Slata Roschal
Slata Roschal (* 28. Januar 1992 in Sankt Petersburg) ist eine deutsche Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin.
Leben und Werk
Roschal zog mit ihren Eltern 1997 nach Deutschland und wuchs in Schwerin zweisprachig auf. Nach dem Abitur studierte sie Slawistik, Germanistik und Komparatistik an der Universität Greifswald. Sie promovierte 2021 an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Roschal wird gemeinsam mit Matthias Friedrich, Berit Glanz, Dirk Uwe Hansen, Tobias Reußwig und Christoph Georg Rohrbach zu den Autorinnen und Autoren der sogenannten „Greifswalder Schule“ gezählt.[1]
Im Jahr 2017 gab sie gemeinsam mit Matthias Friedrich eine Lyrik- und eine Prosaanthologie zur Gegenwartsliteratur aus dem Ostseeraum heraus. Sie veröffentlichte Lyrik, Prosa und Übersetzungen aus dem Russischen in zahlreichen Anthologien und Zeitschriften und gewann 2018 den Literaturpreis Mecklenburg-Vorpommern. Ihr lyrisches Debüt Wir verzichten auf das gelobte Land wurde 2019 im Verlag Reinecke & Voß veröffentlicht. Darauf folgten im Jahr 2021 die Gedichte und Prosaminiaturen unter dem Titel Wir tauschen Ansichten und Ängste wie weiche warme Tiere aus im Hochroth Verlag München. Die Publikation wurde unter die 10 besten Independent Bücher Bayerns 2021 und auf die Liste der Lyrik-Empfehlungen 2022 gewählt.[2][3]
Seit Mitte der 2010er veröffentlicht Roschal Rezensionen, insbesondere von Werken der Gegenwartslyrik, und äußert sich in journalistischen Texten zu Fragen des Literaturbetriebs, etwa in Bezug auf Macht und Konkurrenz sowie „nichtdeutsche“ Namen von Autorinnen und Autoren.[4][5][6]
Ihr Debütroman 153 Formen des Nichtseins erschien im Februar 2022 beim Homunculus Verlag.[7] Er kam auf die SWR-Bestenliste und wurde für den Deutschen Buchpreis nominiert.[8][9] Der Roman erhielt in den Jahren 2022 und 2023 zahlreiche weitere Auszeichnungen sowie Positionen auf Bestenlisten und wurde 2024 als Taschenbuch im Penguin Verlag herausgegeben.
Im Februar 2024 erschien ihr Roman Ich möchte Wein trinken und auf das Ende der Welt warten im Claassen-Verlag, der zu den Ullstein-Verlagen gehört.
Werke
Eigenständige literarische Publikationen
- Über Unkraut diskutieren. Fünf Erzählungen. Rostock 2017.
- Wir verzichten auf das gelobte Land. Gedichte. Reinecke & Voß, Leipzig 2019, ISBN 978-3-9429-0136-9.
- Wir tauschen Ansichten und Ängste wie weiche warme Tiere aus. Gedichte und Prosaminiaturen, Hochroth Verlag, München 2021, ISBN 978-3-903182-81-3.
- 153 Formen des Nichtseins. Roman, Homunculus Verlag, Erlangen 2022, ISBN 978-3-946120-94-0. 2024 als Taschenbuch im Penguin Verlag. ISBN 978-3-328-11096-5.
- Ich möchte Wein trinken und auf das Ende der Welt warten. Roman, Claassen-Verlag, Berlin 2024, ISBN 978-3-546100-76-2.
Herausgeberschaften
- Als Slata Kozakova mit Matthias Friedrich: Einbildung eines eleganten Schiffbruchs. Gedichte aus dem Ostseeraum. Reinecke & Voß, Leipzig 2017, ISBN 978-3-9429-0124-6.
- Als Slata Kozakova mit Matthias Friedrich: Weniger eine Leiche als vielmehr eine Figur. Erzählungen aus dem Ostseeraum. Reinecke & Voß, Leipzig 2017, ISBN 978-3-9429-0126-0.
Literaturwissenschaftliche Veröffentlichungen
- Tote und lebende Mütter in „Die Brüder Karamasow“. In: Goes, Gudrun (Hrsg.): Recht und Gerechtigkeit bei Fjodor Dostojewskij (24. Jahrbuch der Deutschen Dostojewskij-Gesellschaft 2017). Berlin 2018, 127–146.
