Sengés

Sengés ist ein brasilianisches Munizip im Osten des Bundesstaats Paraná. Es hatte 2021 geschätzt 19.441 Einwohner, die sich Sengeaner nennen. Seine Fläche beträgt 1.441 km². Es liegt 592 Meter über dem Meeresspiegel.

Município de Sengés
Sengés

Cachoeira do Corisco in Sengés
Sengés (Brasilien)
Sengés (Brasilien)
Koordinaten 24° 7′ S, 49° 28′ W
Lage des Munizips im Bundesstaat Paraná
Symbole
Wappen
Flagge
Gründung 1. März 1934Vorlage:Infobox Ort in Brasilien/Wartung
Basisdaten
StaatBrasilien
Bundesstaat Paraná
Região intermediária Ponta Grossa
Região imediata Ponta Grossa
Mesoregion Centro Oriental Paranaense
Mikroregion Jaguariaíva
Höhe 592 m
Klima gemäßigt mild (Cfa)
Fläche 1441 km²
Einwohner 19.441 (IBGE-Schätzung zum 30. Juni 2021)
Dichte 13,5 Ew./km²
Gemeindecode IBGE: 4126306
Politik
Stadtpräfekt Nelson Ferreira Ramos (2021–2024)
Partei PSD
HDI 0,663 (mittel) (2010)

Etymologie

Der Name stammt geht auf den Chefkonstrukteur der Eisenbahnlinie von São Paulo nach Rio Grande do Sul, Gastão Sengés, zurück.[1]

Geschichte

Besiedlung

Durch Sengés verlief der Caminho de Sorocaba, auf dem Vieh und andere Handelsgüter wie zum Beispiel Erva-mate aus Rio Grande do Sul von Viamão zur Messe in Sorocaba transportiert wurden. Entlang dieser Straße wurden seit ihrer Einführung in der Mitte des 18. Jahrhunderts Dutzende von Städten gegründet.

Die ersten Bewohner des Gebiets von Sengés waren João Camilo Barbosa und Manoel Alexandre, die um 1893 an den Ufern des Jaguaricatu-Flusses ankamen. Sie begannen mit dem Anbau von Mais und der Aufzucht von Rindern und Schweinen. Ausschlaggebend für die Entstehung der künftigen Gemeinde war der rege Verkehr von Maultiertransporten, die in Rio Grande do Sul starteten und am Jaguaricatu Halt machten, wo die Maultiertreiber Nahrung und Unterkunft zum Ausruhen suchten. So entstanden Handelsniederlassungen, wie die von Joaquim Ferreira Lobo, die wesentlich zur Gründung der Stadt beitrugen.

Bau der Eisenbahn

Im Jahr 1908 wurde die Eisenbahnlinie São Paulo nach Rio Grande eröffnet, die später Rede Ferroviária Federal S/A hieß und in diesem Abschnitt Teil der Rede de Viação Paraná-Santa Catarina wurde. Sie ist heute in Sengés stillgelegt. Zu dieser Zeit wurde ein Sägewerk errichtet, um die beträchtliche Menge an Kiefern zu nutzen. Im Jahr 1910 wurde das staatliche Finanzamt (Coletoria Estadual) gegründet. Am 24. Dezember 1915 wurde der Polizeibezirk mit dem Namen Jaguaricatu gegründet, der zum Munizip Jaguariaíva gehörte.

Revolution 1930

Da Sengés an der Grenze zwischen den Bundesstaaten Paraná und São Paulo liegt und von der einzigen guten Verkehrsverbindung durchschnitten wurde, die den Süden mit São Paulo verband, wurde es in der Revolution von 1930 unter Führung von Getúlio Dornelles Vargas zum Schauplatz blutiger Kämpfe.

Am Abend des 10. Oktober 1930 traf eine Patrouille von 10 Kavalleristen des 15. Kavallerie-Bataillons von Curitiba in Jaguaricatu ein. Zwei Bürger fragten die Patrouille nach Neuigkeiten über die revolutionäre Bewegung. Insbesondere war von Interesse, wie sich die Bevölkerung verhalten soll. Sie erhielten zur Antwort, dass sich die revolutionären Truppen aus Rio Grande do Sul und Curitiba bereits auf die Stadt zubewegten und es nur zu einem Kampf kommen würde, wenn Regierungsverbände aus dem Staat São Paulo angriffen. Am nächsten Tag kam tatsächlich ein Zug aus São Paulo mit bewaffneten Truppen in das Dorf und wurde bei der Einfahrt von den revolutionären Truppen mit Gewehrschüssen empfangen. Der Zug kehrte sofort um, und die Bevölkerung begann, das Dorf zu verlassen.

