Stiftung Deutsch-Israelisches Zukunftsforum
Die Stiftung Deutsch-Israelisches Zukunftsforum (Abkürzung: DIZF, hebräisch: קרן פורום העתיד גרמניה-ישראל Keren Forum Ha'Atid Germania-Isra'el) ist eine 2007 durch die Bundesrepublik Deutschland und den Staat Israel gegründete gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Berlin.[1] Sie ist fördernd und operativ tätig. Grundsatzziel der Stiftung ist die Förderung von deutsch-israelischen Kooperationen. Dieses Ziel wird langfristig vor allem durch folgende Programme umgesetzt: Projektförderung, Deutsch-Israelisches Zukunftsnetzwerk, Sylke-Tempel-Fellowship und Shimon-Peres-Preis.
Geschichte
Die Idee für die Stiftung entwickelten der deutsche Bundespräsident und der israelische Staatspräsident anlässlich des 40. Jubiläums der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel. Die Stiftung DIZF wurde im Dezember 2007 offiziell gegründet und nahm im Februar 2009 ihre Arbeit auf.[2] Die Stiftung hat es sich zum Ziel gesetzt, junge Menschen aus Israel und Deutschland miteinander in Kontakt zu bringen und sie bei der gemeinsamen Arbeit für eine gemeinsame Zukunft auf Basis der Werte Demokratie, Freiheit und Toleranz zu unterstützen. So sollen vor allem junge Fach- und Führungskräfte zwischen 18 und 45 Jahren in die Ausgestaltung der deutsch-israelischen Beziehungen eingebunden werden.[3]
Der Gründungsvorstand war Botschafter a. D. Albert Spiegel.[4] Von 2009 bis 2016 stand Andreas Eberhardt der Stiftung vor.[5] Seine Nachfolge trat im April 2016 Tamara Or an, die seitdem die Geschäfte der Stiftung leitet.[6] Auch die Arbeit der Stiftung hat sich im Laufe der Jahre gewandelt. Während am Anfang die Förderung von deutsch-israelischen Projekten und Sprachkursen im Zentrum stand, hat die Stiftung heute ihre Arbeit diversifiziert und ist stärker operativ tätig.
Kuratorium
Das Kuratorium ist das höchste Organ der Stiftung DIZF. Seine Aufgabe liegt in der Beratung, Unterstützung und Überwachung des Vorstands. Die 12 Kuratoriumsmitglieder sind Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Medien, Kultur, Wirtschaft und Politik und werden je zur Hälfte von der deutschen und der israelischen Regierung ernannt. Beide Regierungen sind durch jeweils ein Mitglied im Kuratorium vertreten. Den Vorsitz hat seit 2015 der Historiker Hermann Simon inne, Stellvertretender Vorsitzender ist der Geschäftsmann Yair Hamburger. Weitere aktuelle Mitglieder sind: Elke Büdenbender, Doris Dörrie, Yael Hadass, Jana Hensel, Botschafter Jeremy Issacharoff, Esther Lopatin, Staatsministerin Michelle Müntefering, Irit Sagi, Nili Shalev und Thomas Sparr.
Zu den ehemaligen Kuratoriumsmitgliedern gehören:
- Shlomo Avineri
- Botschafter a. D. Yoram Ben-Zeev
- Staatsministerin a. D. Maria Böhmer
- Arye Carmon
- Ruthie Eitan
- Michael Federmann (stv. Vorsitzender)
- Botschafter Yaacov Hadas-Handelsman
- Staatssekretär a. D. Michael Jansen (Vorsitzender)
- Christoph Markschies
- Staatsminister a. D. Michael Naumann
- Günther Nonnenmacher
- René R. Obermann
- Fania Oz-Salzberger
- Staatsministerin a. D. Cornelia Pieper
- Adar Primor
- Christina Rau
- Daniela Schadt
- Nava Semel (1954–2017)
- Sylke Tempel (1963–2017)
- David Witzthum
- Regina Ziegler
Aktivitäten
Neben Veranstaltungen, Online-Talks, der Teilnahme an Fachgesprächen, Öffentlichkeitsarbeit etc. betätigt sich die Stiftung vor allem in der Projektförderung, dem Deutsch-Israelischen Zukunftsnetzwerk, dem Sylke-Tempel-Fellowship und der Verleihung des Shimon-Peres-Preises.
