Shades of Grey (Jasper-Fforde-Roman)

Shades of Grey (deutsch: Grau) ist das erste Buch der Eddie-Russett-Reihe des britischen Schriftstellers Jasper Fforde.

Die Romanwelt

Die Handlung spielt sich in der fernen Zukunft ab, oder wie es in den Büchern gesagt wird 500 Jahre nachdem etwas passiert ist, in Großbritannien ab, im Speziellen Südwales. Seitdem hat sich die Gesellschaft durch große und kleine Sprünge immer weiter zurückentwickelt, so ist zum Handlungszeitpunkt das Ford Modell T das modernste noch erlaubte Automobil, und die Produktion von Löffeln ist verboten. Die Bevölkerung wird durch die begrenzte Zahl an persönlichen Postnummern künstlich klein gehalten. Flora und Fauna ähneln der unseren, sind jedoch von den Davor-Gewesenen genetisch modifiziert oder im Laufe der Zeit mutiert, so findet sich an jedem Tier und Mensch ein Barcode, Störche gelten als eine der häufigsten Todesursachen und auch die Fauna ist aggressiver wie Yateveo-Bäume belegen. Wichtigste Änderung sind jedoch die verkümmerten Augen der menschlichen Bevölkerung, die sowohl nachtblind als auch komplett farbenblind sind; dafür dienen die Augen aber auch zur Aufnahme von medizinischer Farbe, wodurch Mustermänner alleinig Farbplatten zum Praktizieren brauchen. Mit diesen Farbmustern lässt sich fast alles am Körper einstellen, vom Erektil-Blau über das beruhigende Lime und Euthanasiegrün bis zu Fähigkeitsmuster, mit denen die Mustermänner selbst ausgebildet werden.

Kern der sozialen Ordnung des Kollektivs ist die Colorkratie: Während rund ein Drittel der Bevölkerung komplett farbenblind sind (<10 % Farbwahrnehmung) und als „Graue“ gelten, können die restlichen Teile der Bevölkerung zumindest einen begrenzten Teil des Farbspektrums sehen. Nach den Grauen nehmen die Rotsichtigen die unterste Stufe in der Gesellschaft ein, gefolgt von den Orangen, Gelben, Grünen, Blauen und schließlich die Violetten. Da mit steigender Sehfähigkeit die soziale Position zunimmt, ist es das Ziel der meisten Familien durch geschickte Heiratspolitik immer weiter aufzusteigen, damit vielleicht die Kinder oder Enkel ihren Ishihara mit mehr als 70 % bestehen, um als Präfekten die Belange der gesamten Kommune bestimmen zu können, oder gar bei National Colour, dem alleinigen Produzenten von für alle sichtbarer, synthetischen Farbe, eine Stellung zu erhalten. Beziehungen oder Freundschaften zwischen Komplementärfarben gelten als abartig und sind sozial tabuisiert, selbst auf dem Beigemarkt sind käufliche Kontakte zwischen diesen nicht zu kriegen. Neben der generellen Farbsicht die soziale Stellung, bestimmt die eigene Farbe auch die eigenen Karrieremöglichkeiten, Graue sind für jegliche schwere Arbeit vorgesehen, den Orange ist die Unterhaltungsindustrie vorbehalten, Gelbe nehmen polizeiliche Ordnungsaufgaben war und Grüne dürfen verständlicherweise als einzige in der Grünlandpflege arbeiten. Nur Violette dürfen die höchsten kommunale Aufgaben wahrnehmen, so ist selbst dem untersten Violetten noch die Wartung des wertvollen kommunalen Ford T vorbehalten, und als einzige Sekundärfarbe haben sie ihren eigenen Präfekten, der den drei anderen als Oberpräfekten übergestellt ist.

Figuren (Auswahl)

  • Edward „Eddie“ Russett: Ein stark Rotsichtiger, der als Strafe eine Stuhlzensur in East Carmine durchführen soll. Er ist wissbegierig und beschäftigt sich besonders mit Effizienzsteigerungen beim Anstellen in Schlangen, und der Anbahnung einer Ehe mit der reichen Industriellenerbin Constance Oxblood.
  • Jane Grey: Eine aufrührerische Graue mit schöner Nase. Sie lebt in East Carmine und wo selbst die Präfekten ihnen nicht über den Weg trauen.
  • Holden Russett: Eddies Vater, er wird als Mustermann nach East Carmine versetzt. Wie sein Vorgänger ist er stolz noch nie einen Patienten an den Mehltau verloren zu haben.
  • Tommo Cinnabar: Ein geschäftstüchtiger Roter, er soll einst sogar seine Großmutter verkauft haben.
  • Violet deMauve: Eine blaustichige Violette, sie soll eines Tages ihren Vater als Oberpräfekten beerben, dieser Umstand macht sie verwöhnt und herrschsüchtig.
  • Courtland Gamboge: Der angehende gelbe Präfekt. Diesen Umstand geschuldet hat er faktische Immunität, weswegen er der Kopf der örtlichen Verbechensszene ist.

