Shell M-Klasse

Die M-Klasse des Erdölkonzerns Shell war eine Ende der 1960er Jahre gebaute Serie von VLCC-Rohöltankern.

Shell M-Klasse p1
Schiffsdaten
Schiffsart Rohöltanker
Reederei Shell Tankers
Bauzeitraum 1967 bis 1970
Gebaute Einheiten 22
Fahrtgebiete Weltweite Fahrt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 325,00 m (Lüa)
310,00 m (Lpp)
Breite 47,00 m
Seitenhöhe 24,50 m
Tiefgang (max.) 19,00 m
Vermessung ca. 105.000 BRT
Maschinenanlage
Maschine 2 × Getriebedampfturbine
Höchst­geschwindigkeit 16,0 kn (30 km/h)
Propeller 1 × Festpropeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit ca. 210.000 tdw
Sonstiges
Klassifizierungen Lloyd’s Register
Anmerkung
Daten

Abweichungen durch verschiedene Bautypen

Geschichte

Die Bezeichnung M-Klasse leitete sich von den mit dem Buchstaben „M“ beginnenden Schiffsnamen der Baureihe ab. Die Baureihe wurde Ende der 1960er Jahre von Shell bei mehreren Werften in Japan, Dänemark, Nordirland, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden geordert. Die einzelnen Entwürfe der verschiedenen Bauwerften ähnelten sich zum Teil in den groben Abmessungen, waren aber nicht standardisiert. Alle Schiffe erhielten Tragfähigkeiten von etwa 210.000 Tonnen.

Im Zuge der Tankerkrise entschied sich Shell bei den M-Tanker schon ab Mitte der 1970er Jahre zum frühzeitigen Verkauf von überflüssig gewordenen Schiffen an andere Reedereien. Die schlechte Konjunktur in der Tankschifffahrt der späten 1970er und 1980er Jahre aufgrund der Wiedereröffnung des Suezkanals und der großen Tonnage-Überkapazitäten führte ab Ende der 1970er Jahre dazu, dass Tanker der M-Klasse direkt an Abwrackwerften verkauft wurden. Mitte der 1980er Jahre waren alle bis auf drei Einheiten wieder verschrottet oder verlorengegangen. Einige dieser Schiffe wurden als schwimmende Öllager genutzt.

Gleich mehrere Einheiten der M-Klasse waren in schwerwiegende Havarien verwickelt. Schon 1969 sank die erst drei Monate alte Marpessa auf einer Ballastreise nach einer Explosion beim Tankwaschen. Die Metula lief 1974 in der Magellanstraße auf Grund und verlor 53.000 Tonnen Öl. Die ehemalige Melania explodierte 1979 als Atlas Titan in Setubal ebenfalls beim Tankwaschen. Der folgenschwerste Seeunfall war die Kollision der Aegean Captain, der ehemaligen Marisa, mit dem Tanker Atlantic Empress vor Tobago, bei der mehrere Besatzungsmitglieder ums Leben kamen und etwa 310.000 Tonnen Rohöl ins Meer flossen.

Beschreibung

Die Schiffe sind als reine Rohöltanker in Einhüllenbauweise ausgelegt. Das Deckshaus war weit achtern über dem Maschinenraum angeordnet, der nach oben verjüngte Schornstein stand auf dem hinteren Decksaufbau hinter dem Brückenhaus. Die Tanker hatten zwei durchgehende Längsschotten und je nach Bautyp verschieden viele Querschotten. Alle Schiffe hatten Sloptanks sowie zwei Seitentanks für Ballastwasser. Das Manifold mit zwei Ladebäumen war mittschiffs platziert. Innerhalb der Bauserie gab es Unterschiede, an denen sich die einzelnen Entwürfe unterscheiden ließen. So gab es beispielsweise Vorschiffe mit oder ohne Bugwulst, wobei sich die Wulstbuggestaltung der verschiedenen Werften nochmals deutlich unterschied.

Als Antriebsanlagen dienten jeweils zwei Dampfturbinen von STAL-Laval, Mitsubishi oder IHI, die teilweise in Lizenz bei den jeweiligen Bauwerften hergestellt wurden. Ihre Leistung gaben die Turbinen über ein Untersetzungsgetriebe an einen einzelnen Festpropeller ab.

