St. Johannes von Nepomuk am Felsen
Die Kirche St. Johannes Nepomuk am Felsen (tschechisch Kostel sv. Jana Nepomuckého na Skalce) ist ein barockes Kirchengebäude in der tschechischen Hauptstadt Prag.
Sie ist eine der historischen Kloster- und Stiftskirchen der Prager Neustadt. Aufgrund ihrer exponierten Lage und ihrer eindrucksvollen Front mit Freitreppe und Doppelturmpaar besitzt sie einen hohen Wiedererkennungswert.
Geschichte
Im Jahr 1691 ließ Kristián Florián Höger auf seinem Weinberg am Felsen (Skalka) eine Holzkapelle errichten, die Johannes Nepomuk gewidmet war. Dies geschah 30 Jahre vor der Seligsprechung des Johannes Nepomuk. Der Bau wurde vom Prager Erzbischof Jan Bedřich von Valdštejn genehmigt und vom damaligen St.-Veits-Kanoniker Tobiáš Jan Becker, dem späteren Bischof von Hradec Králové (1701–1710), geweiht. Kristián Florián Höger, Chefschreiber der königlichen Schatzkammer, wurde später der Unterschlagung beschuldigt. Kaiser Leopold I. begnadigte ihn angeblich unter Berücksichtigung seiner Fürsorge für die Kapelle des Johannes Nepomuk und wandelte die Todesstrafe in lebenslange Haft um. Höger starb jedoch bald im Gefängnis im Neustädter Rathaus. Er wurde in dieser Kapelle begraben.
Sein Eigentum wurde beschlagnahmt, aber die Kapelle diente weiterhin der Öffentlichkeit. Im Jahr 1706 wurde hier die Bruderschaft zu Ehren Johannes Nepomuks unter dem Schutz der Jungfrau Maria gegründet. Die Bruderschaft hatte 1.100 Mitglieder, davon 500 Priester, 300 Frauen und 300 Laien. So war beispielsweise auch Kaiserin Maria Ludovica von Spanien Mitglied der Bruderschaft. Im Jahr 1709 sollte die Holzkapelle nach dem Projekt von Pavel Ignác Bayer durch einen Backsteinbau ersetzt werden, doch der Bau einer Kirche wurde vom erzbischöflichen Konsistorium vorläufig gestoppt, da Johannes Nepomuk zu dieser Zeit weder Selig- noch Heiliggesprochen war.
Nach der Heiligsprechung von Johannes Nepomuk im Jahre 1729 wurde im Jahr 1730 der Grundstein für den Bau einer neuen Kirche gelegt, nach den Projektplänen von Kilián Ignác Dientzenhofer. Da ein Teil des Geländes erst im Jahr 1731 von Josef Václav Seddeler gestiftet wurde, geht man davon aus, dass mit dem eigentlichen Bau erst in diesem Jahr begonnen wurde. Die Urheberschaft Dientzenhofers belegen die Schriften von Gunter Jakob, dem Archivar des Klosters St. Nikolaus in der Altstadt. Die Kirche wurde etwa 1738 fertiggestellt. Zur Kirche führt eine Treppe, die 1776 auf engstem Raum vor der Kirche angelegt wurde, die Statuen wurden vier Jahre später aufgestellt.
Im Jahr 1749 wurde hier der erste Verwalter eingesetzt, Jan Václav Steydl aus Greifenwehr, der hier im Jahr 1774 starb. Im Jahr 1769 spendete der erzbischöfliche Kanzler Benedikt Stöber 9.000 Gulden, um einen Teil des anliegenden Fausthauses für die Residenz des Verwalters zu erwerben. Von 1769 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war der hintere Flügel des benachbarten Faust-Hauses Verwaltungszentrum und Wohnsitz des Verwalters dieser Kirche. An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wurde ein Teil des Fausthauses restauriert und so wurde die Verwaltung in das unter dem damaligen Verwalter der Kirche Karl Jähnig neu errichtete Pfarrhaus südlich der Kirche verlegt.
Seit dem 3. Mai 1958 ist die Kirche in Prag ein eingetragenes Kulturdenkmal.
