Ukrainische Streitkräfte

Die ukrainischen Streitkräfte sind offiziell als Streitkräfte der Ukraine benannt (ukrainisch Збройні си́ли України/Sbrojni syly Ukrajiny oder Zbroini syly Ukrainy, Abkürzung: ЗСУ), daher offiziell oft ZSU oder anglisiert als AFU (Armed Forces of Ukraine) bekannt; sie bestehen aus den drei Teilstreitkräften:

Flagge Streitkräfte der Ukraine
Збройні сили України
Sbrojni syly Ukrajiny (Zbroini syly Ukrainy) bzw. ZSU oder AFU
Emblem der ukrainischen Streitkräfte
Emblem der ukrainischen Streitkräfte
Flagge der ukrainischen Streitkräfte
Flagge der ukrainischen Streitkräfte
Führung
Oberbefehlshaber:Präsident
Wolodymyr Selenskyj
Verteidigungsminister:Rustem Umjerow
Militärischer Befehlshaber:Generaloberst Oleksandr Syrskyj (Befehlshaber der Streitkräfte)
GenLt
Serhij Schaptala (Generalstabschef)[1]
Sitz des Hauptquartiers:Kiew, Ukraine Ukraine
Teilstreitkräfte:Teilstreitkräfte
Landstreitkräfte/Heer
Seestreitkräfte
Luftstreitkräfte

strat. Spezialkräfte
Luftlande-/Luftsturm-Trp.
Kräfte Spezialoperationen

Militärische Stärke
Aktive Soldaten:250.000 (Stand 2021)[2][3]

800.000 (Stand 2023)[4]

Reservisten:1.000.000 (Stand: 2022)
Wehrpflicht:12 Monate
Wehrtaugliche Bevölkerung:23.250.606 (Männer und Frauen; Alter 15–54) (Stand: 2020)[5]
Wehrtauglichkeitsalter:18.–27. Lebensjahr[6]
Paramilitärische Kräfte:102.000 (Stand: 2020)
Haushalt
Militärbudget:5,924 Mrd. US–$ (2020)[7]
Anteil am Bruttoinlandsprodukt:4,1 % (2020)[8]
Geschichte
Gründung:1991

sowie den selbstständigen (strategischen) Gattungen der Spezialtruppen(-kräfte)

  • Luftlande-/Luftsturm-Truppen (ukrainisch Десантно-штурмові війська) und
  • Kräfte Spezialoperationen (ukrainisch Сили спеціальних операцій).

Oberster Befehlshaber (ukrainisch Верховний головнокомандувач) über die Streitkräfte der Ukraine ist laut der Verfassung der Ukraine (Artikel 106.17/19) der Präsident der Ukraine, der auch die Verhängung des Kriegsrechts sowie Ausrufung der Generalmobilmachung im Spannungs- oder Kriegsfall veranlassen kann.[9]

Auftrag und Funktion der Streitkräfte der Ukraine wurden in den staatlichen Dokumenten (‘Militärstrategie der Ukraine’) in den Jahren 2007, 2012, 2015, 2020 festgelegt. Seit 24. Februar 2021 ist die „Strategie der militärischen Sicherheit der Ukraine“ („Militärstrategie“ 2021)[10] in Kraft. Unmittelbar davor war der Erlass №117/2021 zur „Strategie der Krim-Sewastopol-Wiedereingliederung“ durch den Präsidenten der Ukraine bestätigt worden.[11]

Der Wehrdienst ist für Männer gesetzliche Pflicht, die mit dem 18. Lebensjahr einsetzt und insgesamt zwölf Monate dauert. Die Abschaffung der Wehrpflicht und der Übergang zu einer Berufsarmee sollte 2014 erfolgen.[12] Auf Grund der „Verschlechterung der Sicherheitslage im Osten und Süden des Landes“ müssen seit Januar 2020 Männer im Alter von 18 bis 27 Jahren wieder ihren Wehrdienst leisten.[5]

Im Sommer 2022 wurde die Truppenstärke auf nunmehr ca. 500.000 Soldaten geschätzt.[13]

Geschichte

Herkunft der Streitkräfte der Ukraine – 1990/91

Am 16. Juli 1990 verabschiedete der Oberste Sowjet der Ukrainischen SSR die Erklärung über die staatliche Souveränität der Ukraine, die „die Vorherrschaft, Unabhängigkeit, Vollständigkeit und Unteilbarkeit der Macht der Republik auf ihrem Territorium“ und die Absicht verkündete, in Zukunft ein dauerhaft neutraler Staat zu werden, der nicht an Militärblöcken teilnehmen wird und sich verpflichtet, keine Atomwaffen einzusetzen, zu produzieren oder zu erwerben.

