Staudenhof (Potsdam)
Der Name Staudenhof bezeichnet heute hauptsächlich einen Gebäudekomplex, der bis 2019 Teil der – heute nicht mehr erhaltenen – Grünanlage Staudenhof in Potsdam war.
Lage
Der Gebäudekomplex Staudenhof befindet sich unmittelbar nördlich im Anschluss an die Nikolaikirche. Das heutige Grundstück des Staudenhofs wird begrenzt durch die Straßen Am Alten Markt (östlich) und Am Kanal (nördlich). Bis 2019 bestand die Grünanlage, die eigentlich den Namen Staudenhof trug. Diese Grünanlage befand sich zwischen dem Gebäude der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam und dem Haus, das heute als Staudenhof bezeichnet wird. Die Grünanlage existiert heute nicht mehr. Nur noch der Name des heutigen Gebäudekomplexes erinnert an die Grünanlage Staudenhof. Diese Gartenanlage war ein Entwurf der Landschaftsarchitektin Hiltrud Berndt.[1]
Planung und Bau
Der Entwurf stammt von den Architekten Hartwig Ebert, Fritz Neuendorf und Peter Mylo. Ausgeführt wurde der Bau 1971–1972 vom Wohnungsbaukombinat Potsdam.[1]
Baubeschreibung
Die Grundfläche des Gebäudes beschreibt ein L. Der kürzere Gebäudeflügel verläuft parallel zur Straße Am Kanal, der längere Flügel steht mit der Giebelseite zur Nikolaikirche. Eine Besonderheit des Gebäudes ist der flachere Gebäudeteil entlang der Straße Am Kanal, der eine Apotheke und eine Sparkasse beherbergt. Die nordöstliche Gebäudeecke ist so gestaltet, dass die Wohnhauszeile über den Flachbau hinausragt. Zwei massive Betonstützen sind unter die Ecken der Wohnhauszeile gestellt. Es handelt sich um einen Betonbau, der hauptsächlich aus vorgefertigten Betonteilen konstruiert ist.[1] Die Giebelseiten sind in Großtafelbauweise errichtet, die Plattenbau-Konstruktion zeichnet sich am Fugenbild der Giebelseiten deutlich ab. Die Fassade des vorgelagerten Flachbaus ist fast vollständig verglast. Kräftige Aluminiumprofile halten die großen Glasscheiben. Die Nordfassade der Wohnzeile besitzt keine Balkons. Hingegen befinden sich an allen anderen Längsfassaden des Wohnbaus – außer der Nordseite – große Balkons, respektive Loggien.
Abriss
Das Gebäude besaß Bestandsschutz, doch dieser endete im Jahr 2022. Seit 2012 wird um Abriss oder Erhalt des Staudenhofs diskutiert.[2] Das Argument gegen eine Sanierung war die potenzielle Unwirtschaftlichkeit.[3] Laut der Stadtverordneten Anja Günther (Linke) seien die wahren Kosten des Abrisses allerdings nicht konkret benennbar.[4] Ein weiteres Argument für den Erhalt war die bereits in dem Haus verbaute Graue Energie, respektive die bereits dafür verbrauchten Ressourcen (Frank Schönert).[4]
Die Bewohner des Staudenhofs traten aktiv für den Erhalt des Gebäudes ein, es hatte sich eine Initiative zum Erhalt formiert.[5] Dank dieser Initiative wurde erreicht, dass die Abrissplanung für den Staudenhof vorerst verschoben wurde. Der Erhalt des Gebäudes blieb bis Juni 2023 gesichert.[6] Zu dem Bündnis, das zum Erhalt aufrief, gehörte unter anderem der mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnete Architekt Jean-Philippe Vassal. Weitere Bündnismitglieder waren unter anderem Daniel Fuhrhop, Leon Lenk, Frank Schönert, Anita Tack sowie die Gruppe Architects for Future Deutschland.[7]
Am 5. Dezember zog der letzte Bewohner überraschend aus dem Gebäude aus, obwohl im Februar 2024 noch über die Berufung gegen die Räumungsklage verhandelt werden sollte. Der Abriss war am 27. November erneut von der Stadtverordnetenversammlung bestätigt worden. Die Arbeiten sollen bis März 2025 abgeschlossen werden. Danach soll das Grundstück als Logistikfläche für Bauarbeiten im Nachbarblock dienen, bevor das Projekt „Neuer Staudenhof“ umgesetzt wird.[8]
Weblinks
Einzelnachweise
- Atreju Allahverdy, Stefan Grüll, Juliane Johannsen, Christian Klusemann: Wohnblock Am Alten Markt 10 (Staudenhof). In: Christian Klusemann (Hrsg.): Das andere Potsdam – 26 Bauten und Ensembles aus den Jahren 1949–1990. Vergangenheitsverlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-86408-200-9, S. 201–206.
- Abriss-Debatte: Was wird aus dem Staudenhof? In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 24. Oktober 2022]): „Immer wieder taucht das Thema auch auf der Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung auf: Vor fünf Jahren scheiterte die Linke – während des Kommunalwahlkampfes – mit einem Antrag, den von den Stadtverordneten 2012 gefassten Abrissbeschluss aufzuheben. 2015 dann der nächste erfolglose Versuch.“
- Potsdamer Mitte: Pro Potsdam will Staudenhof-Wohnblock abreißen. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 24. Oktober 2022]): „Vor einem Abriss muss die Eigentümerin Pro Potsdam nachweisen, dass ein solcher wirtschaftlicher wäre als eine Sanierung. Genau das hat die kommunale Bauholding nun getan und am Mittwochabend im nicht öffentlichen Teil des Hauptausschusses die Ergebnisse einer internen Wirtschaftlichkeitsberechnung für die marode Immobilie vorgestellt. Demnach würde das Unternehmen bei einer Sanierung des Wohnblocks deutlichen Verlust machen, sagte Pro-Potsdam-Chef Bert Nicke am Donnerstag auf PNN-Nachfrage. Rund 18 Millionen Euro würde eine Generalüberholung des Gebäudes kosten, sagte er. Weil die meisten Wohnungen jedoch mit nur etwa 30 Quadratmetern sehr klein sind, sei eine Sanierung unverhältnismäßig teuer, so Nicke. Als Folge müsste man eine Nettokaltmieten von rund zwölf Euro pro Quadratmeter nehmen und selbst das wäre wirtschaftlich nicht tragfähig.“
- Matthias Krauß Potsdam: Chance für den Staudenhof (nd-aktuell.de). Abgerufen am 24. Oktober 2022.
- Nach Beschluss der Stadtverordneten: Protest gegen Staudenhof-Abriss. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 24. Oktober 2022]).
- Wohnblock in der Potsdamer Mitte: Ein halbes Jahr mehr für den Staudenhof. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 24. Oktober 2022]).
- Daniel: Den Staudenhof retten. In: moderneREGIONAL. 25. November 2022, abgerufen am 26. November 2022 (deutsch).
- Klaus D. Grote: Potsdamer Staudenhof wird endgültig abgerissen. In: Tagesspiegel. 5. Dezember 2023, abgerufen am 6. Dezember 2023.