- Der unbegreifliche Tod in F. M. Dostojewskijs „phantastischer“ Erzählung „Die Sanfte“ (Krotkaja, 1876). In: Garstka, Christoph (Hrsg.): Alltag in Dostojewskijs Russland (25. Jahrbuch der Deutschen Dostojewskij Gesellschaft 2018). Berlin 2019, 97–112.
- Ein guter Zuhörer. Erzähler und Erzählebenen in Lev N. Tolstojs „Krejcerova sonata“. In: Bauer, Iris / Drosihn, Yvonne / Kowollik, Eva et al. (Hrsg.): Close Reading - Distant Reading: Spannungsfelder der slavistischen Literatur- und Kulturwissenschaften (Reflexionen des Gesellschaftichen in Sprache und Literatur, Hallesche Beiträge, Bd. 9). Halle 2021, S. 49–64.
- Die weibliche Leiche bei Dostoevskij. In: Knežević, Jelena / Goes, Gudrun / Meyer-Fraatz, Andrea (Hrsg.): Sonderband Folia Linguistica et Litteraria (38), Nikšić 2021, 205–217.
- Als Slata Kozakova: Der Mann im Untergrund. Zu einem Männlichkeitstypus in der russischen Literatur der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2022, ISBN 978-3-666-36769-4.
Rezensionen und journalistische Veröffentlichungen (Auswahl)
- Georg Trakl wiedergelesen – ein melancholisches Entzücken. In: 54books. Magazin für Feuilleton, 1. November 2020.[10]
- Pega Mund: an den rändern. Black Ink 2021. In: Signaturen, Forum für autonome Poesie, 16. Januar 2022.[11]
- Was Putin mit einer Zeichentrickfigur gemein hat. In: Süddeutsche Zeitung, 28. April 2022.[12]
- Zur Neuübersetzung von Viktor Šklovskijs „Zoo. Briefe nicht über Liebe, oder Die dritte Heloise“ von Olga Radetzkaja. In: TraLaLit, 17. März 2022.[13]
- „Allein mit mir selbst.“ Zu Linda Boström Knausgårds „Oktoberkind“. Aus dem Schwedischen übersetzt von Ursel Allenstein, Schöffling & Co. 2022. In: TraLaLit, 8. März 2023.[14]
- Textreihe mit Nadire Yilmaz Biskin, Mara-Daria Cojocaru, Alexander Estis, Ksenia Gorbunova, Magdalena Jagelke, Vladimir Kholodkov zu „Nichtdeutschen Namen im Literaturbetrieb“ im Literaturportal Bayern und in neues deutschland 2022/23.[15][16]
- Gemeinsam mit Cécil Joyce Röski: Macht und Konkurrenz im Literaturbetrieb. In: temporär & prekär, Der Literaturpolitik-Podcast: Wettlesen, Literaturpreis(geben) & Konkurrenz, Folge 03, 12. Juni 2023.[17]
- Aber es geht doch um Literatur! Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. September 2023 – Teil einer Textreihe mit Konstantin Ames, Alexander Estis, Selene Mariani, Eva Müller zu Macht und Konkurrenz im Literaturbetrieb.
Auszeichnungen und Stipendien
Auszeichnungen
- 2018: Auszeichnung mit dem Jury-Preis und dem ersten Publikumspreis beim Literaturpreis Mecklenburg-Vorpommern
- 2022: Longlist zum Deutschen Buchpreis mit 153 Formen des Nichtseins
- 2022: Bayerischer Kunstförderpreis für 153 Formen des Nichtseins[18]
- 2023: Förderpreis des Schubart-Literaturpreises der Stadt Aalen[19]
- 2023: Christine-Literaturpreis der BücherFrauen[20]
- 2023: Zweiter Preis beim Feldkircher Lyrikpreis[21]
Stipendien (Auswahl)
- 2020: Arbeitsstipendium des Freistaates Bayern[22]
- 2020: Arbeitsstipendium der Stiftung Zurückgeben zur Förderung jüdischer Frauen in Kunst und Wissenschaft
- 2023: Märkisches Stipendium für Literatur[23], freiwillige Aufteilung des Stipendiums mit den Nominierten Fatma Aydemir und Nastasja Penzar
- 2023: Writer in Residence der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät an der Universität Innsbruck[24]
- 2023/24: Arbeitsstipendium des Deutschen Literaturfonds[25]
- 2023/24: Writer in Residence an der Universität Nancy/Frankreich
Weblinks
- Literatur von und über Slata Roschal im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Slata Roschal auf Literaturport.de
- Website von Slata Roschal
- Interview im April 2023 zur Verleihung des Schubart-Förderpreises der Stadt Aalen.
