Straussee

Der Straussee ist ein eiszeitlicher Rinnensee, der bei der nach ihm benannten Stadt Strausberg im Brandenburger Landkreis Märkisch-Oderland liegt. Er liegt ca. 30 km östlich Berlins in der wald- und seenreichen Landschaft des östlichen Barnim und hat eine Wasseroberfläche von etwa 136 ha. Es handelt sich hier um einen kalkreichen, geschichteten See mit relativ großem Einzugsgebiet und einem Volumen von etwa 16 Mio. m³.

Straussee
Strausberg mit dem Straussee im Hintergrund
Geographische Lage Landkreis Märkisch-Oderland, Brandenburg, Deutschland
Zuflüsse Kleine Babe sowie Roter-Hof-Graben über den Torfstich,
Abfluss Postgraben über AnnafließKalksee
Orte am Ufer Strausberg
Daten
Koordinaten 52° 34′ 57″ N, 13° 52′ 41″ O
Straussee (Brandenburg)
Straussee (Brandenburg)
Höhe über Meeresspiegel 65,3 m ü. NHN[1]
Fläche 1,364 2 km²[2]
Länge 3,8 km
Breite 340 m
Volumen 15,6 Mio. m³dep1
Umfang 8,6 km
Maximale Tiefe 20 m[2]
Mittlere Tiefe 11,4 m[2]
pH-Wert 7.8[2]
Einzugsgebiet 69 km²[2]
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Beschreibung

Postgrabeneinlass: einziger oberirdischer Abfluss des Straussees der in das Annafließ (ehemals (Rüdersdorfer) Mühlenfließ) mündet

Der See hat eine Ausdehnung von Nordost nach Südwest von etwa 3,8 km und ist bis zu 340 m breit. Der Wasserkörper erreicht ein Volumen von 14,5 Mio. m³ Wasser und ist durchschnittlich 9,9 m tief. Der Abfluss des Straussees erfolgt durch den verrohrten Postgraben[3] in das Annafließ (früher als Mühlenfließ bezeichnet), dann in den Herrensee zum Stienitzsee und weiter zum Kalksee. Sein Grundwassereinzugsgebiet beträgt ca. 73 km². Nach einer wenige Meter breiten und bis zu 6 m flachen Uferregion fällt er steil auf über 10 m Tiefe ab und ist an der tiefsten Stelle (wenige Meter südwestlich der Fähre) 20 m tief. Aufgrund der dicken Schlammschicht am Grund schwanken allerdings die Angaben über die größte Tiefe. Seine Sprungschicht beginnt bei ca. 9 m Tiefe. Für den Straussee besteht eine Berichtspflicht im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL).[4]

Ungefähr in der Mitte des Sees wird er von der elektrisch betriebenen Strausseefähre überquert. Der See wird neben den lokalen Anrainern hauptsächlich durch die Bevölkerung des nahen Berlins zur Naherholung genutzt. Es existieren hier ein öffentliches Schwimmbad und mehrere freie Zugänge zum Baden. Außerdem gibt es die Möglichkeit, Boote auszuleihen und eine Tauchbasis. Motorbootverkehr ist mit Ausnahme der Wasserwacht, des Fischereibetriebes und des gestatteten Fahrgastschiffes nicht gestattet.

Der See ist relativ fischreich. Man findet hier Hechte, Zander, Aale, Flusskrebse, Quappen, verschiedene Barsche und Karpfen. Der Fischreichtum wird durch einen kommerziellen Fischer und viele Sportangler verwertet. In Aquakulturen werden Regenbogenforellen gezüchtet.

Der Grund auf der östlichen Stadtseite ist mit Bauschutt und anderem Zivilisationsmüll belastet, jedoch findet jedes Jahr im April im Rahmen der Strausseepartnerschaft eine Reinigung der Uferbereiche unter wie über Wasser statt. Am westlichen, bewaldeten Ufer findet man „Seegras“-Wiesen (Carex brizoides).

Erreicht werden kann der Straussee über die BAB 10 (Berliner Ring) Abfahrt Berlin-Hellersdorf und anschließend über die B 1/5 in Fahrtrichtung Müncheberg. Alternativ ist die Anreise mit der S5 Berlin-Westkreuz nach Strausberg Nord mit Ausstieg an der Haltestelle „Strausberg Stadt“ möglich.