Handlung

Mittwoch[1]: Auf der Reise nach East Carmine wollen sich die Russets das letzte Kaninchen ansehen, werden jedoch Zeuge eines medizinischen Notfalls in einem National Colour-Laden. Da der Patient kein Violetter ist, wie seine Reverenadel vermuten ließ, sondern ein Grauer, misslingen die Rettungsversuche Holdens. Beim Abtransport der Leiche sieht Edward zum ersten Mal Jane, die ihm aber zuerst nur wegen ihrer schönen Nase auffällt. Angekommen in East Carmine werden ihnen schnell die Verhältnisse der Provinz klar, so lebt ein Apokrypher Mann, seine Existenz wird nicht von den Regeln legitimiert, in ihrem neuen Haus, und viele Regeln werden mehr gebogen denn durchgesetzt und Holdens Vorgänger Robin Ochre hat fast die gesamte Musterfarbensammlung des Dorfes verkauft. Um die schlimmsten Mängel zu beheben, beschließt Holden am folgenden Tag eine Expedition in den verlassenen Nachbarort Rusty Hill zu machen, eine Mehltau-Epidemie hatte vor Jahren die dortige Bevölkerung dahingerafft, und die Mustersammlung ist aus Seuchenschutzgründen unberührt und vollständig; Eddie soll mitfahren, da im Ort auch ein Caravaggio-Gemälde ist, welches geborgen werden soll. Zu Eddies Erstaunen wird Jane ihnen als Hausmädchen vorgestellt; wie sie hierher kam und wer der Graue war, möchte sie ihm jedoch nicht sagen. Schließlich verspricht sie ihm, am nächsten Tag seine Fragen zu beantworten, Treffpunkt soll das Flussufer außerhalb East Carmines sein, an dem die Expedition Quarantäne halten soll. Des weiterem schickt er seinem Freund Fenton, Sammler von Strichcodes, den angeblichen Barcode des letzten Kaninchens, da er für das Ablesen fünf Meriten im Voraus erhalten hat.

Donnerstag[2]: Auf ihrem Rückweg nimmt die Expedition einen National Colour-Mitarbeiter im Ford T mit, der nächsten Sonntag den Isihara zeigen soll, auch Eddie darf an diesem teilnehmen, wodurch er sich einen Zeitvorteil vor seinem Nebenbuhler um Constance verschaffen kann. Am Flussufer erfährt Eddie, dass Jane und der verstorbene Graue mit dem ebenfalls verstorbenen Ochre unter eine Decke steckten, und sie glauben, mit der Erneuerung des Rathausfreskos Rusty Hill eine tiefere Wahrheit aufdecken zu können. Sie lädt ihn ein, sie Nachmittags im Grauen-Ghetto zu besuchen, dort findet er weitere Apokryphe vor: Ochre hat die alten und gebrechlichen Dorfbewohner, statt ihnen das Mehltaugrün zu zeigen, eine Vorstufe zum Euthanasiegrün, hier untergebracht, denn selbst Gelbe trauen sich nicht in die Privaträume der Grauen hinein.

Freitag[3]: Eddie ist zur morgendlichen Kugelblitzwache mit Tommo und Courtland eingeteilt; die Stimmung ist mies, denn Eddie weigert sich beharrlich, Courtland bei der Beschaffung eines verbotenen Lincolngrün zu helfen. Bei der anschließenden Kugelblitzjagd entgeht Eddie nur knapp einem „Unfall“ mit Courtlands Harpune. Am selben Tag ist das jährliche Hockeyspiel der Mädchen gegen die Jungen, bei dem Eddie als „Begrüßungsgeste“ zum Kapitän bestimmt wird. Das Spiel endet auf Veranlassung Courtlands im Chaos, und Eddie und Violet, die es als ihr Recht ansieht, Kapitänin zu sein, müssen sich vor den Präfekten rechtfertigen. Ihnen werden jeweils 100 Meriten als Strafe abgezogen, eine Strafe, die Eddie gefasst trägt, hat er damit doch immer noch genügend Geld, um heiraten zu dürfen. Dann jedoch wird ihm die Nachricht überbracht, dass das letzte Kaninchen verstorben ist, wegen böswilliger Lüge wird er zur einer Strafe von 500 Meriten verurteilt. Um seinen Zeitvorteil in der Buhlerei um Constance zu behalten, erklärt er sich bereit, für denselben Beitrag eine Expedition für die Suche nach Farbreserven nach High Saffron zu übernehmen, alle bisher dorthin geschickten Kundschafter waren nicht mehr zurückgekehrt.

Die Präfekten bieten ihm jedoch alleine 100 Meriten, weswegen er sie mit seiner hohen Rotsicht überzeugen muss, die, wie sich im Vergleich zum amtierenden Roten Präfekten herausstellt, außerordentlich hoch ist. Kaum haben er und Violet den Gerichtssaal verlassen, fällt sie ihm um den Hals: Sie sucht schon seit längerem schon einen Ehemann, der ihren Blaustich abfangen kann, und hat sich nun in den Kopf gesetzt, ihn zu heiraten.

