Sepp Mastaller

Josef „Sepp“ Mastaller, falsch: Marstaller, Marsteller (* 30. September 1915 in Augsburg-Oberhausen; † 26. November 2004 in Stadtbergen),[1] war ein deutscher Bildhauer.

Leben

Josef „Sepp“ Mastaller kam im Jahr 1915 im Augsburger Stadtteil Oberhausen zur Welt. Er stammte aus einfachen Verhältnissen und absolvierte ab 1929 zunächst eine Berufsausbildung zum Steinmetz und Bildhauer. Er besuchte die Kunstschule Augsburg und studierte ab 1935 an der damaligen Staatsschule für angewandte Kunst in München das Fach Kunst bei Josef Henselmann.[2]

Im Zweiten Weltkrieg leistete Mastaller Arbeitsdienst und ab 1939 Wehrdienst in Frankreich, Rumänien und Ungarn. Er geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1945 floh. Von den Amerikanern wurde er wieder in Kriegsgefangenschaft gesetzt, aus der er noch im gleichen Jahr entlassen wurde. Erst ab 1948 konnte Mastaller nach der kriegsbedingten mehrjährigen Unterbrechung seine künstlerische Tätigkeit in Augsburg fortsetzen.[2]

Sepp Mastaller war verheiratet mit Charlotte Kadelburg. Seinen Lebensmittelpunkt hatte er immer in Augsburg, ein Sohn kam jedoch im Jahr 1949 im hessischen Marburg zur Welt.[3] Mehrere Studienreisen führten Sepp Mastaller in viele europäische Länder sowie nach Ceylon, Indien, Thailand und Kambodscha.[2]

Im Jahr 1957 gehörte Sepp Mastaller dem Vorstand der Künstlervereinigung Augsburg „Die Ecke“ an.[4]

Werk

Das künstlerische Lebenswerk Mastallers umfasst mehr als 50 Brunnen, zahlreiche Skulpturen und Werke für sakrale Bauten. Als Material wählte er oft Bronze, Stein oder Beton. Seine Plastiken stehen in vielen deutschen Städten sowie in Japan und in den USA.[5]

Einige seiner großen Skulpturen wurden zusätzlich in limitierter Auflage als Kleinplastiken aus Bronze hergestellt.[6]

1963 schuf Mastaller die lebensgroße Statue des Kirchenpatrons St. Canisius und die Marienfigur für die Canisius-Kirche in Augsburg-Hochfeld.[7] Die St. Ulrich-Statue über dem Hauptportal der St. Ulrich-Kirche in Nersingen wurde nach seinem Entwurf von Josef Konzal in Muschelkalk gehauen.[8] Den Altarraum der 1955 geweihten Kirche St. Bernhard in Kissing hat er im Jahr 1969 entworfen und gestaltet.[9] Für die katholische Kirche St. Ulrich und Afra in Feuchtwangen schuf Mastaller in den Jahren 1960/1961 den seitlichen Ambo und gestaltete die etwa zwei Meter hohe Weihwasserbeckensäule im Eingangsbereich reliefartig mit Szenen aus dem Leben der beiden Heiligen.[10] Auch das Kreuzrelief in der Aussegnungshalle auf dem Friedhof in Augsburg-Göggingen erschuf Sepp Mastaller in den Jahren 1971/1972.[11]

Ehrungen

Werke in Augsburg (Auswahl)

Werke in weiteren Städten (Auswahl)

  • Wächter, Skulptur, Antrag Beton – Flugplatz Penzing.[5][2]
  • Kriegerdenkmal in Bobingen-Straßberg[19]
  • Bobinger Büble, Skulptur aus Jura-Marmor in Bobingen
  • Kreuzigung (Vortragkreuz), Bronze, und Bergpredigt (Ambo), Bronze – St. Bernhard, Kissing[2][20]
  • Auffliegende Reiher, Bronze – Zierbecken in Günzburg[2]
  • Iller und Bauer, Skulptur in der Fußgängerzone von Frankenberg (Eder)[21]
  • Türgriff, Bronze – Pfarrkirche Schrobenhausen[2]
  • Taubenmariebrunnen, Bronze – Schwabenstraße Königsbrunn, zwischen der Hauptschule Nord und der Via-Claudia-Realschule, 1960[22]
  • Melanchthonbrunnen, grau-gelber Granit – vor dem evangelischen Gemeindezentrum Martin-Luther-Haus, Königsbrunn, 1982[22]
  • Mädchen mit Tauben (Brunnenfigur), Bronze – Gymnasium Königsbrunn[2]
  • Christophorus, Roter Sandstein – Jugendheim in Schongau[2]
  • Pieta – Ehrenmal in Ehingen[2]
  • Seeungeheuer, Beton – Kinderspielplatz Hansastraße München[2]
  • Ehrenmal, Granit und Bronze – in Donauwörth-Berg[2]
  • Eidechsen (Brunnen) – früher LVA Augsburg, jetzt „Heilanstalt Wasach“[2]
  • Seepferdchen und Libellen, Bronze und Marmor (Brunnen) – Pausenhalle Volksschule in Dillingen[2]
  • Fröhliches Spiel (Brunnen), Nagelfluh – Hansastraße München[2]
  • Die St. Ulrich-Statue Muschelkalk – St. Ulrich-Kirche in Nersingen (nach einem Entwurf von Mastaller, von Josef Konzal erstellt)

