Stücki Park
Der Stücki Park ist ein in Basel-Kleinhüningen in der Schweiz auf dem Gebiet der ehemaligen Stückfärberei Basel gelegener Gewerbestandort. Auf rund 69'000 m² Grundstücksfläche befinden sich aktuell drei Büro- und Laborgebäude, ein Gebäudekomplex mit Flächen für Detailhandel, Gastronomie, Dienstleistungs- und Unterhaltungsangebote sowie ein Hotel. Die Büro- und Laborflächen sind überwiegend an Unternehmen vermietet, die Forschung und Entwicklung im Bereich Biowissenschaften betreiben.
Stücki Park | |
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Basisdaten[1][2] | |
Standort: | 4057 Basel |
Baujahr Erstobjekt : | 2009 |
Baujahr Multiplex-Kino: | 2020 |
Baujahr zwei Büro- und Laborgebäude: | 2020 |
Grundstücksfläche: | 68'826 m² |
Mietfläche total: | 97'500 m² (Stand: Dezember 2020) |
Mietfläche Büro und Labor: | 56'500 m² |
Mietfläche Handel und Gastronomie: | 10'000 m² |
Mietfläche Kino und Unterhaltung: | 12'000 m² |
Mietfläche Hotel: | 8000 m² |
Mietfläche Varia: | 11'000 m² |
Arbeitsplätze: | 2300 |
Eigentümer | Swiss Prime Site AG |
Website: | www.stueckipark.ch |
Verkehrsanbindung[3][4] | |
Tram | Tramlinie 8, Haltestelle Kleinhüningen |
Omnibus | Buslinie 36, Haltestelle Stücki Buslinie 46, Haltestelle Hochbergerstrasse |
Autostrassen | Autobahn A2, Ausfahrt Basel-Rheinhafen |
Parkplätze | 1000 |
Technische Daten | |
Architekten | Diener & Diener[5]
Blaser Architekten (Basel)[6] |
Eigentümer des Stücki Parks ist die Swiss Prime Site AG in Olten. Für den Betrieb ist die Wincasa AG verantwortlich.
Geschichte
Stückfärberei Basel (1918 bis 1984)
1918 nahm die Basler Stückfärberei AG, eine aus dem Zusammenschluss der Färberei Schetty aus Weil am Rhein und der Basler Färberei- und Appreturgesellschaft A. Clavel & Fritz Lindenmeyer des Ciba-Gründers Alexander Clavel entstandene Gesellschaft, ihren Betrieb auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm das Unternehmen auch die bislang noch selbständigen Garnfärbereien von Schetty und Clavel & Lindemeyer sowie die Clavel'sche Textildruckerei. In den 1960er Jahren war der im Volksmund als «Stücki» bezeichnete Industriekomplex mit bis zu 700 Beschäftigten der zweitgrösste schweizerische Textilveredler. Bedingt durch den industriellen Strukturwandel ging der Umsatz in den 1970er Jahren zurück, und es kam zu ersten Entlassungen. 1984 gaben die Eigentümer das Geschäft auf und verkauften das Unternehmensgelände an ein Konsortium.[7][8]
Kulturelle Zwischennutzung (1988 bis 1995)
Von 1988 bis 1995 vermietete das Eigentümerkonsortium Flächen für die kulturelle Zwischennutzung.[9][10] In der Folge siedelten sich auf der Industriebrache Kleingewerbe, Ateliers, Proberäume, Bars und Tanzclubs an.[11] Zu den Künstlern, die auf dem Areal tätig waren, gehörten Klaus Littmann, Pipilotti Rist und der Maschinenkünstler Jim Whiting.[12] Der Basler Kulturunternehmer Littmann organisierte hier zum Beispiel die Kunstprojekte «Stücki I» (als Pendant zur Art Basel 1989, unter anderem mit Richard Long, Mario Merz und Dieter Roth) und «Stücki II» (1990, von japanischen Künstlern realisiert) sowie die unter Mitwirkung von Jim Whiting entstandene begehbare interaktive Installation «Bimbotown», die 1993 ein Jahr lang als Club und Veranstaltungsort genutzt wurde.[11][13] Weiterhin existierte auf dem Areal der in der Technoszene über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Grossraumclub «Planet E» (1992 bis 1995).[14]
Stücki Shopping (2009 bis 2017)
In den Jahren 2000 und 2001 wurden das Gelände der ehemaligen Stückfärberei sowie ein benachbartes Grundstück, das der Novartis AG gehörte, von der Basler Immobilienentwicklungsgesellschaft Tivona AG erworben,[15] die dort den Bau eines Einkaufszentrums mit Hotel und Bürogebäude projektierte.[16][17] Die Umzonung des Geländes von einer Industriezone in eine gemischte Wohn- und Gewerbezone wurde durch eine 2006 abgehaltene Volksabstimmung ermöglicht, die auch den Bebauungsplan bestätigte.[18]
