Sillian

Sillian ist eine Marktgemeinde im Hochpustertal an der westlichen Grenze Osttirols im Bezirk Lienz in Österreich. Mit 2022 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023) ist es der Hauptort des Osttiroler Oberlandes. Die Wirtschaft in Sillian besteht aus Tourismus und zahlreichen Handwerks- und Dienstleistungsunternehmen. Der Ort hat im langjährigen Mittel die meisten Sonnenstunden Österreichs.

Marktgemeinde
Sillian
WappenÖsterreichkarte
Wappen von Sillian
Sillian (Österreich)
Sillian (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Tirol
Politischer Bezirk: Lienz
Kfz-Kennzeichen: LZ
Fläche: 36,26 km²
Koordinaten: 46° 45′ N, 12° 25′ O
Höhe: 1103 m ü. A.
Einwohner: 2.022 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 56 Einw. pro km²
Postleitzahl: 9920
Vorwahl: 04842
Gemeindekennziffer: 7 07 28
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Sillian Nr. 86
9920 Sillian
Website: www.marktgemeinde-sillian.at
Politik
Bürgermeister: Franz Schneider (Gemeinschaftsliste Sillian)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2022)
(15 Mitglieder)

8 Gemeinschaftsliste Sillian, 7 Team Sillian - Die Bürgerliste

Lage von Sillian im Bezirk Lienz
Lage der Gemeinde Sillian im Bezirk Lienz (anklickbare Karte)
Lage der Gemeinde Sillian im Bezirk Lienz (anklickbare Karte)
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Blick auf Sillian in Richtung Sillianberg.
Blick auf Sillian in Richtung Sillianberg.
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Sillian liegt auf einer Seehöhe von 1103 Metern und ist über die Drautalbahn und die Drautal Straße in das Verkehrsnetz eingebunden.

Geografie

Sillian ist ursprünglich eine Straßensiedlung auf Fluss- und Bachgeröll, eine Folge früherer Hochwasserkatastrophen und Bergstürze. Die im 20. Jahrhundert besonders im Talboden von Sillian durchgeführten Entwässerungen und Trockenlegungen haben auch eine Besiedelung der Flächen in Tallage ermöglicht.

Sillian liegt am Fuße des Thurntalers (2407 m).

Das Siedlungsgebiet liegt zur Gänze nördlich der Drau. Im Süden stehen nur wenige Häuser, ein kleineres Gewerbegebiet und der Bahnhof.

Die westliche Gemeindegrenze ist zugleich Staatsgrenze zwischen Österreich und Italien, im Süden wird das Gemeindegebiet vom Karnischen Kamm begrenzt. Sillian ist beliebter Ausgangspunkt für Weitwanderungen am Karnischen Höhenweg.

Gemeindegliederung

Sillian besteht aus den Ortsteilen Sillian-Markt, Sillianberg, Köckberg, Arnbach und dem Weiler Asthof im Süden der Marktgemeinde.

Die Gemeinde liegt im Gerichtsbezirk Lienz.

Nachbargemeinden

Innervillgraten Außervillgraten
Innichen (I) Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Heinfels
Sexten (I) Kartitsch

Klima

Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Sillian
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Temperatur (°C) −4,9 −3,0 1,3 5,5 10,7 14,1 16,2 15,3 11,1 6,3 0,5 −4,2 5,8
Mittl. Tagesmax. (°C) 0,7 3,7 8,4 12,5 17,5 20,9 23,2 22,2 18,0 12,7 6,0 0,4 12,2
Mittl. Tagesmin. (°C) −8,8 −7,4 −3,4 0,2 4,9 8,1 10,2 10,0 6,2 2,3 −2,9 −7,5 1
Niederschlag (mm) 34 33 50 67 89 109 137 114 90 96 86 53 Σ 958
Luftfeuchtigkeit (%) 64,7 50,3 44,3 43,7 46,1 47,0 46,1 50,0 51,5 57,8 63,4 74,2 53,3
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Geschichte

Ortszentrum von Sillian, Blick Richtung Norden, vorne historisches "Papprion"-Kreuz südlich der Draubrücke

Der Name Sillian ist alpenromanischen Ursprungs und leitet sich aus dem Wort *silicana (Bachschuttgelände) ab. Anderen Quellen zufolge soll der Name des Ortes von der früheren Bezeichnung des Villgratenbaches (Sill) herrühren. Eine weitere Theorie ist, dass der Name Silano aus dem später der Name Sillian entstand, von dem Wort „Seil“, das auf das Kutschenhandwerk hindeuten soll, abstammt.

Sillians Geschichte hängt eng mit der Gründung und Entwicklung des Klosters Innichen zusammen. 769 übertrug der Bayernherzog Tassilo III. an Abt Atto, den späteren Bischof von Freising, ein Grundstück im Pustertal zur Gründung eines Benediktinerklosters, um von dort aus die Slawen zu missionieren.