Herkunft des Namens

Die Form des Straussees erinnert an eine schmale Bohne. Es wird deshalb vermutet, dass der Name des Sees auf das slawische strutch (dt. ‚Schote‘) zurückzuführen ist.

Rückgang des Wasserpegels

Freiliegender Ablauf des Straussee im Oktober 2018
Dem Straussee fehlt 1,50 Meter Wassersäule (2023)

Seit einigen Jahren ist ein permanenter Rückgang des Wasserspiegels zu beobachten.[5] So lag der Pegel 2011 noch bei etwa 150 cm und lag Ende Oktober 2018 bei etwa 50 cm.[6][7] Im November 2023 betrug das Defizit in Bezug auf den Normalstau (65,49 m) 150 cm.[8] In einer Vorstudie für eine Machbarkeitsstudie „Stabilisierung des Wasserhaushaltes des Straussees“[9] werden Handlungsempfehlungen zur Stabilisierung des Wasserstandes ausgesprochen.

Die wahrscheinlich entscheidende Ursache für den Rückgang des Wasserspiegels ist der Klimawandel, aber auch die gesteigerte Wasserentnahme des 2014 in Betrieb genommenen Wasserwerkes in Spitzmühle hat einen Einfluss.[10] Das durch die Firmen BGD ECOSAX GmbH, DHI WASY GmbH und durch Wissenschaftler der TU Dresden erstellte und im März 2020 veröffentlichte Gutachten[11] spricht von „‘einer Überlagerung mehrerer Einflussfaktoren’:

  • Hauptursache sind die Abnahme des Niederschlags (insbesondere des Winterniederschlags) sowie die Zunahme der Sommertemperaturen (erhöhte Verdunstung im Gebiet des Straussee)
  • Weitere Ursachen sind Grundwasserentnahmen und die derzeitige Landnutzung“[12][13][14]

Entsprechend einer Machbarkeitsstudie[15] zur Stützung des Wasserdargebots des Straussees gibt es (Stand 2023) Überlegungen, Wasser aus dem Rüdersdorfer Kriensee in den Straussee zu pumpen. (Cemex pumpt Grundwasser aus dem Kalksteintagebau in den Kriensee.)[16]

Bürgerinitiative zur Erhaltung des Straussee e.V.

Angesichts des mehr als zehn Jahre anhaltenden kontinuierlichen Rückgangs des Strausseewasserpegels gründete sich am 23. Februar 2019 die Bürgerinitiative zur Erhaltung des Straussee. Der Verein will die Ursachen wissenschaftlich aufklären helfen, die Ergebnisse veröffentlichen und sich darum bemühen, dass so schnell wie möglich geeignete Schritte zur Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands eingeleitet werden.[17][18]

Aktivitäten der Bürgerinitiative

Demonstration zur Erhaltung des Straussees am 20. März 2019

Im Rahmen des Bürgerdialogs „Zur Sache, Brandenburg“[19] am 12. März 2019 in Strausberg übergab der Verein eine Petition an den Brandenburger Ministerpräsidenten Dietmar Woidke.[20][21]

Die Bürgerinitiative hatte ihren ersten Erfolg mit der Durchführung der Demonstration zur Erhaltung des Straussees am 20. März 2019, die mit 400 bis 500 Teilnehmern[22][23] die größte Demonstration in Strausberg seit 1989 gewesen sein soll.[24]

Ein weiterer Erfolg ist die Einberufung des ständigen Ausschusses Klima und Umwelt der Strausberger Stadtverordnetenversammlung (Klimaausschuss) im Sommer 2019.[25][26][27]

Mit Schreiben an Behörden versucht der Verein Sachverhalte aufzuklären und Aufmerksamkeit für die Probleme des Straussees zu erreichen.[28] Darüber hinaus bemüht sich der Verein, mit Veranstaltungen die Öffentlichkeit über das Problem zu informieren und zu sensibilisieren.[29][30]

Aktivitäten der Strausberger Stadtverordneten

Wegen der Überziehung der genehmigten Fördermengen in den Jahren 2017 und 2018[31] durch den Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) im Wasserwerk Spitzmühle haben die Strausberger Stadtverordneten im Oktober 2019 eine Reihe von Maßnahmen beschlossen.[32] Mitglieder des Klimausschuss fordern vom WSE eine konstruktive Zusammenarbeit.[33]

