Stilles Tal (Film)

Stilles Tal ist ein deutscher Fernsehfilm des MDR aus dem Jahr 2011.

Handlung

Der Sachse Thomas Stille betreibt in einem Anwesen im Müglitztal, das er nach der Wende von der Gemeinde gekauft und wieder aufgebaut hat, gemeinsam mit seiner Frau Barbara Stille das Gasthaus „Stilles Tal“. Im August 2002 plant er die Neueröffnung des Gasthauses; ihre Tochter Dixie erwartet in Kürze ihr erstes Kind.

Da taucht der Westdeutsche Konrad Huberty mit seiner Frau Anna und der gemeinsamen Anwältin auf und beansprucht das Anwesen für sich, da es von seinem Urgroßvater erbaut worden war. Huberty hatte seinen Prozess gegen Stille gewonnen, was Stille jedoch durch eine Nachlässigkeit seines Anwaltes nicht erfahren hatte. Huberty plant, das Anwesen zu einem Familienhotel umzubauen, das sein Sohn leiten soll.

Stille wehrt sich mit Händen und Füßen gegen Hubertys Vorhaben und hält diesem vor, sein Vater hätte das Anwesen nicht bei Nacht und Nebel verlassen müssen. Huberty wiederum meint, dass dieser keine Lust hatte, sich nach den Nationalsozialisten nun auch noch gegen die Kommunisten wehren zu müssen. Barbara Stille versucht zunächst, vermittelnd einzugreifen.

Während der Streitigkeiten der beiden Familien fällt permanenter Starkregen, der sich allmählich zum Elbhochwasser von 2002 aufbaut. Die Polizei kann den Räumungsbeschluss nicht ausführen, da ein hochwasserbedingter Einsatz Vorrang hat. Familie Stille bekommt bei ihrem Kampf gegen die Wassermassen Unterstützung von Olli Reschke, dem Vater von Dixies Kind.

Kurz nachdem bei Dixie die Wehen eingesetzt haben, bricht durch das stetig steigende Hochwasser ein erstes, wenig später ein weiteres Stück des Hauses weg, bis nur noch ein kleiner Gebäudestumpf übrig bleibt. Die Ehefrauen Stille und Huberty sowie Dixie und Olli können auf einem vorbeitreibenden Boot den Gebäuderest verlassen. Thomas Stille und Konrad Huberty bleiben zurück; Frau Stille verspricht, den beiden Männern Hilfe zu schicken.

Da Huberty für den Tag der Übergabe eine neue Versicherung abgeschlossen hat, die keine Hochwasserschäden abdeckt, schlägt er Stille vor, offiziell auf die Übergabe zu verzichten, damit dessen alte Versicherung weiterhin gilt und die entstandenen Schäden doch noch finanziell abgedeckt sind. Für den Weiterbetrieb des „Stillen Tals“ soll eine GmbH gegründet und mit der Versicherungssumme sowie dem Kapital, das Huberty sowieso finanzieren wollte, finanziert werden. Stille ist damit einverstanden und meint, Huberty müsse dann seine Verzichtserklärung ordentlich zurückdatieren.

Während der Hubschrauber im Rettungseinsatz ist und die beiden Männer erreicht, bringt Dixie ihr Kind zur Welt. Huberty kann gerettet werden; Stille geht mit dem restlichen Gebäudestumpf unter, als dieser von einem im Wasser treibenden großen Tank getroffen wird.

Drei Jahre später ist das Hotelrestaurant „Stilles Tal“ wieder aufgebaut; Dixie und Huberty spielen mit Dixies Tochter Marie im Garten.

Kritiken

Der Lexikon des internationalen Films kritisierte den Film als „(Fernseh-)Melodram, das die Hochwasserkatastrophe 2002 lediglich als Folie für eine triviale, mitunter arg kitschige Geschichte um Recht und Gerechtigkeit im Zuge der deutsch-deutschen Wiedervereinigung einsetzt.“[2]

