Slesvigland

Slesvigland war eine zweisprachige Zeitschrift für Kultur und Geschichte des deutsch-dänischen Grenzgebietes, die in den Jahren 1980 bis 2010 erschien.

Slesvigland
Beschreibung zweisprachige Zeitschrift
Fachgebiet Kultur und Geschichte des deutsch-dänischen Grenzgebietes
Sprache Deutsch, Dänisch
Hauptsitz Flensburg (Verlagssitz)
Erstausgabe 1980
Einstellung 2010
Gründer Traugott Möller (Møller)
Verkaufte Auflage 210.000 Exemplare
Herausgeber Traugott Möller (Møller)
Weblink www.slesvigland.info

Zielsetzung

Der dänische Textilindustrielle Traugott Möller (Møller) [1904–1991][1] aus Sonderburg, Sohn des ehemaligen Flensburger Bürgermeisters Jacob Clausen Möller, gründete diese Zeitschrift und finanzierte sie aus dem Zinsertrag seiner T. M.-Stiftung (T. M.-Fonden)[2]. Er selbst schreibt 1980 in Heft 6:

Ich bin weder parteipolitisch noch organisations-politisch engagiert. Darin bin ich meinem Vater ähnlich. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er auf Grund seiner Haltung, seiner menschlichen Eigenschaften und seiner administrativen Fähigkeiten Oberbürgermeister in Flensburg. Er war kein Politiker, aber er war dänisch. […] Es darf nicht vergessen werden,daß dänische Könige dazu beigetragen haben, SCHLESWIG deutschsprachig zu machen, aber persönlich meine ich, daß alle Schleswiger sowohl dänisch als auch deutsch verstehen und am liebsten auch sprechen sollten.

Er verweist dann auf den Leitartikel im ersten Heft, in dem es heißt:

SLESVIGLAND hat nicht das Ziel gegen jemanden oder etwas zu sein – jedenfalls nur gegen die Geschichts- oder andere Verfälschung und wirklichkeitsverzerrende Propaganda – sondern nur für Schleswig und die Schleswiger.

Verbreitung

Die Zeitschrift erschien in einer Auflage von 210.000 Exemplaren und wurde als kostenlose Postwurfsendung an alle Haushalte Südschleswigs verteilt. Als „Südschleswig“ oder kurz „Schleswig“ definierte man dänischer Tradition gemäß das Gebiet zwischen dem Fluss Eider und der dänischen Grenze. Obwohl alle Artikel auch in dänischer Sprache gedruckt wurden, erstreckte sich die Verteilung nicht auf das Gebiet nördlich der Grenze.

Bis zur Umstellung auf den Vertrieb im Internet wurden insgesamt 124 Hefte verteilt. Außerdem erschien im Juni 1989 eine Sondernummer zum Thema Klöppel-Fest in Tondern.

