Resonet in laudibus

Resonet in laudibus ist ein Weihnachtslied in lateinischer Sprache, das seit der Mitte des 14. Jahrhunderts überliefert ist.

Resonet in laudibus. Montage von Liedzeilen aus den Piae cantiones

Geschichte und Verbreitung

Das Lied ist in einer Vielzahl von mittelalterlichen Handschriften aus dem deutschen und böhmischen Raum überliefert:

  • Kantionar aus dem Kloster Seckau, 1345, 8 Strophen mit Neumen, der Gesang umrahmt in der Weihnachtskomplet das Nunc dimittis
  • Moosburger Graduale,[1] um 1354–1360, 10 Strophen mit Choralnotation, als Tropus zum Benedicamus
  • Antiphonale der St. Veit-Kathedrale Prag (Nat.-Museum Prag, Sign. XV A 10), um 1360–1370, 5 Strophen mit Melodie in Choralnotation
  • HB I 2 der LB Stuttgart, vermutlich aus Kloster Schöntal, Ende 14. Jhdt., 6 Strophen mit Neumen
  • Diarium des Nikolaus von Kosel 1417–1421, 3 Strophen
  • Cantional von Jistebnitz um 1420, 6 Strophen
  • Cgm 444 der Staatsbibliothek München, 1422, 6 Strophen ohne Melodien
  • Leipziger Handschrift, Ms. 1305 UB Leipzig, um 1420, 9 Strophen ohne Noten
  • Hohenfurter Liederbuch Cod. cart. Nr. 28, Bl. 180a/b, Kloster Hohenfurt, 7 Strophen
  • Codex Vyšehrad nach 1450, 4 Strophen ohne Noten; die Melodie in derselben Handschrift auf einen anderen Text Laude christo debita erstmals mit erkennbarem Dreier-Rhythmus
  • lat. Gradual von Jistebnitz, zweite Hälfte des 15. Jhdts., 4 Strophen
  • Wienhäuser Liederbuch, nach 1480, 6 Strophen
  • Bibl. del Seminario Maggiore in Aosta, Sign. Ais. 9 – E – 19, 5 Strophen
  • böhm. Cantional (UB Prag X E 2), Anfang des 16. Jhds., 8 Strophen ohne Noten
  • Calendarium der Erzpfarre Völs am Schlern, 1518, 4 Strophen ohne Noten
  • Graduale aus Chrudim, 1530, 6 Strophen

In gedruckter Form erschien das Lied erstmals 1543 im Klugschen Gesangbuch in einer vierstrophigen Fassung.[2] Auch Johann Leisentrit nahm es in sein Gesangbuch (Bautzen 1567) auf.[3] In der Folge kommt es in mehreren gedruckten Sammlungen des 15., 16. und 17. Jahrhunderts aus katholischen und lutherischen Traditionen vor.

In den Quellen sind verschiedenste Textfassungen mit drei bis zehn Strophen zu finden, wobei insgesamt 21 Strophen überliefert sind. Der wechselnde Strophenbestand wie auch die große Anzahl von handschriftlichen Quellen lassen auf eine weite Verbreitung und unterschiedliche regionale Traditionen schließen. Das Lied erscheint in vielen Quellen entweder in die Weihnachtskomplet eingebettet, oder es erscheint als Tropus zum Benedicamus in der Vesper. Oft fehlen Hinweise auf eine liturgische Verwendung ganz, was auf freie Verfügbarkeit schließen lässt.[4]

Verbindung zum Kindelwiegen

Vielerorts dürfte das Lied mit dem mittelalterlichen Brauch des Kindelwiegens in Verbindung gestanden haben, wie bestimmte textliche Merkmale nahelegen, etwa die Verwendung der Interjektion Eia. Am deutlichsten kommt dies in dem bis heute verbreiteten Wiegenlied Joseph, lieber Joseph mein zum Ausdruck, dessen Text zwar keine Übersetzung des Resonet darstellt, das aber in engem Entstehungszusammenhang mit diesem steht. Joseph, lieber Joseph mein wird auf den ersten Teil der Melodie des Resonet gesungen, nach manchen Quellen im Wechsel mit dem lateinischen Lied (Leipziger Handschrift, um 1420), nach anderen als eigenständiges Lied.

