Straßenbahn Ybbs

Die Straßenbahn Ybbs war ein österreichischer Straßenbahnbetrieb. Sie verband in den Jahren 1907 bis 1953 die Stadt Ybbs an der Donau mit dem außerhalb des Stadtgebiets an der Westbahn Wien–Salzburg gelegenen Bahnhof Kemmelbach-Ybbs – ab 1910 Ybbs-Kemmelbach, heute Ybbs an der Donau. Die nur 2,935 Kilometer lange Strecke war wegen der engen Kurven in der für Straßenbahnen ungewöhnlichen Spurweite von 760 Millimetern angelegt, der sogenannten Bosnischen Spurweite.

Straßenbahn Ybbs
Triebwagen 2 im Historama Ferlach
Triebwagen 2 im Historama Ferlach
Streckenlänge:2,935 km
Spurweite:760 mm (Bosnische Spur)
Westbahn von Salzburg
0,000 Bahnhof
0,240 Wieselburgerstraße
0,340 Westbahn nach Wien
1,045 Sarlinger Auwege
1,120 Ybbs (42,2 m)
1,210 Jubiläumsallee
1,340 Inundationsbrücke
1,450 Kleine Labenbrücke (4 m)
1,510 Große Labenbrücke (10 m)
1,780 Werksgrabenbrücke (24 m)
1,865 Städtisches Bad
2,330 Remise
2,455 Fabriksgasse
2,681 Vorstadt Angern
2,700 Mühlbachbrücke (4 m)
2,798 Lange Gasse
2,880 Dampfschiffstation
2,935 Stadtplatz
Eröffnung der Straßenbahn
Streckenplan der Straßenbahn

Die Ybbser Straßenbahn wurde ursprünglich als Kleinbahn konzessioniert, die zuständige Betreibergesellschaft hieß Elektrische Kleinbahn Ybbs–Kemmelbach. Bis zur Umwidmung der, noch etwas kürzeren, Elektrischen Lokalbahn Gmunden in eine Straßenbahn im Jahr 1938 war Ybbs die kleinste Straßenbahn Österreichs.

Geschichte

Am 30. Juni 1906 wurde mit dem Bau der Strecke begonnen, für die allerdings erst am 21. Mai 1907 die Konzession erteilt wurde.[1] Am 23. März 1908 wurde die Konzession zu Gunsten von Gepäcksverkehr erweitert.[2] Eröffnung war am 11. November 1907. Für den Betrieb wurden zwei Triebwagen von der Grazer Waggonfabrik beschafft. Täglich wurden bis zu 20 Fahrten abgewickelt. Die Strecke war bis auf die beiden Weichen, welche in die Remise abzweigten, durchgehend eingleisig. Weitere Ausweichen gab es nicht. Eine Besonderheit war, dass bei Hochwasser, welches den Stadtplatz in Ybbs überschwemmte, der Ersatzverkehr in diesem Bereich mit Ruderbooten abgewickelt wurde.

In Folge des Anschluss Österreichs im Jahr 1938 wurde die Strecke fortan nach der deutschen Straßenbahn-Bau- und Betriebsordnung (BOStrab) betrieben und erhielt den Linienbuchstaben Y für Ybbs zugewiesen, analog zu F für die Florianerbahn, G für Gmunden und P/H für St. Pölten–Harland. Dieser war an den Fahrzeugen in weißer Schrift auf schwarzem Grund angeschrieben, das Signal konnte bei Dunkelheit beleuchtet werden.

Im Zuge des Ausbaues der Straße zum Kraftwerk Ybbs-Persenbeug, dem ersten Donaukraftwerk in Österreich, wurde die Straßenbahn eingestellt. Am 22. September 1953 fuhr sie zum letzten Mal. Die Straßenbahn wurde durch eine Autobusverbindung ersetzt.

