Senufo-Sprachen

Die Senufo-Sprachen bilden eine kleine Untereinheit des Nord-Volta-Kongo-Zweigs der Niger-Kongo-Sprachen.

Karte der Senufo-Sprachen mit den wichtigsten Gruppen und einigen benachbarten Sprachen

Die 15 nah verwandten Sprachen werden von etwa 2,7 Millionen Senufo im Norden der Elfenbeinküste, im Südosten Malis und im Südwesten von Burkina Faso gesprochen. Die Nachbarn der Senufo-Sprachen sind die Mande-Sprachen im Westen, die Kwa-Sprachen im Süden und Gur-Sprachen im Norden und Osten.

Hauptsprachen

Die sprecherreichste Senufo-Sprache ist das Cebaara mit einer Million Sprechern, andere bedeutende Sprachen sind Supyire, Mamara, Schempire, Tagwana, Dschimini und Schenara. Nafaanra (50.000 Sprecher) ist eine räumlich isolierte Senufo-Sprache im Nordwesten Ghanas.

Position der Senufo-Sprachen innerhalb des Niger-Kongo

Die Senufo-Sprachen werden seit Greenberg (1963) als Untereinheit des Niger-Kongo betrachtet. Über ihre Position innerhalb dieser großen afrikanischen Sprachfamilie ist noch keine völlige Einigkeit erzielt worden.

Maurice Delafosse verfasste 1904 als erster Linguist eine Abhandlung über die Senufo-Sprachen. Er bemerkte, dass die Senufo-Sprachen oft mit den Mande-Sprachen verwechselt werden, auch weil letztere oft von den Senufo als Zweitsprache verwendet werden.

In den einflussreichen Klassifikationen von Westermann (1927), Greenberg (1963) und Bendor-Samuel (1971) erscheinen die Senufo-Sprache als Untergruppe der Gur-Sprachen. Manessy (1975) zweifelte jedoch an dieser Einordnung. 1989 bemerkte John Naden in seinem Überblick der Gur-Familie, dass die Senufo-Sprachen mit dem Zentral-Gur nicht enger verwandt sind als mit anderen Volta-Kongo-Gruppen, z. B. den Kwa-Sprachen. Deshalb platzieren Williamson und Blench (in Heine-Nurse 2000) die Senufo-Sprachen als einen Zweig parallel zu den Gur-Sprachen im Volta-Kongo-Knoten des Niger-Kongo.

Position des Senufo im Niger-Kongo nach William-Blench 2000

  • Niger-Kongo
    • Volta-Kongo
      • Nord-Volta-Kongo
        • Kru
        • Gur
        • Senufo
        • Adamawa-Ubangi

Interne Klassifikation

Frühe Klassifikationen der Senufo-Sprachen (z. B. Bendor-Samuel 1971) waren hauptsächlich geographisch motiviert und teilten sie in nördliches, zentrales und südliches Senufo. In den folgenden Jahren folgten mehrere Linguisten dieser Terminologie (Garber 1987; Carlson 1983, 1994). Mensah (1983) und Mills (1984) vermieden die geographischen Bezeichnungen, benutzten aber die gleiche Einteilung. Ethnologue unterteilt die Senufo-Sprachen in sechs Gruppen, von denen Supyire-Mamara, Tagwana-Djimini und Senari die bedeutendsten sind, die restlichen weisen nur kleinere Sprachen auf. Wenn man die beiden Klassifikationen kombiniert, erhält man folgendes Ergebnis (es sind sämtliche Sprachen angegeben):

Klassifikation der Senufo-Sprachen nach William-Blench 2000

Sprachliche Charakteristik

Die Senufo-Sprachen haben wie viele Niger-Kongo-Sprachen ein System von Nominalklassen, die durch Suffixe markiert werden. Der Aspekt ist eine wichtige Kategorie des Verbums, es wird ein "imperfektiver" und "neutraler" Aspekt unterschieden. Die Senufo-Sprachen sind Tonsprachen mit drei Tonniveaus (hoch, mittel, tief).

Das Senufo wurde stark von den Mande-Sprachen beeinflusst, viele Wörter wurden aus den Mande-Sprachen Bambara und Jula entlehnt. Carlson (1994:2) bemerkt, dass „diverse grammatische Konstruktionen wahrscheinlich Lehnübersetzungen aus dem Bambara sind“. Die Wortfolge der Senufo-Sprachen ist S-O-V, im Gegensatz zu den Gur- und vielen anderen Niger-Kongo-Sprachen, die S-V-O aufweisen (Claudi 1993).

Literatur

Linguistische Merkmale

  • Carlson, Robert (1994) A Grammar of Supyire. Berlin/New York: Mouton de Gruyter. ISBN 3-11-014057-8.
  • Carlson, Robert (1997) The Senufo Languages. CP/CV 2: Actes du CILG1, 23–42.
  • Claudi, Ulrike (1993) Die Stellung von Verb und Objekt in Niger-Kongo-Sprachen. Universität Köln, Afrikanistische Monographien 1.
  • Garber, Anne (1980) 'Word order change and the Senufo languages.' In Studies in the Linguistic Sciences, 10, 1, 45–57.
  • Garber, Anne (1987) A Tonal Analysis of Senufo: Sucite dialect (Gur; Burkina Faso). PhD dissertation, Urbana: University of Illinois / Ann Arbor: UMI.
  • Garber, Anne (1991) 'The phonological structure of the Senufo word (Sicite)', Journal of West African Languages, 21, 2, 3–20.
  • Manessy, Gabriel (1996a) 'La determination nominal en sénoufo', Linguistique Africaine, 16, 53–68.
  • Manessy, Gabriel (1996b) 'Observations sur la classification nominale en sénoufo', Afrika und Übersee, 79, 21–35.
  • Mills, Elizabeth (1984) Senoufo phonology, discourse to syllabe (a prosodic approach) SIL publications in linguistics (ISSN 1040-0850), 72.

Klassifikation

  • Bendor-Samuel, John (1971) 'Niger-Congo: Gur' in: Thomas Sebeok & Jack Berry (eds.), Linguistics in sub-saharan Africa (Current trends in linguistics 7), The Hauge/Paris: Mouton, 141–178.
  • Delafosse, Maurice (1904) Vocabulaires comparatifs de plus de 60 langues ou dialects parlés à la Côte d' Ivoire ou dans les régions limitrophes (avec des notes linguistiques et ethnologiques, une bibliographie et une carte). Paris: Leroux.
  • Greenberg, Joseph (1963) The Languages of Africa. Mouton, The Hague and Indiana University Center, Bloomington.
  • Manessy, Gabriel (1975) Les langues Oti-Volta. Paris: SELAF.
  • Mensah, E.N.A. and Z. Tchagbale (1983) Atlas des langues Gur de Côte d’Ivoire. Abidjan: Institut de Linguistique Applique.
  • Westermann, Diedrich & Bryan, M.A. (1970 [1952]). The Languages of West Africa. Oxford: International African Institute / Oxford University Press.
  • Williamson, Kay & Blench, Roger (2000) 'Niger-Congo', in Heine, Bernd & Nurse, Derek (eds.) African languages: an introduction, Cambridge: Cambridge University Press, 11—42.
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