Spoek Mathambo

Spoek Mathambo (* 14. Mai 1985 in Rockville, Soweto; eigentlich Nthato Mokgata) ist ein südafrikanischer Musiker, Produzent und Regisseur. Bekannt wurde er Ende der 2000er Jahre für seinen als „Township Tech“ bezeichneten Stil elektronischer Tanzmusik.[1]

Leben

Mathambo stammt aus dem Township Rockville in Soweto, wuchs aber später im reichen Johannesburger Vorort Sandton auf.[2] Zum Studium zog er nach Kapstadt und begann sich dort als Musiker zu betätigen. Unter anderem arbeitete er dort mit Watkin Tudor Jones (später bei Die Antwoord) zusammen.[2]

Der Künstlername Spoek Mathambo stammt aus der südafrikanischen Sitcom Emzini Wezinsizwa.[2][3] Der Name setzt sich aus Begriffen zweier Sprachen zusammen: 'Spoek' bedeutet auf Afrikaans Geist, 'Mathambo' auf isiZulu Knochen. Spoek Mathambo wird daher mit Knochengeist übersetzt.[4]

Mathambo lebt seit Ende der 2000er Jahre in Malmö und pendelt zwischen Schweden und Südafrika. Er ist verheiratet mit der Rapperin Ana Rab, auch bekannt unter ihrem Künstlernamen Gnucci Banana.[3]

Musikalische Karriere

2006–2010: Anfänge mit Sweat.X und Playdoe

Erste Erfolge hatte Mathambo ab 2006 zusammen mit Markus Wormstorm als Electro-Rap-Duo Sweat.X[5] sowie mit Simon Ringrose aka. SiBot als Playdoe.[6] Mit beiden Bands tourte Mathambo bereits im europäischen Ausland und veröffentlichte erste Platten. 2009 stellte Mathambo eine H.I.V.I.P. betitelte Serie von Mixtapes auf seinem Blog bereit,[7] die seinen Ruf als kreativer Kopf der aufstrebenden südafrikanischen Elektromusikszene festigte.[8] Zu dieser Zeit kollaborierte er auch für einige Stücke mit der deutschen Band Schlachthofbronx.[9][10]

2010–2013: Durchbruch als Solokünstler

Sein Solo-Debütalbum Mshini Wam veröffentlichte Mathambo 2010 beim schwedischen Label BBE Records.[11] Der Titel leitet sich von 'Umshini Wami' ab – isiZulu und isiXhosa für 'Bring mir meine Maschine' bzw. 'mein Maschinengewehr' – einem populären Kampflied des Umkhonto we Sizwe, dem früheren bewaffneten Arm des African National Congress. In den 2000er Jahren stimmte Jacob Zuma das alte Kampflied wiederholt während seiner Wahlkampfveranstaltungen an und polarisierte damit die südafrikanische Wählerschaft.[12][3][9] Zum Titel seines Albums erklärte Mathambo: „My Machine in this case … is my platform to express a new wave of electronic African music blowing through the continent!“[11] (Meine Maschine [bzw. mein Maschinengewehr] ist in diesem Fall … meine Bühne zum Ausdruck einer neuen Welle elektronischer, afrikanischer Musik, die durch den Kontinent weht.) Auf dem Album findet sich das viel beachtete Stück Control, ein Cover von Joy Divisions Stück She’s Lost Control. Das dazugehörige Musikvideo drehten der südafrikanische Fotograf Pieter Hugo und Michael Cleary, die dafür 2011 beim Cannes Lions International Festival of Creativity mit dem Young Director Award ausgezeichnet wurden.[13] Außerdem gewann das Musikvideo im selben Jahr bei den South African Lories den Gold Award.[14] Mathambo selbst erhielt eine Nominierung für den Best African Act der MOBO Awards 2011.[15]

Sein zweites Album Father Creeper veröffentlichte Mathambo 2012 beim US-amerikanischen Label Sub Pop.[16][17] Die Tageszeitung beschrieb das Album als „ohrenbetäubendes Genre-Feuerwerk“, das mit jedem Hören besser werde.[18] Father Creeper brachte Mathambo erneut eine Nominierung als Best African Act für die MOBO Awards 2012 ein.[19] Im selben Jahr brachte Mathambo bei Sony Music SA auch eine Zusammenstellung seiner älteren Stücke heraus. Sie trägt den Titel Future Sound of Mzansi.[20]

Im Juli 2013 veröffentlichte Mathambo sein viertes Soloalbum Escape from ’85, eine musikalische Hommage an sein Geburtsjahr.[21] Wie in den Vorjahren wurde er in der Kategorie Best African Act für die MOBO Awards 2013 nominiert.[22]