Kontroversen

  • Die Rezeption dieser Zeitschrift reicht von Begeisterung[3] bis zur Ablehnung.[4]
  • Die Artikel über Brauchtum, Kunst, Architektur und die historischen Bilder wurden überwiegend positiv aufgenommen, während den Schilderungen historischer Ereignisse Einseitigkeit vorgeworfen wurde. Schon sehr früh argwöhnten deutsche Zeitungen einen Versuch der Grenzrevision von dänischer Seite.[5]
  • Der dänische Historiker Troels Fink, ehemaliger dänischer Generalkonsul in Flensburg, der anfänglich Artikel für diese Zeitschrift verfasste, distanzierte sich von „Slesvigland“.[7]
  • Auch von dänischer Seite artikulierte sich Befremden über „Slesvigland“ wegen der Forderung nach einer größeren Unabhängigkeit in Schleswig.[9]
  • Der Vorsitzende des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes (SHHB), Werner Schmidt, mahnte an, nicht nur die Verfolgung von Dänen nach ihrer Niederlage von 1864 zu thematisieren, sondern auch die vorhergehende Unterdrückung von Deutschen nach deren Niederlage 1850,[10] was die Zeitung Flensborg Avis drei Tage später quittierte mit: Bravo – Slesvigland. Godt brølt, løve! (Gut gebrüllt, Löwe!).[11]
  • Der dänische Historiker Mogens Rostgaard Nissen beschreibt im Südschleswigschen Jahrbuch 2016 die ausführliche Geschichte der Zeitschrift SLESVIGLAND und der beteiligten Personen und kommt zu folgender Zusammenfassung: Die hintergründigen Interessen werden analysiert, ebenso die Schwierigkeiten, die mit dem Projekt verbunden waren. Der wohlhabende Traugott Møller stand hinter diesem Projekt, er wollte damit die südschleswigsche Bevölkerung auf die dänische Vergangenheit dieses Bereichs aufmerksam machen. Langsichtig war es sein Ziel zur Trennung von Schleswig und Holstein beizutragen. Von deutscher Seite stieß das Projekt Slesvigland auf heftige Kritik.[12]
  • Eine dänische Rezension von Nissens Geschichte der Zeitschrift SLESVIGLAND beurteilt wie folgt [übersetzt]: Eigentlich freute sich der Unterzeichner, als er sah, dass an diesem tollen Magazin etwas dran war, das jeder kennt, der sich mit der Geschichte Nord- und Südschleswigs beschäftigt. Plötzlich konnte man es im Netz nicht mehr finden. Es war so einfach, bevor Sie es einfach ausdrucken konnten. Der Artikel erwähnt dazu nichts. Aber es ist offensichtlich etwas, auf das Sie über die Dänische Zentralbibliothek zugreifen können. Diese Geschichte befasst sich nur mit dem Beginn des Projekts. Und das war ein schwieriger Anfang. Im Zeitraum 1980 - 2010 wurde die Zeitschrift Slesvigland an alle Haushalte in Südschleswig verschickt. Hinter dem Projekt stand der reiche Mann Traugott Møller. Sein langfristiges Ziel war eine Trennung zwischen Schleswig und Holstein. Von deutscher Seite stieß Slesvigland auf heftige Kritik. Es wurde jedes Mal in 200.000 Exemplaren veröffentlicht. Doch am Ende war der Boden bei Traugott Møllers Spardose angekommen. Ja, es war der Mann hinter der Textilfabrik Møller & Co in Sønderborg. An dieser Zeitschrift waren viele südschleswigsche Persönlichkeiten beteiligt, die Bekannte aus der Padborger Boghandel-Zeit unter Vertrag nahmen. Es gab viele und mächtige Schwerthiebe, bevor das Projekt in Gang kam. Jedes Mal, wenn es eine neue Ausgabe von Slesvigland gab, gab es Kritik. Erst in den 1990er Jahren verstummte die Kritik. Slesvigland wurde nie das Propagandamagazin, vor dem die deutsche Seite warnte. Der Zweck auf dänischer Seite bestand darin, die dänische Identität zu fördern. Die Ambitionen von Traugott Møller waren wohl zu scharf. Es war sehr schwierig mit ihm zu arbeiten. Zuerst zog sich die SSF zurück. Da SSW und Flensburg Avis. Auch Troels Fink und HP Clausen verschwanden. Siegfried Matlok und Der Nordschleswiger warnten vor einer dänischen Kulturoffensive in Südschleswig. Aber das Magazin Slesvigland selbst enthielt ein Meer von fantastischen Artikeln aus Nord- und Südschleswig.[13]

Auflagen

  • 1980: 8 Hefte im Format 28 cm
  • 1981: 8 Hefte im Format 23 cm wie alle folgenden
  • 1982: 10 Hefte
  • 1983–1986: 8 Hefte
  • 1987–1992: 6 Hefte
  • 1993–1996: 4 Hefte
  • 1997–2003: 2 Hefte
  • 2004–2008: 4 Ausgaben im Internet
  • 2009: 3 Ausgaben im Internet
  • 2010: 1 Ausgabe im Internet

Literatur

  • Erich Hoffmann: Verschweigen ist nicht Gold. Gedanken zum Geschichtsbild der neuen Zeitschrift „Slesvigland“. in Zeitschrift „Schleswig-Holstein“. 1980, Heft 4, Seiten 12–14.
  • Fünf Jahre „Slesvigland“. Eine Zeitschrift im Spiegel der Presse. Herausgegeben vom Institut für Regionale Forschung und Information im Deutschen Grenzverein e.V., Flensburg 1985
  • Hans-Joachim v. Leesen: „Slesvigland“ – für ein Dänemark bis zur Eider. in: Schleswig-Holsteinischer Heimatkalender 1986, Seiten 24 bis 32. Verlag Heinrich Möller Söhne, Rendsburg 1985
  • Eckhard Bodenstein: Was halten Sie von Slesvigland? 1988
  • Jørgen Kühl: Die Wiederentdeckung Schleswigs – und der Streit über ,,Slesvigland in Lars N. Henningsen (Hg.): Zwischen Grenzkonflikt und Grenzfrieden. Die dänische Minderheit in Schleswig-Holstein in Geschichte und Gegenwart. Studieafdelingen ved Dansk Centralbibliotek for Sydslesvig Nr. 65, Flensburg 2011, Seite 243. Digitalisat
  • Mogens Rostgaard Nissen: Slesvigland – en knast i forholdet mellem flertal og mindretal i Sydslesvig omkring 1980 (Eine Beule im Verhältnis von Mehrheit und Minderheit in Südschleswig um 1980). In Sønderjyske Årbøger, 2016, S. 180–207 Digitalisat

