Stereotypie (Medizin)

Stereotypien (von griechisch στερεός, stereós für fest, hart, haltbar, räumlich und τύπος, týpos für -artig) sind bestimmte psychomotorische Verhaltensauffälligkeiten. Sie äußern sich in wiederholten und ständig gleichbleibenden Handlungen ohne Ziel oder Funktion, die der konkreten Umweltsituation nicht entsprechen und häufig zwanghaften Charakter tragen.[1]

Klassifikation nach ICD-10
F98.4 Stereotype Bewegungsstörungen
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Stereotypien werden zu den extrapyramidalen Hyperkinesien gerechnet. In der ICD-10-Klassifikation wird diese Symptomgruppe Stereotype Bewegungsstörungen oder stereotype motorische Störung genannt.

Symptomatik

Mensch

Stereotypien beinhalten u. a.:

  • kontinuierliches Schnüffeln
  • Lecken, Beißen, Zwangsnagen
  • zwanghafte motorische Bewegungen, unterbrochen durch kataleptische Zustände
  • krankhaft häufig wiederholte Gedanken, sprachliche oder körperliche Äußerungen (Perseveration)
  • Jaktation

Die körperlichen Äußerungen können in Haltung oder Bewegungen auftreten, z. B. Jactatio capitis nocturna (nächtliches Kopfwackeln oder -rollen), Jactatio corporis (Schaukeln oder Wiegen des Oberkörpers) oder Pagodenwackeln (nach den Bewegungen chinesischer Priester vor ihren Götterbildern: das Vor- und Zurückbeugen des Oberkörpers). Jaktation kann zu Verletzungen führen. Häufig ist sie bei geistig behinderten (insbesondere autistischen) Kindern und bei psychischem Hospitalismus.

Ausgenommen von ICD-10 F98.4 sind Angewohnheiten wie Daumenlutschen, Nägelbeißen, Nasebohren (alle F98.8), Tics (F95, kennzeichnend etwa für das Tourette-Syndrom), Trichotillomanie (F63.3), Stottern (F98.5) sowie alle nicht psychogenen Störungen (unwillkürliche Bewegungen, Bewegungsstörungen organischer Ursache). Auch von den Zwangsstörungen (ICD F42) sind sie abzugrenzen.

Tier

Auch bei Tieren können Stereotypien auftreten, insbesondere in Haltung z. B.:

Zu unterscheiden sind diese von normalen stereotypen Verhaltensweisen.

Pharmakologie

Stereotypien werden unter anderem durch zentralwirksame Substanzen wie

ausgelöst.

Das Auftreten von Stereotypien wird zur Wirkungsanalyse von Arzneistoffen herangezogen.

Einzelnachweise

  1. Pschyrembel klinisches Wörterbuch, Verlag De Gruyter, 267. Auflage 2017 (ISBN 978-3-11-049497-6). (Stichwort Stereotypie, online)

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