Die Bauarbeiten begannen im Herbst 2007.[19] 2009 wurde die Tivona AG vom Immobilienkonzern Jelmoli Holding AG übernommen, der bereits seit 2001 eine Minderheitsbeteiligung gehalten hatte.[20] Noch im gleichen Jahr ging die Jelmoli Holding durch Übernahme der Aktienmehrheit in der Swiss Prime Site AG auf.[15][21]
2009 wurde das Einkaufszentrum, mit rund 32'000 m² Verkaufsfläche seinerzeit das grösste Shoppingcenter der Nordwestschweiz, eröffnet.[19] Zum Areal gehörten ein Hotel mit 144 Zimmern sowie ein Gebäuderiegel mit Büros und Laboren.[22][23] Hier bezog 2009 das Medizintechnikunternehmen Medartis seine Geschäfts- und Produktionsräume;[1] ab 2011 mietete der Technologiepark Basel Flächen in dem Gebäude an.[24][25]
Bis 2015 verwaltete die deutsche Firma ECE Projektmanagement die Immobilien; 2015 wurde diese Aufgabe von der Wincasa AG, eine Tochter der Swiss Prime Site AG, übernommen.[26][27]
Stücki Park (ab 2017)
Ab 2017 wurde der Standort zum Gewerbe- und Dienstleistungspark umgestaltet und in Stücki Park umbenannt.[28][29] In diesem Zusammenhang wurden der Bau von vier zusätzlichen Büro- und Laborgebäuden sowie der Umbau des Einkaufszentrums zu einem Nahversorgungs-, Dienstleistungs- und Unterhaltungszentrum für die im Stücki Park Beschäftigten und die Anwohner der umgebenden Quartiere beschlossen. Vorgesehen wurden eine Verdopplung der Bürofläche durch Neubauten, die Reduzierung der Verkaufsfläche auf 10'000 m², die parallele Vergrösserung der Flächen für Gastronomie und Dienstleistungen sowie die Errichtung eines Multiplex-Kinos.[28][29][30][31][32]
Von 2018 bis 2020 wurden auf der Fläche zwischen dem Einkaufszentrum und dem bestehenden Bürogebäude zwei der vier geplanten neuen Büro- und Laborgebäude errichtet.[33]
Der Umbau des Einkaufszentrums begann 2018.[34] Im Oktober desselben Jahres wurde das «Stücki Village» eröffnet, ein Teil der ehemaligen Mall, in dem sich neben Detailhandel und Gastronomie nun auch Büros und Räumlichkeiten für Arztpraxen befinden.[35][36] Das neue Multiplex-Kino wurde im Oktober 2020 fertiggestellt, die Eröffnung musste jedoch wegen der Covid-19-Pandemie verschoben werden.[37]
Standort
Das Areal des Stücki Parks befindet sich im nördlichen Teil des Kantons Basel-Stadt im Quartier Kleinhüningen. Dieses grenzt unmittelbar an die benachbarten Länder Frankreich und Deutschland.
Auf einer Grundstücksfläche von knapp 69'000 m² befinden sich aktuell (2020) ein Gebäudekomplex mit rund 40'000 m² Fläche für Detailhandel, Gastronomie, medizinische Dienstleistungen, ein Hotel und Unterhaltungsangebote – unter anderem ein Bowlingcenter und ein Multiplex-Kino mit 14 Sälen, das auch als Konferenzzentrum genutzt werden kann, sowie drei Büro- und Laborgebäude mit insgesamt rund 56'000 m² Mietfläche.[28][1] Nach Angaben der Betreiber bestehen aktuell (2020) 2300 Arbeitsplätze am Standort.[1]
Geplant ist der Bau von zwei zusätzlichen Büro- und Laborgebäuden mit insgesamt 13'500 m² Fläche. Dadurch sollen bis 2023 die verfügbare Büro- und Laborfläche auf rund 70'000 m² und die insgesamt verfügbare Mietfläche auf über 111'000 m² wachsen.[28][2][1]
Architektur
Das Gebäude des ehemaligen Einkaufszentrums – ein Entwurf des Basler Architekturbüros Diener & Diener – verfügt über ein begrüntes Flachdach und eine begrünte Südfassade. Die zum Gebäudekomplex gehörenden vier fensterlosen Türme sind an jeweils zwei Seiten mit 15 m hohen Medienfassaden ausgestattet.[38][39][40]
Das Büro- und Laborgebäude im Norden des Areals, ein 230 m langer achtgeschossiger Gebäuderiegel mit einer gewellten Membranfassade, wurde von Blaser Architekten Basel projektiert.[6] Das Architekturbüro lieferte auch den Entwurf für die ab 2018 errichteten neuen Büro- und Laborgebäude.[28]
Der Bereich der Büro- und Laborgebäude wird durch eine die Badenstrasse überbrückende Passerelle mit dem Einkaufs- und Dienstleistungsgebäude verbunden.[41]
Literatur
- Peter Ehrsam: Das Ende der «Stücki». In: Basler Stadtbuch 1984. S. 41–42.
