Spondylosis deformans

Spondylosis deformans, deutsch Spondylose (auch Wirbelsäulenverschleiß genannt), ist ein Sammelbegriff für eine Abnützungskrankheit mit degenerativen Veränderungen an Wirbelkörpern (und Intervertebralräumen), die sich röntgenologisch als Unregelmäßigkeiten (z. B. Zacken, Erhebungen oder Randwülste) darstellen. Konkrete Angaben über den Zustand der Bandscheiben oder klinische Symptome sind mit diesen Verschleißzeichen an den Wirbelkörpern nicht verbunden.

Klassifikation nach ICD-10
M47 Spondylose
ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Spondylose der Brustwirbelsäule

Ursächlich werden degenerative Veränderungen der Bandscheiben (Chondrose) angenommen. Leitsymptom der spondylotischen Deformierung (lateinisch Spondylosis deformans) sind die Spondylophyten (Randzackenbildungen an den Wirbelkörpern). Sie können im Verlaufe der Erkrankung an Größe zunehmen und letztlich ein oder mehrere Wirbelsegmente knöchern verbinden (Ankylose bei ankylosierender Spondylosis deformans).

Die Spondylose ist (im Gegensatz zur Spondylitis) seit jeher häufig. Verschleißbedingte spondylotische Veränderungen hatten bereits Dinosaurier im Mesozoikum (in der Kreidezeit vor 70 bis 140 Millionen Jahren), wie deren 20 bis 30 Meter langen Wirbelsäulen erkennen lassen.[1] Mit seinem Schüler Jürgen David kam Hans Grimm bei umfassenden Untersuchungen in Ostdeutschland 1959 zu dem Ergebnis, dass die Spondylosis deformans im Neolithikum und im Mittelalter ungefähr gleich häufig war, was darauf schließen lassen kann, dass die moderne Lebensweise wenig Einfluss auf die Pathogenese der Erkrankung hat. Der Pathologe Carl von Rokitansky prägte 1844 den früher für die Spondylosis deformans gebrauchten Begriff Spondylitits deformans, der sowohl einen rheumatisch-entzündlichen Prozess als auch einen degenerativen Altersvorgang meinte (bis Ende des 19. Jahrhunderts wurden Spondylitis und Spondylose meist nicht genauer unterschieden und im Englischen wird die auf die Wirbelkörper bezogene Spondylosis deformans – wie im 19. Jahrhundert – zuweilen noch als eigentlich auf die Wirbelgelenke bezogene osteoarthritis bezeichnet). Auch Rudolf Beneke nannte die von ihm ab 1897[2] untersuchte Spondylosis deformans noch „Spondylitis deformans“.[3][4][5]

Siehe auch

Literatur

  • M. Aufdermaur: Zur pathologischen Anatomie der Spondylosis deformans. In: Schweizer medizinische Wochenschrift. Band 85, 1955, S. 827 ff.
  • Josef Lissner (Hrsg.): Radiologie 2. Enke-Verlag, Stuttgart 1990, ISBN 3-432-89533-X, S. 364–366.
  • Wolfgang Dihlmann: Röntgen (Band III – Gelenkverbindungen). Thieme-Verlag, Stuttgart 1973, ISBN 3-13-471201-6, S. 411–460.
  • Karl Joachim Münzenberg: Orthopädie in der Praxis. VCH-Verlag, Weinheim 1988, ISBN 3-527-15320-9, S. 270–290.
  • Heinrich Buess, Huldrych M. Koelbing: Kurze Geschichte der ankylosierenden Spondylitis und Spondylose. J. R. Geigy, Basel 1964 (= Acta rheumatologica. Nr. 22), passim.

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Miehle: Gelenk- und Wirbelsäulenrheuma. Eular Verlag, Basel 1987, ISBN 3-7177-0133-9, S. 10 und 175.
  2. Rudolf Beneke: Zur Lehre von der Spondylitis deformans. In: Beiträge zur wissenschaftlichen Medizin. Bruhn, Braunschweig 1897, S. 109 ff.
  3. Vgl. Henry Hugh Clutton: A case of spondylitis deformans. In: Trans. clin. Soc. Lond. Band 16, 1882/1883, S. 232 ff.
  4. Vgl. auch Morris Simmonds: Über Spondylitis deformans und ankylosierende Spondylitis. In: Fortschr. Rontgenstr. Band 7, 1903/1904, S. 51 ff.
  5. Heinrich Buess, Huldrych M. Koelbing: Kurze Geschichte der ankylosierenden Spondylitis und Spondylose. J. R. Geigy, Basel 1964 (= Acta rheumatologica. Nr. 22), S. 17, 28, 60, 74–75 und 79.

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