Text

Seckau (1345)

Resonet in laudibus
cum iocundis plausibus
syon cum fidelibus
apparuit quem genuit Maria
Repe[titio] Eya laus est canenda
de re miranda

Qui creavit omnia
omni cum potencia
nascitur ex femina
apparuit quem gen[uit] mar[ia]
Eya

Qui régnât in ethere
venit ovem querere
nullam volens perdere
App[aruit...]
Eya

Jacet in presepio
nostra rep[ar]acio
potens in imperio
Apparuit
Eia

Natus est de virgine
deus sine semine
nos lavans a crimine.
App[ar]uit
Eya

Visita exilium
redemptor humilium
rosa parit lilium
Apparuit
Eia

Mundus lauda dominum
salvatorem criminum
nam salvator omnium
App[a]ruit
Eya

Ergo iam pro debito
pro solempni gaudio
fit congratulacio
Amen
Eya

Übersetzung

Widerhallen von Lobliedern
mit wohlklingenden Preisgesängen
soll Zion mit den Gläubigen!
Erschienen ist er, den Maria gebar.
[Wiederholung] Eja, Lob sei gesungen
von diesem wundersamen Ereignis.

Der alle Dinge geschaffen hat
mit Allmacht,
wird von einer Frau geboren.
Erschienen ist...
Eja...

Der im Himmel herrscht,
kommt, um das Schaf zu suchen,
keines will er verlieren.
Erschienen ist...
Eja...

In der Krippe liegt
unsere Erlösung,
machtvoll im Gebieten.
Erschienen ist...
Eja...

Von der Jungfrau geboren
ist Gott, ohne Mannessamen,
er wäscht uns vom Frevel rein.
Erschienen ist...
Eja...

Suche [uns] heim, der Schwachen
und Niedrigen Erlöser!
Die Rose gebiert eine Lilie.
Erschienen ist...
Eja...

Welt, lobe den Herrn,
den Heiland von Freveltaten,
denn der Heiland aller
ist erschienen...
Eja...

Darum nun nach Schuldigkeit,
in festlicher Freude,
ergeht [unser] Dank.
Amen.
Eja...

Moosburg (1360)

Resonet in laudibus
cum iocundis plausibus
syon cum fidelibus
apparuit quem genuit maria.
R° Magnum nomen domini emanuel
quod annunciatum est per gabriel.
hodie apparuit apparuit in israhel
per mariam virginem emanuel.
R° Eya eya virgo deum genuit
quod divina voluit clemencia.

Pueri concurrite
nato regi psallite
pia voce dicite
apparuit quem genuit maria.
R° Eya eya.

Natus est emanuel
quem predixit gabriel
testis est ezechiel
apparuit quem genuit maria.
R° Eya eya.

Qui régnât in ethere
venit ovem querere
nullum volens perdere
apparuit quem genuit maria.
R° Eya eya.

Qui creavit omnia
nascitur ex femina
sua cum potencia
apparuit quem genuit maria.
Repet. Eya eya.

Syon lauda dominum
salvatorem omnium
lavatorem criminum
apparuit quem genuit maria.
R° Eya.

Iuda cum cantoribus
gradere de foribus
nuncia pastoribus
apparuit quem genuit maria.
R° Eya eya.

Et nos unanimiter
proclamemus dulciter
ipse summus arbiter
apparuit quem genuit maria.
R° Eya eya.

Genito sit gloria
laus virtus victoria
perpeti memoria
apparuit quem genuit maria.
R° Eya eya.

Ergo nostra concio
omni plena gaudio
benedicat domino
apparuit quem genuit maria.
R° Eya eya.

Übersetzung

Widerhallen von Lobliedern
mit wohlklingenden Preisgesängen
soll Zion mit den Gläubigen!
Erschienen ist er, den Maria gebar.
R° Groß ist der Name des Herrn Immanuel,
der von Gabriel verkündigt wurde.
Heute erschien in Israel
durch Maria, die Jungfrau, der Immanuel.
R° Eja, eja, eine Jungfrau hat Gott geboren,
wie es die göttliche Güte wollte.

Knaben, eilt herbei,
lobsingt dem neugeborenen König,
singt mit andächtiger Stimme:
Erschienen ist er, den Maria gebar.
R° Eja, eja...

Geboren ist der Immanuel,
den Gabriel ankündigte.
Ezechiel ist Zeuge.[5]
Erschienen ist er, den Maria gebar.
R° Eja, eja...

Der im Himmel herrscht,
kommt, um das Schaf zu suchen,
keines will er verlieren.
Erschienen ist er, den Maria gebar.
R° Eja, eja...

Der alle Dinge geschaffen hat,
wird von einer Frau geboren.
Mit seiner Macht
ist er erschienen, den Maria gebar.
R° Eja, eja...

Zion, lobe den Herrn,
den Heiland aller,
den Reiniger von Freveltaten.
Erschienen ist er, den Maria gebar.
R° Eja, eja...

