Staudamm

Ein Staudamm oder Schüttdamm ist das Absperrbauwerk einer Talsperre oder einer Staustufe und besteht im Wesentlichen aus einer Erd- oder Felsschüttung.[1] Im Gegensatz zu einem Deich, der parallel zu einem Fluss oder einer Küstenlinie verläuft und sehr lang sein kann, sperrt ein Staudamm in der Regel einen Talquerschnitt ab. Die Stabilität des Bauwerks ist durch das Eigengewicht und den flachen Böschungswinkel gegeben.

Selbstgebauter Staudamm

Staudämme können auch auf natürliche Weise – durch Erdrutsche – entstehen; so ist zum Beispiel der Pragser Wildsee entstanden. Auch Biber legen Staudämme an, indem sie Bäume fällen und Äste in einen Bach zerren.

Aufbau

Ein Staudamm besteht aus einer Aufschüttung von Steinschotter, Kies, Sand, Erde usw. Man unterscheidet deshalb Erdschüttdämme und Steinschüttdämme.

Querschnitt und Längsschnitt des Steinschüttdamms der Großen Dhünntalsperre mit Kerndichtung aus Asphaltbeton sowie Spundwand und Dichtungsschleier zur Verhinderung von Unterspülungen.

Der Hauptteil eines Staudamms ist der Stützkörper. Er ist normalerweise mit einer Dichtungsschicht im Innern oder an der Wasserseite abgedichtet und besteht oft aus Zonen unterschiedlicher Durchlässigkeit. Dann wird im Dammbau auch von einem Zonendamm gesprochen. Die Dichtungsschicht kann eine Kerndichtung aus Lehm, Ton, Folie oder Asphalt sein. Möglich ist auch eine dünne Tonbetonwand in der Mitte des Dammes. Eine so genannte Schürzendichtung ist eine schräge, an der Wasserseite liegende Schicht aus Lehm oder Ton. Auch eine Außendichtung aus Beton, Asphalt oder Kunststofffolie kommt in Frage. Wegen der besseren Standfestigkeit wird für den Stützkörper möglichst nicht bindiges Material verwendet. Zur Vermeidung hoher Transportkosten wird es in der Regel in der näheren Umgebung zum Beispiel in Steinbrüchen oder Kiesgruben gewonnen.

Ein Staudamm kann aber auch homogen sein, d. h. vollständig aus ein und demselben Material bestehen, allerdings gibt es bei derartigen Konstruktionen bei dauerhaften Einstau häufig Probleme mit der Standfestigkeit.

Ein Staudamm hat einen dreieckigen bis trapezförmigen Querschnitt mit beidseitiger Böschung. Die Böschung kann in Abschnitte mit unterschiedlichen Neigungen und dazwischenliegenden horizontalen Absätzen (Bermen) unterteilt sein. Die Aufstandsfläche ist im Gegensatz zu einer Staumauer relativ groß, dafür muss der Untergrund keine so hohe Belastung aufnehmen. Es ist deshalb kein Felsuntergrund erforderlich. Ein Staudamm eignet sich dort, wo breite Täler mit geringer Höhe abgesperrt werden sollen. In engen Gebirgstälern sind Staumauern besser geeignet.

Zum Nachweis der Standsicherheit eines Staudammes muss man unter anderem die Sicherheit gegen Böschungsbruch berechnen.

Geschichte des Staudammbaus

Als einer der ältesten noch teilweise erhaltene Staudämme gilt der Sadd-el-Kafara im Wadi el Garawi bei Kairo, Ägypten (verschiedenen Angaben zufolge zwischen 2950 und 2500 v. Chr. erbaut).

Die Überbleibsel von Dämmen, die Teil der Wasserversorgung für die Stadt Jawa in Jordanien waren, datieren die Archäologen auf 3.000 v. Chr. Ab 1.000 v. Chr. entstanden in vielen Teilen der Erde zahllose größere und kleinere Dämme sowie Staumauern. Reste der Bauten fand man unter anderem im Mittelmeerraum. In Europa waren die Römer berühmt für ihre Wasserbauprojekte. Siehe die Liste römischer Staudämme.

In Deutschland gelten Dämme des Oberharzer Wasserregales als die ältesten noch im Betrieb befindlichen Staudämme. Sie entstanden ab dem 15. Jahrhundert.

Siehe auch

Literatur

  • Hans Bretschneider (Hrsg.): Taschenbuch der Wasserwirtschaft. 6. Auflage. Paul Parey, Hamburg/Berlin 1982, ISBN 3-490-19016-5.
  • Peter Rißler: Talsperrenpraxis. R. Oldenbourg, München/Wien 1998, ISBN 3-486-26428-1.
Commons: Staudämme – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Peter Rißler: Talsperrenpraxis. R. Oldenbourg Verlag, München/Wien 1998, S. 81.
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