Sivas (Film)

Sivas ist ein türkisches Filmdrama des deutsch-türkischen Regisseurs Kaan Müjdeci aus dem Jahr 2014. Der Film war Teil des Wettbewerbs um den Goldenen Löwen bei den 71. Filmfestspielen von Venedig und gewann den Spezialpreis der Jury. Es war der erste abendfüllende Spielfilm des deutsch-türkischen Regisseurs.

Handlung

Der Film erzählt die Geschichte der Beziehung des 11-jährigen Jungen Aslan (Dogan Izci) zu dem Kampfhund Sivas. Aslan lebt in einem kleinen Dorf in der kargen zentralanatolischen Landschaft. Der Film beginnt mit Szenen aus dem Leben von Aslan, das geprägt ist von Konflikten mit den Mitschülern und dem älteren Bruder. Er muss sich gegenüber seinen Klassenkameraden behaupten, die aus sozial bessergestellten Elternhäusern kommen und deshalb bevorzugt werden und gegen die Eltern, die mit den rebellischen Ideen des Heranwachsenden wenig anfangen können.

Die Schulaufführung soll in diesem Jahr eine Aufführung von „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ sein. Ayşe (Ezgi Ergin), ein Mädchen, das Aslan mag, soll die Prinzessin spielen und Aslans Freund und Rivale Osman (Furkan Uyar), Sohn des Ortsvorstehers, soll den Prinzen spielen. Aslan ist eifersüchtig. Er hätte gerne die Rolle des Prinzen gespielt, um Ayşe näher zu kommen und sie zu beeindrucken. Er versucht den Lehrer zu überzeugen, dass er den Prinzen spielen darf, doch der Lehrer lehnt ab. Damit will sich der Junge nicht abfinden.

An einem abgelegenen Ort versammeln sich die Männer des Dorfes zu einem illegalen Hundekampf – eine der wenigen Abwechslungen im rauen Alltag der Männer. Aslan kommt vorbei und sieht, wie ein Hund schwer verwundet wird und liegen bleibt. Weil die Männer glauben, der Hund sei tot, wird er zurückgelassen. Aslan bleibt bei dem Hund und als er ihn mit einem Stock berührt, erkennt er, dass das Tier nicht tot ist. Er bittet seinen Bruder Şahin, ihm dabei zu helfen, den Hund nach Hause zu bringen. Doch der Bruder weigert sich und so bleibt Aslan bis zum Einbruch der Dunkelheit bei Sivas. Er versucht sich dem Hund zu nähern und ihn mit seiner Jacke zu wärmen. Schließlich kommt Aslans Bruder Şahin im Dunkeln zurück und nimmt die beiden mit. Aslan gelingt es, die Familie zu überzeugen, den Hund zu behalten und nennt ihn nach der nächstgelegenen größeren Stadt Sivas.

Aslan kümmert sich um Sivas und hilft ihm zu genesen. Er zeigt den Hund stolz seinen Freunden und versucht auch Ayşe zu beeindrucken, die das kaum interessiert. Aslan will den Hund auf Nachfrage von Ayşe nicht kämpfen lassen, doch durch eine Begegnung mit dem Hund eines Mitschülers kommt es zu einem Kampf, den Sivas gewinnt. Aslan gewinnt im Dorf Respekt und Ansehen.

Als Aslan eines Tages nach Hause kommt, ist Sivas angekettet. Die arme Bauernfamilie möchte den wertvollen Hund verkaufen. Aslan wird wütend. Vom einstigen Besitzer und Dorfvorsteher angestachelt, trainiert Aslan Sivas wieder. Die Dorfbewohner fordern Aslan auf, den Hund zu der illegalen Meisterschaft zu schicken. Aslan lässt sich darauf ein und Sivas gewinnt.

Auf dem Nachhauseweg erklärt Aslan, dass der Hund nie wieder kämpfen werde. Man erklärt ihm, dass Sivas zum Kämpfen geboren wurde und deshalb kämpfen müsse.

Produktion

Durch eine besondere Kameraführung, Tonaufnahmen von echten Hundekämpfen und Filmblut wurden die Szenen nachgestellt. Die Zähne der Tiere wurden die Zähne mit einer Lotion behandelt und ihnen wurden Beruhigungsmittel verabreicht, durch die die Hunde langsam und ungefährlich wurden. Die Kampfszenen wurden sorgfältig choreographiert.[2] Es sei kein Hund verletzt worden, so der Regisseur.[3] Der Hund gehört zur Rasse der Kangals.