Projektförderung
Die Stiftung fördert deutsch-israelische zukunftsorientierte Kooperationsprojekte aus drei Handlungsfeldern:
- Politik und Gesellschaft
- Innovation und Technologie
- Kultur und Kommunikation
Alle von der Stiftung geförderten Projekte beziehen sich in ihrer inhaltlichen Ausrichtung auf mindestens eines der UN-Nachhaltigkeitsziele.[7] Die Projekte werden in etwa gleichen Teilen in Israel und Deutschland umgesetzt. Seit Gründung der Stiftung wurden etwa 200 solcher bilateralen Projekte gefördert.[8]
Deutsch-Israelisches Zukunftsnetzwerk
Im Jahr startete 2018 startete das Programm „Deutsch-Israelisches Zukunftsnetzwerk“. Hier haben junge Aktivisten, Engagierte und Führungskräfte die Möglichkeit über ehrenamtliche „Matchmaker“ (vermittelnde Netzwerkmitglieder) niederschwellig Partner für deutsch-israelische Kooperationen zu finden. Die „Matchmaker“ sind nach Angaben der Stiftung fast zur Hälfte im Bereich der Zivilgesellschaft aktiv, ca. ein Drittel betätigt sich in Wirtschaft und/oder Wissenschaft, ca. ein Viertel engagiert sich in den Bereichen Technologie und Kunst & Kultur (Mehrfachnennungen waren möglich).[9] Die Online-Plattform des Zukunftsnetzwerkes wird durch das israelische Start-Up Clique zur Verfügung gestellt.[10]
Sylke-Tempel-Fellowship
Seit 2019 führt die Stiftung DIZF jährlich ein Fellowship-Programm im Andenken an die Journalistin Sylke Tempel durch, die dem Kuratorium angehörte. Dabei werden Forschungs- und Recherchestipendien an junge Wissenschaftler und Journalisten aus Deutschland und Israel vergeben. Das Fellowship steht unter der Schirmherrschaft des ehemaligen Bundesaußenministers Sigmar Gabriel und wird von der ehemaligen israelischen Außenministerin Tzipi Livni unterstützt.[11]
Das Fellowship-Programm wird mit Kooperationspartnern durchgeführt, die mit Sylke Tempel verbunden waren und sich an der thematischen Ausrichtung des Jahrgangs orientieren. Im ersten Jahrgang 2019 kooperierte die Stiftung mit der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde, der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik und dem Zentrum Liberale Moderne. Die im Rahmen des Fellowships erarbeiteten Artikel zu russischsprachigen Gemeinschaften in Deutschland und Israel wurden in einer Ausgabe der Zeitschrift „Osteuropa“ veröffentlicht.[12]
Das Sylke-Tempel-Fellowship 2020 und 2021 thematisiert die Beziehungen zwischen Deutschland, Israel und den USA. Die Stiftung DIZF kooperiert hier mit dem American Jewish Committee, dem European Leadership Network, der Zeitschrift Internationale Politik und Women in International Security. Die Ergebnisse werden in einer Spezialausgabe der Zeitschrift Internationale Politik veröffentlicht.[13]
Shimon-Peres-Preis
Das Auswärtige Amt vergibt in Kooperation mit der Stiftung DIZF seit 2017 jährlich einen nach dem israelischen Friedensnobelpreisträger Shimon Peres benannten Preis an Projekte und Personen, die sich besonders um die Ausgestaltung der deutsch-israelischen Beziehungen verdient gemacht haben.[14] Die Preisträger werden von einer Jury ausgewählt, der derzeit (Stand Mai 2021) Christian Berkel, Alice Brauner, Derviş Hızarcı, Ahmad Mansour, Hermann Simon und Antonia Yamin angehören. Die Familie Peres wird in der Jury durch den ehemaligen Diplomaten Nadav Tamir vertreten, der als Senior Advisor beim Peres Center for Peace and Innovation tätig ist. In der Vergangenheit gehörten der Jury Mohammad Darawshe, Kai Diekmann, Anat Feinberg, Sara von Schwarze und Jutta Weduwen an.[15] Die Jurymitglieder werden vom Bundesminister des Auswärtigen berufen. Bei vergangenen Preisverleihungen traten u. a. Dana International, Idan Raichel und Yoni Peres auf.[16]
Bisherige Preisträger sind:[17]
- 2022:
- Hebräische Universität Jerusalem (Israel), American Jewish Committee in Berlin (Deutschland), Partner Partners & Company (Israel), TikTok Deutschland (Deutschland), Werk21 (Deutschland) sowie Gedenkstätten und Museen mit dem Projekt "Creating Holocaust Awareness Among German and Israeli Youth on TikTok" und Strascheg Center for Entrepreneurship der Hochschule München (Deutschland), FOM – Hochschule für Oekonomie und Management (Deutschland), Khalifa University (VAE), Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg (Deutschland), Technische Hochschule Deggendorf (Deutschland), Tech7 (Israel) sowie bayerische Unternehmen mit dem Projekt "Bavaria Israel Partnership Accelerator 2021 (BIPA)"
