Smartwings

Smartwings ist eine tschechische Billigfluggesellschaft mit Sitz in Prag[1] und ein Tochterunternehmen der Travel Service.

Geschichte

Smartwings wurde im Jahr 2004 als Tochtergesellschaft der tschechischen Travel Service gegründet. In den Jahren 2004/05 wurden zwei Maschinen des Typs Boeing 737-500 von der Deutschen Lufthansa geleast[2]. Am 11. März 2012 wurde die letzte Boeing 737-500 der SmartWings durch eine Boeing 737-700 ersetzt.

Das Unternehmen zählte zwischen Januar und November 2018 zu den wichtigsten Dienstleistern für die Durchführung von Abschiebeflügen in der Bundesrepublik Deutschland. 45 von 157 Abschiebeflügen innerhalb dieser Periode wurden von SmartWings übernommen.[3]

Die Mutterfirma Travel Service wurde im Dezember 2018 in die SmartWings Gruppe integriert und alle zugehörigen Fluggesellschaften dementsprechend umbenannt.[4]

Flugziele

Smartwings bietet von Prag und saisonal auch weiteren tschechischen Flughäfen aus hauptsächlich Flüge zu Städte- und Urlaubszielen rund um das Mittelmeer an. Der weiteste Flug der Gesellschaft führt nach Dubai.[5]

Flotte

Aktuelle Flotte

Mit Stand April 2024 besteht die Flotte der Smartwings aus 37 Flugzeugen mit einem Durchschnittsalter von 12,6 Jahren:[6]

Flugzeugtyp Bestand bestellt Anmerkungen Sitzplätze Durchschnittsalter

(April 2024)[6]

Boeing 737-700 02 148 21,2 Jahre
Boeing 737-800 23 eine inaktiv 189 15,2 Jahre
Boeing 737-900ER 02 212 14,4 Jahre
Boeing 737 MAX 8 100 189 4,3 Jahre
Gesamt 37 12,6 Jahre

Aktuelle Sonderbemalungen

Bemalung[6] Flugzeugtyp Luftfahrzeugkennzeichen Zeitraum Bild
Prague ♥ You Boeing 737-800 OK-TVF seit Mai 2022
Experience Abu Dhabi Boeing 737 MAX 8 OK-SWB seit Oktober 2023

Ehemalige Flugzeugtypen

Zuvor betrieb Smartwings unter anderem auch folgende Flugzeugtypen:[6]

Zwischenfälle

Am 22. August 2019 kam es auf dem Flug einer Smartwings Boeing 737-800 (Luftfahrzeugkennzeichen OK-TVO) mit Flugnummer QS 1125 und 170 Passagieren an Bord auf dem Flug von Samos, Griechenland nach Prag, Tschechien ungefähr 185 Kilometer (100 sm) nördlich von Athen in einer Höhe von 11.000 Metern (36.000 Fuß) zum Ausfall des linken Triebwerks. Aus Sicherheitsgründen musste daher die Flughöhe auf knapp über 7.000 Meter (24.000 Fuß) verringert werden.[7] Die Crew versuchte zweimal das Triebwerk wieder zu starten, was jedoch nicht gelang. Entgegen der verbindlichen Vorschriften, in einem solchen Fall den nächstgelegenen geeigneten Flughafen anzusteuern, wurde der Flug noch über 2 Stunden bis zum Zielflughafen in Prag fortgesetzt, wo das Flugzeug eine Sicherheitslandung durchführte. Menschen kamen bei dem Vorfall nicht zu Schaden. Die Fluggesellschaft wollte sich zuerst zum Vorfall nicht äußern und verlautbarte nur, dass die Crew in Übereinstimmung mit den Sicherheitsvorschriften gehandelt habe.[8] Später wurde bekannt, dass es sich beim Flugkapitän offenbar um den damaligen geschäftsführenden Direktor des Flugbetriebs (Director Flight Operations) der Fluggesellschaft gehandelt habe. Dieser wurde dann seines Postens enthoben, blieb aber weiterhin für die Fluggesellschaft als Pilot und Ausbilder tätig.[9] Die Fluggesellschaft sprach nun offiziell von einem Crew-Fehler auf dem betreffenden Flug.[10] Knapp zwei Jahre später wurden strafrechtliche Ermittlungen wegen Fahrlässigkeit gegen eine beteiligte Person eingeleitet,[11] die dann aber wieder eingestellt wurden.[12]