Kleinplastiken

  • Don Quijote, Bronze, limitierte Auflage, 199 Stück weltweit[23]
  • Das Bekenntnis der Liebe, Bronze, limitierte Auflage, 199 Stück weltweit[23]
  • Das Wunder von Bern, Bronze, limitierte Auflage, 199 Stück weltweit[23]
  • Die Schachspieler, Bronze, limitierte Auflage, 199 Stück weltweit[23]

Ausstellungen

  • 1951 Teilnahme an der Sommerausstellung der Künstlervereinigung „ECKE“ im Goldenen Saal des Rathauses, Augsburg[24]
  • 1957 Teilnahme an der Jubiläumsausstellung „ECKE 50“ der Künstlervereinigung „ECKE“, Augsburg[25]
  • 1975 Kollektiv-Ausstellung in Augsburg[2]
  • 2002 Ausstellung in Stadtbergen[5]

Literatur

  • Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben, Historischer Verein für Schwaben, Verlag Bücher Seitz, 2007, Sepp Mastaller auf S. 398
  • Bernhard Radinger: Das Kunstwerk von Sepp Mastaller. In: 90 Jahre Kriegshaber. Arbeitsgemeinschaft der Ortsvereine Kriegshaber, Augsburg 2006, S. 18 + 19.
  • Werner Lutz: Augsburgs Weg zur modernen Großstadt 1907–1972 die Künstlervereinigung Augsburg „Die Ecke“ als kritischer Wegbegleiter. In: Architekturmuseum Schwaben: Schriften des Architekturmuseums Schwaben. Band 3. Architekturmuseum Schwaben, Augsburg 2001, ISBN 3-9807563-1-9.
  • Sepp Mastaller: Bildhauer Sepp Mastaller. Selbstverlag, Augsburg 1977.
  • Das Münster. Band 21, Verlag Schnell & Steiner, 1968, Sepp Mastaller auf S. 68
  • Mastaller, Sepp: Sepp Mastaller. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 6, Nachträge H–Z. E. A. Seemann, Leipzig 1962, S. 255 (Textarchiv – Internet Archive Leseprobe).
Commons: Sepp Mastaller – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Lebensdaten und Straßenbenennung (PDF; 1,7 MB) augsburg.de; abgerufen am 22. November 2015
  2. Sepp Mastaller: Bildhauer Sepp Mastaller. Selbstverlag, Augsburg 1977.
  3. Michael Marstallers Lebenslauf. In: Beiträge zur Faunistik und Ökologie der Mollusken und Echinodermen in den Korallenriffen von Aqaba, Rotes Meer, Dissertation, Ruhr-Universität Bochum, 1979, S. 335.
  4. Lutz: Augsburgs Weg zur … Augsburg 2001, S. 111.
  5. Judith Strussenberg: Seine „Mutter mit Kind“ steht in Kriegshaber. (PDF; 208 kB) augsburg.de, 5. Oktober 2012, Pressespiegel 2012; abgerufen am 22. November 2015
  6. Kleinplastiken Mastallers auf arsmundi.de; abgerufen am 23. November 2015
  7. Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte e. V. S. 281
  8. Kirchenführer St. Ulrich Nersingen auf pgn.de, abgerufen am 25. November 2015
  9. Eintrag in der Kulturdatenbank zu St. Bernhard (Kissing)
  10. Innenraum Kirche St. Ulrich und Afra in Feuchtwangen auf bistum-augsburg.de, abgerufen am 22. November 2015
  11. Beschreibung des Friedhofs Göggingen auf augsburg.de, abgerufen am 23. November 2015
  12. Liste der Preisträger 1958–2015 auf augsburg.de, abgerufen am 22. November 2015
  13. Kurzbiografie auf skulpturen.org, abgerufen am 28. April 2018
  14. Jürgen Bartel, Gertrud Seyboth: Das Augsburger Brunnenbuch. Presse-Druck- und Verlags-GmbH Augsburg, 1973, Seite 100.
  15. Der Greifbrunnen auf stadtlexikon-Augsburg.de, abgerufen am 24. November 2015
  16. Dreigroschenheft, Verlag Bert Brecht Erscheinungsweise, 2002, S. 28
  17. Haus der Bay. Geschichte
  18. Friedhof
  19. Denkmal und Klagemauer. Augsburger Allgemeine, 21. September 2013; abgerufen am 22. November 2015
  20. Gemeinde St.Bernhard
  21. Figuren vom Illerplatz sind verschwunden. Hessische/Niedersächsische Allgemeine, 22. Juli 2015; abgerufen am 22. November 2015
  22. Susanne Lorenz: Königsbrunn - unsere Brunnen, Königsbrunner Verlag, 2013, ISBN 978-3-9811690-4-1
  23. Kurzbiografie und Vorstellung des Künstlers auf skulpturen.org, abgerufen am 21. November 2015
  24. Lutz: Augsburgs Weg zur … Augsburg 2001, S. 89.
  25. Lutz: Augsburgs Weg zur … Augsburg 2001, S. 115.
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