da im Jahre 1483 und 1574 sowohl ein Vorderer als auch ein Hinterer Streitweyler erwähnt wurde. Beide Streitweiler waren zu dieser Zeit bereits wüst gefallen, die Fluren waren bereits bewaldet. Der Wald wurde von der Stadt Murrhardt zu Lehen ausgegeben. 1483 wurde Hans Ackermann (Hanß Ackherman) aus Brüden der Vordere Streitweiler zu Lehen gegeben, während Leonhard Ackermann (Lienhardt Ackherman) den Hinteren Streitweiler erhielt.[5] In späterer Zeit wurde Streitweiler wieder besiedelt. Wann der Ort wiederaufgebaut wurde, ist unklar.
1810 wurde noch ein Vorderer und ein Hinterer Streitweiler mit insgesamt 16 Einwohnern erwähnt.[6] Die Einwohnerzahl ging jedoch ständig zurück. Nach einer Flurkarte von 1830 bestand Streitweiler in dieser Zeit nur noch aus einem Hof. Dieser Hof befand sich auf einer halben Rodungsinsel und war von Äckern und Wiesen umgeben. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Streitweiler dann endgültig aufgegeben. Einer der letzten Einwohner war Johann Adam Pfitzer, der 1854 Richtung Nordamerika auswanderte.[7] In der Beschreibung des Oberamts Backnang von 1871 wird Streitweiler noch als Wohnplatz mit einem Haus aufgeführt, allerdings ohne Einwohner.[8]
Einwohnerentwicklung
Literatur
- Gerhard Fritz: Das Lagerbuch der Murrhardter Weiler von 1575, Hrsg. Gerhard Fritz, Jana Krüger, Burkard Richter und Helmar Schöne, Schwäbisch Gmünd, 2017. Online-PDF
- Gerhard Fritz: Die Murrhardter Amtsrechnungen von 1609/10 und 1619/20, Hrsg. Gerhard Fritz, Jana Krüger, Burkard Richter und Helmar Schöne, Schwäbisch Gmünd, 2020. Online-PDF
Weblinks
- Messtischblatt 7023 Murrhardt von 1903 in der Deutschen Fotothek. Zwischen Waltersberg und dem Trailhof befindet sich der der Flurname Streitweiler.
Einzelnachweise
- Werner Pabst: Momentaufnahmen einer bewegten Geschichte. In: Gemeinde Auenwald (Hrsg.): 750 Jahre Auenwald 1245-1995. Auenwald 1995, S. 19.
- Hartmut Durst: Durch die Wälder, durch die Auen. Kleiner Streifzug durch Auenwalds Flurnamen. In: Gemeinde Auenwald (Hrsg.): 750 Jahre Auenwald 1245-1995. Auenwald 1995, S. 77.
- Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Backnang. 1. Auflage. H. Lindemann, Stuttgart 1871, S. 262.
- Streitweiler - Wüstung - Detailseite - LEO-BW. Abgerufen am 15. September 2023.
- Das Lagerbuch der Murrhardter Weiler von 1576. In: Gerhard Fritz (Hrsg.): Schriftenreihe des Instituts für Gesellschaftswissenschaften der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd. Schwäbisch Gmünd 2017, S. 84 ff.
- Königlich Württembergisches Hof- und Staats-Handbuch 1809/1810. Johann Friedrich Steinkopf, Stuttgart 1810, S. 248.
- Auswanderer aus Streitweiler - Detailseite - LEO-BW. Abgerufen am 15. September 2023.
- Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Backnang. 1. Auflage. H. Lindemann, Stuttgart 1871, S. 215.
- Königlich Württembergisches Hof- und Staats-Handbuch. Johann Friedrich Steinkopf, Stuttgart 1828, S. 156.
- Königlich Württembergisches Hof- und Staats-Handbuch. J. F. Steinkopf, Stuttgart 1835, S. 162.
- Königlich Württembergisches Hof- und Staats-Handbuch. Verlag der Königlichen Hofdruckerei, Stuttgart 1847, S. 170.
- Königlich Württembergisches Hof- und Staats-Handbuch. Johann Friedrich Steinkopf, Stuttgart 1854, S. 187.
- Königlich statistisch-topographisches Bureau (Hrsg.): Königlich Württembergisches Hof- und Staats-Handbuch. Verlag Karl Aue, Stuttgart 1861, S. 198.
- Königlich statistisch-topographisches Bureau (Hrsg.): Hof- und Staats-Handbuch des Königreichs Württemberg. Verlag der Königlichen Hofdruckerei, Stuttgart 1866, S. 201.
- Königlich statistisch-topographisches Bureau (Hrsg.): Hof- und Staats-Handbuch des Königreichs Württemberg. W. Kohlhammer, Stuttgart 1877, S. 319.