Sietas Typ 163

Der Typ 163 ist ein StoRo-Schiffstyp der Sietas-Werft in Hamburg-Neuenfelde, der für Dienste mit gemischten Frachtaufkommen konzipiert wurde und zum Transport von Papier, Trailern und Containern ausgelegt ist. Die Baureihe umfasst vier Schiffe des Grundtyps 163 und drei des Untertyps 163a.

Sietas Typ 163
Die Friedrich Russ (Typ 163)
Die Friedrich Russ (Typ 163)
Schiffsdaten
Schiffsart StoRo-Schiff
Bauwerft Schiffswerft J.J. Sietas, Hamburg-Neuenfelde
Bauzeitraum 1998 bis 1999
Gebaute Einheiten 7
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 153,45 m (Lüa)
142,80 m (Lpp)
Breite 20,60 m
Seitenhöhe 14,15 m
Tiefgang (max.) 7,00 m
Vermessung 10.471 BRT, 3.142 NRT
(10.488 BRZ, 3.146 NRT)
Maschinenanlage
Maschine 1 × Wärtsilä-12V46C-Dieselmotor
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat 12.600 kW (17.131 PS)
Höchst­geschwindigkeit 21 kn (39 km/h)
Propeller 1 × Verstellpropeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 7.438 (7.226) tdw
Container 303 TEU
Anschlüsse Kühlcontainer 50
Rauminhalt 14.599 m³
laufende Spurmeter 1625 m
PaxKabinen 6
Kojen für Passagiere 12
Sonstiges
Klassifizierungen DNV GL,
Eisklasse E4
Anmerkungen
Daten

Mistral (Typ 163)[1][2][3]

Daten in Klammern

Seagard (Typ 163a)[2][3]

Geschichte

Die Miranda (Typ 163)

Die sieben Schiffe wurden von verschiedenen Reedereien bestellt, um sie langfristig an die finnische Transfennica zu verchartern. Die beiden ersten Einheiten orderte die finnische Godby Shipping Ab über ihre firmeneigenen Eignergesellschaften Oy Minicarriers Ab und Oy Trailer-Link Ab. Das Typschiff Mistral wurde am 2. Januar 1999 abgeliefert, die Miranda folgte am 12. Februar 1999. Die zwei anderen Schiffe des Grundtyps 163, die Friedrich Russ und die Elisabeth Russ, bestellte die Hamburger Reederei Ernst Russ. Ihre Ablieferungen erfolgten am 19. März beziehungsweise 24. April 1999. Zunächst setzte Transfennica die vier Einheiten im Liniendienst zwischen Hanko (Finnland) und Lübeck (Deutschland) ein.[3][4]

Die von der finnischen Bror Husell Chartering Ab bestellte Seagard und die beiden von Reederei Russ georderten Schiffe Caroline Russ und Pauline Russ gehören zum Untertyp 163a. Sie waren ursprünglich von Transfennica für Fahrten zwischen Hamina (Finnland) und Tilbury (Großbritannien) eingeplant worden. Um die Umläufe auf dieser Route innerhalb einer Woche schaffen zu können, verfügen die drei Schiffe über leistungsstärkere Hauptmaschinen und erreichen eine höhere Geschwindigkeit.[3][4]

Die Baureihe kam anfangs ausschließlich in der Nordsee und Ostsee zum Einsatz. Ab 2004 setzte Reederei Godby Shipping die Mistral, ein Jahr später auch die Miranda, für das Unternehmen UPM-Kymmene zwischen Rauma (Finnland) und Santander (Spanien) ein.[5] Seit Anfang der 2010er Jahre fahren einige Schiffe zeitweise auch im Mittelmeer. Die Miranda wurde am 11. August 2017 von Godby Shipping an die zur FRS-Gruppe gehörende zypriotische Kekepania Shipping Company Limited verkauft und am 9. Januar 2018 in Cádiz (Spanien) an den neuen Eigner übergeben, der sie in Miramar Express umbenannte.[6] Die Reederei FRS Iberia setzte das Schiff anschließend im Liniendienst zwischen Motril (Spanien) und Tanger-Med (Marokko) ein.[7] Derzeit fährt die Miramar Express für FRS Iberia zwischen Algeciras (Spanien) und Tanger-Med (Stand April 2020). Die Mistral kam nach einer fünfjährigen Vercharterung an P&O von Januar bis Ende April 2020 für die Reederei Balearia zwischen Huelva (Spanien) und den Kanarischen Inseln zum Einsatz.[8]

Technik

Die Pauline Russ (Typ 163a)

Die Schiffe besitzen die Eisklasse E4 und wurden in Sektionsbauweise gefertigt, wobei die Rumpfsektionen zum Teil in Polen entstanden sind.[9] Sie haben eine Gesamtlänge von 153,45 m (142,80 m Lpp) und eine Breite von 20,60 m (23,60 m einschließlich Brückennock). Die Höhe vom Kiel bis zum Oberdeck beträgt 14,15 m, der maximale Tiefgang 7,00 m. Die vier Schiffe des Grundtyps 163 wurden bei Ablieferung mit 10.471 BRZ und rund 7.440 dwt vermessen, die drei des Untertyps 163a mit 10.488 BRZ und rund 7.250 dwt.[2][3]

