Bundeswertpapiere
Bundeswertpapiere sind die Wertpapiere des Bundes und seiner Sondervermögen, auch als öffentliche Anleihen oder Staatsanleihen des Bundes bezeichnet.
Allgemeines
Sie dienen zur Finanzierung von Defiziten im Bundeshaushalt oder spezifischen Projekten und werden durch die Bundesrepublik Deutschland – Finanzagentur GmbH verwaltet. Die Finanzagentur erbringt als Schuldenmanager mit technischer Unterstützung der Deutschen Bundesbank sämtliche Dienstleistungen rund um die Emission der Bundeswertpapiere.[1]
Arten von Bundeswertpapieren
Die Bundesrepublik emittiert durch die Finanzagentur folgende Wertpapiere:[2][3]
- Bundesanleihen (Bunds) mit 7, 10, 15 oder 30 Jahren Laufzeit
- Bundesobligationen (Bobls) mit 5 Jahren Laufzeit
- Bundesschatzanweisungen (Schätze) mit 2 Jahren Laufzeit
- Unverzinsliche Schatzanweisungen (Bubills) mit 6 oder 12 Monaten Laufzeit
- inflationsindexierte Bundeswertpapiere (ILB)
- Grüne Bundeswertpapiere (Green Bonds)[6]
Die Emission der folgenden (Privatanleger-)Papiere wurde zum 31. Dezember 2012 eingestellt:[7]
- Bundesschatzbriefe (Anleihen mit steigendem Staffelzins)
- Typ A (Laufzeit 6 Jahre – Zinsen wurden jährlich nachträglich gezahlt)
- Typ B (Laufzeit 7 Jahre – Zinsen wurden gesammelt (Zinseszinseffekt) und am Ende der Laufzeit ausgezahlt)
- Finanzierungsschätze mit 1 oder 2 Jahren Laufzeit
- Tagesanleihe (unbefristete Laufzeit, ähnlich einem Tagesgeldkonto in Form einer thesaurierenden Bundesanleihe)
2019 wurden mit dem Bundesschatzbrief und der Tagesanleihe die beiden letzten noch verbliebenen Privatanlegerpapiere getilgt.
Die erste Grüne Bundesanleihe kam am 2. September 2020 auf den Primärmarkt, einer zweckgebundenen Anleihe für Projekte im Verkehr, internationaler Zusammenarbeit, Forschung, Innovation und Information, Energie, Industrie sowie aus der Land- und Forstwirtschaft. Trotz einer Negativrendite wurde die mit einem Handelsvolumen von 6,5 Mrd. Euro aufgelegte Anleihe fünffach überzeichnet.[8]
Laufzeit
Die Laufzeit der Bundeswertpapiere variiert von kurzfristig (Unverzinsliche Schatzanweisung oder Bundesschatzanweisung) bis hin zu langfristig (Bundesanleihen). Da stetig neue Bundeswertpapiere emittiert werden und die Laufzeiten früher begebener Papiere kontinuierlich abnehmen, können permanent etwa 60 verschiedene Bundeswertpapiere mit Laufzeiten von wenigen Monaten bis hin zu 30 Jahren gehandelt werden.[9]
Emissionsverfahren
Unterschieden werden Bundeswertpapiere zudem nach ihrem Emissionsverfahren in Einmalemissionen und Daueremissionen. Bis zur Einstellung des Geschäfts mit Privatanlegern zum Jahresende 2012 wurden Bundesschatzbriefe, Finanzierungsschätze sowie die Tagesanleihe als Daueremissionen begeben. Sie konnten permanent von Anlegern erworben werden, die durch ihre Nachfrage den Umfang bzw. das Volumen einer Emission bestimmten. Die noch heute erwerbbaren Bundeswertpapiere werden allesamt als Einmalemissionen begeben. Bundesanleihen, Bundesobligationen, Bundesschatzanweisungen, Unverzinsliche Schatzanweisungen des Bundes sowie inflationsindexierte Bundeswertpapiere werden nur zu bestimmten Zeitpunkten zum Erwerb angeboten. Das anvisierte Emissionsvolumen legt der Emittent vorab fest. Die Emission erfolgt im Rahmen einer Auktion, an der sich registrierte Banken der "Bietergruppe Bundesemissionen" beteiligen können. Diese verkaufen den Großteil der Anleihen dann an andere Investoren weiter.[10] Aufgrund des erhöhten Kreditbedarfs und damit Emissionsvolumens des Bundes zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie werden 2020 mehrere Emissionen im Bankensyndikat durchgeführt. In der Vergangenheit wurde dieses Emissionsverfahren meist zur Begebung neuer Bundeswertpapiere gewählt, wie bspw. 2015 für die erste Emission einer 30-jährigen inflationsindexierten Bundesanleihe.[11][12]
Börsenhandel
Bis auf die Unverzinslichen Schatzanweisungen und Daueremissionen werden alle Bundeswertpapiere an den deutschen Wertpapierbörsen und auf elektronischen Handelsplattformen gehandelt. Privatanleger können sie börsentäglich über ihre Bank kaufen oder verkaufen. Marktpflege für Bundeswertpapiere betreibt die Deutsche Bundesbank, indem sie gewährleistet, dass zu fairen Kursen gehandelt wird.[13] Auch die Finanzagentur beteiligt sich am Handel mit Bundeswertpapieren, indem sie die Bundesbank sowie andere Market Maker auf elektronischen Handelsplattformen und im OTC (over the counter) Handel mit Bundeswertpapieren unterstützt.[14]
Technisch werden Bundeswertpapiere durch Eintragung in das Bundesschuldbuch als Wertrechte handelbar, wobei der Anleger gemäß § 6 Abs. 1 DepG einen Miteigentumsanteil am Wertpapiersammelbestand erhält.
