Siegfried Berndt
Siegfried Berndt (* 19. April 1880 in Görlitz; † 30. Juni 1946 in Dresden) war ein deutscher Grafiker und Maler. Er wird kunstgeschichtlich der „Verschollenen Generation“ zugerechnet.
Leben
Berndt studierte von 1899 bis 1906 an der Dresdner Kunstakademie, wo er Meisterschüler von Eugen Bracht wurde. 1901/02 studierte er zwei Semester in Leipzig. Früh zeichnete er sich durch hervorragende Leistungen aus. 1904 erhielt er die Silberne Medaille und zum Abschluss seines Studiums den Großen Preis der Dresdner Akademie, mit dem ein umfangreiches Reisestipendium verbunden war, das ihn nach Paris, Brüssel, Antwerpen, London und Schottland führte. Ab 1908 arbeitete er als Assistent im Atelier von Eugen Bracht. 1909 war er Gründungsmitglied der Künstlervereinigung Dresden. Er nahm u. a. an deren ersten Ausstellung 1910 teil.[1]
Während des Ersten Weltkriegs war Berndt vornehmlich als Kriegsmaler tätig; ab 1918 arbeitete er als Dozent in der Architektenklasse der Kunstakademie. 1932 bis 1941 war er als Kunst- und Werklehrer an der Freien Waldorfschule Dresden beschäftigt. Die Schule wurde 1941 geschlossen und Berndt entlassen. Nach Kriegsende lebte und arbeitete Berndt wieder in Dresden.[2]
Werk
Berndts künstlerischer Weg führte vom Impressionismus, den er in Paris kennenlernte, über den Expressionismus bis hin zur Neuen Sachlichkeit. Dabei wurde schon seinen impressionistischen Werken überregionale Aufmerksamkeit zuteil, wovon mehrere Ausstellungsbeteiligungen auch in Berlin zeugen. Seine intensive Beschäftigung mit der Technik des Farbholzschnitts begann bereits 1903. Durch sie gelangte er schließlich zum Expressionismus. Dabei erweiterte und verfeinerte er die Möglichkeiten der Drucktechnik ständig und gab zeitweilig sogar Holzschnitt-Kurse für die Professoren der Dresdner Kunstakademie. Beinahe jährlich finden sich seine Werke nun in Ausstellungen. Eine stilistische Änderung hin zur Neuen Sachlichkeit lässt sich ab den 1930er Jahren bei Berndt beobachten.
Rezeption ab 1933
1937 wurde in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ aus der Staatlichen Gemäldegalerie Dresden und dem Stadtmuseum Dresden drei Bilder Berndts beschlagnahmt und anschließend vernichtet.[3]. Dennoch waren ihm noch vereinzelte Ausstellungsbeteiligungen möglich. Aber Berndt litt persönlich unter der Geistlosigkeit des Faschismus. Gegen Ende seines Lebens vernichtete er resigniert viele seiner Bilder. An die offizielle Wiederentdeckung eines anthroposophischen Malers war zu Zeiten der DDR nicht zu denken. Erst nach der Wende gerieten Berndts nun nahezu vergessene Werke wieder in den Fokus des Interesses. Einen ersten Werkkatalog unter besonderer Berücksichtigung der Farbholzschnitte veröffentlichte Andreas Albert 2013.
1937 als „entartet“ nachweislich beschlagnahmte und vernichtete Bilder Berndts
- Straße (Aquarell; Stadtmuseum Dresden)
- Der Teich (Tafelbild; Staatliche Gemäldegalerie Dresden)
- Sitzender Junge (Tafelbild, Öl; Staatliche Gemäldegalerie Dresden)
Illustrationen (Auswahl)
- Der Gesundbrunnen-Kalender des Dürerbundes 1931. Sieben-Stäbe-Verlag, Berlin, 1931 (u. a. mit 2 Original-Lithographien)
Werke in Museen und öffentlichen Sammlungen (Auswahl)
Literatur (Auswahl)
- Künstlervereinigung Dresden. Sommer-Ausstellung 1923. Dresden, Verlag Alfred Waldheim., 1923
- 1. Ausstellung, Malerei, Plastik der Arbeitsgemeinschaft Lausitzer Bildender Künstler. G. Benzig, Bautzen, ca. 1935
- Andreas Albert: Siegfried Berndt. Ein Dresdner Meister des Farbholzschnitts. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 2013, ISBN 978-3-89876-681-4.
Einzelnachweise
- Deutsche Kunst und Dekoration. 27.1910-1911. Seite: 291
- Lothar Lang: Malerei und Graphik in der DDR. Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig, 1983; S. 204
- Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin
- Bildindex der Kunst & Architektur