Spöl
Der Spöl (dt. und rät., im italienischen Sprachraum Spöl oder Spol geschrieben und früher Aqua Granda genannt) ist ein 42 Kilometer langer Fluss in Italien und in der Schweiz. Sein Tal wird auf Rätoromanisch Val dal Spöl genannt.[6]
Spöl Italienischer Teil früher: Aqua Granda | ||
Der Spöl bei Zernez | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | CH: 50 | |
Lage | Livigno-Alpen, Unterengadin
| |
Flusssystem | Donau | |
Abfluss über | Inn → Donau → Schwarzes Meer | |
Quelle | im Val Ursera oberhalb des Forcola di Livigno in der Gemeinde Poschiavo 46° 25′ 34″ N, 10° 4′ 4″ O | |
Quellhöhe | 2637 m ü. M.[1][2] | |
Mündung | Inn bei Zernez 46° 41′ 38″ N, 10° 5′ 19″ O | |
Mündungshöhe | 1470 m ü. M.[1] | |
Höhenunterschied | 1167 m | |
Sohlgefälle | 28 ‰ | |
Länge | 42 km[1] | |
Einzugsgebiet | 433,64 km²[3] | |
Abfluss am Pegel Punt da Gall[4] AEo: 295 km² |
NNQ (März 2013) MNQ 1974–2016 MQ 1974–2016 Mq 1974–2016 MHQ 1974–2016 HHQ (Juli 2010) |
330 l/s 910 l/s 1,04 m³/s 3,5 l/(s km²) 1,2 m³/s 70,3 m³/s |
Abfluss[5] | MQ |
10,8 m³/s |
Linke Nebenflüsse | Federia, Ova da Cluozza | |
Rechte Nebenflüsse | Tresenda, Vallaccia, Ova dal Gall, Ova dal Fuorn, Ova Spin, Ova da Laschadura | |
Durchflossene Stauseen | Lago di Livigno, Lai dad Ova Spin | |
Gemeinden | Livigno, Zernez |
Verlauf
Der Spöl entspringt knapp auf Schweizer Territorium im Val Ursera oberhalb der Forcola di Livigno in den westlichen Livigno-Alpen, fliesst durch Livigno und mündet bei Zernez in den Inn. Auf diesem Weg durchquert er die Stauseen Lago di Livigno und Lai dad Ova Spin und fliesst teilweise auf dem Gebiet des Schweizer Nationalparks.
Der Oberlauf verläuft im breiten, teilweise ebenen Talboden eines von eiszeitlichen Gletschern geformten Trogtales, wogegen die zweite Hälfte seines Laufes nahezu ausschliesslich in unwegsamen Schluchten verläuft. Das obere Tal mit der lang gestreckten Ortschaft Livigno war seit jeher über die leicht passierbare Forcola di Livigno von Süden wesentlich einfacher zu erreichen als vom Inntal her, was sich auch in der Zugehörigkeit des oberen Tals zu Italien ausdrückt. Über die steilen nördlichen Talhänge des Unterlaufes führt die Ofenpass-Strasse nach Osten zum Val Müstair und nach Südtirol.
- Der Spöl bei Livigno
- Einmündung des Spöl in den Lago di Livigno, bei Livigno, Blick nach Süden
- Lago di Livigno
- Ova dal Fuorn, rechter Nebenfluss des Spöl, unterhalb des Ofenpasses, mit Alp Buffalora
- Lai dad Ova Spin, von den Hängen des Piz Laschadurella aus gesehen
- Mündung in den Inn
- Val da Spöl. Historisches Luftbild von Werner Friedli (1954)
Verschmutzungen
Schlammflut im Mai 2013
Durch einen Zwischenfall bei den Engadiner Kraftwerken, verstärkt durch den aussergewöhnlich tiefen Wasserstand im Lago di Livigno, wurde am 30. März 2013 der Spöl-Bach unterhalb der Staumauer Punt dal Gall bis zum Ausgleichsbecken Ova Spin auf einer Länge von etwa sechs Kilometern mit Schlamm zugedeckt. Tausende von Bachforellen und andere Wasserlebewesen verendeten.[7] Im oberen Drittel der betroffenen Strecke kamen praktisch alle Tiere um, während weiter unten einige Tiere sich in Seitenbäche oder in den Lai dad Ova Spin retten konnten.
Mittels eines künstlichen Hochwassers wurde das Bachbett im folgenden Sommer vom Schlamm befreit. Solche Hochwasser wurden seit dem Jahr 2000 zwei Mal jährlich veranlasst, um die verfestigte Bachsohle aufzulockern und den Forellen einen geeigneten Untergrund zum Laichen zu schaffen. Etwas mehr als ein Jahr nach dem Zwischenfall hatte sich die Bachforellenpopulation wieder deutlich erholt, war aber noch immer nur halb so gross wie vor dem Fischsterben.[8]
PCB-Verseuchung vom Herbst 2016
Im Herbst 2016 gelangte aus der Staumauer Punt dal Gall das Korrosionsschutzmittel PCB in den Spöl. Über eine umfassende Sanierung der Spöl wird mit Stand 2021 immer noch gestritten.
Im September 2020 wurde bei einem toten Uhu im Nationalpark eine tausendfach höhere PCB-Belastung festgestellt, als es bei einem Menschen üblich ist.[9][10][11] Dies lässt darauf schliessen, dass die ganze Nahrungskette verseucht ist. Naturschutzorganisationen fordern deshalb die Sanierung des gesamten oberen Spöls auf einer Länge von 5,75 Kilometern und nicht nur der ersten 2,9 Kilometer, die der Kanton Graubünden in seiner Sanierungsverfügung bewilligt hat. Mit einem Siebverfahren soll das Sediment bis in eine Tiefe von 50 Zentimeter vom PCB befreit werden. Die Sanierung dürfte etwa zwei Jahre dauern.[12]
Weblinks
- Spöl auf der Plattform ETHorama
- Spöl im Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)
Einzelnachweise
- Geoserver der Schweizer Bundesverwaltung (Hinweise)
- Geoportale Nazionale
- Topographische Einzugsgebiete der Schweizer Gewässer: Teileinzugsgebiete 2 km². Abgerufen am 9. Juni 2019.
- Messstation Punt da Gall 1974–2016 (PDF) Bundesamt für Umwelt BAFU
- Hydrologischer Atlas der Schweiz des Bundesamtes für Umwelt BAFU, Tafel_54
- Val dal Spöl, Spöl auf der Plattform ETHorama
- Bach galt als Beispiel für die Vereinbarkeit von Stromproduktion und Natur. In: Tagesanzeiger. Abgerufen am 1. April 2013.
- Lukas Denzler: Die Forellen kommen zurück. In: Neue Zürcher Zeitung. Nr. 138, 18. Juni 2014, S. 55.
- PCB-verseuchter Uhu im Nationalpark. Schweizer Bauer, 19. März 2021, abgerufen am 19. März 2021.
- PCB-Vergiftung im Spöl hat dramatische Ausmasse. Schweizerischer Nationalpark, 19. März 2021, abgerufen am 19. März 2021.
- Rechtsmittel gegen die Verfügung zur PCB-Sanierung. (PDF) Engadiner Kraftwerke, 17. März 2021, abgerufen am 19. März 2021.
- Die Südostschweiz, 20. März 2021, S. 9