Weblinks
Einzelnachweise
- Facts & Figures. (auf der Homepage des Stücki Park). Wincasa AG, abgerufen am 7. Januar 2021.
- Andrea Martel: Das Stücki in Basel wird bald kein Shoppingcenter mehr sein. In: www.nzz.ch. 15. November 2017, abgerufen am 7. Januar 2021.
- Anfahrt und Parking. (auf der Homepage des Stücki Park). Wincasa AG, abgerufen am 6. Januar 2021.
- Das Innovation Cluster in Basel Nord. (auf der Homepage des Stücki Park). Wincasa AG, abgerufen am 7. Januar 2021.
- Einkaufszentrum Stückfärberei, Basel, 2001–2009. Diener & Diener Architekten, abgerufen am 7. Januar 2021.
- Stücki Business Park – Neubau Forschungs- und Bürozentrum. (PDF) HRS Real Estate AG, abgerufen am 7. Januar 2021.
- Patrick Künzle: Ein Areal mit einer farbigen Geschichte. Vom Industriebetrieb über ein Kulturexperiment zum Konsumtempel - die Basler Stückfärberei in Kleinhüningen. In: Basler Zeitung. 19. September, 2009, S. 29.
- Peter Ehrsam: Basler Stadtbuch 1984. Hrsg.: Christoph Merian Stiftung. Christoph Merian Verlag, Basel 2005, Das Ende der „Stücki“ (S.41).
- Matthias Bürgin/Philippe Cabane: Akupunktur für Basel (Juni 1999). (PDF) Zwischennutzung im Überblick – Stückfärberei (S. 13). In: www.areal.org. Abgerufen am 14. Dezember 2020.
- Marc Krebs: Vom AJZ zum nt/Areal: Legendäre Besetzungen und Zwischennutzungen in der Stadt Basel. In: www.bzbasel.ch. 8. April 2018, abgerufen am 22. Dezember 2020.
- Ewald Billerbeck: Kulturelle Happenings im Fabriklabyrinth der «Stücki». In: Basler Zeitung. 10. April, 2006, S. 15.
- Les Reines Prochaines – Das zornige Lamm – Bassin, Stückfärberei Basel (1988). In: www.reinesprochaines.ch. Abgerufen am 22. Dezember 2020.
- Annemarie Monteil und Raphael Suter: Tinguely sprach das schönste Lob aus: „Du bist einer von uns“ – Seit 30 Jahren fällt Klaus Littman in Basel mit seinen ungewöhnlichen Kunstprojekten auf. In: Basler Zeitung. 21. März, 2013, S. 15 (klauslittmann.com).
- Marc Krebs: Pop Basel. Musik und Subkultur. Hrsg.: Rockförderverein Basel. Christoph Merian Verlag, Basel 2009, ISBN 978-3-85616-477-5, Techno und Tanzfreude: Wie in Basel von Kraftwerk Energie für elektronische Musik abgeschöpft wurde. Wie das Wort „Stücki“ plötzlich europaweit bekannt wurde. Und wie Techno durch den Minimal-Boom einen zweiten Frühling erlebte, S. 92 ff. ().
- Andri Bäumler: Form follows function – eine Untersuchung zur Funktionalität von Einkaufszentren (Masterarbeit). Universität Zürich, 2014, Texte zum Stücki in Basel, S. 127 ( [PDF]).
- Ratschlag 9423 betreffend Areal „Stückfärberei“ Hochberger-, Baden-, Neuhausstrasse. (PDF) Grosser Rat des Kantons Basel-Stadt, 21. Dezember 2004, abgerufen am 22. Dezember 2020.
- Bericht der Bau- und Raumplanungs- kommission des Grossen Rates zum Ratschlag Nr. 9423 betreffend Areal „Stückfärberei“ Hochberger-, Baden-, Neuhausstrasse. (PDF) Grosser Rat des Kantons Basel-Stadt, 13. Februar 2006, abgerufen am 22. Dezember 2020.
- Abstimmung vom 24. September 2006 (PDF Download). Präsidialdepartement des Kantons Basel-Stadt, abgerufen am 22. Dezember 2020.