Galerie

Die Schiffe

Shell M-Klasse
BaunameBauwerft/
Baunummer
IMO-NummerAblieferungAuftraggeber/
Reederei
Umbenennungen und Verbleib
MacomaIHI, Tokio/9246729969Januar 1968Curacaosche Scheepvaart Maatschappij, Willemstadam 17. Mai 1983 bei der An Hsung Iron & Steel Company in Kaohsiung zum Abbruch eingetroffen.
MegaraMitsubishi, Nagasaki/1634672738719. Januar 1968Shell Tankers, London1976 Dyvi Nova, ab 19. August 1978 bei der Korea Iron & Steel Company in Masan verschrottet.
MarisaHitachi, Sakai/4126672859920. März 1968Shell Tankers, London1977 Aegean Captain, am 19. Juli 1979 Kollision mit dem Tanker Atlantic Empress, ab 26. März 1980 in Kaohsiung verschrottet.
MyrinaHarland & Wolff, Belfast/1666672523624. April 1968Deutsche Shell AG, Hamburgab 5. September 1981 bei der Inchon Iron & Steel Company in Inchon verschrottet.
MurexHDW, Kiel/11336806365Juli 1968Shell Tankers, London1982 Tazerka, 1995 als Tanklager, ab 29. September 1999 bei Priya Blue Industries in Alang verschrottet.
MagdalaChantiers de l’Atlantique, Saint-Nazaire/R236803727Juli 1968Société Maritime Shell, Parisab 24. Mai 1978 bei der Long Jong Industry Company in Kaohsiung verschrottet.
MarinulaOdense Staalskibsværft, Lindø/226815201August 1968Curacaosche Scheepvaart Maatschappij, Willemstadvon April 1975 bis Oktober 1976 aufgelegt, am 27. Dezember 1982 in Kaohsiung bei der Chien Yung Enterprise Company in Kaohsiung zum Abbruch eingetroffen.
MetulaIHI, Yokohama/2019681876025. September 1968Curacaosche Scheepvaart Maatschappij, Willemstadam 9. August 1974 in der Magellanstraße auf Grund gelaufen, 1976 Tula, am 13. Juni 1976 bei Recup. Submarinos in Santander zum Abbruch eingetroffen.
MangeliaKawasaki, Kobe/11006822084November 1968Shell Tankers, London1976 Andros Tanker, 1976 Jarmona, 1979 Korea Donghae No. 2, am 30. Dezember 1982 bei der Hyundai Mipo Dockyard Company in Ulsan zum Abbruch eingetroffen.
MedoraMitsubishi, Nagasaki/1655682309029. November 1968Shell Tankers, London1980 als Tanklager, 1981 Fulmar FSU, 1996 SPU 4, 1998 Red Fulmar I, ab 1. Oktober 2002 verschrottet.
MetaHitachi, Sakai/41646828296Dezember 1968Shell Tankers, Londonam 24. Juli 1982 bei der Inchon Iron & Steel Company in Ulsan zum Abbruch eingetroffen.
MelaniaNDSM, Amsterdam/535682856921. Januar 1969Shell Tankers, London1976 Andros Tempo, 1976 Atlas Titan, am 27. Mai 1979 in Setubal explodiert, ab 31. Mai 1980 bei Chi Young Steel Enterprise Company in Kaohsiung verschrottet.
MitraOdense Staalskibsværft, Lindø/256904301Februar 1969Shell Tankers, Londonab 8. November 1978 bei Keun Hwa Iron Steel Works & Enterprise in Kaohsiung verschrottet.
MactraHDW, Kiel/12006903058März 1969Shell Tankers, Londonab 27. Juni 1980 bei der Gi Yuen Steel Enterprise Company in Kaohsiung verschrottet.
MytilusHitachi, Sakai/4165692167812. August 1969Curacaosche Scheepvaart Maatschappij, Willemstad1981 Gregorio del Pilar, 1988 Nita I, ab 21. April 1993 bei der Star Cotton Corporation in Gadani verschrottet.
MysiaMitsubishi, Nagasaki/16566918467September 1969Shell Tankers, Londonab 8. September 1978 bei der Taiwan Ship Scrap Company in Kaohsiung verschrottet.
MarpessaIHI, Yokohama/2020692187815. September 1969Curacaosche Scheepvaart Maatschappij, WillemstadAm 12. Dezember 1969 auf einer Ballastreise von Rotterdam nach Mena al Ahmadi vor Senegal explodiert und am 15. Dezember auf Position 16,30°N; 017,45°W gesunken.
MiraldaChantiers de l’Atlantique, Saint-Nazaire/S236929260Oktober 1969Société Maritime Shell, Paris1982 Urania, ab 22. September 1985 bei der Hai Kwang Steel Enterprise Corporation in Kaohsiung verschrottet.
MeloKawasaki, Sakaide/11056924325Oktober 1969Shell Tankers, London1976 World Recovery, 1976 Selefkia, ab 3. Juni 1980 bei der Tung Ho Steel Enterprise Corporation in Kaohsiung verschrottet.
MyrteaChantiers de l’Atlantique, Saint-Nazaire/X237005712Februar 1970Société Maritime Shell, Parisab 26. Juli 1982 bei der Gi Yuen Steel Enterprise Company in Kaohsiung verschrottet.
MysellaNDSM, Amsterdam/536700266727. Februar 1970Shell Tankers, London1976 Bergecaptain, am selben Tag 1976 Mobil Tern, 1978 Solon, 1982 Alaman, Vor- und Achterschiff ab 3. Dezember 1983 in Yokohama verschrottet, Mittelschiff als Tanklager behalten.
MarticiaNDSM, Amsterdam/53770190621. August 1970Shell Tankers, London1976 Bergemaster, 1976 Mobil Raven, 1977 Al Qasim, ab 8. Dezember 1983 bei der Sun-Hua Enterprise Company in Kaohsiung verschrottet.
Daten: Equasis[1]

Literatur

  • Jochen Brennecke: Tanker - Vom Petroleumklipper zum Supertanker. Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford 1975, ISBN 3-7822-0066-7, S. 233–234.
  • Stewart, I.G.: The World's Super Ships. 1965–1980. I.G.S. Marine Publishers, Perth 1980.

Einzelnachweise

  1. Equasis-Startseite (englisch)
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