Am 24. August 1991, nachdem er die Unabhängigkeit der Ukraine proklamiert hatte, beschloss der Oberste Sowjet der Ukrainischen SSR, alle militärischen Formationen der Streitkräfte der UdSSR auf dem Territorium der Ukrainischen SSR unter seine Gerichtsbarkeit zu stellen und das Verteidigungsministerium der Ukraine zu schaffen. Zu dieser Zeit befanden sich auf dem Territorium der ehemaligen Ukrainischen SSR drei Militärbezirke mit mehr als 700.000 Personal.

Infolge der Unabhängigkeitserklärungen weiterer Sowjetrepubliken im Laufe des Jahres 1991 wurde am 21. Dezember 1991 die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR, russisch СССР) offiziell aufgelöst.

Die gesamte Struktur der sowjetischen Streitkräfte bis hin zur Zusammensetzung der einzelnen Truppen wurde zunächst nicht nach den neuen nationalen Kriterien getrennt. So unterstanden die Streitkräfte der ehemaligen UdSSR mit ihrem Militärpotenzial anfangs der Kontrolle durch die Militärbefehlshaber der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS).

Aufstellung der Streitkräfte der Ukraine – 1991 bis 1999

Raketensilo für Interkontinentalraketen des Typs RT-23 (NATO-Codename: SS-24) in der Ukraine. 1992 war die Ukraine durch die Hinterlassenschaft der Sowjetunion die drittgrößte Atommacht der Welt.
Ein schwerer strategischer Schwenkflügel-Überschall-Bomber des Typs Tupolew Tu-160 aus sowjetischer Produktion mit ukrainischen Hoheitsabzeichen (1997)

Am 22. Oktober 1991 beschloss der Oberste Sowjet der Ukraine ein Gesetz zur Bildung eigener ukrainischer Streitkräfte im Umfang von rund 420.000 Soldaten sowie einer Nationalgarde von 30.000 Soldaten.

Ende 1991 waren die sowjetischen Militärbezirke Kiew und Odessa mit 780.000 Soldaten in das Rechtsverhältnis der Ukraine übergegangen. Dazu gehörten:

  • von den Landstreitkräften (vom Heer) die Truppen (Kräfte) Einheiten der 1. Gardearmee, 6. Gardepanzerarmee, 8. Panzerarmee, 13. Armee und des 32. Armeekorps;
  • von den Luftstreitkräften vier drei Luftarmeen (Luftflotten), eine Luftverteidigungsarmee der Sowjetarmee und
  • von der Seekriegsflotte Teile der Schwarzmeerflotte.

An Ausrüstung waren 11.000 gepanzerte Fahrzeuge (Rad, Kette), 8.700 Panzer, 18.000 Reaktive- und Rohr-Artillerie, 2.500 taktische Raketen, 1.500 Flugzeuge, 1.272 Nuklearraketen und 350 Schiffe auf dem Gebiet der Ukraine stationiert.[14]

Nach dem Unabhängigkeitsreferendum erfolgte erneut formal ein Beschluss des ukrainischen Parlaments im Jahre 1992 zur Aufstellung eigener Streitkräfte. Problematisch bei der Übernahme der früheren sowjetischen Verbände und Aufstellung von eigenen Verbänden war die Tatsache, dass es für sie keine einheitliche Befehlsstruktur bzw. keinen gemeinsamen Generalstab gab. Ferner gab es Konflikte mit Russland wegen des Kommandos über die Schwarzmeerflotte, das vorübergehend gemeinsam ausgeübt wurde. Schließlich wurde die Flotte aufgeteilt.

Am 2. Januar 1992 verfügte Präsident Leonid Krawtschuk die Unterstellung aller auf dem Territorium der Ukraine stationierten vormals sowjetischen Truppen einschließlich der Schwarzmeerflotte unter ukrainischem Oberbefehl. Ausgeschlossen wurden nur die strategischen Militäreinheiten.

