Silber-Brandschopf
Der Silber-Brandschopf (Celosia argentea), auch Hahnenkamm genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Brandschopf (Celosia) in der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae), die sich weltweit in den Tropen ausgebreitet hat. Der Silber-Brandschopf wird besonders in Asien kultiviert und findet als Zierpflanze, Nahrungsmittel und in der Kräuterkunde Verwendung. Weitere deutschsprachige Trivialnamen sind Floramoor, Sammetblume, Federbusch und Tausendschön.[1]
Silber-Brandschopf | ||||||||||||
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Silber-Brandschopf (Celosia argentea var. cristata subvars.) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Celosia argentea | ||||||||||||
L. |
Taxonomie
Unter dem Namen Celosia argentea werden mehrere Pflanzenformen zusammengefasst, die sich hinsichtlich der Anzahl ihrer Chromosomen stark unterscheiden. Die grundlegende Anzahl der voneinander unterscheidbaren Chromosomen beträgt beim Silber-Brandschopf neun. Pflanzen dieser Art können allerdings die vierfache, achtfache oder zwölffache Menge dieser Chromosomenzahl besitzen. Biologen nennen dies Tetraploidie, Oktoploidie und Dodecaploidie (siehe Polyploidie) und bezeichnen solche Formen entsprechend mit 4n=36, 8n=72 und 12n=108.
Folgende Taxa sind problemlos untereinander kreuzbar und stellen nach neueren genetischen Untersuchungen einen polyploiden Komplex dar (und müssen daher als eine Art bezeichnet werden):
- die weltweit vorkommende oktoploide (8n) Celosia argentea var. argentea,
- die nur in Indien wachsende 4n Celosia argentea var. argentea,
- die 4n Kulturformen Celosia argentea var. cristata und var. plumosa,
- die Kulturform Celosia argentea 'Caracas',
- die C. whitei genannte 12n Kreuzung zwischen 8n Celosia argentea var. argentea und 4n Celosia argentea var. argentea und
- die Celosia whitei genannte 12n Kreuzung zwischen 8n Celosia argentea var. argentea und 4n Celosia argentea var. cristata.
Während die Varianten cristata, plumosa, die oktoploide Form von Celosia argentea var. argentea, sowie Celosia whitei dieselbe Menge an DNA in Samen aufweisen, unterscheidet sich die tetraploide Form von Celosia argentea var. argentea von diesen Varianten sowohl im Aussehen als auch genetisch.[2]
Beschreibung
Siehe die Gattungsbeschreibung von Brandschopf (Celosia). Insbesondere haben die Blüten des Silber-Brandschopfes einen Stempel mit einer Länge von drei bis vier Millimetern. Die Pflanze ist schnellwachsend, von aufrechtem Wuchs, mit wenig Verzweigungen bis zur Blütezeit. Die Farbe und Form des Blütenstands wechselt erheblich innerhalb der Varietäten:
- weiße bis hellrosa eiförmige bis zylindrische Ähren, die viele Samen produzieren und im Alter an der Spitze eine rosa Färbung annehmen (Celosia argentea var. argentea); die indische 4n Form unterscheidet sich von der 8n-Form durch bereits an der Basis beginnende Verzweigungen und breitere und abrupt zugespitzte Blätter;[2]
- durch genetisch hervorgerufene Verbänderung verzweigte Büschel, Kämme und Federn in Weiß, Gelb, Orange, Rot oder Purpur (Celosia argentea var. cristata, Celosia argentea 'Caracas', Celosia argentea var. plumosa). Diese Verbänderung ist eine genetisch rezessive Eigenschaft, die bereits in der ersten oder zweiten Tochtergeneration wieder verschwindet;
- Zwischenformen zwischen den erstgenannten werden als Celosia whitei bezeichnet.[2][3][4]
Silber-Brandschopfe können Opfer von Infektionen mit Phytoplasmen werden.[5]
Die Pflanze ist eine der ersten Fuchsschwanzgewächs-Arten, bei denen die Symbiose mit arbuskulären Mykorrhizapilzen nachgewiesen werden konnte. Damit sind nur die Vertreter der Kreuzblütengewächse völlig unabhängig von Mykorrhiza.[6]
Vorkommen
Die oktoploide Form der Variante argentea ist diejenige, welche weltweit in Tropen und Subtropen zu finden ist. Die tetraploide Form kommt nur im mittleren und südlichen Indien vor.
Über die Varietäten cristata und plumosa sind nur kulturelle Erwähnungen aus Indien, Burma und China überliefert, wo sie seit langer Zeit in der Umgebung religiöser Stätten und in Gärten angepflanzt werden. In der Natur scheinen sie nicht vorzukommen, da die Pflanzen durch ihre verbänderten Blüten wenig Samen produzieren. Die Abstammung dieser Zuchtformen ist trotz mehrerer Untersuchungen unklar.[2][7] In deutschen Baumärkten oder Gartencentern ist die Celosia argentea 'Caracas' auch unter dem Namen Celosia 'Venezuela' erhältlich.