- One Day - Ein Tag Spurensuche in der Lyrik-Bibliothek des Lyrik Kabinetts mit Slata Roschal (2023) - Interviewfilm
Einzelnachweise
- Gemeinsame Publikation als „Gedichte aus Greifswald“. In: Heft 42. RISSE – Zeitschrift für Literatur in Mecklenburg und Vorpommern, 2019, abgerufen am 30. Juli 2023.
- Auszeichnungsfülle für unabhängige Verlage: 10 Verlagsprämien des Freistaats Bayern und 10 Titel für Bayerns beste Independent Bücher. Abgerufen am 15. März 2022.
- Lyrik-Empfehlungen 2022: Slata Roschal - Wir tauschen Ansichten und Ängste wie weiche warme Tiere aus. Abgerufen am 15. März 2022.
- Tilman Winterling, Berit Glanz, Simon Sahner, Johannes Franzen: temporär & prekär - Der Literaturpolitik-Podcast: Wettlesen, Literaturpreis(geben) & Konkurrenz (Folge 03). Abgerufen am 30. Juli 2023.
- Namen im Literaturbetrieb (1). Von Slata Roschal. Abgerufen am 30. Juli 2023.
- Slata Roschal: Gold oder Salat. Abgerufen am 30. Juli 2023.
- Slata Roschal: 153 Formen des Nichtseins auf der Seite des Homunculus Verlags. Abgerufen am 16. Februar 2022.
- SWR-Bestenliste Juni 2022. Abgerufen am 5. August 2022.
- Die 20 nominierten Romane stehen fest. Abgerufen am 23. August 2022.
- Autor*in: Georg Trakl wiedergelesen – Ein melancholisches Entzücken. In: 54books. 1. November 2020, abgerufen am 30. Juli 2023.
- Pega Mund: an den rändern - 0,0,Signaturen. Abgerufen am 30. Juli 2023.
- Süddeutsche Zeitung: Slata Roschal: Was Putin mit einer Zeichentrickfigur gemein hat. 18. April 2022, abgerufen am 30. Juli 2023.
- Slata Roschal: Übersetzung nicht ohne Liebe. In: TraLaLit. 17. August 2022, abgerufen am 30. Juli 2023.
- Slata Roschal: Allein mit mir selbst. In: TraLaLit. 8. März 2023, abgerufen am 30. Juli 2023.
- Namen im Literaturbetrieb (1). Von Slata Roschal. Abgerufen am 30. Juli 2023.
- Slata Roschal: Gold oder Salat. Abgerufen am 30. Juli 2023.
- Tilman Winterling, Berit Glanz, Simon Sahner, Johannes Franzen: temporär & prekär - Der Literaturpolitik-Podcast: Wettlesen, Literaturpreis(geben) & Konkurrenz (Folge 03). Abgerufen am 30. Juli 2023.
- Kunstförderpreise 2022 in der Sparte „Literatur“ für junge Künstlerinnen und Künstler. Abgerufen am 9. September 2022.
- Schubart-Literaturpreis für Julia Schoch und Slata Roschal. Abgerufen am 26. Januar 2023.
- Literaturpreis "Christine" geht an Slata Roschal. Börsenblatt. Das Fachmagazin der Buchbranche, 20. August 2023, abgerufen am 11. November 2023.
- Literaturpreis Feldkircher Lyrikpreis: Fenster in andere Welten. orf.at, 26. November 2023, abgerufen am 26. November 2023.
- Frisch ans Werk: Verleihung der Arbeitsstipendien an sechs Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus Bayern www.stmwk.bayern.de, abgerufen am 26. Oktober 2020.
- Geld aus dem MK für finanzielle Unabhängigkeit: 36 000 Euro für ein Damen-Trio. Abgerufen am 18. Dezember 2022 (deutsch).
- Website der Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät der Universität Innsbruck: Autor. Abgerufen am 25. April 2023.
- https://deutscher-literaturfonds.de/aktuelles/ergebnisse-der-kuratoriumssitzung-des-deutschen-literaturfonds-vom-13-14-juni-2023/