Am 26. März 1992 wurde per Dekret des Präsidenten die Rückkehr aller ukrainischen Wehrpflichtigen aus Armenien, Aserbaidschan und aus der Republik Moldau bis zum 20. Mai 1992 angeordnet. Im Mai 1992 begann auch der Abtransport der in der Ukraine stationierten taktischen Atomwaffen nach Russland.

Am 3. Juli 1992 wurde auch der Nationale Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine (Abkürzung RNBO) gegründet; er ist ein staatliches Gremium der Ukraine. Der Rat wurde zunächst unter der Bezeichnung Nationaler Sicherheitsrat geschaffen. Seine Aufgaben sind im Artikel 107 der Verfassung der Ukraine geregelt. Entsprechend bestehen sie darin, den Präsidenten des Landes bei Fragen zur inneren und äußeren Sicherheitspolitik zu beraten. Der Rat beschäftigt sich allerdings regelmäßig auch mit Angelegenheiten, die außerhalb der traditionellen Sicherheits- und Verteidigungspolitik liegen, etwa mit der Innen- und Energiepolitik.

Nach der Unabhängigkeit übernahm die Ukraine aus der Hinterlassenschaft der sowjetischen Atomstreitkräfte 130 Interkontinentalraketen UR-100N (SS-19) mit jeweils sechs nuklearen Sprengköpfen und 46 vom Typ RT-23 (NATO-Codename: SS-24) mit jeweils 10 Sprengköpfen. Sie hatte damit das drittgrößte Atomwaffenarsenal der Welt. Die UR-100N (NATO-Codename: SS-19) waren in Silos nahe Chmelnyzkyj und die RT-23 (SS-24) in Silos nahe Perwomajsk stationiert. Am 2. Juli 1993 erfolgte in einer Grundsatzerklärung offiziell der Verzicht auf die Atomwaffen, und dass die Ukraine zukünftig atomwaffenfrei sein solle. Am 15. Juli 1993 begann der Abbau der auf dem ukrainischen Territorium stationierten Interkontinentalraketen vom Typ UR-100N. Die Raketen wurden zur Verschrottung nach Russland gebracht. Die Sprengköpfe blieben anfangs noch in der Ukraine, bis der Nachfolgestatus Russlands in Bezug auf die Atomwaffen der früheren Sowjetunion international geklärt war. Die Ukraine forderte für ihren Verzicht auf Atomwaffen von den Atommächten Sicherheitsgarantien für ihr Land und finanzielle Unterstützung.

Das Budapester Memorandum wurde am 5. Dezember 1994 in Budapest im Rahmen der dort stattfindenden KSZE-Konferenz unterzeichnet. In ihm verpflichteten sich die USA, Großbritannien und Russland in drei getrennten Erklärungen jeweils gegenüber Kasachstan, Belarus und der Ukraine, als Gegenleistung für einen Nuklearwaffenverzicht die Souveränität und die bestehenden Grenzen der Länder (Art. 1) sowie deren politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit zu achten (Art. 2f.) und im Falle eines nuklearen Angriffs auf die Länder unmittelbar Maßnahmen des UN-Sicherheitsrates zu veranlassen (Art. 4). Frankreich gab bezüglich der Ukraine eine eigene Erklärung ab: Statement by France on the Accession of Ukraine to the NPT.

Diese Staaten waren im Zuge der Auflösung der UdSSR in den Besitz von Nuklearwaffen gekommen. Das Budapester Memorandum war eine Vorbedingung der Unterzeichnung und Ratifizierung des Atomwaffensperrvertrags und des Atomteststoppvertrags. Bis 1996 wurden alle Kernwaffen der früheren UdSSR nach Russland gebracht, das als Nachfolgestaat der UdSSR das Recht auf den Besitz von Atomwaffen hat.[15]

Der Vertrag wurde von allen Vertragsparteien ratifiziert und in Kraft gesetzt.[16]

Nach gemeinsamen Manövern von US-amerikanischen und ukrainischen Truppen 1995 in der Westukraine beschloss die NATO im Juli 1997 eine Charta über besondere Partnerschaft mit der Ukraine.[17] Ukrainische Kontingente beteiligten sich an NATO-geführten militärischen Interventionen in den Jugoslawienkriegen, im Irakkrieg und in Afghanistan.[18]

Entwicklung der Streitkräfte der Ukraine – 2000 bis 2013

Ukrainische Soldaten bei einem Einsatz mit einem BTR-80-Panzer im Irakkrieg, 2003

Im Jahr 2000 wurde die Nationalgarde aufgelöst (im März 2014 neu aufgestellt) und aus Kostengründen mit den Inneren Truppen zusammengelegt.[19]

Am 27. Juli 2002 kam es zum Flugtagunglück von Lemberg, bei dem auf dem Militärflugplatz Sknyliw bei einer Kunstflugvorführung ein Kampfflugzeug vom Typ Suchoi SU-27UB der Luftwaffe abstürzte. 85 Menschen kamen ums Leben; mehr als 100 wurden verletzt.

