Sigríður Tómasdóttir

Sigríður Tómasdóttir (* 24. Februar 1871 in Brattholt; † 17. November 1957 in Hafnarfjörður) war eine isländische Umweltschützerin. Sie ist vor allem für ihren Einsatz zum Schutz des Gullfoss-Wasserfalls bekannt, welcher sie zu einer Vorreiterin des Umweltschutzes in Island machte.[1]

Denkmal für Sigríður Tómasdóttir am Gullfoss-Wasserfall

Leben

Sigríður Tómasdóttir wurde 1871 in Brattholt am Beginn der Gullfoss-Schlucht geboren.[2] Ihre Eltern waren der Bauer Tómas Tómasson aus Brattholt und Margrét Þórðardóttir.[2] Sigríður wuchs in einer ländlichen und naturverbundenen Umgebung auf, die ihre spätere Lebensarbeit prägen sollte.[3] Obwohl sie keine formale Schulbildung genoss, beherrschte sie alle gängigen Arbeiten, sowohl im Freien als auch im Haus.[3] Sie war eine talentierte Zeichnerin und Handwerkerin, die für ihre Darstellungen von Pflanzen und Tieren bekannt war.[2]

Nach dem Tod ihrer Eltern führte sie den Hof in Brattholt zusammen mit Einar Guðmundsson fort, der als Kind in Brattholt aufgenommen worden war.[2] Im Jahr 1952 brannte ihr Haus nieder. Sie und Einar lebten bis zum Umzug in ein neues Haus im Jahr 1954 in einem Teil des Stalls.[3] Sigríður verbrachte ihr gesamtes Leben in Brattholt und verstarb 1957 in Hafnarfjörður.[2] Sie wurde auf dem Friedhof von Haukadalur beigesetzt.[4]

Wirken

Ohne Sigríður Tómasdóttirs Engagement wäre der mittlerweile unter Naturschutz stehende Gullfoss-Wasserfall einem Kraftwerkprojekt zum Opfer gefallen

Sigríður Tómasdóttir kämpfte leidenschaftlich gegen Pläne zur Nutzung des Wasserfalls,[2] dessen Wasser gefasst und über eine Turbine geleitet werden sollte.[5] Sie drohte sogar, sich in den Wasserfall zu stürzen, sollte dieser für Kraftwerkszwecke genutzt werden:[2] Als die Ingenieure kamen, postierte sie sich über der Schlucht und kündigte an, sie werde hinunterspringen, falls auch nur ein Stein verschoben werde; die Wasserbauer zogen schließlich ab, und das Projekt wurde aufgegeben.[5] Hierbei half ihr Anwalt Sveinn Björnsson, der später der erste Präsident Islands wurde; sie erreichten gemeinsam die Annullierung eines bereits geschlossenen Vertrages und den Übergang des Gullfoss in den Besitz des isländischen Volkes.[4] Sigríður gilt in Island seither als Retterin des Gullfoss.[5] Ihre Entschlossenheit brachte ihr landesweite Anerkennung und stärkte die Bedeutung des Naturschutzes in der öffentlichen Wahrnehmung des Landes.[2]

Sigríður und ihre Schwester spielten auch eine wichtige Rolle bei der Förderung des Tourismus in der Region, indem sie den ersten Pfad zum Gullfoss anlegten und Besucher zum Wasserfall führten.[3] Ihr künstlerisches Talent und ihr Engagement für den Naturschutz trugen dazu bei, dass Sigríður eine inspirierende Figur in der isländischen Geschichte wurde.[2] Als Anerkennung für ihr Lebenswerk und ihren Beitrag zum Schutz von Islands Naturerbe wurde 1978 ein Denkmal zu ihren Ehren nahe dem Gullfoss errichtet.[2] Das Denkmal wurde vom Bildhauer Ríkarður Jónsson geschaffen.[4] Nach ihr ist zudem ein Umweltpreis benannt.

Commons: Sigríður Tómasdóttir – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Sunna Ósk Logadóttir: „Það virðist full ástæða til viðbragða“. In: kjarninn.is. 31. Juli 2020, abgerufen am 17. März 2024 (isländisch).
  2. Þingeyrarvefurinn / Fréttir / Merkir Íslendingar - Sigríður Tómasdóttir í Brattholti. In: thingeyri.is. Abgerufen am 17. März 2024.
  3. Sigrún Helgadóttir: Sigríður og Einar í Brattholti. In: vefir.mms.is. 2001, abgerufen am 17. März 2024.
  4. Sigríður Tómasdóttir. In: nat.is. 17. Januar 2019, abgerufen am 17. März 2024 (englisch).
  5. Walter Saller: Auf Island werden in den Tagen um Weihnachen heidnische Mythen wieder lebendig. In: zeit.de. 29. Dezember 1995, abgerufen am 17. März 2024.

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