- 2021:
- Martin Buber Society of Fellows der Hebräischen Universität Jerusalem (Israel) und Institut für Sexualforschung, Sexualmedizin & Forensische Psychiatrie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (Deutschland) mit dem Projekt "InterCare & Awareness" und Institut für Nationale Sicherheitsforschung in Tel Aviv (Israel), Shenkar Colleges in Ramat Gan (Israel), dem Goethe-Institut in München (Deutschland) und der Universität der Künste Berlin (Deutschland) mit dem Projekt "Negotiation Matters"
- 2020:
- Society for the Protection of Nature in Israel (SPNI) (Israel), Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU) (Deutschland), Naturschutzjugend (NAJU) (Deutschland) mit dem Projekt „Environmental Educational Partnership between Israel and Germany“ und Bildungsstätte Bredbeck (Deutschland), Sapir College Sderot, Department of Public Policy and Administration (Israel), Universität Bremen, Institut für Religionswissenschaft und –Pädagogik (Deutschland) mit dem Projekt „Inclusion in German and Israeli Societies – challenges in social and youth work“
- 2019:
- Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten Sachsen e. V. (Deutschland) und Sapir College (Israel) mit dem Projekt „Professional Exchange: Understanding and Responsibilities“ und Adam Institute for Democracy and Peace (AI) (Israel) und Akademie Führung & Kompetenz am Centrum für angewandte Politikforschung, Ludwig-Maximilians-Universität München (CAP) (Deutschland) mit dem Projekt „Mehr als eine Demokratie“
- 2018:
- other music e. V./Yiddish Summer Weimar (Deutschland) & Music Department University of Haifa/Arab-Jewish Orchestra (Israel) mit dem Projekt „Caravan Orchestra“ und Gesher Multicultural Film Fund (Israel), ANU-Making Change (Israel), GREENproductions, (Israel) & One Two Films (Deutschland) mit dem Projekt „Out of Place“
- 2017:
- Microfy (Israel) & Migration Hub (Deutschland) mit dem Projekt „Exchange on Social Entrepreneurship“' und Yasmeen Godder Company (Israel) & Monica Gillette (Deutschland) mit dem Projekt „Störung“[18]
Weblinks
Einzelnachweise
- stiftung deutsch-israelisches zukunftsforum – Gründung. Abgerufen am 5. Mai 2021.
- stiftung deutsch-israelisches zukunftsforum – Gründung. Abgerufen am 5. Mai 2021.
- https://www.dizf.de/deutsch/start/index.html. Abgerufen am 5. Mai 2021.
- Zukunftsforum will junge Deutsche und Israelis in Kontakt bringen. Abgerufen am 5. Mai 2021.
- Facebook. Abgerufen am 5. Mai 2021.
- stiftung deutsch-israelisches zukunftsforum – Team. Abgerufen am 5. Mai 2021.
- https://www.dizf.de/cms/upload/downloads/Zukunft_Jahresbericht_2019.pdf. Abgerufen am 5. Mai 2021.
- stiftung deutsch-israelisches zukunftsforum – Unsere Projekte. Abgerufen am 5. Mai 2021.
- DIZF Jahresbericht 2020. Abgerufen am 5. Mai 2021.
- https://eles-studienwerk.de/wir-stehen-noch-am-anfang-sehen-aber-schon-jetzt-dass-die-plattform-zu-einer-einzigartigen-datenbank-fuer-all-diejenigen-heranwaechst-die-deutsch-israelische-zusammenarbeit-aktiv-mitgestalten-wol/. Abgerufen am 5. Mai 2021.
- stiftung deutsch-israelisches zukunftsforum –Sylke-Tempel-Fellowship. Abgerufen am 5. Mai 2021.
- Sylke-Tempel-Fellowship-Programm. Abgerufen am 5. Mai 2021.
- Jüdische Allgemeine: Israel und Deutschland im US-Wahljahr. 19. November 2020, abgerufen am 5. Mai 2021.
- Auswärtiges Amt: Die Zukunft gehört den Mutigen – Shimon-Peres-Preis 2019. Abgerufen am 5. Mai 2021.
- stiftung deutsch-israelisches zukunftsforum – Shimon-Peres-Preis Jury. Abgerufen am 5. Mai 2021.
- Shimon-Peres-Preis am 10. Oktober 2017 erstmalig verliehen - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de. Abgerufen am 5. Mai 2021.
- stiftung deutsch-israelisches zukunftsforum – Shimon-Peres-Preis Preisträger*innen. Abgerufen am 21. Mai 2021.
- Shimon-Peres-Preis am 10. Oktober 2017 erstmalig verliehen – Aviva – Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de. Abgerufen am 21. Mai 2021.