Nach dem Mittagessen kommen nun die Gelben auf Eddie zu, sie wollen ihm bei seinem Stuhlzensus helfen, denn er stellt eine der wenigen Möglichkeiten dar, bei der sie in die Privaträume aller Dorfbewohner eindringen können. Eddie kann schließlich die Gelben abwimmeln, nachdem er damit droht, einen illegale Postnummertransfer publik zu machen: Courtlands Nichte hat die prestigeträchtige Postnummer eines Verschwundenen erhalten, bevor dessen Leiche entdeckt worden war. Courtland reißt danach der Geduldsfaden, und er macht Eddie das Angebot, er könne mit einem Blankobillet sofort nach Hause fahren, womit er dem Zensus und dem damit verbundenen zeitlich ungewissen Aufenthalt in der Provinz entgehen kann.

Eddie nimmt das Angebot an und sitzt schon im Zug, als er ein Telegramm von Constance erhält, in dem sie ihm zum Verlöbnis mit Violet gratuliert, und ihr eigenes mit seinem Nebenbuhler bekannt gibt. Eddie realisiert, dass es nun keinen Sinn hat, nach Hause zu fahren, und dass er die fiesen Machenschaften des Dorfes nicht ignorieren kann; er steigt wieder aus und schenkt sein Billet einem Liebespaar.

Samstag[4]: Eddie erwacht überraschend mit Violett im Bett, sie möchte die „Kompatibilität“ mit ihm vor der offiziellen Verkündigung ihres Verlöbnisses testen; was sie nach einiger Nötigung auch schafft. Als Eddie schließlich zum Sammelpunkt für die Expedition geht, findet er zu seiner Überraschung die immer klammen Jane und Tommo sowie Courtland und Violet vor. Kurz vor der Gemarkung von High Saffron wird ihnen von Violet instruiert, keinen Schritt weiter zu gehen, sondern stattdessen hier auszuharren, um gefahrlos die 500 Meriten einstreichen zu können. Eddie weigert sich und geht schließlich mit Jane und Courtland weiter; Violet hat diese Entscheidung befürchtet und informiert ihn nun, sie sei von ihm schwanger, Holden habe ihr das hierfür nötige Ovulationsmuster am Vorabend gezeigt. Kurz bevor sie in die eigentliche Stadt kommen, nimmt Jane Eddie zur Seite und zeigt ihm ein spezielles Farbmuster. Was dieses bewirkt, zeigt sich wenig später, die gesamte Stadt hat einen sanften Grünton, der Mehltau auslöst, sie wird als Potemkinsches Dorf genutzt, um aufmüpfige und verarmte Bewohner aus dem gesamten Land unter dem Vorwand eines Reboots zu euthanisieren; während die beiden keine Anzeichen des Mehltaus zeigen, stirbt Courtland an diesem auf dem Rückweg und sie verscharren ihn in einem Yateveo. Während sie sich eine Geschichte für Courtlands Tod ausdenken und beschließen das korrupte System zu zerstören, finden sich die beiden und beschließen zu heiraten.

Sonntag[5]: Holden entschuldigt sich vor dessen Isihara, bei Eddie dafür ihn an Violet verkauft zu haben, und Eddie informiert ihn dass er Jane heiraten will. Zu seiner Verwunderung stört dies seinen Vater nicht, worauf ihm Holden das Meritenbuch seiner verstorbenen Mutter zeigt: Bei ihrem Isihara war eine Sehfähigkeit von unter 25 % festgestellt worden, was bei Holdens Sehfähigkeiten von knapp über 50 % nie zu Eddies potenzieller >70 % Farbsicht führen konnte. Eddie realisiert, dass Holden nicht sein Vater ist, sondern aus Liebe unter seine Verhältnisse geheiratet hat, und einen Höherstehenden bestach, um seinem Nachkommen trotzdem eine bessere Stellung zu verschaffen.

Neben Eddie nehmen am Isihara auch Jane und Violet teil. Während Violets Isihara wenig überraschend ihren dringenden Bedarf nach Rotsicht nachweist, ist Eddie von seinen eigenen 87 % Rotsicht selbst überrascht, da er damit in fast jedem Dorf zum Präfekten ernannt werden kann. Er möchte schon mit Jane feiern, doch diese unterrichtet ihn dass bei ihr eine leichte Grünsicht festgestellt wurde, genügend um eine Verbindung mit ihr unmöglich zu machen. Er fügt sich nun seinem Schicksal und verkündet seine Verlobung mit Violet.

Einzelnachweise

  1. Jasper Fforde: Grau. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-8218-6140-1, S. Kapitel 115.
  2. Jasper Fforde: Grau. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-8218-6140-1, S. Kapitel 1630.
  3. Jasper Fforde: Grau. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-8218-6140-1, S. Kapitel 3143.
  4. Jasper Fforde: Grau. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-8218-6140-1, S. Kapitel 4452.
  5. Jasper Fforde: Grau. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-8218-6140-1, S. Kapitel 5356.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.