Während des Irakkrieges 2003 war die Ukraine an der Koalition der Willigen beteiligt und entsandte 1.650 Soldaten mit militärischem Gerät in den Irak. Mit seinem Kontingent verfügte das Land über die sechstgrößte Truppenstärke im besetzten Irak. Es befand sich im territorialen Zuständigkeitsbereich Polens.

2005 betrug der Verteidigungsetat rund 618 Millionen US-Dollar und machte 1,4 % des BIP des Staatshaushaltes aus, einen der kleinsten Militäretats in Europa, bezogen auf die Truppenstärke von 191.000 aktiven Soldaten sowie einer Million Reservisten.

Im Laufe des russisch-ukrainischen Gasstreits zum Jahreswechsel 2005/06 erwog die ukrainische Regierung unter Präsident Wiktor Juschtschenko, die Unterzeichner des rechtlich bindenden Budapester Memorandums zur Hilfe für die Ukraine in Anspruch zu nehmen. Dieses Ansinnen wurde seinerzeit von russischer Seite zurückgewiesen.

2008 waren rund 300 ukrainische Soldaten und 15 Polizisten im Auslandseinsatz für die United Nations Mission in Liberia (UNIMIL).

Am 14. Juni 2009 – während eines Treffens der EU-Verteidigungsminister – wurde die Gründung einer Litauisch-Polnisch-Ukrainischen Brigade vereinbart.[20]

Im Rahmen der Partnerschaft für den Frieden (PfP) erfolgte vom 25. Juli bis zum 5. August 2011 nahe Jaworiw das Manöver Rapid Trident 2011 mit insgesamt 1.400 Soldaten, darunter 745 ukrainische Soldaten, 362 US-Soldaten, 99 Soldaten aus Moldau, 80 britische Soldaten, 47 aus Serbien, 35 aus Polen, 34 aus Kanada und 20 Soldaten aus Belarus.

Am PfP-Manöver Rapid Trident 2012 vom 16. bis 27. Juli 2012 beteiligten sich 1.400 Soldaten aus der Ukraine und aus Aserbaidschan, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Georgien, Kanada, Mazedonien, Moldau, Norwegen, Österreich, Polen, Rumänien, Serbien, Schweden und den USA.

Bei Rapid Trident 2013 vom 8. bis 19. Juli 2013 nahmen 1.300 Soldaten teil. Neben ukrainischen Soldaten beteiligten sich Soldaten aus Armenien, Aserbaidschan, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Georgien, Großbritannien, Kanada, Moldau, Norwegen, Polen, Rumänien, Serbien, Schweden, der Türkei und aus den USA.

Annexion der Krim, Russisch-Ukrainischer Krieg und Reformen ab 2014

T-64BM2-Kampfpanzer der ukrainischen Streitkräfte in Kiew (2021)
Ukrainischer BTR-3 in Kiew (2021)

Im Zuge der Annexion der Krim durch Russland versetzte die ukrainische Übergangsregierung die Streitkräfte in volle Kampfbereitschaft; am 2. März 2014 berief sie ihre Reservisten ein. Es handele sich dabei nicht um eine Generalmobilmachung; die Übergangsregierung (Übergangspräsident: Oleksandr Turtschynow) versuche vielmehr, alle nötigen Maßnahmen zur Wahrung von Ruhe und Ordnung zu ergreifen.[21]

Am 14. April 2014 wurde der Erlass № 405/2014[22] des Präsidenten der Ukraine veröffentlicht, der den Übergang der Ukraine zur militärischen „Anti-Terror-Operation“ (ATO) gegen die Autonomisten im Donbass, auf der Krim und in Sewastopol verkündete. Russland war bis zu diesem Zeitpunkt in der Militärdoktrin der Ukraine nicht als Bedrohung genannt, dies war mit ein Grund für die schwache Präsenz im Donbass.[23]