2014–2015: Fantasma

Nach vier Tonträgern als Solokünstler gründete Mathambo die fünfköpfige Band Fantasma. Neben Mathambo bestand sie aus Marvin Ramalepe aka. DJ Spoko, Multiinstrumentalist Bhekisenzo Cele, Gitarrist André Geldenhuys und Schlagzeuger Michael Buchanan. Zusammen verbanden sie unterschiedlichste lokale und internationale Musikstile, von traditionellem Maskandi der Zulu, über Shangaan Electro, zu Punk, Hip-Hop und House. Ihre erste Veröffentlichung war 2014 Eye of the Sun,[23] gefolgt von ihrem Album Free Love ein Jahr später.[24]

2014–heute: weitere Erfolge als Solokünstler

Zusammen mit dem Regisseur Lebogang Rasethaba drehte Mathambo den Dokumentarfilm Future Sound of Mzansi. Im isiXhosa und isiZulu heißt 'Mzansi' übersetzt 'Süden' und gilt als Spitzname Südafrikas.[25][1] Der dreiteilige Film von 2014 basiert auf einer Reise Mathambos in verschiedene Landesteile und porträtiert aktuelle Entwicklungen und Stile elektronischer Tanzmusik in Südafrika – etwa Gqom.[26] Ein Ziel der beiden Regisseure war es, touristische Klischees zu widerlegen und stattdessen die Vielfalt und Kreativität junger Südafrikaner zu zeigen.[27]

Sein fünftes Solo-Album Mzansi Beat Code brachte Mathambo 2017 bei Teka Records heraus. Anders als seine früheren Alben enthält es kaum Gesangparts von Mathambo selbst. Diese Aufgabe übernehmen stattdessen befreundete Künstler, mit denen Mathambo bereits in früheren Projekten zusammengearbeitet hatte.[28]

2015–heute: Batuk

Zusammen mit DJ Aero Manyelo sowie den Sängerinnen Carla Fonseca (aka. Manteiga) und Nandi Ndlovu gründete Mathambo 2015 ein neues Ensemble. Der Name 'Batuk' leitet sich von der Bezeichnung einer Trommel ab.[29] Ihr 2016 veröffentlichtes Debütalbum Musica da Terra wurde in Südafrika, Mosambik und Uganda aufgenommen und vereint Kollaborationen mit Künstlern aus allen drei Ländern.[30] Das Kollektiv verband damit das erklärte Ziel, in seiner House-Musik verschiedene Musiktraditionen des Kontinents in einer panafrikanischen Gemeinschaft zu vereinigen.[31][32]

Nach ihrer weltweiten Tour machten Mathambo und Fonseca als Duo weiter. Batuks zweites Album Kasi Royalty ist eine Hommage an die kulturelle Kreativität der südafrikanischen Townships – 'Kasi' ist ein lokaler Jargonbegriff für Townshipsiedlungen. Anders als sein Vorgänger konzentriert sich das Album damit auf die musikalischen Wurzeln der beiden Künstler.[33][34]

Diskografie

Solo

  • 2010: Mshini Wam
  • 2012: Father Creeper
  • 2012: Future Sound of Mzansi
  • 2013: Escape from '85
  • 2017: Mzansi Beat Code

Fantasma

  • 2014: Eye of the Sun (EP)
  • 2015: Free Love

Batuk

  • 2016: Daniel (EP)
  • 2016: Musica da Terra
  • 2018: Move!
  • 2018: Kasi Royalty