Einzelnachweise

  1. Porträt Traugott Møller
  2. T.M.-Fonden
  3. Marsch und Förde, 2004:Slesvigland ist eine kleine aber feine Zeitschrift, die zweimal im Jahr erscheint und sich mit der Geschichte des alten Herzogtums Schleswig (das seinen Verwaltungssitz in Schleswig hatte) beschäftigt (also mit dem heutigen Nordschleswig und Südschleswig). Slesvigland ist zweisprachlich; die Artikel sind gut geschrieben und gehen teilweise richtig in die Tiefe.
  4. Ostpreußenblatt 1982: Zwar ist das Verhältnis zwischen Deutschen und Dänen im Grenzland Schleswig im Wesentlichen problemlos, dennoch flackern hier und da die Fronten von vorgestern auf. Anlass für den jüngsten Streit ist die dänische Zeitschrift „Slesvigland“ […]
  5. Deutschland und seine Nachbarn,2007: Solche offiziellen Erklärungen [Gemeint sind die Bonn-Kopenhagener Erklärungen] besagen aber nicht, daß die entsprechenden dänischen Kreise nicht doch noch auf eine Grenzrevision hinwirkten, wenn auch unter Berufung auf das Selbstbestimmungsrecht. Eines Tages, so die Hoffnung, könnte doch noch der Wind umschlagen. Man könnte eine Volksabstimmung durchsetzen, die dann in Südschleswig eine dänische Mehrheit und damit eine Angliederung an Dänemark bewirkten.
  6. Aus dem Vorwort der Schrift „Fünf Jahre...“: Während die Bonn-Kopenhagener Erklärungen und die daraus resultierende Politik beider Staaten wesentlich zu einem gegenseitigen Verständnis ohne Schönfärberei und zu einer Entspannung im Grenzland beitragen, stellt die Zeitschrift „Slesvigland“, die mit Mitteln des Sonderburger Traugott-Möller-Fonds finanziert wird und in seiner kurzen Geschichte bereits auf fünf verschiedene Redaktions-Teams zurückblicken kann, einen Störfaktor im Grenzland dar und dient nicht dem Grenzfrieden.
  7. In der Zeitung Der Nordschleswiger vom 14. Juli 1980 berichtete Troels Fink von einem Gespräch mit dem Herausgeber: Samtalerne endte med, at jeg ikke kunne acceptere hverken hans synspunkter eller den påtænkte fremgangsmåde. (Die Gespräche endeten damit, dass ich weder seine Ansicht noch die gedachte Weise des Vorgehens akzeptieren konnte.)
  8. 32. Sitzung vom 17. September 1980: Wir, der dänische Bevölkerungsteil, sind nicht Herausgeber des Blattes und wir haben auf den Inhalt keinen Einfluß. Die Grundlage unserer Tätigkeit ist nicht identisch mit der Zielsetzung des Herausgebers.
  9. Die Zeitung Flensborg Avis zitiert „Vejle Amts Folkeblad“: I en ledende artikel opfordres nu til større uafhængighed i Slesvig og at tilstræbe en egen administration for dermed at udbygge den slesvigske identitet. (In einem Leitartikel wird jetzt zu einer größeren Unabhängigkeit in Schleswig aufgefordert und dazu, eine eigene Verwaltung anzustreben, um dadurch die Schleswigsche Identität auszubauen).
  10. Laut Pressemeldung des SHHB vom 1. März 1985.
  11. „Flensborg Avis“ vom 3. März 1985, Leitartikel.
  12. Sønderjyske Årbøger, 2016, Nachweis im Abschnitt Literatur
  13. Rezension
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