St. Andreas (Eisleben)
St. Andreas ist eine evangelische Kirche in der Lutherstadt Eisleben. Sie ist die größte Kirche der Stadt[1] und spielte eine wichtige Rolle in der Reformationsgeschichte.
Bedeutung
In der Reformationsgeschichte spielt die St.-Andreas-Kirche eine wichtige Rolle: Bis in die 1530er-Jahre wurden hier morgens römisch-katholische und nachmittags evangelische Gottesdienste gefeiert. Martin Luther hatte diese Lösung mit den Mansfelder Grafen ausgehandelt, die beiderlei Konfessionen anhingen.[2]
Von der Kanzel in St. Andreas hielt Luther die letzten vier Predigten seines Lebens.[2] An einem Pfeiler des Mittelschiffs hängt jene hölzerne Kanzel des frühen 16. Jahrhunderts, von der Martin Luther seine letzten Predigten hielt und die seither nur noch „Lutherkanzel“ genannt wird.[1] Nach seinem Tod war der Leichnam Luthers in St. Andreas aufgebahrt, bevor er nach Wittenberg überführt wurde.[2]
Baugeschichte
Die Pfarrkirche der Altstadt von Eisleben wurde 1180 erstmals erwähnt. Der umfassende Neubau der Kirche wurde im 15. Jahrhundert mit dem Chor begonnen, gefolgt vom Kirchenschiff. Bis 1486 folgte das Erdgeschoss des Turmes. Der Oberbau der Türme mit einer doppelten Haube entstand 1714–23. Der Neubau spiegelte den Reichtum der durch Bergbau zu Wohlstand gelangten Bürger Eislebens wider. 2011 erfolgten Sanierungsarbeiten am Langdach der Kirche. Der heutige Bau ist eine spätgotische Halle mit dreischiffigem Chor und einer Doppelturmanlage im Westen.[1]
Ausstattung
Die Kirchenausstattung stammt aus der Spätgotik und der Renaissance.[1]
Die heute als Lutherkanzel bekannte Kanzel wurde 1518 genau an den Pfeiler angepasst. Sie ist mit Grisaillemalerei verziert.[2]
In einer Vitrine im Kirchenraum ist der ehemalige Kanzelbehang der Lutherkanzel zu sehen, der im 16. Jahrhundert gefertigt wurde. Seine Grundfläche besteht aus vier damals ausrangierten liturgischen Gewändern, sogenannten Pluvialen. Nach der Reformation wurden sie hier einem neuen Zweck zugeführt. Auf der Fläche sind 30 Bildszenen mit circa 38 cm Höhe mal 16 cm Breite abgebildet. Gezeigt werden Heiligengestalten sowie Szenen aus dem Leben Marias. Die Abbildungen sind plastisch modelliert, mit übereinander geleimten und gestopften Leinengewebestückchen, verziert mit Perlen und Goldfäden. 1876 verlor der Kanzelbehang seine liturgische Funktion und wird seitdem in einer Glasvitrine präsentiert.[2]
Der geschnitzte Altar entstammt der Spätgotik.[2]
- Altar in St. Andreas (Eisleben)
- Innenraum von St. Andreas (Eisleben)
- Stich von 1835 der Andreaskirche
Orgeln
Hauptorgel
Die Orgel wurde im Zuge der Kirchenrestaurierung in den Jahren 1876/77 auf der erweiterten Westempore von dem Orgelbauer Wilhelm Rühlmann (Zörbig) erbaut. In den Jahren 1939–1941 wurde das Instrument von der Orgelbaufirma Wilhelm Sauer (Frankfurt/Oder) überarbeitet; die Disposition wurde um sieben Register ergänzt, die ursprünglich mechanische Traktur auf Elektropneumatik umgestellt und dafür ein neuer fahrbarer Spieltisch an der Emporenbrüstung aufgestellt. Dieser wurde 1982 durch einen neuen ersetzt. Das Instrument hat heute 42 Register auf drei Manualwerken und Pedal.[3]
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- Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
- Spielhilfen: 2 freie Kombinationen, Tutti, Walze, Rohrwerkeeinzelabsteller
Kleine Orgel
Im Kirchenraum steht eine transportable Truhenorgel von Albert Baumhoer (Salzkotten) mit vier Registern auf einer geteilten Schleiflade und angehängtem Pedal. Die verschiebbare Klaviatur ermöglicht das Transponieren um einen Halbton abwärts bzw. drei Halbtöne aufwärts, Sie hat folgende Disposition:[3]
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Weblinks
- St. Andreas auf der Homepage der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, abgerufen zuletzt am 21. Oktober 2017
Einzelnachweise
- Verantwortlich: Eva Masthoff: St. Andreas. Lutherstadt Eisleben, Sachsen-Anhalt. In: Denkmale erhalten. Deutsche Stiftung Denkmalschutz, abgerufen am 21. Oktober 2017.
- Julia Ricker: Dem Drachen entkommen. Der Kanzelbehang von St. Andreas in der Lutherstadt Eisleben. In: Deutsche Stiftung Denkmalschutz (Hrsg.): Monumente. Magazin für Denkmalkultur in Deutschland. Nr. 5. Monumente Publikationen, 2017, ISSN 0941-7125, S. 16 ff.
- Informationen zur Orgel