Filmografie

  • 2014: Future Sound of Mzansi

Einzelnachweise

  1. Clyde Macfarlane: Spoek Mathambo and the future sounds of township tech. In: The Guardian. 23. Juli 2014, abgerufen am 24. Januar 2019 (englisch).
  2. Percy Zvomuya: There's a Spoek on my stoep. In: Mail & Guardian. 4. November 2011, abgerufen am 24. Januar 2019 (englisch).
  3. Peter Macia: The Scare Tactics of Spoek Mathambo. In: The Fader. 31. August 2010, abgerufen am 24. Januar 2019 (englisch).
  4. Spoek Mathambo and the crush of bones. In: Inside Dance Music. Abgerufen am 24. Januar 2019 (englisch).
  5. Daniel Friedman: I have seen the future and it's primitive. In: Mail & Guardian. 30. März 2007, abgerufen am 24. Januar 2019 (englisch).
  6. Paul Lester: New band of the week No 371: Playdoe. In: The Guardian. 18. August 2008, abgerufen am 24. Januar 2019 (englisch).
  7. Spoek Mathambo: H.I.V.I.P: United States of Ayobaness Mix. In: sdotx.blogspot.com. 13. August 2009, abgerufen am 24. Januar 2019 (englisch).
  8. Peter Macia: Spoek Mathambo, H.I.V.I.P: United States of Ayobaness Mix. In: The Fader. 13. August 2009, abgerufen am 24. Januar 2019 (englisch).
  9. Natalie Brunner: Machine Gun - Südafrikanischer Elektro Futurismus von Spoek Mathambo. In: FM4. ORF, 23. Juli 2010, abgerufen am 2. Februar 2019.
  10. Elias Kreuzmair: House aus den Townships. In: Die Tageszeitung. 16. Juni 2010, abgerufen am 2. Februar 2019.
  11. Daluxolo Moloantoa: Don’t be afraid of Spoek Mathambo. In: The South African. 31. März 2011, abgerufen am 24. Januar 2019 (englisch).
  12. Isaac Mangena: Umshini Wami echoes through SA. In: Mail & Guardian. 23. Dezember 2007, abgerufen am 24. Januar 2019 (englisch).
  13. Lisa Van Wyk: Pieter Hugo wins Young Director Award at Cannes. In: Mail & Guardian. 24. Juni 2011, abgerufen am 31. Januar 2019 (englisch).
  14. Nadia Neophytou: Spoek Mathambo – Painting NYC Red. In: Miss Ntertainment. 7. November 2011, abgerufen am 31. Januar 2019 (englisch).
  15. SA musos up for UK award. In: DestinyConnect.com. 12. September 2011, abgerufen am 31. Januar 2019 (englisch).
  16. Charlie Frame: Totally Wired: An Interview With Spoek Mathambo. In: The Quietus. 3. Mai 2012, abgerufen am 31. Januar 2019 (englisch).
  17. Roger Berhalter: Jeder Song klingt anders. In: St. Galler Tagblatt. 26. April 2013, abgerufen am 2. Februar 2019.
  18. Andrin Schumann: Eine Muse im Exil. In: Die Tageszeitung. 30. März 2012, abgerufen am 2. Februar 2019.
  19. Spoek Mathambo gets MOBO nomination. In: Inside Dance Music Magazine. 10. Oktober 2012, abgerufen am 31. Januar 2019 (englisch).
  20. Ashley Brown: SA Music Scene, up close and personal with Spoek Mathambo. In: SA Music Scene. 27. November 2012, abgerufen am 31. Januar 2019 (englisch).
  21. Kyle McGovern: 10 Albums You Can Hear Now: Fuck Buttons, David Lynch, Pet Shop Boys, and More. In: Spin. 11. Juli 2013, abgerufen am 31. Januar 2019 (englisch).
  22. Liquideep, Mafikizolo, Spoek Mathambo up for MOBO nominations. In: The Sowetan. 4. September 2013, abgerufen am 31. Januar 2019 (englisch).
  23. Maya Oppenheim: Spoek Mathambo and DJ Spoko's band is totally amazing. In: Dazed. 4. November 2014, abgerufen am 1. Februar 2019 (englisch).
  24. Tom Horan: Spoek Mathambo presents Fantasma – a ray of South African sunshine. In: The Guardian. 6. März 2015, abgerufen am 1. Februar 2019 (englisch).
  25. Future Sound of Mzansi. In: Nowness. 14. Januar 2015, abgerufen am 1. Februar 2019 (englisch).
  26. ‚Future Sound of Mzansi‘ von Spoek Mathambo (Teil 1). In: VICE. 22. Mai 2015, abgerufen am 2. Februar 2019.
  27. Yolisa Mkele: Movies: Bass motives. In: The Sunday Times. 3. August 2014, abgerufen am 1. Februar 2019 (englisch).
  28. Piotr Orlov: Review: Spoek Mathambo, 'Mzansi Beat Code'. In: NPR. 6. April 2017, abgerufen am 1. Februar 2019 (englisch).
  29. Jessica Hunkin: Ein Rhythmus, der Kulturen verbindet: Ein Interview mit Batuk. In: Goethe Institut Südafrika. 2015, abgerufen am 2. Februar 2019.
  30. Eva Hediger: Auf grosser Sound-Safari. In: Tages-Anzeiger. 7. April 2017, abgerufen am 2. Februar 2019.
  31. Alison Hird: Batuk's pan-African house music. In: Radio France Internationale. 20. Oktober 2016, abgerufen am 2. Februar 2019 (englisch).
  32. Batuk: Using house music to promote pan-Africanism. In: BBC News. 14. Oktober 2016, abgerufen am 2. Februar 2019 (englisch).
  33. Uli Eulenbruch: Batuk: Kasi Royalty. In: auftouren.de. 11. Mai 2018, abgerufen am 2. Februar 2019.
  34. Katrin Melchior: Batuk - "Move!" In: Cosmo. WDR, 5. März 2018, abgerufen am 2. Februar 2019.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.