Sevimli Ay

Die osmanische Zeitschrift Sevimli Ay (osmanisch سويملى آى; İA: Sevīmlī Ay; deutsch: „Schöner Mond“, „Lieblicher Mond“) war von 1926 bis 1927 der vorübergehende Titel der osmanisch-türkischen Zeitschrift Resimli Ay, die in Istanbul herausgegeben wurde.[1] Es erschienen insgesamt sieben Jahrgänge mit 72 Ausgaben. Die redaktionelle Leitung der Sevimli Ay oblag der Journalistin Sabiha Sertel, die mit ihrem Ehemann Zekeriya Sertel, ebenfalls ein Journalist und Generaldirektor für Pressewesen der neuen Republik,[2] den Vorgänger Resimli Ay 1924 in Istanbul gegründet hatte.[3] Geprägt durch ihren Studienaufenthalt in den USA wollten sie gemeinsam mit anderen einflussreichen Intellektuellen[4] zur Verbesserung der politischen und wirtschaftlichen Lebensbedingungen – insbesondere der türkischen Frau –[5] sowie zur intellektuellen Bildung der türkischen Bevölkerung beitragen.[6] Die Zeitschrift stellte somit ein Publikationsorgan für die sozialistischen und avantgardistischen Bedürfnisse der 1920er Jahre dar.[7]

Sevimli Ay
Sevimli Ay Titelseite Jahrgang 1 Ausgabe 1
Beschreibung Zeitschrift
Fachgebiet Literatur
Sprache Osmanisch-türkisch
Hauptsitz Istanbul
Erstausgabe 1926
Einstellung 1927
Gründer Sabiha Sertel und Zekeriya Sertel
Erscheinungsweise monatlich
Chefredakteur Sabiha Sertel
Weblink Sevimli Ay
ZDB 306096-2

Die kritische Haltung Zekeriya Sertels gegenüber dem türkischen Staat im Rahmen der republikanischen Bewegung führte zu dessen Verhaftung im Mai 1925, sodass in der Folge Sabiha Sertel die finanzielle, redaktionelle und produktionsbezogene Leitung der Resimli Ay übernahm.[8] Im Jahr 1926 musste die Zeitschrift aufgrund von staatlicher Zensur eingestellt werden und erschien die folgenden zwei Jahre unter ihrem neuen Titel Sevimli Ay.[9] Ebenso wie ihr Vorgänger wurde Sevimli Ay monatlich publiziert und bestand aus insgesamt zwölf Ausgaben mit jeweils um die fünfzig großformatigen Seiten.[10] Nach der vorzeitigen Entlassung Zekeriya Sertels aus dem Gefängnis wurde die Herausgabe der Zeitschrift unter ihrem ursprünglichen Namen Resimli Ay zwischen 1927 und 1938 – ab Oktober 1928 auch im neuen türkischen Lateinalphabet – mit einigen Unterbrechungen fortgesetzt.[11]

Die bei der türkischen Bevölkerung beliebte Publikation[12] behandelte die gesellschaftsbezogenen Themen in Form von Leitartikeln, Meinungsumfragen, Leserbriefen, Kurzgeschichten und Gedichten sowie Selbsthilfe-Artikeln.[13] Neben der Beschäftigung mit konträren Aspekten wie Kinderarmut und Fabrikarbeit gegenüber Nachtclubs und Tanztrends nahm vor allem die Rolle der modernen türkischen Frau einen großen Raum ein.[14] Glamouröse Illustrationen im Stil der Vanity Fair oder Vogue sollten ein weltoffenes Bild der Frau in der Öffentlichkeit zeichnen und spiegelten die urbane Elite von Istanbul wider.[15]

Einzelnachweise

  1. Gisela Procházka-Eisl: The Lower End of the Economy: The Portrayal of Poverty in the Ottoman Magazin Press. In: Gisela Procházka-Eisl, Martin Strohmeier (Hrsg.): The Economy as an Issue in the Middle Eastern Press. Neue Beihefte zur Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes. LIT Verlag, Wien, S. 151-71.
  2. A. Holly Shissler: Womanhood Is Not For Sale: Sabiha Zekeriya Sertel Against Prostitution and For Women's Employment. In: Journal of Middle East Women's Studies (= Innovative Women: Unsung Pioneers of Social Change). Band 4, Nr. 3, S. 1230.
  3. James Ryan: The Glamor of the New Turkish Woman in „Resimli Ay“. In: stambouline. 2013, abgerufen am 3. Dezember 2018.
  4. Gisela Procházka-Eisl: The Lower End of the Economy: The Portrayal of Poverty in the Ottoman Magazin Press. In: Gisela Procházka-Eisl, Martin Strohmeier (Hrsg.): The Economy as an Issue in the Middle Eastern Press. Neue Beihefte zur Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes. LIT Verlag, Wien, S. 151-71.
  5. A. Holly Shissler: Womanhood Is Not For Sale: Sabiha Zekeriya Sertel Against Prostitution and For Women's Employment. In: Journal of Middle East Women's Studies (= Innovative Women: Unsung Pioneers of Social Change). Band 4, Nr. 3, S. 1230.
  6. Gisela Procházka-Eisl: The Lower End of the Economy: The Portrayal of Poverty in the Ottoman Magazin Press. In: Gisela Procházka-Eisl, Martin Strohmeier (Hrsg.): The Economy as an Issue in the Middle Eastern Press. Neue Beihefte zur Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes. LIT Verlag, Wien, S. 151-71.
  7. Mehmet Fatih Uslu: Resimli Ay Magazine (1929–1931): The Emergence of an Oppositional Focus Between Socialism and Avant-Gardism. In: Bogazici University. The Atatürk Institute for Modern Turkish History. Abgerufen am 3. Dezember 2018.
  8. A. Holly Shissler: Womanhood Is Not For Sale: Sabiha Zekeriya Sertel Against Prostitution and For Women's Employment. In: Journal of Middle East Women's Studies (= Innovative Women: Unsung Pioneers of Social Change). Band 4, Nr. 3, S. 1230.
  9. Gisela Procházka-Eisl: The Lower End of the Economy: The Portrayal of Poverty in the Ottoman Magazin Press. In: Gisela Procházka-Eisl, Martin Strohmeier (Hrsg.): The Economy as an Issue in the Middle Eastern Press. Neue Beihefte zur Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes. LIT Verlag, Wien, S. 155.
  10. Sevimli Ay. 1926, abgerufen am 3. Juli 2019.
  11. Resimli Ay. 1928, abgerufen am 1. Juli 2019.
  12. James Ryan: The Glamor of the New Turkish Woman in „Resimli Ay“. In: stambouline. 2013, abgerufen am 3. Dezember 2018.
  13. A. Holly Shissler: Womanhood Is Not For Sale: Sabiha Zekeriya Sertel Against Prostitution and For Women's Employment. In: Journal of Middle East Women's Studies (= Innovative Women: Unsung Pioneers of Social Change). Band 4, Nr. 3, S. 1230.
  14. James Ryan: The Glamor of the New Turkish Woman in „Resimli Ay“. In: stambouline. 2013, abgerufen am 3. Dezember 2018.
  15. James Ryan: The Glamor of the New Turkish Woman in „Resimli Ay“. In: stambouline. 2013, abgerufen am 3. Dezember 2018.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.