Die tschechische Flugsicherheitsbehörde ÚZPLN leitete eine Untersuchung ein und kam in ihrem veröffentlichten Abschlussbericht[13] zu dem Ergebnis, dass dem verantwortlichen Piloten ein Fehlverhalten in 21 Punkten vorgeworfen werden kann. So habe er es unter anderem unterlassen, die Flugverkehrskontrolle über die Ursache des Vorfalls zu informieren und vor dem Erreichen des tschechischen Luftraums keine Dringlichkeitsmeldung (Pan-Pan) abgesetzt, habe gegen die verbindliche Vorschrift verstoßen, bei einem Triebwerksausfall den nächstgelegenen geeigneten Flughafen anzusteuern und habe durch seine Entscheidung, nach Prag weiterzufliegen, in Kauf genommen, dass durch den erhöhten Treibstoffverbrauch bei Flug mit nur einem Triebwerk die verbliebene Treibstoffmenge in Prag bei unvorhergesehener Schließung des Flughafens möglicherweise nicht mehr zum Erreichen eines Ausweichflughafens gereicht hätte. Nachdem der Flugkapitän gegenüber der Flugsicherheitsbehörde dabei blieb, dass seine Entscheidungen korrekt gewesen seien, wurde eine psychologische Überprüfung des Piloten bei der flugmedizinischen Behörde ÚLZ angeregt.[14]

Siehe auch

Commons: Smartwings – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. smartwings.com - Kontakt (Memento vom 20. Februar 2012 im Internet Archive) (englisch), abgerufen am 5. August 2022
  2. Liste der Flotten und Taufnamen des Lufthansa Konzerns abgerufen am 6. Februar 2012.
  3. Germania-Pleite bringt Plan für Abschiebeflüge durcheinander. In: MDR.DE. Abgerufen am 19. Februar 2019.
  4. Aus Travel Service wird Smartwings Group. Abgerufen am 15. April 2019 (englisch).
  5. smartwings.com - Flugplan (Memento vom 25. September 2011 im Internet Archive) (englisch), abgerufen am 5. August 2022
  6. Smartwings Fleet Details and History. 21. Oktober 2023, abgerufen am 7. April 2024 (englisch).
  7. Smartwings-Crew flog über zwei Stunden mit nur einem Triebwerk weiter. In: Austrian Wings. 24. August 2019 (austrianwings.info [abgerufen am 28. Januar 2022]).
  8. P. Huber: Sicherheitskultur? Absolute Fehlanzeige ... In: Austrian Wings. 26. August 2019 (austrianwings.info [abgerufen am 28. Januar 2022]).
  9. Smartwings-Zwischenfall: Chefpilot seines Postens enthoben. In: Austrian Wings. 16. September 2019 (austrianwings.info [abgerufen am 28. Januar 2022]).
  10. Smartwings a let s jedním motorem: Ve Smartwings padají hlavy. Po letu s jedním motorem skončil letový ředitel. In: Kurzy.cz. 13. September 2019 (kurzy.cz [abgerufen am 28. Januar 2022]).
  11. Zwei Jahre nach Smartwings-Vorfall: Strafrechtliche Ermittlungen gegen "eine natürliche Person". In: Austrian Wings. 10. Juli 2021 (austrianwings.info [abgerufen am 28. Januar 2022]).
  12. Jan Sůra: Kapitán letu na jeden motor už není trestně stíhaný, případ řeší Úřad civilního letectví. In: Zdopravy.cz. 12. Oktober 2021 (zdopravy.cz [abgerufen am 28. Januar 2022]).
  13. FINAL REPORT Investigation of causes of a serious incident of the Boeing B737-800 aircraft, registration mark OK-TVO, flight TVS1125 from LGSM to LKPR on 22 August 2019. In: ÚZPLN. 23. Juli 2020 (uzpln.cz [abgerufen am 28. Januar 2022]).
  14. Abschlussbericht zu Smartwings-Zwischenfall. In: Austrian Wings. 28. Juli 2020 (austrianwings.info [abgerufen am 28. Januar 2022]).
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