Sophie Schloss

Sophie Schloss (auch Schloß), verh. Gurau, auch Schloß-Guhrau (* 12. Dezember 1821 in Frechen bei Köln; † 15. Mai 1903 in Düsseldorf)[1] war eine Sängerin (Mezzosopran/Alt) und neben Jenny Lind und Clara Novello eine der berühmtesten Sängerinnen des 19. Jahrhunderts.[2]

Leben

Sophie Schloss war die Tochter „des Sprachlehrers und Leihbibliotheksbesitzers Josua Schloss (1792–1866) und seiner Frau Sibilla Levy (1800–1881)“[3]. Sie erhielt ihren ersten Gesangsunterricht von dem Domkapellmeister Carl Leibl in Köln. 1836 debütierte Sophie Schloss in Köln in einem Konzert von Leibl mit einer Arie von Paër und Rossini sowie einem Lied von Mendelssohn. Im selben Jahr hatte sie in Düsseldorf die Gelegenheit Felix Mendelssohn Bartholdy vorzusingen, der in einem Brief an ihren Vater u. a. urteilte:[4] „Dlle. Sophie Schloß [...] besitzt eine ausgezeichnet schöne, kräftige, wohltönende Mezzosopranstimme, die an Reinheit und Gediegenheit des Klanges wenig zu wünschen übriglassen dürfte.“[5] Daraufhin studierte sie ab Frühjahr 1837 zwei Jahre lang bei Marco Bordogni in Paris.[6]

Sie gab ab 1839 in Deutschland zahlreiche Konzerte u. a. in Köln, mehrmals auf den Niederrheinischen Musikfesten sowie, auf Empfehlung Mendelssohns hin, als Solistin der Leipziger Gewandhauskonzerte, außerdem trat sie in Frankfurt, Düsseldorf, Berlin, Halle und Weimar auf.[7] In den 1840er Jahren gab sie auch Konzerte in Trier und wiederholt Tourneen in England.[8] 1841/42 sowie 1852 unternahm sie eine Konzertreise in die Niederlande.[9] Ab 1850 lebte sie in Düsseldorf und heiratete am 17. Januar 1854 den Hamburger Kaufmann Siegfried Fabian Gurau. Nach seinem frühen Tod, bereits Ende 1854, lebte sie als Gesangslehrerin in Köln und Düsseldorf.[10]

Robert Schumann widmete ihr sein op. 107 Sechs Lieder für eine Singstimme mit Pianoforte.

Die Allgemeine musikalische Zeitung rühmte ihre Stimme 1847 folgendermaßen: „Fräulein Schloss besitzt eine der schönsten, klangvollsten, gleichmässigsten und wohlgeschultesten Stimmen. Alle Arten von Passagen perlen in kecker Volubilität leicht, deutlich und ungezwungen hervor. Nur der Triller gelingt der Sängerin nicht.“[11] Die Berliner Musikzeitung urteilte 1849, sie habe eine „eigenthümliche, edle Ausdrucksweise und schöne Stimme“[12]. In der Berliner Musik-Zeitung Echo wurde sie 1852 in Anlehnung an die „schwedische Nachtigall“ Jenny Lind als „Nachtigall des Rheines“[13] gefeiert.

Literatur

  • Elise Polko: Erinnerungen an Felix Mendelssohn-Bartholdy: Ein Künstler- u. Menschenleben, Leipzig 1868 (engl. Ausgabe Reminiscences of Felix Mendelssohn-Bartholdy bei Longmans, Green & Co., London 1869) Digitalisat der deutschen Ausgabe bei der Bayerischen Staatsbibliothek
  • Schumann-Briefedition, Serie II, Bd. 7.1: Briefwechsel mit Freunden und Künstlerkollegen (Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Jenny Lind-Goldschmidt, Wilhelmine Schröder-Devrient, Julius Stockhausen, Pauline Viardot-Garcia und anderen Sängern und Sängerinnen), Editionsleitung Thomas Synofzik und Michael Heinemann, hrsg. von Jelena Josic, Thomas Synofzik, Anselm Eber und Carlos Lozano Fernandez, Köln 2023, S. 337–351.
  • Wolfgang Seibold: Familie, Freunde, Zeitgenossen. Die Widmungsträger der Schumannschen Werke (= Schumann-Studien 5), Sinzig 2008, S. 239–242.
  • Ulrich Tank: Die Geschwister Schloss. Studien zur Biographie der Kölner Altistin Sophie Schloss (1822 [sic] –1903) und zur Geschichte des Musikalienverlages ihres Bruders Michael (1823–1891) (= Beiträge zur rheinischen Musikgeschichte 115), Köln 1976.