Im Ausschuss für Klima und Umwelt wurde am 2. Juni 2020 die Task-Force Straussee ins Leben gerufen, die den Prozess zur Umsetzung von Maßnahmen aus dem Straussee-Gutachten begleiten und den Gremien entsprechende Handlungsvorschläge erarbeiten soll.[34]

Sinkende Wasserspiegel anderer Brandenburger Seen

Der Verein befasst sich exemplarisch mit der Lösung von Problemen (Rückgang des Wasserspiegels wegen Wasserentnahme, Klimawandel und anderem), die neben dem Straussee auch weitere Seen in Brandenburg betreffen:

Siehe auch

Commons: Straussee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Freizeitkarten Barnimer Land. Topographische Freizeitkarten 1:30.000, Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg, 2005. ISBN 3-7490-4155-5
  2. Badegewässerprofil nach Artikel 6 der Richtlinie 2006/7/EG und § 6 der Verordnung über die Qualität und die Bewirtschaftung der Badegewässer vom 6. Februar 2008 (BbgBadV) (PDF; 880 kB). Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit des Landes Brandenburg, aktualisiert am 15. Februar 2021, abgerufen am 30. Juli 2021.
  3. Gunnar Lischeid, Jörg Steidl, Ottfried Dietrich: Vorstudie für eine Machbarkeitsstudie „Stabilisierung des Wasserhaushaltes des Straussees“ (Memento vom 6. Mai 2016 im Internet Archive), Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V., Müncheberg 2009, S. 8
  4. lfu.brandenburg.de
  5. Anne-Kathrin Fischer: Sinkender Pegel: Das Rätsel vom Straussee. In: Berliner Zeitung. (berliner-zeitung.de [abgerufen am 4. November 2018]).
  6. Stauhöhen des Straussees in Strausberg. www.stadt-strausberg.de, 29. Oktober 2018, archiviert vom Original am 4. November 2018; abgerufen am 4. November 2018.
  7. Stauhöhen des Straussees in Strausberg. www.stadt-strausberg.de, 13. Mai 2019, abgerufen am 1. Juni 2019.
  8. Monitoring des Wasserstandes im Straussee. (PDF) Messstelle: Bezugshöhe: Pegel am Wasserbalkon Spielplatz-Fichteplatz; Normalstau 65,49 m DHHN 92 = 135 cm am Pegel. In: www.stadt-strausberg.de. 6. November 2023, S. 11, abgerufen am 8. November 2023.
  9. Vorstudie für eine Machbarkeitsstudie „Stabilisierung des Wasserhaushaltes des Straussees“. In: Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung Institut für Landschaftswasserhaushalt. Strausberger Eisenbahn GmbH, Dezember 2009, abgerufen am 4. November 2018.
  10. Martin Stralau: Wasserhaushalt: Klimawandel setzt dem Straussee zu. 12. Dezember 2019, abgerufen am 13. Dezember 2019.
  11. BGD ECOSAX GmbH, DHI WASY GmbH: Stabilisierung des Landschaftswasserhaushaltes im Einzugsgebiet des Straussees. (PDF; 11 MB) Bericht. Stadt Strausberg, 24. April 2020, abgerufen am 26. Juli 2020.
  12. Stabilisierung des Landschaftswasserhaushaltes im Einzugsgebiet des Straussees. BGD ECOSAX GmbH legt fristgerecht Gutachten bei Stadt Strausberg und Behörden vor. In: www.bgd-ecosax.de. 26. März 2020, abgerufen am 28. März 2020.
  13. Aktuelles. Stabilisierung des Landschaftswasserhaushaltes im Einzugsgebiet des Straussees. In: www.stadt-strausberg.de. März 2020, abgerufen am 28. März 2020.
  14. Jeanette Bederke: Natur: Dem Straussee geht das Wasser aus | svz.de. Abgerufen am 25. April 2020.
  15. Björnsen Beratende Ingenieure Erfurt: Machbarkeitsstudie zur Stützung des oberirdischen und unterirdischen Wasserdargebots im Einzugsgebiet des Straussees – Phase 1. (PDF) Erläuterungsbericht. In: www.stadt-strausberg.de. Stadtverwaltung Strausberg, September 2023, S. 53, abgerufen am 2. Dezember 2023.