Für den Hauptdarsteller castete Regisseur Müjdeci mehr als Tausend Jungen und entschied sich erst drei Tage vor Drehbeginn für Doğan İzci, der bisher keine Filmerfahrung hatte.[2]

Rezeption

Sivas wurde von den Kritikern weitgehend positiv besprochen. Gelobt wurden vor allem die Leistung des Hauptdarstellers und der realistische Stil des Regisseurs. Der unkritische Umgang mit Hundekämpfen sorgte bei den Filmfestspielen in Venedig allerdings für Unmut beim Publikum.[3]

Die taz lobt „Sivas“ als einen „großen Film über die Natur des Menschen und über den Eigensinn, der darüber hinausführt“ und meint: „Aslan und sein Hund (beide Darsteller, Doğan İzci und Çakır, werden in den Credits völlig zu Recht gleichwertig genannt) sind auch durch ihre Freundschaft nicht erhaben über die Verhältnisse, für die das Kämpfen der Hunde das Sinnbild ist.“[4]

Deutschlandfunk Kultur lobt die „ungewöhnliche Spannung“ und den Reiz, der aus der Ambivalenz entsteht, dass Aslan in einer autoritären und harten Welt lebt, sich gegen diese aber nicht aufzulehnt, sondern ihr angehören möchte.[5]

Für Dietmar Dath ist Sivas in der FAZ ein „Kinowunder“ und ein „mächtiges Schneematsch-und-Dreckwiesen-Kinotafelgemälde“.[6]

Auszeichnungen

Der Film gewann den Spezialpreis der Jury bei den 71. Filmfestspielen von Venedig im Jahr 2014.[7] Der Film wurde außerdem als türkischer Beitrag für den besten fremdsprachigen Film für den Oscar ausgewählt, aber nicht nominiert.[8][9] Außerdem war Sivas nominiert als bester fremdsprachiger Film bei den Golden Globes im Jahr 2016.[7]

Beim Abu Dhabi Filmfestival gewann Hauptdarsteller Doğan İzci den Preis als bester Schauspieler im Wettbewerb New Horizons. Beim Angers European First Film Festival wurde İzci ebenfalls als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet. Beim Filmfestival in Antalya gewann der Hauptdarsteller den Behlül Dal Special Jury Award und Yorgos Mavropsaridis den Preis für den besten Filmschnitt. Außerdem gewann der Film den Spezialpreis der Jury. Beim Dhaka International Film Festival gewann Regisseur Kaan Müjdeci den FIPRESCI-Preis.[10] Beim Manaki Brothers Film Festival im Jahr 2015 erhielt Sivas den Preis für den besten Film.[11]

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Sivas. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Oktober 2015 (PDF; Prüf­nummer: 154 745 K).
  2. Matthew Grobar: Turkey's Oscar Entry 'Sivas' Tells The Touching Story About A Boy And His Fighting Dog. In: deadline.com. 2015, abgerufen am 18. November 2015.
  3. Film by Turkish director causes stir at Venice festival. In: Daily Sabah. 6. September 2014, abgerufen am 1. Januar 2021 (englisch).
  4. Bert Rebhandl: Ein neugieriger Rumtreiber. In: Die Tageszeitung. 2. Dezember 2015, abgerufen am 1. Januar 2021.
  5. Anke Leweke: Behaupten in einer Männerwelt. In: Deutschlandfunk Kultur. 2. Dezember 2015, abgerufen am 1. Januar 2021.
  6. Dietmar Dath: Von zorniger Schönheit gebissen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 2. Dezember 2015, abgerufen am 1. Januar 2021.
  7. Foreign Film Submission 2015: Sivas (Turkey), Golden Globes, 4. Dezember 2015
  8. ‘Sivas’ named Turkey’s Oscar entry (Memento des Originals vom 16. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.todayszaman.com, Today's Zaman, 15. September 2015
  9. Nick Holdsworth: Oscars: Turkey Selects 'Sivas' for Foreign-Language Category, The Hollywood Reporter, 17. September 2015
  10. Awards 2016, FIPRESCI, abgerufen am 12. April 2018
  11. Mujdeci: I am happy to have won an Award at the world-renowned festival Manaki Brothers, 38. Manaki Brothers Film Festival, abgerufen am 12. April 2018
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.