Sphagnum warnstorfii

Sphagnum warnstorfii ist ein Torfmoos, das der Gattung Sphagnum zugeordnet ist und zu der Abteilung der Laubmoose (Bryophyta) gehört. Es wird im deutschen Sprachgebiet Warnstorfs Torfmoos genannt.[1]

Stammblattquerschnitt von Sphagnum warnstorfii in 250-facher Vergrößerung
Stammblatt von Sphagnum warnstorfii in 40-facher Vergrößerung
Stammblattzellen von Sphagnum warnstorfii in 400-facher Vergrößerung
Astblatt von Sphagnum warnstorfii in 40-facher Vergrößerung
Astblattzellen von Sphagnum warnstorfii in 400-facher Vergrößerung
Astblattquerschnitt von Sphagnum warnstorfii in 400-facher Vergrößerung
Sphagnum warnstorfii

Warnstorfs Torfmoos (Sphagnum warnstorfii)

Systematik
Klasse: Sphagnopsida
Ordnung: Sphagnales
Familie: Sphagnaceae
Gattung: Torfmoose (Sphagnum)
Sektion: Sphagnum sect. Acutifolia
Art: Sphagnum warnstorfii
Wissenschaftlicher Name
Sphagnum warnstorfii
Russow

Beschreibung

Merkmale der Pflanze

Sphagnum warnstorfii ist ein schlankes Torfmoos von geringer oder selten normaler Größe mit flachen, sternförmigen Köpfchen. Es bildet kompakte Polster. Die Färbung variiert von gelbgrün über grün bis zu rotbraun und dunkelviolett. Im getrockneten Zustand zeigt sich oft ein deutlich bläulicher Schimmer.

Die Stämme sind rot bis grün gefärbt. Die meist deutlich rötlich-violett, selten grünlich gefärbte oder farblose Sklerodermis ist von der Epidermis stark abgesetzt.[2] Die Epidermis besteht aus zwei bis vier (selten bis fünf) Zellschichten; ihre Hyalocyten sind fibrillenlos und meist porenlos.

Die dreieckig-zungenförmigen bis zu zungenförmigen, 0,7–1,4 Millimeter langen und 0,5–0,8 Millimeter breiten Stammblätter liegen dem Stämmchen aufrecht an[2] und besitzen eine breit abgerundete bis etwas gestutzte Blattspitze. Der Blattsaum ist an der Blattbasis mit mehr als einem Drittel der Blattbreite am stärksten entwickelt. Die rhomboidalen, entweder ungeteilten, meist aber einfach geteilten Hyalocyten besitzen keine Fibrillen und keine Poren.

Die am Stamm ansetzenden, in faszikel – oder wirtelähnlichen Astbüscheln mit zwei bis drei abstehenden und ein bis zwei hängenden Zweigen stehenden, langen, sich verjüngenden Äste sind üblicherweise fünfzeilig beblättert.

Die geraden, eiförmig-lanzettlichen, 0,9–1,4 Millimeter langen, 0,4–0,5 Millimeter breiten und zugespitzten Astblätter besitzen nach oben eingerollte Blattspitzen. Sie sind im Querschnitt konkav und mit Fibrillen verstärkt. Die Blattränder haben keine Resorptionsfurche und sind ganzrandig glatt gestaltet. Die Hyalocyten der konvexen Oberfläche weisen entlang den an den Chlorocyten liegenden Zellwänden nahe der Blattspitze sehr kleine, weniger als ein Viertel der Zellenbreite messende, beringte Poren auf. Sie verändern sich zur Basis hin abrupt in große, elliptische Formen mit Ausmaßen von vier Zehntel der Zellenbreite. Die konkave Oberfläche trägt in den mittleren Bereichen der Blattränder und an der Blattbasis große runde Poren. Die Chlorocyten der Astblätter sind im Querschnitt dreieckig bis trapezförmig und auf der Blattunterseite gegenüber den Hyalocyten breiter hervorgehoben als auf der Blattoberseite, wo sie auch von den Hyalocyten eingeschlossen sein können.

Geschlechtliche Merkmale

Sphagnum warnstorfii ist geschlechtlich diözisch (zweihäusig) ausgerichtet.

