Slip (Kleidung)
Unter einem Slip (englisch to slip, „schlüpfen“) versteht man eine relativ knappe, eng anliegende Unterhose oder Badehose, die ohne Beinansatz geschnitten ist. Das aus dem Englischen übernommene Wort Slip ist ein Scheinanglizismus, da im Englischen mit slip ein Unterkleid bezeichnet wird.
Die deutsche Bezeichnung Schlüpfer bzw. Pagenschlüpfer oder Pagenhöschen hingegen bezeichnete ursprünglich eine Unterhose oder Badehose mit Beinansatz. Langbeinschlüpfer sind enganliegend taillenhoch mit etwa handbreiten oder längeren Beinen, meist aus einem nahtlosen Schlauch, der in der Mitte der Vorder- und Rückseite bis auf Schritthöhe aufgeschnitten wird, um die zwei entstandenen Stoffbahnen zu einzelnen Beinen zu vernähen. Zum Dehnungsausgleich kann noch ein Zwickel im Schrittbereich eingesetzt sein. Somit ist dieser Schnitt an den Außenrändern nahtlos und bildet keine sichtbare Sliplinie durch sich abzeichnende Nähte. Diese Schnittvariante ist auch bei Leggings zu finden.
Formen und modische Entwicklung
Diese vom Schlüpfen bzw. dem englischen Verb to slip hergeleitete Wäschebezeichnung rührt von der Tatsache her, dass die ursprüngliche Unterwäsche keine Gummizüge oder Gummibänder hatte, sodass sie mit Bändern, Schleifen und Knöpfen festgehalten werden musste. Als nach der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert das Elastik, wie der Hosengummi auch genannt wurde, in Gebrauch kam, nannte man die schnellen Unterhosen einfach Schlüpfer.
Im Englischen hingegen bezeichnet das Wort slip ein Unterkleid und half-slip einen Unterrock. Slip-Unterhosen werden briefs (für Jungen und Männer) oder panties (für Mädchen und Frauen) genannt.
Slips werden, in unterschiedlichen Formen, sowohl von Männern als auch von Frauen getragen. Aufgrund der anatomischen Unterschiede werden manche Slipformen eher von dem einen oder anderen Geschlecht getragen.
Bis in die 1970er-Jahre trugen Männer meist weiße Doppelripp-Slips oder Unterhosen mit Eingriff. Diese wurden dann durch Feinripp-Slips oder Unterhosen mit Eingriff, die häufig auch farbig (meist hellblau oder beige) und/oder bedruckt waren, sowie durch bunte Sportslips ohne Eingriff abgelöst. Sowohl in der Bademode als auch im Bereich Unterwäsche wechselten sich seitdem Modetrends schnell ab.
Noch bis in die 1960er-Jahre unterschied man zwischen Unterwäsche, die etwa zur Arbeit getragen wurde, mit dunklen Farben, meistens grau, und Unterwäsche, die zu anderen Zeiten getragen wurde, mit hellen Farben, meistens weiß.
Ebenso unterschied man zwischen Sommer-Unterwäsche (leicht, Doppelripp) und Winter-Unterwäsche (angerauht, dick, Cuprama- oder Futterschlüpfer, mit Beingummibund für Frauen oder langen Unterhosen für Männer).
Bis in die 1980er-Jahre war ein Trend zu immer knapperen Formen zu beobachten. Für die neuen Schnitte wurden jeweils neue Bezeichnungen gewählt, z. B. Minislip, Mikroslip oder Rioslip. Ab den 1980er-Jahren kamen vermehrt Boxershorts und Bodies auf den Markt, in den 1990er-Jahren Retropants.
Besondere Formen
Weibliche Formen
- French Knickers – Taillenhohe Höschenform mit weiten, halblangen Beinen aus gewebten oder feinen Maschenstoffen. Meist mit einem Camisole kombiniert.
- Hüftslip – Der Hüftslip trägt seine Bezeichnung, weil er auf der Hüfte sitzt. Er ist eher etwas weiter geschnitten.
- Jazzpants – Taillenslips mit sehr hohem Beinschnitt und Bund, die aus der Gymnastikbekleidung kommen.