Die Ereignisse auf der Krim zeigten auch den desolaten Zustand vieler Militäreinrichtungen und Ausrüstungsgegenstände, und die weitverbreitete Korruption wurde bekannt.[24] Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums wollten weniger als 2.000 der über 18.000 auf der Krim stationierten ukrainischen Soldaten die Halbinsel verlassen.[25] Die tatsächlich einsetzbare Truppenstärke der ukrainischen Armee habe 2014 laut Alexander J. Motyl rund 6000 Mann betragen.[26]

Strukturreform der Streitkräfte und anderen bewaffneten Kräfte

Am 12. März 2014 beschloss das ukrainische Parlament die Neugründung der ukrainischen Nationalgarde,[27] die dem Innenministerium untersteht.[28]

Seit 2014 wurden die Streitkräfte personell verstärkt und neu gegliedert. Nach dem Weißbuch 2015 gliedern sich die Streitkräfte der Ukraine wie folgt:

  • Drei Teilstreitkräfte:
    • Landstreitkräfte/Heer (ukr. Сухопутні війська),
    • Luftstreitkräfte (ukr. Повітряні сили),
    • Seestreitkräfte/Marine (ukr. Військово-морські сили) mit Marineinfanterie sowie
  • Zwei selbstständige (strategische) Gattungen der Spezialtruppen(-kräfte)
    • Luftlande-/Luftsturm-Truppen (ukr. Десантно-штурмові війська) und
    • Kräfte Spezialoperationen (ukr. Сили спеціальних операцій).

Nicht zu den Streitkräften gehören die Nationalgarde der Ukraine (‚Nationalgardisten‘),[29] die Einheiten des Staatlichen Grenzschutzes der Ukraine, der Staatliche Spezialtransportdienst des Verteidigungsministeriums[30] und andere dem Innenministerium der Ukraine zugeordnete bewaffnete Formationen.

Legalisierung des Einsatzes der Streitkräfte im Donbass

Die politischen Anstrengungen der ukrainischen Regierung zur Gewährleistung der staatlichen Souveränität der Ukraine in den umkämpften Gebieten Donezk und Luhansk und deren Wiedereingliederung in den ukrainischen Staatsverband widerspiegelten sich auch im Gesetz der Ukraine vom 18. Januar 2018, Zur staatlichen Politik in den vorübergehend besetzten Territorien der Gebiete Donezk und Luhansk’.[31] Dieses Gesetz regelt auch den Einsatz militärischer Einheiten, die als militärische Gruppierung – „Vereinte Kräfte“ – im Südosten des Landes den Großteil der bewaffneten Kräfte der Ukraine umfassten. Dazu gehören die Streitkräfte der Ukraine (SKU), die Territorial-Verteidigungskräfte (TVK), darunter die Nationalgarde und die Freiwilligen-Bataillone, sowie die Komponenten der militärischen Reserven (Operative und Mobilmachungsreserve) und die Komponenten des Sicherheitssektors. Außerdem werden Festlegungen zur Einrichtung von „Sicherheitszonen“ getroffen, die an die Kontaktlinie im Donbass angrenzen.[32]

Ein vom Präsidenten ernannter „Befehlshaber der Vereinten Kräfte“ (ukrainisch – Командувач об’єднаних сил) übernimmt die Führung der in der Sicherheitszone handelnden Kräfte und Mittel der Streitkräfte der Ukraine, anderer militärischer Formationen, die in Übereinstimmung mit den Gesetzen der Ukraine gebildet wurden, des Innenministeriums der Ukraine, der Nationalgarde der Ukraine, des zentralen Exekutivorgans, das die staatliche Politik im Bereich des Katastrophenschutzes umsetzt, die an der Umsetzung von Maßnahmen zur Gewährleistung der nationalen Sicherheit und Verteidigung beteiligt sind.[33]

Seit dem 24. Februar 2021 ist die Militärstrategie 2021[34] in Kraft, die bestimmt, dass „ein neues Modell der Organisation der Verteidigung der Ukraine, der Streitkräfte der Ukraine und anderer Komponenten der Verteidigungsstreitkräfte … die Beilegung des Konflikts, die Demobilisierung, die Wiederherstellung der Kontrolle über die Einhaltung des Regimes der Staatsgrenze der Ukraine und Wiedereingliederung der vorübergehend besetzten Gebiete … gewährleisten sollte.“