  16. Hoffnung für den Straussee, aber es kann auch noch dauern. (PDE) In: www.stadt-strausberg.de. Stadtverwaltung Strausberg, 26. November 2023, abgerufen am 2. Dezember 2023.
  17. Rene Dick: Verein zur Rettung des Straussees gegründet. Bürgerinitiative will breites Interesse vertreten. In: www.dierandberliner.de. 27. Februar 2019, archiviert vom Original am 2. Juni 2019; abgerufen am 2. Juni 2019.
  18. Vorstand des Vereins „Bürgerinitiative zur Erhaltung des Straussee“ e.V. (i.Gr.): Pressemitteilung. In: www.erhaltet-den-straussee.de. 26. Februar 2019, abgerufen am 13. Juli 2019.
  19. „Zur Sache, Brandenburg“: Woidke am 12. März 2019 beim Bürgerdialog in Strausberg. Abgerufen am 14. September 2019.
  20. Petition übergeben - 14.03.2019. Abgerufen am 14. September 2019.
  21. Straussee: Ein blaues Leibchen für den Ministerpräsidenten. Abgerufen am 14. September 2019.
  22. Martin Stralau: 500 Strausberger demonstrieren für ihren See. In: Märkische Oderzeitung. 22. März 2019, abgerufen am 9. September 2019.
  23. Anselm Lenz: Ein See mit Pegelproblem. Seit bald einem Jahrzehnt verliert der Straussee erheblich an Wasser. Umweltschützer und Bootsbesitzer*innen sind über die ratlose Politik empört. In: Die Tageszeitung. 6. August 2019, abgerufen am 9. September 2019.
  24. Mitgliederversammlung der Bürgerinitiative - 16.04.2019. Abgerufen am 12. September 2019.
  25. Ausschüsse. In: Stadt Strausberg. Abgerufen am 12. September 2019.
  26. Umwelt: Ein Ausschuss für den Straussee. Abgerufen am 12. September 2019.
  27. Wasserstand: Straussee-Initiative macht Druck. Abgerufen am 12. September 2019.
  28. Frank Weber: Wasserrückgang Straussee. Landesamt für Umwelt (LfU), Abteilung Wasserwirtschaft 1. In: www.erhaltet-den-straussee.de. 5. August 2019, abgerufen am 14. September 2019.
  29. Anselm Lenz: Wassermangel am Straussee: Wasser und Macht. In: Die Tageszeitung: taz. 23. Oktober 2019, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 23. Oktober 2019]).
  30. Bürgerinitiative: Sprudelndes Wassergespräch. 16. Oktober 2019, abgerufen am 23. Oktober 2019.
  31. Versorgung: Wasserverband für Sprengverbote in Gärten. 25. Oktober 2019, abgerufen am 26. Oktober 2019.
  32. Straussee: Strafanzeige gegen Wasserverband Strausberg-Erkner. 18. Oktober 2019, abgerufen am 26. Oktober 2019.
  33. Haushalt: Wasserverband Strausberg-Erkner meidet Klimaausschuss. 5. November 2019, abgerufen am 5. November 2019.
  34. Aktuelles. Task-Force Straussee gebildet. In: www.bvb-strausberg.de. BVB / FREIE WÄHLER Strausberg, Juni 2020, archiviert vom Original am 26. Juli 2020; abgerufen am 26. Juli 2020.
  35. Der Groß Glienicker See sinkt immer weiter ab. Abgerufen am 13. September 2019.
  36. Berlins Gewässer leiden unter der Trockenheit. Abgerufen am 13. September 2019.
  37. Jessica Hanack: Einen Meter gesunken - Der Groß Glienicker See schrumpft. 4. August 2019, abgerufen am 12. September 2019 (deutsch).
  38. Wie Brandenburgs Seen schwinden. Abgerufen am 12. September 2019.
  39. Claudius Prößer: Wassermangel in Brandenburg: Es war einmal ein See. Das Wasser schwindet, die Boote liegen auf dem Trockenen. Und am Ufer des Seddiner Sees befindet sich einer der größten deutschen Golfclubs. Zufall? Die Tageszeitung, 27. September 2019, abgerufen am 29. September 2019.
  40. Dieser Mann soll das Rätsel um den schrumpfenden Straussee lösen. Abgerufen am 11. September 2019.
  41. Pinnower See geht Wasser aus. Abgerufen am 12. September 2019.
  42. Wie die Grünen das Land widerstandsfähiger machen wollen. Abgerufen am 13. August 2020.
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