Die bei Sphagnum warnstorfii nicht häufigen Sporenkapseln reifen im Spätsommer bis zum Frühherbst. Die auf beiden Oberflächen fein warzigen Sporen messen 17–26 Mikrometer und sind dunkelgelblich gefärbt; die in der Mitte liegende Laesura misst weniger als die Hälfte des Sporenradius.

Die antheridientragenden Äste sind rötlich und mit keuligen Spitzen ausgestattet; die perigonialen, blütenhüllenähnlichen Blätter sind kürzer und breiter als die vegetativen Astblätter.

Vorkommen und Verbreitung

Sphagnum warnstorfii ist in polaren, gemäßigten und subtropischen Klimazonen verbreitet. Es besiedelt auf dem nordamerikanischen Kontinent den Großteil der nördlichen Hälfte der Vereinigten Staaten, Kanada und Grönland.[3] Das asiatische Verbreitungsgebiet erstreckt sich über Japan, China, Indien und dem russischen Sibirien bis in die Kaukasusregionen. Die europäischen Vorkommen sind hier beispielsweise mit dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland,[4] Finnland, Litauen, Polen, Deutschland, Österreich, Tschechien, Frankreich und Italien angegeben.[5]

Sphagnum warnstorfii wächst in einer sehr breiten ökologischen Nische als Hygrophyt in minerotrophen Feuchtgebieten. Es ist in Lebensräumen mit mäßigem bis reichem Nährstoffangebot, pH-Wert-Bereichen von 4,9 bis mehr als 7,5[6] auf niedrigen und mittleren Höhenstufen anzutreffen. Habitate sind häufig Niedermoore, Feuchtwälder, Bruchwälder[2] und Grauweidengebüsche.[6]

Sphagnum warnstorfii findet man oft in Vergesellschaftung mit Gefäßpflanzen wie dem Abendländischen Lebensbaum (Thuja occidentalis), der Balsam-Tanne (Abies balsamea), der Amerikanischen Rot-Fichte (Picea rubens) und mit der Asch-Weide, auch Grau-Weide genannt (Salix cinerea). Es wächst zudem häufig gemeinsam mit Moosen wie Girgensohns Torfmoos (Sphagnum girgensohnii), dem Zentrierten Torfmoos (Sphagnum centrale), Sphagnum squarrosum, Sphagnum teres, dem Spitzblättrigen Spießmoos (Calliergonella cuspidata), Campylium stellatum, Homalothecium nitens (Syn. Tomenthypnum nitens), Helodium blandowii und Paludella squarrosa.

Gefährdungssituation und Schutzmaßnahmen

Sphagnum warnstorfii wird in Deutschland als seltene und stark im Rückgang befindliche Art betrachtet. Es wird in der nationalen Roten Liste gefährdeter Arten Deutschlands und der seines Landes Brandenburg in die Gefährdungskategorie 2 „Stark gefährdet“ gestellt.[7][1] Die Schweiz führt Sphagnum warnstorfii in der Kategorie „LC“ als nicht gefährdet.[8]

Von der Europäischen Union und auch der Schweiz werden als Schutzmaßnahme für diese Torfmoosart Regelungen auf Gattungsebene getroffen.

Systematik und Nomenklatur

Sphagnum warnstorfii wurde 1888 von Edmund Russow in Sitzungsbericht der Dorpater Naturforscher-Gesellschaft, Band 8, Seite 315, erstbeschrieben.[9] Der Name wurde zu Ehren des deutschen Bryologen Carl Warnstorf vergeben. Als synonyme Bezeichnung für Sphagnum warnstorfii wird Sphagnum warnstorfianum Du Rietz angegeben. Diese Torfmoosart wird in der Sektion Acutifolia der Gattung Sphagnum innerhalb der monogenerischen Familie Sphagnaceae geführt.

Morphologisch ähnliche Torfmoos-Arten

Sphagnum warnstorfii kann mit dem Rötlichen Torfmoos (Sphagnum rubellum) verwechselt werden, von dem es sich aber durch die beringten Poren in den Astblatt-Hyalocyten als auch dem Lebensraum in Hochmooren unterscheidet.[2]