Weitere Reformen in den Streitkräften der Ukraine

Am 24. August 2016, dem Nationalfeiertag, wurde eine neue Uniformierung vorgestellt. Diese ersetzte Uniformen, die noch dem sowjetischen Design gefolgt waren.[35]

Seit dem Jahr 2016 dürfen Frauen bei den ukrainischen Streitkräften dienen.[36] Stand Juli 2021 dienten in den ukrainischen Streitkräften mehr als 31.000 Frauen. Laut Parlamentspräsidentin Olena Kondratiuk kämpften mehr als 13.500 ukrainische Soldatinnen seit Beginn des Kriegs in der Ukraine gegen prorussische Separatisten in der Ostukraine.[37] Zu Beginn 2022 betrug der Frauenanteil in der Armee 15 bis 17 Prozent.[38]

Die ukrainischen Streitkräfte gewannen durch Kämpfe im Donezbecken an Erfahrung, teils auch mit modernem Kriegsgerät. Die Armee wurde mit türkischen Drohnen vom Typ Bayraktar TB2 und Javelin-Panzerabwehrraketen aus den USA ausgestattet. Des Weiteren verfügt die Ukraine über Stinger- und Grom-MANPADS aus den USA und Polen.[39][40]

Im Jahr 2021 betrug die Personenstärke etwa 195.000 Soldaten (zuzüglich etwa 46.000 Zivilbedienstete).[2][41] Im Februar 2022 wurde eine Personalerhöhung um 100.000 bestätigt.[3]

Vor Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine im Februar 2022 waren die Schwachstellen des ukrainischen Militärs die Luftstreitkräfte (deren Flugzeuge veraltet und teilweise nicht mehr zu warten waren), die Marine (die mit der Annexion der Krim 2014 70 Prozent ihrer Schiffe verlor), eine gegen Iskander-Raketen wirkungslose Luftabwehr und das Fehlen einer substanziellen Cyberabwehr.[42]

Im Februar 2023 wurden Drohnen bzw. „unbemannte Systeme“ zu einer Truppengattung in den ukrainischen Streitkräften erhoben.[43]

Heer

Emblem des ukrainischen Heeres
2S3-Selbstfahrlafette des ukrainischen Heeres

Ausrüstung

Die Aufzählungen sind nicht abschließend:

Marine

Emblem der ukrainischen Marine

Insgesamt verfügte die ukrainische Marine 2016 über ca. 6.500 Soldaten, davon 3.000 Marineinfanteristen (36. Marineinfanteriebrigade in Mykolajiw etc.), sowie über 40 Schiffe.[45]

2016 wurde ein Modernisierungsplan bis 2020 vorgestellt, welcher den Zukauf von knapp 30, meist kleineren Schiffen, vorsieht.[46]

Luftstreitkräfte

Emblem der ukrainischen Luftstreitkräfte
Su-25 der ukrainischen Luftstreitkräfte

Struktur und Ausrüstung

Die Luftstreitkräfte (ukrainisch Повітряні Сили України, Powitrjani Syly Ukrajiny) mit dem Oberkommando in Winnyzja sind in Regimenter und Brigaden gegliedert:[47]

Spezialkräfte

Zusätzlich zu den drei Teilstreitkräften, gehören zu den ukrainischen Streitkräften noch die selbstständigen (strategischen) Gattungen der Spezialtruppen(-kräfte). Diese untergliedern sich in die Luftlande-/Luftsturm-Truppen (ukrainisch Десантно-штурмові війська) und die Kräfte Spezialoperationen (ukrainisch Сили спеціальних операцій).

Die Spezialkräfte betreiben im Auftrag des ukrainischen Verteidigungsministeriums die Webseite „Zentrum Nationaler Widerstand“ (Ukrainisch: „Центр національного спротиву“). Sie informiert über Aktivitäten des bewaffneten und zivilen Widerstands gegen die russischen Besatzungstruppen wie durchgeführte Anschläge und Sabotageakte und gibt Anleitungen für die Organisation und Durchführung von Aktivitäten im zivilen, unbewaffneten Widerstand sowie auch die Partisanenkriegsführung gegen die russischen Besatzungskräfte als auch Hinweise zum Schutz gegen Verfolgung durch die Besatzungskräfte.[48]

Nationalgarde

Emblem der ukrainischen Nationalgarde
Eines der mobilen Feuerteams der ukrainischen Nationalgarde; zur Abwehr von russischen Drohnen und Marschflugkörper

Eine Nationalgarde der Ukraine bestand bereits von 1991 bis 2000. Am 12. März 2014 beschloss das ukrainische Parlament, zur Grenzsicherung und Wahrung der inneren Sicherheit wieder eine Nationalgarde zu gründen. Im Gegensatz zum Heer, der Marine und den Luftstreitkräften wurde die Nationalgarde allerdings dem Innenministerium unterstellt.