Sicherheit
Die Bundesrepublik Deutschland gilt als einer der sichersten Schuldner der Welt. Die Besicherung der vom Bund herausgegebenen Wertpapiere erfolgt über das deutsche Steueraufkommen. Deutschland wird von den internationalen Ratingagenturen mit der Bewertung AAA regelmäßig die höchstmögliche Kreditwürdigkeit zugesprochen. Darüber hinaus sind Anlagen in Bundeswertpapiere mündelsicher im Sinne des § 1807 BGB.
Allerdings unterliegen die Bundeswertpapiere einem Zinsänderungsrisiko, am meisten diejenigen mit langer Laufzeit.
Verwendung der Kredite
Neben dem Bundeshaushalt kommen die über Bundeswertpapiere aufgenommenen Kredite anteilig folgenden Sondervermögen des Bundes des Bundes zugute:[15]
- Finanzmarktstabilisierungsfonds (besitzt eigene Kreditermächtigung)
- Investitions- und Tilgungsfonds (besitzt eigene Kreditermächtigung)
- Wirtschaftsstabilisierungsfonds (besitzt eigene Kreditermächtigung)[16]
- Restrukturierungsfonds für Kreditinstitute (besitzt eigene Kreditermächtigung)
- Vorsorge für Schlusszahlungen für inflationsindexierte Bundeswertpapiere
- Energie- und Klimafonds
- Aufbauhilfefonds
- Kommunalinvestitionsförderungsfonds
- Kinderbetreuungsausbau und Kinderbetreuungsfinanzierung
- Digitale Infrastruktur
Zum Jahresende 2019 betrug das Gesamtvolumen der ausstehenden Bundeswertpapiere 1.130,2 Mrd. Euro.[17]
Weblinks
Einzelnachweise
- Internetseite zu Bundeswertpapieren, Bundesbank, abgerufen am 23. Januar 2020.
- Internetseite zu Bundeswertpapieren, Finanzagentur, abgerufen am 18. März 2015
- Übersicht der Bundeswertpapiere, Finanzagentur (PDF 59,7kB), abgerufen am 23. Januar 2020
- aktuelle Monatsberichte des Bundesfinanzministeriums, Übersicht "Kreditmarktmittel", abgerufen am 18. März 2015.
- Internetseite zu Bundeswertpapieren, neue 30-jährige inflationsindexierte Anleihe, abgerufen am 1. Juli 2015.
- admin: Grüne Bundeswertpapiere - Bundesfinanzministerium - Themen. Abgerufen am 7. September 2023.
- Der Schatzbrief geht, die Sicherheit bleibt, eFORUM: Bundeswertpapiere 2012 (PDF; 801 kB), abgerufen am 18. März 2015.
- tagesschau.de vom 2. September 2020, Anleger reißen sich um Öko-Bundesanleihe, abgerufen am 16. Dezember 2020
- Internetseite zu Bundeswertpapieren, Finanzagentur, abgerufen am 18. März 2015
- Internetseite zum Auktionsverfahren, Finanzagentur, abgerufen am 18. März 2015
- Deutschland platziert milliardenschwere 30-jährige Bundesanleihe, Handelsblatt, abgerufen am 3. Juli 2020.
- Pressemitteilung zur Emission der ersten 30-jährigen inflationsindexierten Bundesanleihe (Memento des vom 3. Juli 2020 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Finanzagentur (PDF; 27 KB), abgerufen am 3. Juli 2020
- Internetseite zum Schuldenmanagement des Bundes, Bundesministerium der Finanzen, abgerufen am 18. März 2015
- Internetseite zu Sekundärmarktaktivitäten in Bundeswertpapieren, Finanzagentur, abgerufen am 23. Januar 2020
- Kreditaufnahmebericht des Bundes 2018 S. 31ff, Bundesministerium der Finanzen (PDF; 1,9 MB), abgerufen am 23. Januar 2020.
- Wirtschaftsstabilisierung, Internetseite des WSF, abgerufen am 3. Juli 2020.
- Einzelaufstellung umlaufender Bundeswertpapiere (Memento des vom 7. Februar 2022 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Finanzagentur (XLS; 35 kB), abgerufen am 23. Januar 2020.