Shahe (Changping)
Shahe (chinesisch 沙河地區辦事處 / 沙河地区办事处, Pinyin Shāhé Dìqū Bànshìchù) ist ein Gebietsbüro (eine Übergangsstufe von der Großgemeinde zum Straßenviertel) im Stadtbezirk Changping der Regierungsunmittelbaren Stadt Peking. Shahe hat eine Fläche von 58,3 km² und 110.808 Einwohner (Ende 2010).[1] In Shahe befindet sich die Ruine der Gonghua-Festung (巩华城), ein Mitte des 16. Jahrhunderts unter Kaiser Zhu Houcong erbauter Reisepalast. Unweit davon befindet sich die steinerne Chaozong-Brücke (朝宗桥) aus dem Jahr 1447, die über den dem Gebietsbüro den Namen verleihenden Beishahe (北沙河, „Nördlicher Sandfluss“) zu den Mausoleen der Ming-Kaiser führt (cháozōng bedeutet „Ahnherren der Dynastie“).
Geschichte
Die Geschichte von Shahe als Verwaltungseinheit beginnt im Jahr 1958, als dort die Volkskommune Rote Fahne (红旗公社) gegründet wurde. 1961 wurde diese nach dem Nördlichen und Südlichen Sandfluss, die sich beim heutigen Golfclub zum Wenyu-Fluss vereinigen, in „Volkskommune Sandfluss“ (沙河公社) umbenannt. 1983 wurde die Volkskommune im Zuge der Reform- und Öffnungspolitik aufgelöst und in die Gemeinde Shahe umgewandelt, die Ende 1986 zur Großgemeinde hochgestuft wurde. 1990 wurde das Gebiet südlich des Nördlichen Sandflusses abgespalten und dort eine eigene Großgemeinde eingerichtet, nach der Festung, wo die Ming-Kaiser rasteten, wenn sie die Gräber ihrer Ahnen besuchten, „Großgemeinde Gonghua“ (巩华镇, „China konsolidieren“) genannt. im Dezember 1997 wurde die Großgemeinde Gonghua wieder aufgelöst und die ihr unterstehenden Dörfer in Shahe integriert.
Im Zuge der Verstädterung der Pekinger Außenbezirke werden die alten Gemeinden und Großgemeinden Schritt für Schritt in sogenannte „Gebietsbüros“ (地区办事处, Pinyin Dìqū Bànshìchù) umgewandelt, um dann nach einer gewissen Übergangszeit zu Straßenvierteln zu werden.[2] 1999 wurde die Großgemeinde Shahe in ein solches Gebietsbüro umgewandelt, die Gemeindeverwaltung im Dorf Fengshan behielt aber daneben noch das alte Türschild 沙河镇政府/„Regierung der Großgemeinde Shahe“.[3] Am 1. November 2018 führte das Staatliche Amt für Statistik der Volksrepublik China Shahe dann nur noch als Gebietsbüro.[4]
Administrative Gliederung
Shahe setzt sich aus 21 Einwohnergemeinschaften und 22 Verwaltungsdörfern zusammen (Stand 2018). Diese sind:
|
|
|
Wissenschaft und Militär
Da die Pekinger Universitäten unter ständiger Platznot litten, schlug die Stadtregierung, unterstützt vom Ortsverband Peking der KPCh, im Jahr 1999 vor, an zwei bis drei Orten in den Außenbezirken der Stadt sogenannte „Hochschulparks“ (高教园区) mit jeweils 8000–10.000 mu, also 533–667 ha einzurichten. Nach einer längeren Planungs- und Beratungsphase wurde schließlich im Oktober 2001 der Bau solcher Hochschulparks im Gebietsbüro Liangxiang des Stadtbezirks Fangshan im Süden der Stadt, sowie in Shahe, im Norden, genehmigt. Die Fläche des Hochschulparks Shahe (沙河高教园区, Pinyin Shāhé Gāojiào Yuánqū) wurde mit 799,72 ha deutlich größer als ursprünglich angedacht. Mit einer Investition von 28 Milliarden Yuan, von denen bis 2015 etwa 23 Milliarden ausgegeben waren, was von der Kaufkraft her 23 Milliarden Euro entspricht, sollen dort Außenstellen von 7 Hochschulen mit insgesamt 70 Instituten eingerichtet werden, mit Wohnheimen für 150.000 Studenten und Dozenten.[6] Bislang haben sich im Hochschulpark Shahe folgende Universitäten mit Außenstellen angesiedelt:
- Zentrale Universität für Finanzwesen und Wirtschaft (2009)[7]
- Universität für Luft- und Raumfahrt Peking (2010)
- Hochschule für Auswärtige Angelegenheiten (2012)[8]
- Universität für Post- und Fernmeldewesen Peking (2015)[9]
- Chinesische Universität für Bergbau und Technologie (2017)[10]
- Pädagogische Universität Peking (2018)[11]
Außerdem betreibt die Hochschule für Raumfahrttechnik der Strategischen Kampfunterstützungstruppe der Volksbefreiungsarmee, die ihren Hauptsitz in Huairou hat, eine Zweigstelle in Shahe.[12] Im Nordwesten von Shahe, zwischen 6. Ringstraße und der Autobahn Peking–Lhasa, liegt die Nationale Gründerbasis für Ingenieurwissenschaften und Technologie von Zhongguancun (中关村国家工程技术创新基地), auch „Changping-Park“ (昌平园) genannt. Neben PetroChina mit einem Forschungszentrum hat sich auf dem 398,88 ha großen und mit einer Investition von 30 Milliarden Yuan erschlossenen Gelände[13] unter anderem die Universität für Wissenschaft und Technik Peking mit ihrem Nationalen Zentrum für Werkstoffprüfung (国家材料服役安全科学中心) sowie einem Gründerpark mit sieben Versuchswerkstätten für Hochdruck- und Hochtemperaturexperimente etc. angesiedelt.[14] Im Süden des Gebietsbüros liegt die ehemalige Beobachtungsstation Shahe des Astronomischen Observatoriums Peking. 2002, nach der Gründung der Nationalen Astronomischen Observatorien der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, stellte die Beobachtungsstation, die schon seit dem Halleyschen Kometen 1986 zusätzlich als Volkssternwarte gedient hatte, ihren Betrieb ein und wurde in ein Erlebnismuseum umgewandelt.[15]
Einzelnachweise
- 沙河地区办事处. In: citypopulation.de. 5. November 2016, abgerufen am 18. Juli 2019 (chinesisch).
- 王东亮: 奥运村街道编入行政区划. In: sina.com.cn. 15. April 2009, abgerufen am 18. Juli 2019 (chinesisch).
- 沙河地区(镇). In: xzqh.org. 11. November 2015, abgerufen am 18. Juli 2019 (chinesisch).
- 2018年统计用区划代码和城乡划分代码. In: stats.gov.cn. 1. November 2018, abgerufen am 18. Juli 2019 (chinesisch).
- 2018年统计用区划代码和城乡划分代码. In: stats.gov.cn. 1. November 2018, abgerufen am 18. Juli 2019 (chinesisch).
- 聂玲玉、 颜星: 北京市领导调研沙河高教园区建设情况. In: wbuqv.com. 18. Mai 2018, abgerufen am 19. Juli 2019 (chinesisch).
- 武超群: 中央财经大学沙河高教园区喜迎首批学子. In: 2exam.com. 10. September 2009, abgerufen am 9. Januar 2023 (chinesisch)..
- 徐松: 温家宝赴外交学院为周恩来和陈毅铜像揭幕并讲话. In: politics.people.com.cn. 10. September 2012, abgerufen am 19. Juli 2019 (chinesisch).
- 北京邮电大学沙河校区正式启用. In: edu.sina.com.cn. 11. September 2015, abgerufen am 19. Juli 2019 (chinesisch).
- 童军武: 沙河校区举办2017级新生矿大校史、医疗管理及健康教育大会. In: news8.cumtb.edu.cn. 13. September 2017, abgerufen am 19. Juli 2019 (chinesisch).
- 孙云柯: 北京师范大学昌平校区启用. In: xinhuanet.com. 10. November 2018, abgerufen am 9. Januar 2023 (chinesisch).
- 张宏洲: 2017军校巡礼第二十五站:航天工程大学. In: mod.gov.cn. 15. Juni 2017, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 2. November 2020; abgerufen am 14. Juli 2019 (chinesisch).
- 中关村国家工程技术创新基地. In: chitec.cn. 2. Mai 2012, abgerufen am 20. Juli 2019 (chinesisch).
- 中心简介. In: ncms.ustb.edu.cn. Abgerufen am 20. Juli 2019 (chinesisch).
- 国家天文台. In: cas.cn. 20. Dezember 2002, abgerufen am 19. Juli 2019 (chinesisch).