Spindlerbrunnen

Der Spindlerbrunnen ist eine Brunnenanlage auf dem Spittelmarkt in Berlin-Mitte. Er entstand Ende des 19. Jahrhunderts und wechselte im Laufe der Jahre mehrfach seinen Standort.

Spindlerbrunnen
Gesamtansicht von Westen
Gesamtansicht von Westen
Gesamtansicht von Westen
Ort Berlin-Mitte
Land Deutschland Deutschland
Verwendung Schmuck
Bauzeit 1891–1892
Architekt Kyllmann & Heyden
Baustil Neorenaissance
Technische Daten
Höhe 6,50 m
Durchmesser Obere Schale: 3,0 m,
Untere Schale: 4,0 m,
Becken: 10,0 m
Stockwerke 2
Baustoff schwedischer roséfarbener Granit, Schalenträger seit 1997 aus Cappucinski-Granit
Koordinaten
Lage 52° 30′ 43″ N, 13° 24′ 4″ O

Beschreibung der Anlage

Der Brunnenstock ist ein in Anlehnung an Renaissancevorbilder gestalteter, zweistufiger Schalenbrunnen. Das Material ist schwedischer roséfarbener Granit. Einschließlich Sockel hat er eine Gesamthöhe von 6,50 Meter.

Das Wasser tritt an der Spitze nach oben aus, fließt dann von der oberen Schale in die untere und dann weiter in das runde Brunnenbecken. Die obere Schale misst 3 Meter im Durchmesser, die untere 4 Meter. Sie wurden aus jeweils einem Stück Granit hergestellt. Das Brunnenbecken hat einen Durchmesser von 10 Meter.

Das Gesamtgewicht des Brunnens beträgt 50 Tonnen. Die untere Schale wiegt 12 Tonnen, die obere 7 Tonnen.

In seinem Kreislauf werden 5.000 Liter Wasser bewegt, wovon durch Verdunstung pro Tag etwa 30 bis 40 Liter verloren gehen.

Geschichte

Carl Spindler, Leiter der Firma W. Spindler in Berlin-Spindlersfeld, stiftete den Brunnen 1891 der Stadt Berlin zur Erinnerung an seinen Vater Wilhelm Spindler, den Gründer der nach ihm benannten Firma. Die Firma hatte in der Nähe des Spittelmarktes in der Wallstraße 9–13 ihren Ursprung.

Das Architektenduo Kyllmann & Heyden, bestehend aus Walter Kyllmann, Wilhelm Spindlers Schwiegersohn, und Adolf Heyden, entwarf den Brunnen. Die Schleifarbeiten wurden von der Marmorschleiferei M. L. Schleicher in der Lehrter Straße ausgeführt.

Für die in den 1920er Jahren großzügig geplante Neugestaltung des Spittelmarktes und seiner Umgebung ließ der Magistrat von Berlin den Brunnen 1927[1] abbauen und im Volkspark Köpenick gegenüber dem Krankenhaus Köpenick neu aufstellen. Als im Berliner Stadtzentrum nach der Beseitigung der Kriegstrümmer intensiv gebaut wurde, restaurierten Fachleute den Springbrunnen. 1981[1] kam er wieder in die Nähe seines ursprünglichen Standortes auf dem Spittelmarkt zurück, nachdem dieser in den 1970er Jahren umgestaltet worden war.

Ende 1991 musste der Brunnen wegen rissiger Sockelelemente erneut abgebaut und umfangreich rekonstruiert werden, sodass er bis März 1995 wieder nicht auf dem Platz stand. Das Restauratorenteam unter der Leitung des Restaurators im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk Kai Dräger sowie den Granitsteinmetzen der Firma Löbau-Granit, stellten die Schalenträger komplett neu her. Da der Originalgranit in Schweden nicht mehr abgebaut wurde, mussten sie auf schwedischen Bohus-Granit ausweichen. Die Gesamtkosten der Restaurierungsarbeiten beliefen sich auf 500.000 DM.[2]

Anfang 2005 wurde der Brunnen erneut demontiert, um dem Bau eines Bürogebäudes am Spittelmarkt Platz zu machen. In einem Depot des Straßen- und Grünflächenamtes Mitte in Wedding wurde er gelagert und auf Schäden untersucht.[3] Ab dem Spätherbst 2007 floss das Wasser am neuen Platz des Brunnens in der Grünanlage Friedrichswerder in der Nähe des alten Standortes wieder. Für die Gestaltung der Grünanlage hatte die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung einen Realisierungswettbewerb ausgeschrieben,[4] an dem sich 35 Landschaftsplaner beteiligten.[5]

Bedeutung

Der Spindlerbrunnen gilt als „in Qualität und Größe einzigartig in Europa“.[6]

Er ist neben dem Neptunbrunnen vor dem Roten Rathaus und dem Brunnen der Völkerfreundschaft auf dem Alexanderplatz einer der wichtigsten Springbrunnen im Ortsteil Mitte.

Ein stilisiertes Bild des Spindlerbrunnens bildet das Logo der im 21. Jahrhundert gegründeten Stadtteilvertretung Spreeinsel.[7]

Siehe auch

Commons: Spindlerbrunnen – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berlin Mitte – Das Lexikon. Berlin 2001, S. 560 f.
  2. Claudia Fuchs: Nach dem Knopfdruck kam das Wasser. In: Berliner Zeitung, 10. Juni 1995
  3. Birgitt Eltzel: Der Koloss zieht ins Depot. In: Berliner Zeitung, 21. Januar 2005.
  4. Realisierungswettbewerb „Zwei Parks auf dem Friedrichswerder“. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.
  5. Sanierter Spindlerbrunnen steht wieder am alten Platz. In: Berliner Morgenpost, 30. Juli 2007.
  6. Ein Vorhang aus Wasser. In: Berliner Zeitung, 9. Juni 1997.
  7. Spittelmarkt. Stadtteilvertretung Spreeinsel (mit zwei Bildern zur 2005er Demontage und einem historischen Bild)
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