Die Hannoversche Allgemeine Zeitung meinte: „Regisseur Marcus O. Rosenmüller schafft es, mit einem schwierigen Thema gekonnt zu unterhalten. Allerdings hätte man dem Film mehr Tiefgang gewünscht. Der deutsch-deutsche Einigungsvertrag aus dem Jahre 1990, auf dem die Geschichte beruht, fällt nur in einem Nebensatz. Unnötigerweise driftet Rosenmüller außerdem gelegentlich in Klischees ab, etwa bei Sätzen wie ‚Die von drüben, die denken, mit uns können sie es ja machen‘. Geglückt ist jedoch die Besetzung: Stumph überzeugt als verbitterter Ost-Wirt, während Atzorn gekonnt den arroganten Parade-Wessi mimt, der gern auch den Moralapostel spielt: ‚Was man nicht vergisst, geht auch nicht verloren‘, gibt er am Ende altersweise von sich.“[3]

Das Nachrichtenmagazin Focus kam zu dem Urteil: „Insgesamt ist die Metaphorik des Films doch eher simpel gestrickt: Das Haus, das für den gemeinsamen deutschen Staat steht. Die beiden Streithansel, die im gemeinsam durchlebten Unheil doch noch zueinanderfinden. Da fällt Rosenmüllers Werk dann doch in die sentimentalen Gewohnheiten des 20.15-Uhr-Programms zurück. So kommt die aufgewühlte Zuschauerseele beim Anblick eines süßen kleinen Säuglings doch noch zur Ruhe. Stille aber wird im deutsch-deutschen Verhältnis so schnell nicht einkehren.“[4]

Rainer Tittelbach von Tittelbach.tv schrieb: „Die Geschichte dieses Ossi-Wessi-Streits wird relativiert durch die Allmacht der Naturgewalten. Historische Wahrheiten werden zu Binsenweisheiten reduziert, starke Metaphern werden zerredet und mittels Gemeinplätzen aufpoliert. Der deutsch-deutsche Stoff, die dramatisch-dramaturgische Grundkonstellation und die Elbfluten als Filmmotiv hätten ein einfallsreicheres Drehbuch und eine weniger vorgestrige Machart verdient!“[5]

prisma.de wertete: „In diesem nicht durchgehend überzeugenden, weil konstruierten Mix aus Heimatfilm und Flut-Drama mit guter Besetzung greift Regisseur Marcus O. Rosenmüller noch einmal einen typischen deutsch-deutscher Konflikt auf, denn hier wird mit Vehemenz um Haus und Hof in Sachsen gestritten. Allein dieses Thema hätte schon für einen interessanten wie vielschichtigen Fernsehabend gereicht, doch der Kampf des im Westen zu Wohlstand gekommenen Hoteliers und Republik-Flüchtlings gegen den in der DDR verbliebenen sächsischen Selfmademan war dem Autorenduo Michael Illner und Alfred Rösler-Kleint, das Wolfgang Stumph schon die Tragikomödie ‚Stürmische Zeiten‘ und die Komödie ‚Das Schwalbennest‘ auf den Leib schrieb, nicht genug. Denn natürlich werden die Kontrahenten nebst Familien von den Wassermassen, die 2002 in Ostdeutschland für eine Jahrhundertflut sorgten, eingeschlossen und müssen gemeinsam ums Überleben kämpfen.“[6]

Tilmann P. Gangloff urteilte für kino.de und schrieb: „Man hätte diese Geschichte als Komödie erzählen können, und die Fans von Wolfgang Stumph erwarten das womöglich auch; aber ‚Stilles Tal‘ ist ein Drama, das nicht bloß Züge eines Katastrophenfilms trägt, sondern zudem tragisch endet.“[7]

Verweise

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Stilles Tal. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, August 2012 (PDF; Prüf­nummer: 134 362 V).
  2. Stilles Tal. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 23. Dezember 2019.
  3. Sophie Hilgenstock: In „Stilles Tal“ streiten ein Ossi und ein Wessi um einen Bauernhof. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung. 6. September 2011, abgerufen am 31. August 2018.
  4. Gregor Dolak: TV-Kolumne „Stilles Tal“ – DDR-Kain trifft auf BRD-Abel. In: Focus. 7. September 2011, abgerufen am 31. August 2018.
  5. Wolfgang Stumph & Robert Atzorn. Im Fenster der deutschen Geschichte ausgestellt. In: Tittelbach.tv. Abgerufen am 23. Februar 2024.
  6. Filmkritik. In: prisma.de. Abgerufen am 23. Februar 2024.
  7. Kritik zum Film. In: kino.de. Abgerufen am 23. Februar 2024.
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