Siehe auch

Commons: Ukrainische Streitkräfte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Ukraine. Memorandum on Security Assurances – Text des Budapester Memorandums vom 5. Dezember 1994 (englisch)

Einzelnachweise

  1. General Valerii ZALUZHNYI. Ministry of Defence of Ukraine, abgerufen am 22. Januar 2022 (englisch).
  2. Die 100 größten Verteidigungsunternehmen der Welt 2020 (Stand Februar 2021)
  3. Ukraine will Streitkräfte um 100.000 Mann aufstocken (Stand Februar 2022)
  4. Swimming rivers and faking illness to escape Ukraine’s draft. 17. November 2023 (bbc.com [abgerufen am 28. November 2023]).
  5. The World Factbook–Ukraine. Central Intelligence Agency, abgerufen am 22. Januar 2022.
  6. Wladimir Selenskij bestätigte den Erlass über das Einberufungsalter zum Wehrdienst. sowie das Gesetz über die Wehrpflicht. Закон України «Про військовий обов'язок і військову службу». «Офіційний портал Верховної Ради України». Архів оригіналу за 8 лютого 2015. Процитовано 20 лютого 2015.
  7. Military expenditure by country, in constant (2019) US$ m., 1988-2020. (PDF) Stockholm International Peace Research Institute, abgerufen am 22. Januar 2022.
  8. Military expenditure by country as percentage of gross domestic product, 1988-2020. (PDF) Stockholm International Peace Research Institute, abgerufen am 22. Januar 2022.
  9. Verfassung der Ukraine; zuletzt abgerufen am 29. März 2014 (ukrainisch)
  10. Strategie der militärischen Sicherheit der Ukraine (2021), bestätigt durch Erlass №121/2021 des Präsidenten. Übersetzung aus dem Ukrainischen von Rainer Böhme. In: DGKSP-Diskussionspapiere, Dresden 2022, März, S. 22–49 (de), 93–117 (ukr).
  11. Strategie zur Beendigung des Besatzungsregimes und Wiedereingliederung der vorübergehend besetzten Territorien der Autonomen Republik Krim und der Stadt Sewastopol (2021). Übersetzung aus dem Ukrainischen von Rainer Böhme. In: DGKSP-Diskussionspapiere, Dresden 2022, April, S. 49–72 (de), 103–126 (ukr).
  12. Ukraine nimmt von Wehrpflicht Abschied. nrcu.gov.ua, 27. August 2013, archiviert vom Original am 6. März 2014; abgerufen am 4. Mai 2014.
  13. Tag 138 der russischen Invasion, Tagesspiegel, zuletzt gesehen am 28. Dezember 2022.
  14. „Viele ukrainische Politiker äußern ihre Skepsis hinsichtlich der Möglichkeiten des Landes, seine Sicherheit selbständig zu gewährleisten. Sie meinen, daß heute keiner der Hauptfaktoren der nationalen Sicherheit – militärische Stärke, wirtschaftliche Macht sowie ein hoher Grad politischer und wirtschaftlicher Integration in die Weltwirtschaft vorhanden sei. Je mehr sich die Krise in der Ukraine vertieft, desto deutlicher wird sie als die größte Bedrohung der Sicherheit des Landes – von direkter außenpolitischer Relevanz – definiert. Eines der akutesten Probleme in der Ukraine besteht in ihrer fast totalen Abhängigkeit von Energie-Importen aus Russland.“
    Olga Alexandrova (* 1943), wissenschaftliche Referentin am Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien in Köln im Mai 1994.
  15. UNTERM Memorandum on Security Assurances in Connection with Ukraine's Accession to the Treaty on the Non-Proliferation of Nuclear Weapons; Budapest Memorandum. Archiviert vom Original am 6. März 2014; abgerufen am 5. März 2014.
  16. NATO’s relations with Ukraine
  17. Ukraine`s contribution to NATO peace support activities
  18. Angabe aus englischer Wikipedia