Inhaltsstoffe und Pharmakologie
Siehe die Inhaltsstoffe der Brandschopfe für genaue Zahlen bezüglich Wasser, Vitamin C, Carotinoide, Protein, Nitrat und Oxalat. Außerdem konnten in Wurzel und Samen des Silber-Brandschopfs Triterpen-Saponine nachgewiesen werden. Man fand Zucker in der Wurzel und Flavonoide in Blättern und Stängel. Die Samen zeigten eine harntreibende Wirkung.[8] Gelbe Blütenstände von cristata und plumosa können hohe Dosen von Dopamin enthalten. Die Farben dieser Kulturformen werden hauptsächlich durch ihren Gehalt an Betalainen bestimmt.[9] Celosian, ein Polysaccharid aus den Samen des Silber-Brandschopfes, zeigt im Tiermodell leberschützende und immunstimulierende Effekte,[10] wie auch der wässrige Extrakt aus Samen, bei dem zudem eine antimetastatische Wirkung in der Leber von Mäusen nachgewiesen werden konnte.[11] Der alkoholische Extrakt der Samen erzeugt bei bestimmten Laborratten einen antidiabetischen Effekt.[12]
Verwendung
Ähnlich wie Amarant, wird der Silber-Brandschopf als Gemüse benutzt. Er ist das meistverwendete Blattgemüse im südlichen Nigeria, und auch im Benin, Kongo und in Indonesien gehört er zum Speiseplan. Er wird in Gärten und kleinen Farmen für den Eigengebrauch und kommerziell angebaut. Auch junge Stängel und Blüten werden gegessen. Auch die Samen können gegessen werden, sie zählen zu den Pseudogetreiden. Aufgrund der Resistenz gegenüber Schädlingen und Krankheit und des höheren Ernteertrags erscheint die Pflanze als gute Alternative zum Amarant.[13][14] Aus den Samen kann auch ein Pflanzenöl gewonnen werden.
In einer Studie konnte gezeigt werden, dass der Silber-Brandschopf Unkraut aus Feldern vertreibt. Insbesondere die Gräserpflanzungen wie Getreide oder Sorghum befallenden Wurzelparasiten der Afrikanischen Hexenkräuter (Gattung Striga) (Familie der Braunwurzgewächse) konnten durch gemeinsame Aussaat mit Silber-Brandschopf von Feldern ferngehalten werden. Der Ertrag wurde erheblich gesteigert. Der Mechanismus scheint eine von der Pflanze erzeugte und in mehreren Metern Umkreis wirksame Verbindung zu sein, die, ähnlich wie Baumwolle, bei Striga vorzeitige und suizidale Samenbildung verursacht. Dieser Effekt wurde nach Befragung ugandischer Bauern entdeckt, die den Brandschopf traditionell als Striga-Jäger bezeichnen.[15]
Die Formen- und Farbvielfalt an Blüten und Blättern machen die Kulturvarietäten des Silber-Brandschopfs zur weltweit beliebten Zierpflanze. Noch bis 1996 wurden in Europa vorwiegend Sorten von Celosia argentea var. plumosa als Zierpflanzen verkauft. Inzwischen jedoch sind Celosia argentea var. cristata und insbesondere Celosia argentea 'Caracas' hinzugekommen.[16]
Quellen
- Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 86. (online).
- P. Nath et al.: Seed protein electrophoresis of wild and cultivated species of Celosia (Amaranthaceae). Genetic Resources and Crop Evolution 44(3), 1997, S. 241–5. doi:10.1023/A:1008670407477
- Flora of North America project: Flora of North America. Vol. 4. Amaranthaceae. S. 406/7. Online-Version
- Flora of China Project: Flora of China. Vol. 5. Amaranthaceae. S. 416. Online-Version
- E. Tanne, L. Kuznetsova, J. Cohen, S. Alexandrova, A. Gera: Phytoplasmas as Causal Agents of Celosia Disease in Israel. In: HortScience. Band 35, Nr. 6, Oktober 2000, S. 1103–1106 (Abstract + Volltext).
- L. Arriola et al.: Border Cells and Arbuscular Mycorrhizae in four Amaranthaceae Species. In: Phytopathology. 87(12), 1997, S. 1240–1242, Online-Version (Memento des vom 29. September 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- W. F. Grant: A Cytological Study of Celosia argentea, C. argentea var. Cristata, and Their Hybrids. In: Botanical Gazette. 115(4), 1954, S. 323–336.
- Mamta B. Shah, K. N. Patel, Malati G. Chauhan: Contribution to Indigenous Drugs Part I: Celosia Argentea. In: Pharmaceutical Biology. Band 31, Nr. 3, 1993, S. 223–234, doi:10.3109/13880209309082946.
- W. Schliemann et al.: Betalains of Celosia argentea. In: Phytochemistry. 58(1), 2001, S. 159-65, PMID 11524126.
- K. Hase et al.: Immunostimulating activity of Celosian, an antihepatotoxic polysaccharide isolated from Celosia argentea. In: Planta Med. 63/3/1997. S.216-9. PMID 9225602.
- Y. Hayakawa et al.: Anti-metastatic and immunomodulating properties of the water extract from Celosia argentea seeds. In: Biol Pharm Bull. 21(11), 1998, S. 1154–9, PMID 9853404.
- T. Vetrichelvan et al.: Anti-diabetic activity of alcoholic extract of Celosia argentea Linn. seeds in rats. In: Biol Pharm Bull. 25(2), 2002, S. 526–8, PMID 11995938.
- M.C. Palada und S.M.A. Crossman: Evaluation of Tropical Leaf Vegetables in the Virgin Islands. in: J. Janick (Hrsg.): Perspectives on new crops and new uses. ASHS Press, 1999. ISBN 0-9615027-0-3 Online-Version (PDF; 26 kB)
- Colin W. Wrigley, Harold Corke, Koushik Seetharaman, Jon Faubion: Encyclopedia of Food Grains. Vol. 1, Second Edition, Academic Press, 2016, ISBN 978-0-12-803537-5, S. 275.
- J.R. Olupot et al.: The effectiveness of Celosia argentia (Striga chaser) to control Striga on sorghum in Uganda. Crop Protection 22/-/2003. S. 463–8. Online-Version
- Blumenbüro Holland: Celosia argentea Caracas (Memento des vom 11. Oktober 2006 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
Weblinks
- Celosia argentea bei Useful Tropical Plants, abgerufen am 1. März 2018.