Die älteste urkundliche Erwähnung Sillians stammt aus der Zeit von ca. 995–1005 und zwar als „Silano“.[1] Es handelt sich dabei um einen Vertrag, den Bischof Albuin von Brixen über einen Ackerzins abschloss. Im Jahr 1313 erscheint Sillian urkundlich als Dorf, 1319 ist ein Richter Jakob von „Sylian“ bezeugt.[2]

Schon um 1400 war Sillian eine Warenniederlagestätte für durchziehende Kaufleute. Im Jahre 1469 verlieh Graf Leonhard von Görz Sillian das Marktrecht. Mit dem Tod des letzten Görzer Grafen 1500 wurde Maximilian I. neuer Landesherr über die ehemals görzischen Gebiete. Er bestätigte 1508 die alten Freiheiten und Privilegien für Sillian.

1440 und 1591 verschüttete eine Mure vom Sillianberg Häuser und Felder und begrub einen Teil des mittelalterlichen Sillians. Heute erinnert am östlichen Ortseingang ein modernes Nepomukdenkmal an das tragische Ereignis. Auch die Pest suchte Sillian heim und forderte in den Jahren 1506 und 1636 zahlreiche Todesopfer.

1832 brannte die im Westen von Sillian gelegene Siedlung Arnbach fast zur Gänze ab.

Bis 1918 war Sillian ein Standort der k.u.k. Armee. In Garnison lag dort das Böhmische Feldjäger Bataillon Nr. 6. Im Ersten Weltkrieg zerstörten Granaten ein Wohnhaus in Sillian, zwei Personen fanden den Tod. Das Hotel Bad Weitlanbrunn war ein Militärlazarett, die Toten wurden auf dem in Arnbach errichteten Kriegerfriedhof bestattet. Am nordwestlichen Teil des Friedhofes von Sillian erinnert ein Kriegerdenkmal an die Toten beider Weltkriege. Im Jahre 2005 wurde es einer Generalsanierung unterzogen.

1939 wurden die bis zu dahin eigenständigen Steuergemeinden Sillian, Arnbach und Sillianberg zur Marktgemeinde Sillian zusammengeschlossen. Von 1939 bis 1949 gehörte auch Panzendorf dazu. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Bahnhofsgebäude beschädigt, das Jesacher Futterhaus in Arnbach zerstört und im März 1945 der gesamte Weiler Asthof, zwei alte historische Bauernhöfe, in Brand gesteckt.

Drei Hochwasserkatastrophen, 1882, 1965 und 1966, setzten weite Teile Sillians unter Wasser. Erst mit einer großzügigen Verbauung und einem Hochwasserschutz an der Drau konnte die Gefahr für die nächsten Jahre gebannt werden.

Bevölkerungsentwicklung

Seit mehreren Jahrzehnten ist die Einwohnerzahl konstant bei 2000 Einwohnern. War von 1981 bis 2001 die Wanderungsbilanz negativ, so wurde dies durch einen Geburtenüberschuss ausgeglichen. Nach 2001 gab es eine negative Geburtenbilanz, die aber von einer Zuwanderung fast ausgeglichen wurde.[3]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Schloss Heinfels, in Blickrichtung Westen die Marktgemeinde Sillian
Blick auf die Dekanatspfarrkirche Sillian in Richtung Osten (Lienzer Dolomiten)

Wirtschaft und Infrastruktur

Verschiedene gewerbliche Klein- und Mittelbetriebe bieten Arbeit und Verdienstmöglichkeiten. Der Tourismus bietet – wenn auch stark saisonabhängige – Möglichkeiten der Beschäftigung. Der Ausbau der touristischen Infrastruktur wie z. B. die Neuerrichtung einer Einseilumlaufbahn und eines Hotelkomplexes in den 1990er Jahren hat zur Arbeitsplatzsicherung und Möglichkeiten eines Zuverdienstes beigetragen. Letzteres gilt besonders für die Land- und Forstwirtschaft, weil im Ort der Anteil an Vollerwerbslandwirten stark rückläufig ist.

Durch die Neuansiedlung großer Gewerbebetriebe in der Nachbargemeinde Heinfels steigt die Anzahl der Arbeitspendler aus der Region nicht noch stärker an.

In den letzten Jahren ist in Sillian eine zunehmende Zentrumsbildung zu beobachten. Die Seitentäler wie das Villgratental, das weiter östlich gelegene Tiroler Gailtal sowie die grenznahen Südtiroler Gemeinden zählen zum wirtschaftlichen Einzugsgebiet der Marktgemeinde.

Ein größeres Gewerbegebiet liegt an der Grenze zu Südtirol (Italien), hauptsächlich von Holzverarbeitungsbetrieben genutzt, ein kleineres südlich des Bahnhofes. Zahlreiche Handelsbetriebe haben sich in Grenznähe angesiedelt.

Tourismus

Es gibt ein umfangreiches Familienangebot, so z. B. den Wichtelpark. Zahlreiche Hotels unterschiedlicher Kategorien stehen im Ort für Gäste bereit.