- Maxi-Slip – Der Maxi-Slip oder Panty (Mehrzahl: Panties) ist sehr eng geschnitten, hat kurze Beine, ist oben recht gerade und hat auch ein gerades Bein und sitzt recht eng. Der Maxi-Slip ist auch gut geeignet bei etwas molligeren Figuren, da er an der Hüfte eine leichte Stütze gibt. Es gibt auch eine Form mit etwas weiteren Beinen.
- Rio-Slip (Retro-Slip) – Der modische Rio-Slip ist charakterisiert durch einen V-förmig gestalteten Bund und hohen französischen Beinausschnitt.
- Slip ouvert – Den Slip ouvert gibt es in verschiedenen Ausführungen, doch allen gemeinsam ist der offene Schritt. In der Regel wird die Mittelnaht nicht vernäht, sondern deren Ränder mit Spitzen, Federn oder anderen auffälligen Dingen gesäumt. In normaler Beinstellung ist die Schamgegend bedeckt. Bei gespreizten Beinen wird die Scham mehr oder weniger entblößt und es kann zu sexueller Betätigung kommen, ohne dass der Slip ausgezogen werden muss.
- Periodenhöschen – Die New Yorker Unternehmerin Miki Agrawal hat im Frühjahr 2015 mit finanzieller Hilfe durch eine Crowdfunding-Aktion auf der Plattform Kickstarter waschbare Unterhöschen (englisch period panties, Markenname „Thinx“) auf den Markt gebracht, die wie gewöhnliche modische Schlüpfer aussehen, aber aus extrem saugfähigem Material bestehen und darum ohne Binden, Tampons und Ähnlichem während der Menstruation getragen werden können.[1]
Formen, die für beide Geschlechter geeignet sind
Die Bezeichnungen Tanga, String, Stringtanga und Thong werden häufig nicht trennscharf verwendet, da sie einander kaum ausschließen.
Name | Seitenteile | Steiß | Schritt |
---|---|---|---|
C-String | keine | frei | drahtverstärkt im Pobereich |
G-String | immer Schnur, ggf. gebunden | nur Verbindung | immer Schnur |
G-Thong | beliebig, selten gebunden | schnell verjüngend | Schnur |
String | oft Schnur, aber beliebig | beliebig | immer Schnur |
Stringtanga | immer Schnur, ggf. gebunden | kleines Dreieck | immer Schnur |
T-String | meist Schnur, ggf. gebunden | nur Verbindung | immer Schnur |
Tanga | immer Schnur, ggf. gebunden | meist Dreieck | breites Bändchen (2–3 cm) |
Thong | beliebig, selten gebunden | schnell verjüngend | sehr schmal |
V-String | meist Schnur, ggf. gebunden | stofffreies Dreieck | immer Schnur |
- G-String – Der G-String ist ein Stringtanga, bei dem das hintere Dreieck entfällt. Er besteht also ausschließlich aus einem Dreieck vorne, einer Schnur über die Hüften und einer weiteren Schnur zwischen den Pobacken.
- Sportslip – Der Sportslip ist ein straff sitzender und mit niedriger Taillenhöhe geschnittener Slip, der ursprünglich als Sport-Unterhose konzipiert wurde, heute aber meist alltags getragen wird. Normalerweise ist ein Sportslip ohne Eingriff und meist einfarbig (uni), aus Baumwolle oder Synthetikmaterial (Nylon, Lycra usw.).
- String – Als String (von englisch für Saite, Schnur) werden alle Bekleidungsteile, insbesondere Unterwäsche und Bademoden, bezeichnet, bei denen sich zwischen den Gesäßbacken nur ein sehr schmaler Stoffstreifen oder ein Band befindet.
- Stringtanga – Der Stringtanga ähnelt dem Tanga, allerdings ist bei ihm die hintere Dreiecksform sehr weit hochgezogen.
- Tanga – Der Tanga hat die typische Dreiecksform des Slip vorne und hinten, die Dreiecke werden durch mehr oder weniger schmale Stoffstreifen zusammengehalten, wobei die Seitenteile i. d. R. nur aus einer eventuell gebundenen Schnur bestehen. Die Dreiecke können verhältnismäßig groß sein und wie traditionelle Formen das gesamte Gesäß bedecken.