Einzelnachweise

  1. Lebensdaten nach Ulrich Tank: Die Geschwister Schloss. Studien zur Biographie der Kölner Altistin Sophie Schloss (1822–1903) und zur Geschichte des Musikalienverlages ihres Bruders Michael (1823–1891) (= Beiträge zur rheinischen Musikgeschichte 115), Köln 1976, S. 2, 26.
  2. Vgl. Ulrich Tank: Die Geschwister Schloss. Studien zur Biographie der Kölner Altistin Sophie Schloss (1822–1903) und zur Geschichte des Musikalienverlages ihres Bruders Michael (1823–1891) (= Beiträge zur rheinischen Musikgeschichte 115), Köln 1976, S. 1.
  3. Ulrich Tank: Die Geschwister Schloss. Studien zur Biographie der Kölner Altistin Sophie Schloss (1822–1903) und zur Geschichte des Musikalienverlages ihres Bruders Michael (1823–1891) (= Beiträge zur rheinischen Musikgeschichte 115), Köln 1976, S. 2.
  4. Vgl. Ulrich Tank: Die Geschwister Schloss. Studien zur Biographie der Kölner Altistin Sophie Schloss (1822–1903) und zur Geschichte des Musikalienverlages ihres Bruders Michael (1823–1891) (= Beiträge zur rheinischen Musikgeschichte 115), Köln 1976, S. 2.
  5. Zit. nach Ulrich Tank: Die Geschwister Schloss. Studien zur Biographie der Kölner Altistin Sophie Schloss (1822–1903) und zur Geschichte des Musikalienverlages ihres Bruders Michael (1823–1891) (= Beiträge zur rheinischen Musikgeschichte 115), Köln 1976, S. 2.
  6. Vgl. Schumann-Briefedition, Serie II, Bd. 7.1, Köln 2023, S. 339.
  7. Vgl. Ulrich Tank: Die Geschwister Schloss. Studien zur Biographie der Kölner Altistin Sophie Schloss (1822–1903) und zur Geschichte des Musikalienverlages ihres Bruders Michael (1823–1891) (= Beiträge zur rheinischen Musikgeschichte 115), Köln 1976, S. 6–9, 11f.
  8. Vgl. Signale für die musikalische Welt Nr. 5 (1845), S. 38 (Digitalisat); vgl. Signale für die musikalische Welt Nr. 43 (1845), S. 338 (Digitalisat).
  9. Vgl. Ulrich Tank: Die Geschwister Schloss. Studien zur Biographie der Kölner Altistin Sophie Schloss (1822–1903) und zur Geschichte des Musikalienverlages ihres Bruders Michael (1823–1891) (= Beiträge zur rheinischen Musikgeschichte 115), Köln 1976, S. 14; vgl. Schumann-Briefedition, Serie II, Bd. 7.1, Köln 2023, S. 351.
  10. Vgl. Clara Wieck, Jugendtagebücher 1827–1840, hrsg. von Gerd Nauhaus und Nancy B. Reich unter Mitarbeit von Kristin R.M. Krahe, Hildesheim 2019, S. 617; vgl. Schumann-Briefedition, Serie II, Bd. 7.1, Köln 2023, S. 341.
  11. Allgemeine musikalische Zeitung vom 10. März 1847, Sp. 158f. (Digitalisat).
  12. Berliner Musikzeitung vom 3. Oktober 1849, S. 319 (Digitalisat).
  13. Berliner Musik-Zeitung Echo vom 3. Oktober 1852, S. 316 (Digitalisat).
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