Literatur

  • Jan-Peter Frahm, Wolfgang Frey, J. Döring: Moosflora. Hrsg.: UTB 1250. 4. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2004, ISBN 3-8001-2772-5, Bryophytina, Laubmoose, S. 161 bis 164 (Sphagnum warnstorfii in Sektion Acutifolia (in Schlüssel, Kapitel 10 sowie Abb. 37/7)).
  • Cyrus B. McQueen, Richard E. Andrus: Bryophytes: Mosses, part 1. Sphagnaceae. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America. Band 27. Oxford University Press, New York 2007, ISBN 978-0-19-531823-4, 84. Sphagnum warnstorfii Russow, S. 101 (englisch, efloras.org Abschnitt Beschreibung und Verbreitung).
  • Li Xing-jiang, Si He: Sphagnaceae-Leucobryaceae. Sphagnaceae. In: Chien Gao, Marshall R Crosby, Si He, Chinese academy of sciences., et al. (Hrsg.): Moss Flora of China. Band 1. Science Press u. a., St.Louis u. a. 1999, ISBN 0-915279-72-X, Sphagnum warnstorfii, S. 48 (englisch, efloras.org).

Einzelnachweise

  1. Sphagnum warnstorfii Russow Warnstorfs Torfmoos. In: Website des Projekts „Die Moose Deutschlands“. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Mai 2016; abgerufen am 4. August 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.moose-deutschland.de nach Angaben aus Ludwig Meinunger, Wiebke Schröder: Verbreitungsatlas der Moose Deutschlands. Band 1. Regensburgische Botanische Gesellschaft, Regensburg 2007, OCLC 635348854.
  2. Sphagnum warnstorfii (Warnstorfs Torfmoos). In: Korseby Online – Sphagnaceae. Abgerufen am 7. August 2011.
  3. Cyrus B. McQueen, Richard E. Andrus: Bryophytes: Mosses, part 1. Sphagnaceae. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America. Band 27. Oxford University Press, New York 2007, ISBN 978-0-19-531823-4 (englisch, efloras.org Distribution Map Taxon: Sphagnum warnstorfii).
  4. Alan Hale: Sphagnum warnstorfii. Warnstorf’s Bog-moss. In: british mosses and liverworts – a field guide. the British Bryological Society, 24. August 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Mai 2011; abgerufen am 11. August 2011 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bbsfieldguide.org.uk
  5. EEA Web Team: Sphagnum warnstorfii. Deliveries und zusätzlich Sites. In: EUNIS biodiversity database. The European Environment Agency (EEA), abgerufen am 11. August 2011 (englisch).
  6. Klaus Weddeling & Gerhard Ludwig: 2. Die Moose (Bryophyta, Marchantiophyta, Anthocerophyta) der FHH-Richtlinie. Abschnitt 2.14/Code 1409/Anhang V: Sphagnum L. In: Bundesamt f. Naturschutz Bonn (Hrsg.): Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz Heft 69 (1). Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000 – Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. Band 1: Pflanzen und Wirbellose. Münster (Landwirtschaftsverlag), 2003, ISBN 3-7843-3617-5, S. 744 (weddeling.info [PDF; 55 kB; abgerufen am 11. August 2011] S. 312: Informationen zu Sphagnum warnstorfii).
  7. Online-Abfrage nach Sphagnum warnstorfii Russow in der Roten Liste gefährdeter Arten Deutschlands und seiner Bundesländer. science4you, abgerufen am 12. August 2011.
  8. Norbert Schnyder, Ariel Bergamini, Heike Hofmann, Niklaus Müller, Cécile Schubiger-Bossard, Edwin Urmi: Moose. Rote Liste der gefährdeten Arten der Schweiz. Hrsg.: BUWAL – Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, Bern; FUB – Forschungsstelle für Umweltbeobachtung, Rapperswil; NISM – Naturräumliches Inventar der Schweizer Moosflora. BUWAL, Bern / Chambésy 2004, OCLC 634101965, 6 Artenliste mit Gefährdungskategorien, S. 87 (Die nachstehende Seite ist nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2017. (Suche in Webarchiven.) @1@2Vorlage:Toter Link/www.bafu.admin.chbafu.admin.ch [PDF; 1,7 MB; abgerufen am 12. August 2011] Suche nach Sphagnum warnstorfii).
  9. Russow, [Edmund]: Über die gegenwärtiger Stand seiner seit dem Frühling 1886 wieder aufgenommen Studien and der anheimischen Torfmoosen. In: Sitzungsberichte der Naturforscher-Gesellschaft bei der Universität Dorpat. Band 8, 1889, S. 305–325 (digitale-sammlungen.de).
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