- Thong – Der Thong ist ein String, der über dem Steißbein ein mehr oder weniger ausgeprägtes Dreieck hat. „Weniger“ bedeutet in diesem Fall, dass die T-Form leicht gerundet wurde, „mehr“ bedeutet, dass das ganze hintere horizontale Band ein gedehntes Dreieck bildet, so dass die beiden Dreiecke üblicherweise aus einem Teil bestehen. Im Gegensatz zum Tanga können die Seitenteile durchaus sehr breit sein und sind nie geknotet. In den USA ist „Thong“ ein Sammelbegriff für alle Slips, die das Gesäß frei lassen. Hier wird die Bezeichnung „T-back“ für den hier erklärten Thong benutzt.
Männliche Formen
- Jockstrap – Ein Jockstrap kurz Jock genannt ist ein Erotik- oder Sportslip, der aus den USA stammt. Hier wird vor allem das Gesäß betont, der hintere Stoffstreifen oder die Schnur entfällt und wird durch seitliche Streifen ersetzt; das Gesäß wird wie beim String nicht bedeckt. Zuerst wurden Jockstraps (Suspensorien) von Sportlern unter Boxershorts getragen, um die Genitalien zu schützen. Oft wurden sie dazu durch Schutzeinlagen (Jock Cups) aus Hartplastik verstärkt.
- Sock – Der Sock ist ein Herrenslip, welcher ausschließlich aus einer Hüftschnur besteht, an welcher sich ein Beutel befindet. Dieser kann über die Genitalien gestülpt werden und sitzt so auch ohne Stringband sicher. Der Sock ist so komplett gesäßfrei.
Posingslip
Im Bodybuilding werden zu Wettkämpfen und zu Show-Zwecken spezielle Posingslips getragen. Sie sind eng anliegend und so geschnitten, dass sie möglichst nicht den Blick auf die Muskulatur verdecken. Insbesondere die Beinmuskulatur soll weitestgehend frei bleiben. Daher sitzen Posingslips sehr hoch, und der Beinausschnitt ist ebenso hoch. Vorn beschränkt sich der bedeckte Bereich auf die Genitalien, hinten ist eine kaum größere dreieckige Fläche bedeckt, seitlich besteht nur eine minimale Verbindung (die IFBB schreibt 1 cm vor). In der Vorderansicht sitzt der Posingslip an den Seiten meist höher als in der Mitte, so dass die Oberkante einen konkaven Verlauf hat. Von hinten sind mindestens zwei Drittel des Gesäßes (Musculus gluteus maximus) sichtbar.
Posingslips haben sich aus Badehosen entwickelt und folgten lange Zeit dem Trend der Bademode. Als Bodybuilding Wettkampfsport wurde, hatten sich in der Badebekleidung dehnfähige Kunstfasern durchgesetzt. Mit dem Slip ermöglichten sie eine Passform, die die Figur betonte, ohne die Bewegungsfreiheit einzuschränken. Am Muscle Beach von Los Angeles wurde die Badehose im knappen amerikanischen Schnitt der siebziger Jahre zur Urform des Posingslips. Der Sitz wurde zu einem Kriterium für die Bewertung der Präsentation, des Posings. In den letzten dreißig Jahren wurden die Posingslips immer weiter minimiert, damit die Bodybuilder mehr von ihrer Muskulatur zeigen konnten. Die Entwicklung wird von professionellen Wettkämpfern bestimmt, die meistens maßgeschneiderte Posingslips tragen.
Der Posingslip ist das Kennzeichen eines Bodybuilders, denn Wettkämpfer sind mit nichts als einem Posingslip bekleidet. Er soll mit der Muskulatur verschmelzen, so dass der Wettkämpfer einer antiken Statue gleicht. Der Posingslip muss eine komplette Beurteilung der Körperentwicklung ermöglichen, ohne von den Muskeln abzulenken. Deshalb sind Posingslips schlicht gehalten, können aber die unterschiedlichsten Farben haben. Das Material besteht in der Regel aus Nylon und Elasthan.
Weblinks
Einzelnachweise
- Christine Wang: Thinx CEO Miki Agrawal: Don't let a taboo stop you. Abgerufen am 14. Juni 2016. Carolin Würfel: Sie sehen rot. In: Die Zeit. 31. Mai 2016, abgerufen am 14. Juni 2016.