Außenansicht
Die Hochbarockkirche mit ihren beiden markanten, über Eck gestellten Türmen auf der Westseite wurde 1730–1739 nach Plänen von Kilian Ignaz Dientzenhofer im Auftrag der Johannes-von-Nepomuk-Bruderschaft errichtet. Die doppelläufige, mehrfach gebrochene Rampenfreitreppe fügte Johann Schmidt 1776–1778 an, die nach Jahren der Baufälligkeit durch die Initiative der Deutschsprachigen Katholischen Pfarrei in Prag wieder renoviert wurde und nun auch wieder begehbar ist. Meist betritt man jedoch die Kirche durch das Nordportal, zu dem ein Weg über den längsgestreckten Kirchhof mit Garten führt, der die Kirchenfront mit seiner Sandsteinmauer und -balustrade entlang der Straße verlängert. Ein barocker Torbogen schließt das Areal zum Karlsplatz hin ab.
Inneneinrichtung
Der Kirchengrundriss ist oktogonal mit konkaven Seiten, dabei in die Längsachse verlängert. Fresken an der Decken von Jan Karel Kovář aus dem Jahre 1748 zeigen die Glorifizierung des hl. Johannes von Nepomuk (Mittelbau), die Kreuzabnahme (Chor) und die Heilige Dreifaltigkeit (Apsis).
Auf dem Hauptaltar der Kirche steht seit 1888 die 1682 von Johann Brokoff in Ronsperg nach einem kleineren Modell von Matthias Rauchmüller[1] geschaffene, vergoldete Holzstatue des hl. Johannes von Nepomuk, die als Modell für die metallene Nepomuk-Statue auf der Karlsbrücke diente und damit auch für zahlreiche Nepomuk-Darstellungen auf Brücken in Bayern und Böhmen. Links und rechts der Nepomuk-Statue befinden sich Statuen der hl. Ludmilla und des hl. Wenzel.
Zwei barocke Seitenaltäre, je mit Altargemälde und Heiligenpaar links und rechts, rahmen den Blick auf den Chorraum ein. Der eine Seitenaltar wurde mit hochwertigen Statuen dreier Heiliger ausgestaltet: Johannes der Täufer, Johannes der Evangelist und Johannes Nepomuk mit Engeln, welche seine Attribute auf der Spitze des Altars tragen. Gestaltet wurden sie aus der Werkstatt des Bildhauers Jan Antonín Quitainer. Auf dem gegenüberliegenden Altar befinden sich die Statuen des Hl. Franz Xaver und des Hl. Norbert aus der Werkstatt von Ignác Platzer. Die oktogonale Kanzel mit Schalldeckel ist mit den vergoldeten Attributen der vier Evangelisten geschmückt.
Ursprünglich, vor dem Ersten Weltkrieg, befanden sich in beiden Türmen sechs Glocken, von der heute nur noch die älteste barocke Glocke aus dem Jahre 1744 erhalten ist.
Sonstiges
Die Kirche wurde 2005/2006 im Inneren teilrenoviert (z. B. St.-Nepomuk-Statue) und die letzte 2015 abgeschlossene Fassadeninstandsetzung verlieh der Kirche und dem Zugangstreppenhaus wieder ein würdiges Aussehen. Zurzeit wird das Gotteshaus ganzjährig von der Deutschsprachigen Katholischen Pfarrei in Prag für die Heilige Messe am Sonntag (11 Uhr) verwendet, zu der auch Prag-Besucher herzlich eingeladen sind; ansonsten ist die Kirche nicht allgemein oder nur auf Nachfrage zugänglich.
Bilder
- Giebeldetail
- Seitliche Frontansicht
- Steinfigur der Freitreppe (links)
- Eingangstor vom Karlsplatz zum Kirchhof
- Orgel
Literatur
- Prag: Kirchen, Kapellen, Synagogen. ASCO, Prag 1992, ISBN 80-85377-16-0.
- Ekert, Franziskus, Posvátná místa Král. hl. města Prahy. Svazek II. Praha: Dědictví sv. Jana Nepomuckého, 1884.
- Kollektiv von Autoren. Kilián Ignác Dientzenhofer a umělci jeho okruhu. Praha: Národní galerie, 1989. S. 66–67.
- Pokorný, Vojtěch, Mikulec, Jiří, Blažek, Petr,Musica Navalis. Dějiny slavností a kultu sv. Jana Nepomuckého. Svatojánský spolek, Praha 2022, 454 s.
Weblinks
Einzelnachweise
- Isabel Heitjan: Das „Wunder“ Johanns von Nepomuk 1744 zu Prag. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel – Frankfurter Ausgabe. Nr. 89, 5. November 1968 (= Archiv für Geschichte des Buchwesens. Band 62), S. 2863–2868, hier: S. 2866 f.