Innerhalb von ein oder zwei Tagen trafen die Truppen aus Curitiba und aus Ponta Grossa ein. Sie verschanzten sich und hoben vor allem in der Nähe des Bahnhofs Schützengräben aus. Die Bundestruppen aus São Paulo kamen fast zeitgleich an und verschanzten sich auf einem der höchsten Punkte der Stadt, direkt über dem Busbahnhof. Ein Flugzeug, bekannt als Vermelhinho Paulista (deutsch: kleiner roter Paulist) griff das Dorf mehrmals an und warf an vielen Stellen Bomben ab, wodurch die noch im Ort verbliebene Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt wurde.

Es kam zu blutigen Gefechten, von denen eines der schlimmsten am 23. Oktober 1930 stattfand, als Oberst Izaltino Pinho fiel, der Befehlshaber des Dreizehnten Infanterieregiments von Ponta Grossa war. Der Tempel der presbyterianischen Kirche wurde in ein Notfallkrankenhaus umgewandelt. Hier erhielten die Verwundeten erste Hilfe, bevor sie in die etwa 130 km entfernte Stadt Castro gebracht wurden. Am nächsten Tag war die Revolution in Jaguaricatu beendet und die Truppen zogen aus der Stadt ab, wobei sie eine Spur der Verwüstung hinterließen.

Wirtschaftlicher Aufschwung

Die Bewohner bauten wieder auf, was der Krieg zerstört hatte. Am 1. März 1934 wurde das Dorf Jaguaricatu zum Munizip erhoben und nahm den Namen Sengés an, der zu Ehren des Ingenieurs Dr. Gastão Sengés gewählt wurde.

Markanter Baum an der Straße zu den Wasserfällen in Sengés

Gegenwärtig ist Sengés in der Region als Holzverarbeitungszentrum bekannt. Es zieht zahlreiche Familien an, die sich auf der Suche nach Arbeit in der Gemeinde niederlassen.[1]

Erhebung zum Munizip

Sengés wurde durch das Staatsgesetz Nr. 269 vom 8. Februar 1934 aus Jaguariaíva ausgegliedert und in den Rang eines Munizips erhoben. Es wurde am 1. März 1934 als Munizip installiert.[2]

Geografie

Fläche und Lage

Sengés liegt auf dem Segundo Planalto Paranaense (der Zweiten oder Ponta-Grossa-Hochebene von Paraná). Seine Fläche beträgt 1441 km².[3] Es liegt auf einer Höhe von 592 Metern.[4]

Geologie und Böden

Die Böden bestehen aus Geschiebemergel, Warven, Löss und Sandstein.[5]

Vegetation

Das Biom von Sengés ist Cerrado/Mata Atlântica.[3]

Klima

Das Klima ist mild sowie allgemein warm und gemäßigt. Es gibt das ganze Jahr über deutliche Niederschläge (1297 mm pro Jahr). Selbst der trockenste Monat weist noch hohe Niederschlagsmengen auf. Die Klimaklassifikation nach Köppen und Geiger lautet Cfa. Im Jahresdurchschnitt liegt die Temperatur bei 19,6 °C. Innerhalb eines Jahres gibt es 1416 mm Niederschlag.[6]

Gewässer

Sengés liegt im Einzugsgebiet des Paranapanema am Itararé, der die östliche Grenze des Munizips bildet. Dessen linker Nebenfluss Jaguaricatu fließt von Süden nach Norden durch das Munizip. Nördlich davon fließt der Jaguariaíva an der Grenze zum Nachbarmunizip São José da Boa Vista ebenfalls zum Itararé.