Fahrzeuge

Nummer Baujahr Hersteller LüK Achsstand Bemerkungen:
1 1907 Grazer Waggonfabrik 6550 mm 2000 mm 1953 verkauft, 1964 verschrottet
2 1907 Grazer Waggonfabrik 6550 mm 2000 mm 1953 verkauft, bis heute erhalten

Die beiden Triebwagen wurden von der Grazer Waggonfabrik und den Österreichischen Siemens-Schuckert-Werken geliefert. Mit einer Länge von knapp 6,5 Metern waren sie die kleinsten Straßenbahntriebwagen in Österreich. Der Innenraum bot mit seinen beiden Längsbänken Platz für 12 Sitzplätze, zusätzlich waren je zwei Sitze auf den Plattformen angeordnet. Unter einem dieser Sitze befand sich ein absperrbarer Behälter für Postsendungen. Es waren weiters 14 Stehplätze vorhanden. Im Jahr 1913 wurden die offenen Plattformen verglast und jeweils die rechte Einstiegsseite verschlossen, bis zur Betriebseinstellung folgten nur mehr kleinere Umbauten und Verbesserungen durch die eigene Werkstatt. Nach der Umwidmung zur Straßenbahn wurden Fahrtrichtungsanzeiger angebracht und die Signallaternen mit Linienbuchsstaben versehen, wobei die Laternen bereits von Anfang an vorhanden waren. Die technische Ausrüstung blieb während der ganzen Zeit des Betriebes unverändert und bestand aus einem Lyrabügel, pro Plattform je einem Schleifringfahrschalter Typ K der ÖSSW mit sieben Fahr- und sechs Bremsstufen und einem, ab 1909 zwei Motoren der Type gD 17/18 mit je 17 kW Leistung. Gebremst wurde mittels der elektrischen Bremse und einer Handspindelbremse.

Nach der Betriebseinstellung wurden die beiden Triebwagen von der Lokalbahn Mixnitz–Sankt Erhard gekauft. Triebwagen 1 erhielt die Bezeichnung T 1 und wurde im Verschubdienst eingesetzt. 1963 wurde das Fahrzeug durch eine Elektrolokomotive abgelöst. Triebwagen 2 beziehungsweise T 2 war bis 1969 im Einsatz und ging anschließend – weitgehend in den Originalzustand zurückversetzt – an den Verein Nostalgiebahnen in Kärnten, wo er bis heute im Historama Ferlach erhalten geblieben ist.

Literatur

  • Alfred Laula: Straßenbahn Ybbs. 2., erw. Aufl., Slezak Verlag, Wien 1983, ISBN 3-85416-094-1[3]
  • Wolfgang Kaiser: Straßenbahnen in Österreich. GeraMond Verlag, München 2004, ISBN 3-7654-7198-4[4]
  • Gerald Böhm: Straßenbahn Ybbs 1907 - 1953. Kulturverein OKAY – Offene Kultur aus Ybbs, Ybbs 2007, ISBN 978-3-200-00899-1[5]

Einzelnachweise

  1. Kundmachung des Eisenbahnministeriums vom 21. Mai 1907, betreffend die Konzessionierung einer mit elektrischer Kraft zu betreibenden schmalspurigen Kleinbahn von Kemmelbach-Ybbs nach Ybbs. (Memento vom 14. Juli 2012 im Webarchiv archive.today)
  2. Kundmachung des Eisenbahnministeriums vom 23. März 1908, betreffend die Abänderung der Kundmachung des Eisenbahnministeriums vom 21. Mai 1907, R. G. Bl. Nr. 134, betreffend die Konzessionierung einer mit elektrischer Kraft zu betreibenden schmalspurigen Kleinbahn von Kemmelbach-Ybbs nach Ybbs, aus Anlaß der Einführung des Gepäcksverkehres auf dieser Kleinbahn. (Memento vom 7. Juli 2012 im Webarchiv archive.today)
  3. Bestandsnachweis Österreichischer Bibliothekenverbund
  4. Bestandsnachweis Österreichischer Bibliothekenverbund (Memento vom 3. Juni 2015 im Internet Archive)
  5. Bestandsnachweis Österreichischer Bibliothekenverbund (Memento vom 18. Dezember 2016 im Internet Archive)
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