Juda, mit Sängern
geh aus deinen Toren,
verkünde den Hirten:
Erschienen ist er, den Maria gebar.
R° Eja, eja...

Auch wir wollen einmütig
und lieblich ausrufen:
Er selbst, der höchste Richter,
ist erschienen, den Maria gebar.
R° Eja, eja...

Dem Neugeborenen sei Herrlichkeit,
Lob, Macht und Sieg,
zu ewigem Gedächtnis.
Erschienen ist er, den Maria gebar.
R° Eja, eja...

Darum soll unsere Versammlung
voll aller Freude
den Herrn preisen:
Erschienen ist er, den Maria gebar.
R° Eja, eja...

Melodie


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  Re -- so -- net in lau -- di -- bus
  cum ju -- cun -- dis plau -- si -- bus.
  Si -- on cum fi -- de -- li -- bus:
  ap -- pa -- ru -- it quem ge -- nu -- it Ma -- ri -- a.
  Ey -- a! Ey -- ya!
  Vir -- go de -- um ge -- nu -- it,
  quem di -- vi -- na vo -- lu -- it po -- ten -- ti -- a.
  Ho -- di -- e ap -- pa -- ru -- it, ap -- pa -- ru -- it in Is -- ra -- el,
  quem prae -- di -- xit Ga -- bri -- el: Est na -- tus Rex.
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verseR = \lyricmode {
  Om -- nes nunc con -- ci -- ni -- te,
  na -- to re -- gi psal -- li -- te,
  vo -- ce pi -- a dis -- ci -- te:
  Sit glo -- ri -- a Chris -- to nos -- tro in -- fan -- tia.
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Quelle: Ludwig Erk, Franz Magnus Böhme (Hrsg.): Deutscher Liederhort. Band 3. Leipzig 1894, S. 642–643.

Bearbeitungen und Rezeption

Mehrstimmige Chorsätze des Resonet in laudibus liegen von vielen Komponisten vor, darunter Johannes Eccard, Jacobus Gallus, Orlando di Lasso, Michael Praetorius und Hans Leo Haßler.

Wolfgang Amadeus Mozart zitierte die Melodie zweimal: in dem Quodlibet Gallimathias musicum KV 32 sowie in der 19. Sinfonie KV 132.[6]

Neben dem Wiegenlied Joseph, lieber Joseph mein ist das Lied bis heute in wenigstens zwei weiteren deutschen Textfassungen verbreitet. Mit dem Text Singen wir mit Fröhlichkeit (Dillingen 1589) wurde das Lied in das katholische Einheitsgesangbuch Gotteslob von 1975 aufgenommen (GLalt 135). In den Stammteil des neuen Gotteslob von 2013 fand es zwar keine Aufnahme mehr, jedoch in mehrere Regionalteile (GL Hamburg-Hildesheim-Osnabrück 736; GL Würzburg 753; GL Limburg 753; GL Österreich 812). Mit dem Text Magnum nomen domini bzw. deutsch Gottes Sohn ist Mensch geborn fand das Lied Verwendung als Tropus zum Quempas-Singen; in dieser Form fand es Eingang in das Evangelische Gesangbuch (EG 29).[7]

Literatur

Commons: Resonet in laudibus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. urn:nbn:de:bvb:19-epub-11079-1
  2. Geistliche Lie||der zu Wit=||temberg/|| Anno 1543 || Gedruckt zu Wittem=||berg/ Durch Joseph || Klug, Anno M.||D.XLiiij., 134v; staatsbibliothek-berlin.de.
  3. Johann Leisentrit: Geistliche Lieder vnd Psalmen, der alten Apostolischer recht vnd warglaubiger Christlicher Kirchen. Budissin [1567], fol. XLV; digitale-sammlungen.de.
  4. Burghart Wachinger: Resonet in laudibus. In: Kurt Ruh u. a. (Hrsg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 2. Auflage. Band 7: ‚Oberdeutscher Servatius‘ – Reuchart von Salzburg. de Gruyter, Berlin 1989, ISBN 978-3-11-022248-7, Sp. 1226–1231.
  5. Ez 37,24–25 
  6. Wolfgang Plath: Ein „geistlicher“ Sinfoniesatz Mozarts. In: Die Musikforschung, Band 27, 1974, S. 93–95, JSTOR:41117583.
  7. Dietrich Schuberth: 29 – Den die Hirten lobeten sehre. In: Gerhard Hahn, Jürgen Henkys (Hrsg.): Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch. Band 11. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005, ISBN 3-525-50334-2, S. 12–16.
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