Straßen

Eisenbahnen

Nachbarmunizipien

São José da Boa Vista
Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Itararé (SP)
Jaguariaíva Doutor Ulysses Bom Sucesso de Itararé (SP)

Stadtverwaltung

Bürgermeister: Nelson Ferreira Ramos, PSD (2021–2024)

Vizebürgermeister: Luiz Carlos Giovanetti, PSB (2021–2024)[8]

Demografie

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner Stadt Land
1940 8.915 10 % 90 %
1950 8.974 11 % 89 %
1960 9.008 13 % 87 %
1970 11.754 16 % 84 %
1980 13.566 29 % 71 %
1991 14.995 55 % 45 %
2000 17.778 75 % 25 %
2010 18.414 82 % 18 %
2021 19.441

Quelle: IBGE (2011)[9]

Ethnische Zusammensetzung

Gruppe* 1991 2000 2010 wer sich als …
Weiße 82,2 % 77,5 % 68,5 % weiß bezeichnet
Schwarze 2,1 % 1,4 % 2,7 % schwarz bezeichnet
Gelbe 0,2 % 0,0 % 0,4 % von fernöstlicher Herkunft wie japanisch, chinesisch, koreanisch etc. bezeichnet
Braune 15,4 % 20,7 % 28,1 % braun oder als Mischung aus mehreren Gruppen bezeichnet
Indigene 0,0 % 0,1 % 0,3 % Ureinwohner oder Indio bezeichnet
ohne Angabe 0,0 % 0,3 % 0,0 %
Gesamt 100,0 % 100,0 % 100,0 %
*) Das IBGE verwendet für Volkszählungen ausschließlich diese fünf Gruppen. Es verzichtet bewusst auf Erläuterungen. Die Zugehörigkeit wird vom Einwohner selbst festgelegt.[10]

Quelle: IBGE (Stand: 1991, 2000 und 2010)[11]

Commons: Sengés – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Cidade / História do Município. In: Offizielle Website. Prefeitura Municipal de Sengés, abgerufen am 14. Januar 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  2. História Sengés PR. In: @Cidades. IBGE, abgerufen am 14. Januar 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  3. Panorama Sengés. In: @Cidades. IBGE, abgerufen am 15. Januar 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  4. Google Maps Koordinaten einfach und schnell finden. mapccordinates.net (Service der Vivid Planet Software GmbH Internet Agentur und Webdesign Salzburg), abgerufen am 14. Januar 2022.
  5. Reinhard Maack, Marcos Augusto Enrietti: Mapa Geolôgico do Estado do Paraná. JOINT RESEARCH CENTRE der Europäischen Kommission / European Soil Data Centre (ESDAC), 1953, abgerufen am 15. Januar 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  6. Klima Sengés: Wetter, Klimatabelle & Klimadiagramm. In: climate-data.org. de.climate-data.org, abgerufen am 15. Januar 2022.
  7. Ralph Mennucci Giesbrecht: Pinhalzinho (Município de Sengés, PR). In: Estações ferroviárias do Brasil. 16. Oktober 2015, abgerufen am 15. Januar 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  8. Prefeito e vereadores de Sengés tomam posse; veja lista de eleitos. In: g1. Globo, 1. Januar 2021, abgerufen am 15. Januar 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  9. Evolução da divisão territorial do Brasil 1872–2010 (= IBGE [Hrsg.]: Documentos para disseminação. Memória institucional. Nr. 17). 2011, ISBN 978-85-240-4208-9, ISSN 0103-6459, Evolução da população, segundo os municípios – 1872/2010, S. 234 (brasilianisches Portugiesisch, ibge.gov.br [PDF; 122,3 MB; abgerufen am 1. Januar 2022]).
  10. Manual do Recenseador. (PDF; 7,0 MB) Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística - IBGE, 2009, S. 152, abgerufen am 13. Oktober 2022 (brasilianisches Portugiesisch, Anweisung an den Zähler: "Falls die Aussage nicht einer der in der Frage genannten (fünf) Alternativen entspricht, lesen Sie die Optionen noch einmal vor, damit die Person sich in diejenige einordnen kann, die sie für am geeignetsten hält. Sie sollten zu keinem Zeitpunkt die Antwort des Befragten beeinflussen ... Indigen wird angekreuzt für die Person, die sich selbst als indigen oder indianisch (portugiesisch: índia) bezeichnet.").
  11. IBGE: Sistema IBGE de Recuperação Automática – SIDRA: Tabela 2093. Abgerufen am 22. April 2021 (brasilianisches Portugiesisch, "Download" anklicken (ca. 116.000 Werte) oder: Datenbankabfrage, Suchbegriffe Sengés und Cor ou raça).
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