Servius Sulpicius Similis
Servius Sulpicius Similis (* im 1. Jahrhundert; † vermutlich um 125) war ein römischer Plebejer, der unter Kaiser Trajan in den Ritterstand aufstieg und eine außergewöhnliche Karriere absolvierte.
Im Rang eines Centurio hatte er sich vermutlich am Ersten Feldzug des Trajan gegen die Daker herausragend bewährt, so dass der Kaiser auf ihn aufmerksam wurde. Trajan schätzte neben der soldatischen Tüchtigkeit wohl den bescheidenen, ehrlichen Charakter des Servius Sulpicius Similis. Cassius Dio begründete diese Annahme aus seiner überlieferten Anekdote.[1]
Nach seinem Militärdienst wurde Servius Sulpicius Similis laut einem Fragment Ulpians um das Jahr 106 zum Praefectus annonae ernannt. In diesem Amt war er für die Getreideversorgung der Stadt Rom verantwortlich.
Im folgenden Jahr führte er als Praefectus Aegypti die Statthalterschaft in der kaiserlichen Provinz Ägypten bis zum Jahr 112 aus.[2] Als Statthalter einer kaiserlichen Provinz hatte er den Oberbefehl über die dortigen Truppen sowie die Führung über das Finanz- und Steuerwesen. Er übte die Jurisdiktion als höchste richterliche Instanz in der Provinz aus. Neben dem Schwertrecht (ius gladii) stand ihm das ius edicendi zur Verfügung. Mit dieser Befugnis konnte er neue Edikte erlassen, bestehende Edikte aufheben oder übernehmen. Von Servius Sulpicius Similis wurde durch einen Papyrusfund bekannt, dass er sich bei einem Rechtsstreit in seinem Urteil auf das Edikt eines früheren Präfekten berief und den 20 Jahre zurückliegenden Erlass des Vorgängers als das anzuwendende, geltende Recht erneut beurkundete.[3]
In seinem weiteren Werdegang wurde er vermutlich noch im Jahr 112 zum Prätorianerpräfekten ernannt. Zu seiner Seite wurde als Amtskollege der Ritter Publius Acilius Attianus bestellt. In der neueren Forschung wird es für wahrscheinlich gehalten, dass Servius Sulpicius Similis sich auch an dem Feldzug gegen die Parther in den Jahren 113–114 beteiligte und von Trajan mit einer dona militaria ausgezeichnet wurde.[4] Bei der Thronbesteigung Kaiser Hadrians im Jahr 117 spielte er mit seinem Amtskollegen eine wichtige Rolle; ihnen verdankte Hadrian wesentlich die Anerkennung seiner Herrschaft.[5]
Cassius Dio berichtet, dass Servius Sulpicius Similis sein Amt als Prätorianerpräfekt nur widerwillig angetreten hatte und im Jahr 118, im ersten Regierungsjahr unter Kaiser Hadrian, um seine Entlassung ersuchte. Dem Gesuch kam Hadrian nur ungern nach, da Servius Sulpicius Similis als überaus loyal galt und über einen ausgezeichneten Ruf verfügte. Vermutlich im Jahr 125, nach sieben Jahren im Ruhestand, verstarb Servius Sulpicius Similis auf einem Landsitz. Auf seinem Grabstein soll nur eine kleine in Bescheidenheit, die ihn zu Lebzeiten auszeichnete, gehaltene Inschrift gestanden haben.[1]
Literatur
- Gerhard Winkler: Sulpicius II 8. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 5, Stuttgart 1975, Sp. 427.
- Michel Christol, Ségolène Demougin: Notes de prosopographie équestre V. Les ornements de Ser. Sulpicius Similis. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Band 74, 1988, S. 1–14 (PDF).
- Werner Eck: Sulpicius II 15. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 11, Metzler, Stuttgart 2001, ISBN 3-476-01481-9, Sp. 1106–1107.
- Arthur Stein: Sulpicius 104. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band IV A,1, Stuttgart 1931, Sp. 871 f.
Anmerkungen
- Cassius Dio, Römische Geschichte 69, 19, 1.
- CIL 3, 24
- Papyrus aus Oxyrhynchus II 237, col. VIII, Zeilen 21 bis 27.
- Michel Christol, Ségolène Demougin: Notes de prosopographie équestre V. Les ornements de Ser. Sulpicius Similis. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Bd. 74, 1988, S. 13–14.
- Historia Augusta, Hadrian 9, 6.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Gaius Vibius Maximus | Präfekt der römischen Provinz Ägypten 107–112 | Marcus Rutilius Lupus |