Spanisch-Marokkanischer Krieg

Im Spanisch-Marokkanischen Krieg kämpfte das Königreich Spanien gegen das Sultanat Marokko in den Jahren 1859 und 1860 um eine Erweiterung der spanischen Besitzungen in Nordafrika. Dieser Konflikt wird auch Erster Marokkanischer Krieg, in Spanien oft Afrikanischer Krieg (spanisch La Guerra de África) genannt.

Leopoldo O’Donnell nach der Schlacht von Tétouan

Später setzte Spanien seine Expansionsbestrebungen in den Rifkriegen 1893, 1909 und 1921 (auch Zweiter Marokkanischer Krieg genannt) fort.

Verlauf

Der marokkanische Sultan Sidi Muhammad IV. hatte gerade die Macht von seinem verstorbenen Vater übernommen und kämpfte mit inneren Unruhen, als die Bewohner des Rifs im September 1859 in die spanischen Besitzungen in Nordafrika einfielen. Spanien gelang es, sie zurückzuschlagen, und verlangte nun von der marokkanischen Regierung als Entschädigung und als Garantie für die Sicherheit seiner afrikanischen Besitzungen die Abtretung eines Gebiets. Die eingeleiteten Verhandlungen blieben ohne Resultat und am 22. Oktober 1859 erklärte Spanien Marokko den Krieg.

General Leopoldo O’Donnell erhielt den Oberbefehl über die aus 35.000 bis 40.000 Fußsoldaten, 2.000 Mann Kavallerie und 150 Geschützen bestehende spanische Heeresmacht. Er wurde zwar anfangs (im Dezember) von den Kabylen und Mauren der Ebene, ungefähr 60.000 Mann Reiterei, heftig angegriffen, drang aber bald siegreich vor. Nach vielen kleinen, aber sehr blutigen Gefechten besetzten die Spanier am 4. Februar 1860 die Stadt Tétouan, und nach einer am 23. März westlich von Tétouan erlittenen entscheidenden Niederlage baten die Marokkaner um Waffenstillstand.

Folgen

Der am 26. April 1860 in Tétouan von O’Donnell und dem Botschafter Muley-el-Abbas unterzeichnete Frieden von Wad-Ras bestimmte, dass Marokko auf seinem Gebiet spanische Missionare zulassen, an Spanien eine Entschädigung von 20 Millionen Piaster zahlen und bis zur Zahlung dieser Summe die Stadt Tétouan den Spaniern überlassen musste. Da die Ausführung des mit Marokko abgeschlossenen Friedensvertrags auf vielfache Schwierigkeiten stieß, stellte Spanien ein neues Ultimatum. Hierauf kam Muley-el-Abbas 1861 als Gesandter nach Madrid, und mit diesem wurde ein neuer Vertrag abgeschlossen. Vor der Räumung Tétouans sollte Spanien demnach 60 Millionen Realen erhalten, der Rest der schuldigen 200 Millionen Realen aber aus der Hälfte der Zollerträgnisse, über die Spanien direkt verfügte, bezahlt werden. Die Kirche in Tétouan sollte bestehen bleiben, ein spanisches Konsulat in Fès errichtet und den dortigen Missionaren der Schutz der Regierung zugesichert werden. Nachdem Marokko mit Hilfe Englands die Entschädigungssumme gezahlt hatte, erfolgte im April 1862 die Räumung Tétouans.[1] 1913 kam es zu Spanisch-Marokko. Erst mit Erlangung der Unabhängigkeit unter Mohammed V. 1956 fiel die Stadt erneut an Marokko zurück.

Schätzungsweise kamen in diesem Krieg 10.000 Menschen ums Leben (4.000 auf spanischer, 6.000 auf marokkanischer Seite).

Einzelnachweise

  1. Spanien (Geschichte). In: Heinrich August Pierer (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 16 (1862), S. 422–423.
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