St.-Louis-Enzephalitis

Die St.-Louis-Enzephalitis, auch Encephalitis St. Louis, ist eine der häufigsten durch Arboviren ausgelöste Erkrankung Nordamerikas und ist auch von reisemedizinischer Bedeutung.

Klassifikation nach ICD-10
A83.3 St.-Louis-Enzephalitis
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Erreger

St.-Louis-Enzephalitis-Virus

SLE-Virus in der Speicheldrüse eines Moskito

Systematik
Klassifikation: Viren
Realm: Riboviria[1]
Reich: Orthornavirae[2]
Phylum: Kitrinoviricota[2]
Klasse: Flasuviricetes[2]
Ordnung: Amarillovirales[2]
Familie: Flaviviridae
Gattung: Orthoflavivirus
Art: Orthoflavivirus louisense
Unterart: Saint Louis encephalitis virus
Taxonomische Merkmale
Genom: (+)ssRNA linear
Baltimore: Gruppe 4
Symmetrie: ikosaedrisch
Hülle: vorhanden
Wissenschaftlicher Name
Saint Louis encephalitis virus
Kurzbezeichnung
SLEV
Links
NCBI Taxonomy: 11080
ICTV Taxon History: 202003112

Die St.-Louis-Enzephalitis wird durch das St.-Louis-Enzephalitis-Virus (englisch Saint Louis encephalitis virus, SLEV; Spezies Orthoflavivirus louisense) ausgelöst. Das behüllte, einzelsträngige RNA-Virus mit positiver Polarität gehört zur Familie Flaviviridae (Flaviviren).[3][4]

Übertragung

Das Virus wird durch Stechmücken übertragen (Gattung Culex und Spezies Stegomyia albopicta). Während einer Blutmahlzeit an einem infizierten Tier nehmen die Stechmücken das Virus auf und können es zu einem späteren Zeitpunkt durch erneuten Stich auf Menschen oder Tiere übertragen. Tierisches Reservoir sind Vögel und Fledermäuse. Der Mensch ist nur ein Fehlwirt, eine Übertragung von Mensch zu Mensch findet nicht statt.

Vorkommen

Endemiegebiete in den USA sind das Ohio-Mississippi-Becken, Texas, Florida, Colorado sowie Kalifornien, außerdem Jamaika. Das Virus ist auch in Kanada, in Mittel- und Südamerika endemisch, hat aber dort wohl keine Epidemien ausgelöst. Die Übertragung erfolgt, dem Lebenszyklus der Stechmücken entsprechend, am häufigsten zwischen Juli und Oktober.

Klinik

Die Erkrankung verläuft in den meisten Fällen inapparent und ohne Folgen. Bei 1–5 % der Infizierten kommt es jedoch nach einer Inkubationszeit von wenigen Tagen zu plötzlich einsetzendem hohem Fieber, begleitet von Kopf- und Gliederschmerzen, Lichtscheu und Schwindel. Insbesondere bei älteren Menschen können im Anschluss neurologische Symptome auftreten: Meningitis oder Enzephalitis. Die Rekonvaleszenz kann Wochen und Monate dauern, möglich sind auch bleibende neurologische Ausfälle, z. B. Gang- und Sprachstörungen. Die Letalität kann bis zu 20 % betragen.

Therapie

Eine spezifische Therapie oder eine Impfung gibt es nicht. Für Reisende in Endemiegebiete empfiehlt sich daher als Vorbeugung ein Schutz vor Mückenstichen: Repellentien, Moskitonetze, helle, lange Kleidung, Vermeidung von Außenaufenthalten während und nach der Dämmerung.

Einzelnachweise

  1. ICTV Master Species List 2018b.v2. MSL #34, März 2019
  2. ICTV: ICTV Taxonomy history: Yellow fever virus, EC 51, Berlin, Germany, July 2019; Email ratification March 2020 (MSL #35)
  3. ICTV: Taxonomy Browser.
  4. ICTV: Virus Metadata Resource (VMR).

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