  19. Robert Rochowicz: List intencyjny w sprawie LITPOLUKRBRIG podpisany. Polska Zbrojna, 16. November 2009, abgerufen am 27. März 2014 (polnisch).
  20. Truppenbewegungen und Telefon-Diplomatie, „Spiegel“, 2. März 2014.
  21. ERLASS des Präsidenten der Ukraine № 405/2014 Zum Beschluss des Rats für Nationale Sicherheit und Verteidigung der Ukraine vom 13. April 2014 „Über dringende Maßnahmen zur Überwindung der terroristischen Bedrohung und zur Wahrung der territorialen Integrität der Ukraine“ (Übersetzung aus dem Ukrainischen von Rainer Böhme. In: DGKSP-Diskussionspapiere, Dresden, Mai 2022, ISSN 2627-3470. S. 20).
  22. A shot away (Memento vom 24. März 2022 im Internet Archive), „Ukrainnian Week“, 21. Februar 2018.
  23. Ukrainische Krim-Brigade: „Wir werden uns nicht ergeben“, „Der Spiegel“ vom 4. März 2014.
  24. Russland kontrolliert Krim militärisch, „Sächsische Zeitung“, 22. März 2014.
  25. Putin’s dream scenario for Ukraine¨, „Atlanticcouncil“, 16. Januar 2019.
  26. Ukraine: Parlament beschloss Aufbau von Nationalgarde, „Der Standard“, 12. März 2014.
  27. Vaterlandsverteidiger gesucht, „FAZ“ vom 18. März 2014.
  28. .
  29. Закон України № 1449-IV від 5 лютого 2004 року «Про Державну спеціальну службу транспорту»
  30. Gesetz der Ukraine vom 18. Januar 2018 „Zu den Besonderheiten der staatlichen Politik zur Gewährleistung der staatlichen Souveränität der Ukraine in den vorübergehend besetzten Territorien der Gebiete Donezk und Luhansk“, Abruf am 2. April 2022 (Übersetzung aus dem Ukrainischen von Rainer Böhme. In: DGKSP-Diskussionspapiere, Dresden, Mai 2022, ISSN 2627-3470. S. 38–50).
  31. Gesetz der Ukraine vom 18. Januar 2018, Artikel 8 Teil 1 Absatz 1 in der durch das Gesetz Nr. 113-IX vom 19. September 2019 geänderten Fassung (Übersetzung aus dem Ukrainischen von Rainer Böhme. In: DGKSP-Diskussionspapiere, Dresden, Mai 2022, ISSN 2627-3470. S. 38–50. Abruf am 2. Mai 2022).
  32. Gesetz der Ukraine vom 18. Januar 2018, Artikel 9. (ukr.), Abruf am 2. Mai 2022.
  33. Strategie der militärischen Sicherheit der Ukraine (2021), bestätigt durch Erlass № 121/2021 des Präsidenten. Übersetzung aus dem Ukrainischen von Rainer Böhme. In: DGKSP-Diskussionspapiere, Dresden, März 2022, S. 22–49 (deutsch), 93–117 (ukrainisch).
  34. , „The Moscow Times“, 24. August 2016.
  35. Ivo Mijnssen: Die ukrainische Armee ist zwar viel stärker als beim letzten Krieg – gegen eine russische Invasion hat sie aber kaum eine Chance. In: nzz.ch, 22. Februar 2022, abgerufen am 23. Februar 2022.
  36. Ukraine: Soldatinnen sollen bei Militärparade in Pumps marschieren. In: „Der Spiegel“. Abgerufen am 2. Juli 2021.
  37. Wie kämpfen ukrainische Frauen – für das Land und für sich selbst Wie viele von ihnen sind in der Armee? Und was passiert mit ihnen im Krieg?, Meduza, 14. Mai 2022.
  38. klug aufgerüstet. zeit.de, abgerufen am 23. Februar 2022.
  39. Wer liefert welche Waffen an die Ukraine? dw.com, 12. Februar 2022, abgerufen am 23. Februar 2022.
  40. White Book 2014. (PDF) In: mil.gov.ua. ukrainisches Kriegsministerium, abgerufen am 5. August 2015 (englisch, Weißbuch).
  41. Christian Esch, Christina Hebel, Katja Lutska, Marcel Rosenbach: (S+) Kriegsgefahr in der Ukraine: Welchen Widerstand kann die Armee von Kiew leisten? In: Der Spiegel. 21. Januar 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 22. Januar 2022]).
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