Alle Schiffe der Serie verfügen über zwei Heckrampen mit einer Breite von 12,30 m beziehungsweise 4,00 m. Über die größere Heckrampe kann das 123 m lange Hauptdeck beladen werden, von dem aus eine befahrbare Rampe in den 75,60 m langen unteren Laderaum führt. Das 5,00 m hohe Hauptdeck hat eine Fläche von 1.878 m² und verfügt über 620 Spurmeter. Der untere Laderaum ist 4,60 m hoch und besitzt eine Fläche von 967 m² mit 315 Spurmetern. Er ist primär zur Stauung von Papier vorgesehen. Der Laderaum und das Hauptdeck haben einen Rauminhalt von zusammen 14.599 m³ und sind mit Lufttrocknungs- sowie Belüftungsanlagen ausgerüstet. Das 2.878 m² große Oberdeck mit 690 Spurmetern ist über die kleinere Heckrampe und einer dahinterliegenden starren Rampe befahrbar. An Bord können neben Trailern bis zu 303 20-Fuß-Standardcontainer (TEU) beziehungsweise 121 40-Fuß-Standardcontainer (FEU) plus 21 TEU gestaut werden. Die Schiffe sind ebenso zum Transport von Containern mit Sondermaßen (30- und 45-Fuß), Binnencontainern und Gefahrgutcontainern geeignet. Auf dem Hauptdeck und dem Oberdeck befinden sich Anschlüsse für insgesamt 50 Kühlcontainer beziehungsweise Kühltrailer. Zur Mitnahme von Fernfahrern sind die Schiffe mit sechs Doppelkabinen ausgerüstet, die sich im hinteren Bereich des Deckshauses befinden.[1][3]

Die Schiffe des Grundtyps 163 werden von einem 12.600 kW (17.130 PS) leistenden Zwölfzylinder-Viertakt-Dieselmotor des Typs Wärtsilä 12V46C angetrieben. Ihre Höchstgeschwindigkeit beträgt 21 Knoten. Die Schiffe des Untertyps 163a erhielten einen Sechzehnzylinder-Viertakt-Dieselmotor des Typs Wärtsilä 16V46B, der 15.600 kW (21.210 PS) leistet. Sie erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 22 Knoten. Für An- und Ablegemanöver stehen ein elektrisch angetriebenes Bugstrahlruder mit 800 kW Leistung sowie ein elektrisch angetriebenes Heckstrahlruder mit 495 kW Leistung zur Verfügung. Zur Stromerzeugung befinden sich zwei Dieselgeneratoren sowie ein Wellengenerator an Bord.[1][4]

Die Schiffe

Sietas Typ 163
BaunameTypBau-
nummer
IMO-
Nummer
Kiellegung
Stapellauf
Ablieferung
AuftraggeberUmbenennungen
und Verbleib
Mistral1631183918378817.12.1997
20.11.1998
02.01.1999
Oy Minicarriers Ab,
Brändö
so 2024 in Fahrt
Miranda1631184918379017.12.1997
29.12.1998
12.02.1999
Oy Trailer-Link Ab,
Finström
2018 Miramar Express, so 2024 in Fahrt
Friedrich Russ1631185918641718.12.1997
09.01.1999
19.03.1999
Ernst Russ GmbH & Co. KG,
Hamburg
so 2024 in Fahrt
Elisabeth Russ1631186918642918.12.1997
19.03.1999
24.04.1999
Ernst Russ GmbH & Co. KG,
Hamburg
so 2024 in Fahrt
Seagard163a1187919897719.12.1997
29.04.1999
13.06.1999
Bror Husell Chartering Ab,
Mariehamn
12/2023 Glyvursnes, so 2024 in Fahrt
Caroline Russ163a1188919753319.12.1997
03.06.1999
30.06.1999
Ernst Russ GmbH & Co. KG,
Hamburg
1/2016 Corsica Linea Dui, 9/2016 Caroline Russ, so 2024 in Fahrt
Pauline Russ163a1189919898929.06.1998
06.07.1999
11.09.1999
Ernst Russ GmbH & Co. KG,
Hamburg
so 2024 in Fahrt
Commons: Sietas Typ 163 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Gert Uwe Detlefsen: Die Typschiffe der Sietas-Werft. Verlag H.M. Hauschild, Bremen, 2010, ISBN 978-3-89757-494-6

Einzelnachweise

  1. Godby Shipping Ab: Schiffsdatenblatt Mistral, abgerufen am 2. April 2020
  2. Schiffsdaten der Sietas-Neubauten aus dem Archiv des Schiffbaumeisters Klaus Krummlinde
  3. Gert Uwe Detlefsen: Die Typschiffe der Sietas-Werft. Verlag H.M. Hauschild, Bremen, 2010, ISBN 978-3-89757-494-6, S. 552
  4. Gert Uwe Detlefsen: Schiffahrt im Bild, Spezialfrachter. Verlag H.M. Hauschild, Bremen, 2006, ISBN 978-3-89757-346-8, Seite 84
  5. Godby Shipping Ab: Contract with UPM-Kymmene, 29. Dezember 2003 (in Englisch), abgerufen am 13. April 2020
  6. Godby Shipping Ab, Delivery of MV Miranda, 9. Januar 2018, abgerufen am 5. April 2020
  7. Täglicher Hafenbericht, Godby trennt sich von „Miranda“, 5. Januar 2018, abgerufen am 5. April 2020
  8. Godby Shipping Ab: Mistral to Balearia, 3. Januar 2020 (in Englisch), abgerufen am 13. April 2020
  9. Gert Uwe Detlefsen: Die Typschiffe der Sietas-Werft. Verlag H.M. Hauschild, Bremen, 2010, ISBN 978-3-89757-494-6, S. 554
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