- Michael Baas: In Basel schimmert eine "neue Perle". In: www.badische-zeitung.de. 24. September 2009, abgerufen am 22. Dezember 2020.
- Jelmoli und Tivona-Aktionäre legen Rechtsstreit bei. In: www.nzz.ch. 23. Januar 2009, abgerufen am 22. Dezember 2020.
- Konrad Koch: «Ein Realersatz für Schweizer Immobilien» - Markus Graf. Der CEO von Swiss Prime Site über die Vorteile für die Aktionäre durch die Jelmoli-Übernahme und die Risiken der neuen Grösse. In: www.fuw.ch. 31. Oktober 2009, abgerufen am 22. Dezember 2020.
- Stücki eröffnet. In: www.immobilien-zeitung.de. 1. Oktober 2009, abgerufen am 22. Dezember 2020.
- Enrico Santifaller: Städtisches neben der grünen Wiese – Einkaufszentrum Stücki, Basel/CH. In: Deutsche Bauzeitung DBZ. Nr. 04, 2010 (dbz.de).
- Daniel Haller: Basel will endlich aufholen und eröffnet dafür einen Technologiepark. In: www.bzbasel.ch. 7. Mai 2011, abgerufen am 22. Dezember 2020.
- Technologiepark Basel AG. Departement für Wirtschaft, Soziales und Umwelt des Kantons Basel-Stadt, abgerufen am 22. Dezember 2020.
- ECE übernimmt Stücki Einkaufszentrum in Basel. In: www.gewerbeimmobilien24.de. 4. Dezember 2008, abgerufen am 22. Dezember 2020.
- Rüdiger Oberschür: ECE zieht sich aus der Schweiz zurück. In: de.fashionnetwork.com. 1. Dezember 2015, abgerufen am 22. Dezember 2020.
- Rahel Koerfgen: Das Stücki Shoppingcenter erfindet sich neu – geshoppt wird jedoch nicht mehr. In: www.bzbasel.ch. 15. November 2017, abgerufen am 14. Dezember 2020.
- Martin Regenass: Stücki verschiebt Konzept und Mieter. In: www.bazonline.ch. 12. Oktober 2017, abgerufen am 14. Dezember 2020.
- Stefan Bohrer, Konrad Staehelin: Grösster Konkurrent ist nur 1150 Meter entfernt. In: www.blick.ch. 4. Oktober 2018, abgerufen am 22. Dezember 2020.
- Dominique Spirgi: Stücki macht Schluss mit Shopping-Tempel. In: tageswoche.ch. 15. November 2017, abgerufen am 22. Dezember 2020.
- Jonas Egli: Stücki Park: Das Shopping Center ist tot, es lebe das Lifestyle-Ghetto. In: barfi.ch. 15. November 2017, abgerufen am 22. Dezember 2020.
- Annette Mahro: Labore statt Läden. In: www.badische-zeitung.de. 29. August 2018, abgerufen am 22. Dezember 2020.
- Bettina Kunzer: Basel: Umbau der Stücki Mall startet. In: www.immobilienbusiness.ch. 8. Februar 2018, abgerufen am 22. Dezember 2020.
- Rahel Körfgen: Stücki Park nimmt Form an: Die Zeiten des leeren Einkaufszentrums sind vorbei. In: www.bzbasel.ch. 29. September 2018, abgerufen am 22. Dezember 2020.
- Peter Schenk: Geisterstadt erwacht zum Leben: Das neue Stücki nimmt langsam Formen an. In: www.bzbasel.ch. 12. Mai 2019, abgerufen am 22. Dezember 2020.
- Leif Simonsen: Bowling-Arena öffnet zeitgleich: Neuer Countdown für die Kinos im Stücki. In: www.bzbasel.ch. 7. November 2020, abgerufen am 22. Dezember 2020.
- Vertical Greenery. In: Bauen+Wohnen. Nr. 03, 2019 (wbw.ch).
- Agnès Laube, Michael Widrig: Archigraphie: Schrift am Bau. Birkhäuser Verlag, Basel 2016, ISBN 978-3-0356-0567-9, Einkaufszentrum Stücki – Basel CH 2009 (S. 48).
- Enrico Santifaller: Städtisches neben der grünen Wiese – Einkaufszentrum Stücki, Basel/CH. In: Deutsche Bauzeitung DNZ. Nr. 04, 2010 (dbz.de).
- Peter Schenk: Geisterstadt erwacht zum Leben: Das neue Stücki nimmt langsam Formen an. In: www.bzbasel.ch. 12. Mai 2019, abgerufen am 14. Dezember 2020.