Die Anzahl der Übernachtungen stieg von 174.000 im Jahr 2010 auf 185.000 im Jahr 2019. Diese entfallen auf den Sommer und auf den Winter mit Spitzen von rund 30.000 Übernachtungen im Juli und im August und etwa 20.000 in den Monaten Januar bis März.[4]

Politik

Marktgemeindeamt Sillian

Gemeinderat

Die Gemeinderat hat 15 Mitglieder.

Bürgermeister

  • bis 2016 Erwin Schiffmann (ÖVP)
  • 2016–2022 Hermann Mitteregger (Team Sillian)
  • seit 2022 Franz Schneider[10]

Wappen

Das Gemeindewappen wurde dem Markt Sillian 1682 verliehen und zeigt auf rotem Grund zwei mit goldenen Ringen verbundene Zugstränge oder Seile. Das Wappenbild deutet auf die ehemals blühende Viehwirtschaft und das Fuhrwerksgewerbe hin. Weiters wird mit dem Wappenbild der Name Sillian angedeutet; es handelt sich also um ein sogenanntes sprechendes Wappen. Die Entstehung reicht bis in die görzische Zeit hinauf, da es sich ober der Tür, an der im Jahre 1441 neu erbauten Pfarrkirche in Stein gemeiselt vorfand. Die älteste noch erhaltene Abbildung des Wappens ziert die von Hans Christof Löffler 1565 gegossene Glocke der Sillianer Pfarrkirche.[11]

Persönlichkeiten

  • Blasius Hölzl (1471–1526), kaiserlicher Rat und Sekretär bei Kaiser Maximilian I.
  • Adam Purwalder (* um 1588), bedeutendstes Literaturwerk: Jedermann-Trilogie
  • Jacob Köck (1630–1673), Orgelbauer
  • Ignaz Paprion (1752–1812), Pfarrer in Sillian, bedeutender Heimat- und Geschichtsforscher
  • Josef Achammer (1762–1810), Färbermeister, Hauptmann der 2. Sillianer Schützenkompanie
  • Alois Zobl (* 24. Januar 1847 in Sillian; † 5. Juli 1914 in Wien), General der k. und k. Armee, 1. Januar 1907 Generalmajor, 9. November 1911 Feldmarschallleutnant. Sein Vater Alois Zobl war Gerichtsdiener in Sillian und stammte aus Telfs.
  • Josef Schraffl (1855–1922), Wirt und Bäckermeister, Bürgermeister, Mitbegründer und erster Obmann des Tiroler Bauernbundes, erster Landeshauptmann von Tirol von 1917 bis 1922
  • Hermann Foppa (1882–1959), Politiker (NSDAP)
  • Rosa Stallbaumer (1897–1942), Widerstandskämpferin
  • Jos Pirkner (* 1927), Bildhauer
  • Günther Goller (1928–2017), Politiker (ÖVP)
  • Ingemar Walder (* 1978), Snowboarder

Literatur

  • Katholischer Tiroler Lehrerverein (Hrsg.): Bezirkskunde Osttirol. Innsbruck 2001
  • Kulturinitiative Sillian (Hrsg.): Sillian – Geschichte und Gegenwart. Haymon Verlag 2014, ISBN 978-3-85218-726-6
Commons: Sillian – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Oswald Redlich: Die Traditionsbücher des Hochstifts Brixen vom zehnten bis in das vierzehnte Jahrhundert. (Acta Tirolensia 1). Innsbruck: Wagner 1886. S. 21, Nr. 52http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A11471796~SZ%3D91~doppelseitig%3D~LT%3DS.%2021%2C%20Nr.%2052~PUR%3D. Unter Berichtigungen auf S. 355http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A11471796~SZ%3D425~doppelseitig%3D~LT%3D%27%27Berichtigungen%27%27%20auf%20S.%20355~PUR%3D zweifelt jedoch Redlich, dass es sich bei In campo Silano tatsächlich um Sillian handelt. Er vermutet, dass hier ein Ort im Grödental gemeint sein könnte und begründet das ausführlich.
  2. Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 1. Bozen: Stadtgemeinde Bozen 2005. ISBN 88-901870-0-X. S. 200–201, Nr. 319.
  3. Ein Blick auf die Gemeinde Sillian, Bevölkerungsentwicklung. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 22. Dezember 2020.
  4. Ein Blick auf die Gemeinde Sillian, Übernachtungen. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 22. Dezember 2020.
  5. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 1998 in Sillian. Land Tirol, 15. März 1998, abgerufen am 4. Juni 2022.
  6. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2004 in Sillian. Land Tirol, 7. März 2004, abgerufen am 4. Juni 2022.
  7. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2010 in Sillian. Land Tirol, 14. März 2010, abgerufen am 4. Juni 2022.
  8. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2016 in Sillian. Land Tirol, 28. Februar 2016, abgerufen am 4. Juni 2022.
  9. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2022 in Sillian. Land Tirol, 27. Februar 2022, abgerufen am 4. Juni 2022.
  10. Land Tirol - Wahlen. Abgerufen am 20. März 2022.
  11. Gemeinde Sillian, Geschichte. Abgerufen am 22. Dezember 2020.
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